Drum, als er nun die lieben Kleinen Zum Krankenbett hinüberrief,

Da folgten sie mit leifem Weinen Und der Erwartung Freude fchlief. Doch herrlich prangt in buntem Glanze Wie sonst der grüne Baum, und sieh! Rund um ihn lag im schönsten Kranze Die Christ-Bescherung reich wie nie.

Und freundlich lächelte vom Pfühle Die Mutter ihre Lieben an.

Die mit beweglichem Gefühle All die Geschenke froh besah'»;

Jndeß von Lieb und Gram zerrissen.

Das Thranentuch in feuchter Hand,

An der Geliebten Schmerzenskissen,

Ein Schmerzensbild der Vater stand»

Vor solchem Anblick scheu versinkend. Erlag der Kinder Lust geschwind.

Und als die Mutter deutsam winkend, Bep Namen rief ein jedes Kind,

Da reizte, was sie dort empfangen.

Nicht mehr den überraschten Sinn, Und, still mit neubethrantcn Wangen,

So traten sie zur Mutter hin.

Sie aber sprach wehmüthig leise:

Habt ihr das Alles wohl begehrt, Was euch nach seiner holden Weise Das heil'ge Christkind heut beschert? Nun seht! zu all den Festgeschenken Hat cs noch eins euch zugedacht.

Dabei ihr meiner sollt bedenken.

Ein zartes Bild von dieser Nacht."

Und jedem der betrübten Kleinen Gab sie ein schwarzes Trauerband;

Da Hub sich erst ein schmerzlich Weinen, Ein Schluchzen an um Bettes Rand. Der Vater barg, statt aller Klagen,

Das Haupt ins Kissen jammerschwer. Und auf den Knieen bittend lagen Die bald Verlaß'nen um ihn her.

Doch sie, nach oben schon gewendet. Begann noch einmal: Jammert nicht!

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Das liebe Christkind, ja es sendet Auch diesen Flor zu trüber Pflicht; Mir winkt's hinauf; in seinem Strahls

Erkenn' ich mein und euer Glück _

Lebt wohl, ihr unten tief im Thale!

Und denket oft an mich zurück!"

Und sie verschied o Nacht voll Jammer!

O thranenrciches Weihnachtsfest!

Die Kleinen saßen in der Kammer,

Wie Vöglein im verwaisten Nest.

Und nahmen sie nach Kindcrsiiten Die neu empfangenen Spiele vor.

Von dem Verlust, den sie erlitten. Sprach zu beredt der schwarze Flor.

Doch langst schon war dieß Bild der Trauer

Sammt anderm Leid zur Ruh' gebracht. Und immer noch mit lindem Schauer Gedachten sie der theuern Nacht,

Der Nacht, da Christus ward geboren. Und da der Mutter brach das Herz; So blieb ihr Segen unverlorcn Ein frommer Wuth in Freud' und Schmerz.

Anekdoten und Erzählungen. Eine schreckliche Art von Selbstmord.

(Beschluß.)

Viterbi war ein Mann von Besonnen­heit, von einer Starke des Geistes und des Körpers, die Bewunderung verdient, lie­ber die Umstande seines allmählich her­annahenden Todes, und über die Quaalen, welche ihm vorhergingen, hat er selbst ein Tagebuch geführt, das er nur wenige Stunden vor seinem Tode beendigte. Das Wesentliche, welches dieses Tagebuch ent­hält, besteht in folgendem.

An den ersten drei Tagen, dem zwei­ten bis vierten December, machte es Vi- terbi gerade wie früher, und fühlte eben