Aus Stadt und Kreis Laiw
Gebäudeentschuldungssteuer fällt weg Abgeltung in Höhe des lofachen Jahresbctragcs Die seit der Zeit der Geldentwertung vom Ultbausbesitz erhobene Gebäudeentschnldungs- steuer Wird ab 1. Januar 1S43en dgul. tia beseitigt. Zum Ausgleich für den Wegfall der Steuer hat der Eigentümer einen einmaligen Abgeltungsbetrag in Höhe des Zehnfachen des bisherigen Jahresbetrags der Steuer zu leisten. Die bisher bei der Steuer gewährten Ermäßigungen werden berücksichtigt. Der Abgeltungsbetrag ist spätestens am 31. Dezember an das Finanzamt zu entrichten. .. ^ .
Für solche Hausbesitzer, die den Abgeltungsbetrag nicht ohne weiteres aufbringen können, gewähren die Nealkreditmstltute (Hypothekenbanken, öffentlich-rechtliche Pfandbrieflnstl- tute), die Sparkassen und die Versicherungs- Unternehmen Abgeltungsdarle h e n. Der Eigentümer muß sich bis zum 31. Dezember entscheide», ob er bar zahlen oder einen Antrag auf Abgeltungsdarlehcn stellen will. Unterlaßt er beides, so bestimmt das, Finanzamt ein Realkreditinstitut, das ein Abgeltungsdarlehen in Höhe des Abgeltungsbetrags gewährt. Das Abgeltungsdarlehen ist jährlich mit 4L v. H. zu verzinsen und mit 4 v. H. zuzüglich der ersparten Zinsen zu tilgen. Die Jahresleistungen zur Verzinsung und Tilgung des Abgeltungsdarlehens betragen 85 v. H- der bisherigen Jahressteuer. Stehen Räume leer oder tritt eine sonstige Ertragsminderung ein, so wird bei der Ge- bäudeentschuldnngssteuer ein entsprechender Erlaß bewilligt. Es ist beabsichtigt, für Ertragsminderungen in der Zeit nach dem 31. Dezember an Stelle des bisherigen Steuererlasses Beihilfen zu gewähren. Die Realkreditinstitute werden auf Grund der Abgeltnngsdarlehen Pfandbriefe ausgcben.
Erb- und Sippenforschung
In einem Erlaß an die Gemeindeaufsichtsbehörden, Gemeinden und Gemeindeverbände nimmt der Reichsminister des Innern zur Auswertung gemeindlicher Akten für die im Interesse der Volksgesundheit und Volkskraft wichtigen Fragen der Sippen-, Nassen- und Erbforschung Stellung. In den Akten gemeindlicher Behörden, insbesondere -er Wohlfahrts- und Jugendämter, sowie gemeindlicher Anstalten, z. B. Heil- und Pflegeanstalten, den entsprechenden Abteilungen allgemeiner Krankenhäuser usw., befinden sich, so sagt der Erlaß, häufig Schriftstücke, die für die Sippen-, Rassen- und Erbforschung sowie für den Abstammungsnachweis von Bedeutung sein können. Es ist erforderlich, solche Schriftstücke von der sonst üblichen Vernichtung der Akten auszuschließen und für die künftige Auswertung durch Gesundheits- und Sippenämter aufzubewahren. Der Erlaß enthält die erforderlichen Anweisungen. Er erstreckt sich auch auf Private oder karitative Anstalten, soweit sie von Gemeinden oder Gemeindeverbänden belegt werden. Da kriegsbedingte Schwierigkeiten eine sofortige Auswertung des anfallenden Materials nicht gestatten, kann die Verarbeitung erst nach Beendigung des Krieges, nach Entlastung der Gesundheitsämter und nach Einrichtung der Sippenämter erfolgen.
Pflegt den Beerenobstbau!
Krcisbaumwart Walz, Nagold schreibt über die Pflege des Beerenobstes nach dem Abernten:
Johannis- und Stachelbeersträucher können jetzt schon ausgelichtct werden. Die meisten Sträucher stehen zu dicht und haben zu viel Triebe, sodaß weder Lnst noch Sonne in die Anlagen eindringen kann. Da Beeren Flachwurz- ler sind, brauchen sie viel Luft im Boden. Gründliche Bodenbearbeitung und Auslichten sind deshalb unerläßlich. Zu alte Holzteile tragen wenig und müssen zugunsten jüngerer entfernt werden, außerdem sind die Bodentriebe, sofern sic zahlreich erscheinen, bis auf zwei weg- znnehmcn. Lange diesjährige Triebe werden etwas eingekürzt, damit feine Verästelungen entstehen, welche willig Früchte tragen, sofern Sonne Zutritt hat. Besonders Stachelbeeren sind stark, auszulichtcn, da bei zu dichten Sträuchern der Mehltau den Ertrag zerstört. Der beim Abernten fcstgctretene Boden muß flach gelockert werden. Fm Frühjahr ist Bedecken des Bodens mit strohigem Mist oder Kompost sehr zweck- dienlich, da dann die Bodenfeuchtigkeit erhalten bleibt und das Unkraut nicht anfkommt. Mit Lausen behaftete Sträucher müssen während des Winters mit 5?Ligcin Obstbanmkarbolineum gespritzt werden. Bon besonders tragrcichen Pflanzen können einjährige Triebe als Steckhölzer zur Vermehrung verwendet werden.
