schuß zu seinen Füßen nieder. Dieser Chef war nicht beliebt, man bewunderte den Muth desjenigen, der die Bande von seiner Tyrannei befreit hatte; und sein Mörder wurde an seiner Stelle zum Hauptmann proclamirt. Ich war damals so verblendet, daß diese schreckliche Ehre in meinen Augen ihm neue Reize verlieh und ich ihn um so mehr liebte. Ich kleidete mich in die groben Gewänder unserer Bauernfrauen, und begleitete meinen Gatten fast auf allen seinen Strcifzügeu. Er hatte sich bald furchtbar gemacht; in Stad» ten und Dörfern nannte man seinen Namen nur mit Schrecken, endlich aber verließ ihn das Glück, und der Held wurde von einem Haufen Reiter, die auf die Bri- gandeujagd geritten waren, niedergehauen, da er sich nicht ergeben wollte. — Mich fand man mit meinem Kind' in einer Höhle, in die ich mich verborgen hatte, ich wurde arretirt, und in diesen Kerker geschleppt, wo, wie ich glaube, man mich für immer eingesperrl hat, — ich klage nicht über mein Schicksal, das, wie cs scheint, die Vorsehung bei meiner Geburt über mich beschlossen hat, und noch gewahrt mir die Erinnerung an meine ganz hingebende Liebe süße Augenblicke." Hier endigte Maria Grazia ihre Erzählung ohne eine Thräne zu vergießen, ihr Kind fester an sich drückend.
Der Reisende wollte ihr einige Goldstücke geben, die sie aber ausschlug; der Kerkermeister bestätigte ihm alle ihre Aussagen.— Die kaum 19jährige Frau hatte einen außerordentlichen Eindruck auf ihn gemacht. — Es gelang ihm ihre Befrep- ring zu bewirken, und sie ist jetzt —seine Gattin, und beide leben zu — Doch dieß muß wenigstens für jetzt unser» Lesern noch ein Geheimniß bleiben. —
Als Irus ermattet/ ganz triefend vom Schweißt,
Die Straße sich schleppte mit knotigem Stad.
„Ach!" seuf;t er, — sich trocknend die triefende Stirne, —
„W ie bleibt doch das Schicksal des Armen so hart!
„DesSommers, da drückt ihn dieHi« tz e zu Boden,
„Und Wi»ters, ach! ist cr v 0 r Fr 0 K ganz erstarrt!
Indem er noch seufzte, da steht er die Ersten;
Sie zogen — einladend durch Kühlung — ihn an-
Gern folgt' er dem Rufe, sanft legt' er die Glieder,
Und schlummert' und träumt' sich zum glücklichsten Mann.
Er war es, die Lezte, gleich Lidiens König,
Und was er je wünschte, wie sah er's erfüllt!
Wie waren die Sorgen, — ohn' alles Bemühen,
Und eh' er's gedacht nur, — so gänzlich gestillt! —
Lang trieb er sich um in dem glücklichen Traume ;
Durchflog a Carosse jetzt so eben die Welt,
Als ihm aus die aufwärts gerichtete Nase
Don dorther gar unsanft ein Aepfelcin fällt.—
Aufschläzt er die Augen; schon stand an dem Himmel
Der schimmernde Mond im Stcrnen-Geleit;
„O Unglück! so war, was mich eben erfreute,"
So ruft er, „ein Traum? O verlorene Zeit!" —
Schnell lief er des Weges, und dachte der Gaben
Des Traumes, und ihrer Vergänglichkeit nach ;
Und grollte den Göttern; verwünschte sein «Schicksal;
Da tönt' es, als wäre die Geisterwelt wach ;
Ihn fasset ein Grauen, ein Jittern und Beben ;
Er glaubt sich dem Ganzen vom Lode geweiht :
„Ihr Götter, ach helft mir —D rettet mein Leben!" —
— Doch dumpfig erklang's aus unendlicher Weit',
Als sängen die Geister Verstorbener alle:
„Was strebest du länger nach irdischem Glück!
„Leb' Jrus zufrieden, im Auge der Göttcrr
„Nie schauderst du dann vor dem Ganzen zurück!"
Charade. Drei Shlben.
Hoch glänzte die Sonne; sie schoß ihre Strahlen, Wie glühend, zur lechzenden Erde herab;