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Dank dem Erbarmer; das Bein besserte sich von Tag zu Tage. Der Wundarzt kam nicht wieder; dafür aber wurde das Bein zweimal des Tages Von den zarten Händen einer sechszehenjährigen Nonne, unter Aussicht der in der Wund- arzncikunst sehr erfahrnen, ehrwürdigen Priorin verbunden.
Als ich zwölf Wochen unaussprechlich gelitten, und der Körper neue Haut, Hände und Füße neue Nägel bekommen halten, siieg ich das erstemal zur allgemeinen Freude und Verwunderung aus dem Bette auf zwei Krücken, wurde mit vieler Mühe in die geheizte Klosierkapclle geführt, um die Messe zu hören, die meiner glücklichen Genesung wegen gelesen wurde. Ach, und wer, der irgend die Freude fühlte, dem Tode entflohen zu scpn, sollte zweifeln, sollte cs sich nicht denken können, wie innig ich meinem Schöpfer für die wundervolle Rettung dankte! Aller Parteigeist war fern von mir, die fremdeste Ccrcmonie war mir heilig, und in der Mitte meiner katholischen Mitchristen bezeichnte ich mich mit dem sireuze so andächtig als sie.
Es besserte sich von jetzt an zusehends mit meiner Gesundheit. Nur quälte mich die einzige Furcht, nie die Krücke wieder ablegen zu können; doch auch davon befreite man mich durch tägliches Baden.
Es waren im Kloster sechzig bis sie- benzig Kostgangerinnen, um nach dortiger Landessitte von den Nonnen in frem, den Sprachen, seinen Handarbeiten, vorzüglich aber in der Religion unterrichtet zu werden. Eine höchst wohlthätige Einrichtung, da es in jenet? Landen an öffentlichen Erziehungsanstalten gänzlich fehlt. Die Hofmeisterin selbst, welche im Kloster den deutschen Sprachunterricht ertheiltc, konnte weder lesen noch schreiben. Die Priorin bat mich, der Hof- meistcrin diese ihr fehlenden Kenntnisse mitzuthcilen. Froh, mich einigermaßen
dankbar für so viele Wohlthaten bezeugen zu können, machte ich mir diese höchst angenehme Beschäftigung, welche mich in mein liebes Vaterland zurückzau- bcrte, zur heiligsten Pflicht.
Bald darnach erschien ein Befehl der höchsten Behörde, wodurch alle Gefan- genen nach den verschiedenen Distriktstad- ten beordert wurden, fingern entließen mich die wahrhaft barmherzigen Schwestern. MitThrauen der wärmsten Dankbarkeit nahm ich Abschied von meinen Lc- bensrettcrinnen, die mich nicht nur an das Licht zurück gerufen, sondern mir auch den wonnevollsten Besitz gesunder Glieder und gestärkter Kräfte wieder geschenkt hatte». Noch jetzt ermüdeten sie in ihrer Güte nicht. Tic versahen mich mit Kleidung, und sogar mit einigem Gelbe. Ich reiste ab, und in Dünaburg fanden sich alle noch lebende Gefangene aus ganz Weißrußland viertausend an der Zahl, zusammen
*) Hars war so glücklich, sein Vaterland und die Seinige» wieder, zu sehen. Er kehrte zum Studium der Theologie zurück, und erhielt daraus eine Anstellung als Prediger bei einer Landgemeinde.
Wenn ich Jemand im Scherze einen großen Reichthum wünschen wollte, so wünschte ich ihm eine Billion.
i„ooo,ooc>,000,000 Gulden, doch mit dem kleinen und billigen Vorbehalte, daß er sie selbst zahle, und nicht eher brauche, bis er sie mit seinen eigenen Händen qe- zahlt habe. —
Damit, so denkt vielleicht ein Geizhals, wollte ich bald genug fertig werden. Sachte, es geht nicht so geschwind. Wir wollen ihn zahlen lassen. Er soll das Geld einer Billion in Karolinen, jede, zu 10 fl. gerechnet, empfangen, und in jeder Sekunde einen Wurf von 5 Stücken zahlen.