lindern zu übertreffen bemüht war, zugleich ein Ehrgesükl, das immer tiefere Wurzel» schlug und auch bei den ernstern, im Lo»f der Woche stau findenden Beschäftigungen. nicht ebne for­dernden Einst iß blieb. Alle bingen, obgleich je­der Verstoß qegen die ob valtenden Gesetze auf das schärfste gerügt und bestraft wurde, mit Leid Und Seele an ikrem granbärtigen Hanpimann und ein einziges Wort des BeimUs oder Tadels aus seinem Munde wirkte tiefer und kräftiger auf die jugendlichen Gemüiber, als es der läng­sten Sitlcnpredigt wohl schwerlich hätte gelingen Mögen.

Vor allen aber batte Anton, zufolge der klu- en Umsicht und Geistesgegenwart, die er bei je- cr Gelegenheit blicke» ließ, sich in Divffigs Gunst gesetzt; und eben diesen Vorzügen halte er auch die Standeserböhung zu verdanken gehabt, auf welche der Zinns des Alten bindeuiete, als dieser durch die Plankenwand bin de» Zweikampf bemerkte, auf welchem Anco» so eben, seiner Ge­wohnheit gemäß, den Steg davon zu tragen, im Begriff war.

Nicht gar lange hatte letzterer, nach staktge- -abtcm Abentheuer, bei der Orangenpfianzung wieder zu arbeiten angefangen, als auch Droffig, um eine benachbarteTaxusheckc berumschwenkend, schon mit geschäftiger Hast auf ihn zugeschritten kam. Scheu und verlegen, und das Gesicht tief zum Boden hinabacdückk, machte stch Anton, als er. die annähernden Tritte: bemerkte, mit dem Wurzelwerk eines Baumes zu schaffen, um den Alten auf die Vermuthung zu bringen, daß die Glut auf seinen Wange» nicht sowohl der vor- «ngegangenen Ueberraschung, als vielmehr der unbequemen, das Geblüt nach dem Kopfe leiten­den Stellung, in welcher er sich gegenwärtig be­fand, zuzuschreiben sey. Eine Mühe die er sich füglich hätte ersparen könne»; weil Droffigs Ge- müth in diesem Augenblick schon wieder mit ganz andern und wichiigern Angelegenheiten sich be­schäftigte, um des Vorfalls an der Schlehdorn­hecke nur mit einer Sylbe Erwähnung zu lhun. — ,,Jch habe da," redete er den Schüchternen an, indem er ein zusammengerolltes Papier aus der Tasche zog; "in den letztvcrwichcnen Tagen «inen neuen Operalionsplan entworfen und auf- gezeichnet- Wenn du dich auf ei» halbes Stünd­chen von deinen Geschäften losmachen könntest, lieber Anton, so wollten wir ihn einmal mit ein­ander durchgehen, und in nähern Augenschein nehme» — Innig vergnügt, seiner Angst und Besorgniß so leichten Kaufes überhoben zu seyn, zeigte stchAnton sogleich dazu bereit, und Beide verfügten sich darauf nach dem Innern deS Ge­wächshauses, alS dem Orte, wo der Alte, einer schon längstbcstehendcn Gewohnheit gemäß, sei­nem wißbegierigen Zögling Unterricht in der hö­her» Kriegskunst zu ercheilm -siegte.

Nachdem Anton das Papier behutsam auf de« Tisch acbcftct und Droffia sich eine fris ' e Pfeife gestopft halte, begann die umständliche, übo alle auf k m Grundriß vertkichiie en Einn Ir beiten sich erstreckende Äuseinandersetznna, wahrend welcher der A.'te, indem er die Daist>'ll"i'g Mängel undPomüae der manichsachcn. dabei in Anschlag zu bringenden Veifahrnuqsarten im­mer ans den selbstgemachte» Erfabrungen her» leitete, nach und nach in einen so stürmischen Eifer geiietb, als ob. abbängig von dem Aus­gange der hier im Gcwächsbausc gepflogenen Ver­handlungen, für das Schicksal ganzer Länder und Staaten jczt der cntschcidenoe Augenblick gekom­men sey. In eine dicke Rauchwolke gebullt, „nd ohne in seiner Aufmerksamkeit sich durch den Ta« back.champf, den der alte ihm immer desto reichli­cher ine Gesicht blies, je leidenschaftlicher ,ein« Sprache ward, stören zu lasten, saß Airton. der a>» Unterhaltungen dieser Art in der Tbai ein ganz ans» nehmendes Gefallen fand, wie fcstgebannk auf seinem Platze, »»d nicht eher, als bis vor der allmählich bereinbrcchcnden Abenddämmerung die auf dem Papier befindlichen Punkte »nd Linien nicht länger mehr zu erkenne» waren, bemerkten Beide, daß schon längst das zur Unterredung fcstgcsczic halbe Stündchen bereits verstrichen sey.

,,Dacht icbs doch!" erklang cs jeu durch die geöffnete Tdür, zu welcher Antons Lehrberr her» eimrat ; „da sitzt er und läßt sich von dem Alten wieder einen bläuen Dunst vormache» ; während' ich mir die Beine fast ablaufe nnd den Hals wund schreie! So eben schickt der Amtmann her uns läßt sagen, daß du noch diesen Abend zu ihm herüber kommen sollst, weil er etwas mit Dir zu sprechen hat Al,o flugs fort! damit er nich-t erst lange aus dich zu warten braucht!"

Voll Verdruß über die Unterbrechung packte Drossig seinen Opcrationsplanzusammen; Anton aber halte alle seine Geistesgegenwart aufzubie­ten, um weder durch Worte noch Geberden die Angst zu verratben, von welcher er, zufolge der. so eben vernommenen Nachricht, sein ganzes We­sen ergriffen'fühlte; denn nicht furchtbarer und gransenvoller hätte in diesem Augenblick das Ge» krach des herabstürzenden DeckengelvölbeS ihm zn den Ohren dringen können, als der Name -eS Amtmanns. — „O die Abscheuliche!" rief er aus, als er sich im Freien befand; „sie hat eS dem Vater wieder erzählt, hat vielleicht:, wer weiß was für ein Aufhebens davon gemacht; und ich habe ihr doch kaum das:Ohrläppchen berührt!"^—

(Fortsetzung folgt).

Auflösung der Charade in Nro. 105 »

Bachflelz r.