Das hohe Lebensalter einiger

Menschen.

(Fortsetzung.)'

5. Donald Maclod, ein englischer Ser­geant, ward im Jahr 1791 Abends zu London Von drei Dieben angesallen, die unter Todesdrohung sein Geld forderten. Dieser Greis war damals schon ic>z Jahre alt, und dennoch wollte er sich zur Abga­be seines Geldes nicht verstehen, sondern wehrte sich tapfer. Er schlug einen der drei Diebe mit seinem Stocke zu Boden; der zweite, der mit einem Messer nach ihm stach, verfehlte ihn, und traf das Taschenbuch, woran es abglitschte, und nun schlug ihm der alte Mann das Mes­ser aus der Hand. Endlich ward er doch überwältigt und erbärmlich zugerichtet. Die Diebe nahmen ihm sein Taschenbuch nebst seinem Gclde.

6. Im Jahr 1757 starb zu Cornwal- lis John Assingham im i44sten Jahr sei­nes Slktcrs. Er. war unter der Regierung Jakobs des Ersten von sehr armen Eltern geboren, und von Kindheit auf zur Ar­beit gewöhnt, diente lange als Soldat, und wohnte unter andern 1704 der Schlacht bei Höchsiädt bei. Zuletzt kehrte er in seinen Geburtsort zurück, und lebte als TaglLh- ncr bis an sein Ende. In seiner Jugend genoß er nie hitzige und starke Getränke, lebte immer sehr mäßig, und nur sel­ten Fleisch. Er wußte bis zu seinem hun­dertsten Jahre fast nicht, wa.s Krankheit ist, und Machte noch acht Tage vor sei­nem Ende eine Reise von drei Meilen.

7. Am zweiten Januar 1769 starb in dem spanischen Flecken Belchid, in der Provinz Murcia, eine gewisse Maria Her- mandez Blanco im iTosten Jahre ihres Alters. Sie hatte noch die Munterkeit ei­nes jungen Mädchens, nähte und strickte nach der Mode dys Dorfes, ohne sich ei­ner Brille zu bedienen. 'Täglich gieng sie

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ln die, eine Viertelstunde entfernte Stadt, um eine Messe zu hören. In der Ehe mit Lorenz Blanco hatte sie acht Kinder gezeugt. Sie behielt den ungestörten Ge­brauch ihres Verstandes bis zum Augen­blicke ihres Hinscheidens, und hatte beim Tode noch drei gesunde Zähne.

Z. Ein gewisser Baron Baravicino de Capellis starb 1770 zu Meran im Txrol, in einem Alter, von 404 Jahren. Er hatte Vier Frauen gehabt; im i4ten Jahre die erste, und im g4sten Jahre die vierte ge- heurathet. Aus der letzten Ehe wurden ihm sieben Kinder geboren, und als er starb, war seine Frau mit dem achten schwanger. Die Munterkeit seines LcibeS und Geistes verlöt er nicht eher, als in den letzten Monaten seines Lebens. Nie brauchte er ein- Brille, und machte noch oft in seinem hohen Alter, einen Weg Von zwey Stunden zu Fuß. Seine gewöhn­liche Kost waren Epcr; nie er gekoch­tes Fleisch, nur dann und wann etwas gebratenes, aber immer nur wenig. Thee trank er häufig.

9. James Peter, e.in hcrumziehender Kleinhändler, starb zu Dunder umdienem- liche Zeit im irrten Jahre. Noch in sei- nem höchsten Alter hatte er viele Nächte unter freiem Himmel geschlafen; dennoch genoß er einer dauerhaften Gesundheit bis an sein Ende.

Ein Elegant, mvdegemäß mit einer Brille versehen, schritt, die Nase hoch em-' portragend, einher, und wurde eine brei­te Gasse nicht gewahr. Da trat er tief init dem einen Fuße in den Unrath.Ach, -rief er im Unwillen, vor der verdammten Brille kann man auch gar nichts sehen."

Wer Wahrheit sagt, wird selten reich, Ihr Lohn ist Stock- und Geißelstreich.