Himbeeren. Tie abgetragenen Tragriiten müssen nach der Ernte unverzüglich herausgeschnitten werden. Auch die schwachen diesjährigen Triebe sind zu entfernen. 4—6 kräftige Ruten reichen pro Pflanze aus, mehr ist unzweckmäßig. Himbeeren sind gegen tiefe Bodenbearbeitung mnpfindlich, da sie sehr flach wurzeln. Flache Bodenlockerung ist aber nach der Ernte nötig. Himbeeren sind für leichtes Bedecken des Bodens im Frühjahr sehr dankbar. Ausreichende Dnngung ist für den Ertrag von einschneidender Bedeutung. ^
Sehr erwünscht ist vermehrter Anbau von Becrenobst. Tic Pflege- und Erntcarbeiten fallen in eine für den Landwirt günstige Zeit Selbst beim Eintreten reichster Ernten sind die Süßmostereien in der Lage, die größten Mengen auszunehmen. Für Anlagen größeren Ausmaßes sind Zuschnsie m Aussicht gestellt. Neupflanzun- geu dürfen nicht zu eng angelegt werden. -Für Pohcmlus- und Stachelbeeren ist ein Abstand ^ X 2 m, für Himbeeren ein solcher von I" cm zu wählen. Der Boden muß genügend locker und imkrautfrei sein, wenn die An
lage befriedigen soll. Die Sortenfrage ist örtlich zu regeln.
Tag der deutschen Hausmusik
Der Tag der deutschen Hausmusik wurde für das Jahr 1942 auf Samstag, den 14. November, festgelegt. Die Fachschaft Musikerziehung der ReichSmusikkammer wurde mit der Gesamtleitung beauftragt. Die Rcichsveranstaltung des Tages der Hausmusik findet am genannten Tage in Leipzig statt. Wie in früheren Jahren werden diese Feiern durch die Gemeindeverbändc und die einzelnen Gemeinden wie in den vergangenen Jahren gefördert und unterstützt. Von größter Bedeutung für das gute Gelingen ist die Zusammenarbeit der einzelnen Kulturstellen mit der Fachschaft Musikerziehung der Reichsmusikkammer Berlin SW. 11, Bernburger Str. Nr. 19, wo jede Auskunft bereitwilligst erteilt wird.
Die Gemeinschaftsgaststülte kommt
In Frankfurt am Main fand eine Arbeitstagung der Reichsgruppe Fremdenverkehr und der angeschlossenen Wirtschafts- und Fachgruppen statt. Staatssekretär für Fremdenverkehr Hermann Esser gab Richtlinien für die weitere Arbeit der deutschen Fremdenverkehrswirtschaft in den kommenden Monaten. Die Versorgung der arbeitenden Menschen in den Gaststatten und die Unterbringung der erholungsnchenden
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Fronturlauber und Rüstungsarbeiter dienten der Erhaltung der Volksgesundheit im Kriege und seien deshalb ein wichtiges Mittel zum Endsieg. Der Staatssekretär forderte den vollen Einsatz zur Erfüllung dieser Aufgabe.
Im Mittelpunkt der Arbeitstagungen der angeschlossenen Wirtschafts- und Fachgruppen standen die Pläne der Gemeinschaftsgaststätten, die in den kommenden Monaten verwirklicht werden
sollen, um den Volksgenossen, die kriegswichtige Arbeit leisten und außerhalb der Familie verpflegt werden müssen, eine schmackhafte und markenbillige Ernährung zu sichern.
Wieder früherer Sendeschluß
Seit Samstag beschließen die Reichsten- der Berlin, Königsberg, München und Stuttgart sowie der Sender Luxemburg ihre Sendefolge bereits wieder wie früher um 20.15 Uhr. Die Hörer dieser Sender werden gebeten, ihren Empfänger nach 20.15 Uhr auf dem Reichssender Breslau (315,8 Meter
— S50 LUirz oder den Deutschlandsender einzustellen. Die Darbietungen des Deutschen Rundfunkes können zu dieser Zeit auch über die Reichssender Böhmen, Danzig. Frankfurt, Saarbrücken und Wien in ihren Sendebereichen gehört werden.
Oer Rundfunk am Montag
Reichsxrogramm: IS bis 10 Ubr: bekannte Solisten und Jnsirumentalisten: 18 bis 17 Ubr: Nachmittaaskon- zert des Reichssenders Breslau: 17.15 bis 18.80 Ubr: „Bunte Reibe tänzerischer Musik": SOLO bis 22 Ubr: „Kür jeden etwas". — Deutschlands«»!»«!!: 17.15 bis 18.80 Ubr: Werke von Bach. Mozart und Cbernbini: S0.15 bis 21 Ubr: „Klassischer Humor und Tanz": 21 bis 22 Ubr: „Musik «roher Meister", unter Let- tun« von Clemens Krautz,
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Leonberg. Durch tatkräftige Förderung des Flachsanbaues durch Dr. Münzinger von der Domäne Bergheimer Hof konnte die Anbaufläche der Bauernschaft Well im Dorf von 1H Hektar auf 6,25 Hektar gesteigert werden. Die mit wertvollstem Saatgut allgepflanzte Fläche ist nun in vorbildlicher Gemeinschaftsarbeit der NS.-Frauenschaft sowie der Jungen und Mädchen der Hitlerjugend abgeerntet werden, wodurch der reiche Ertrag von 19 Morgen gesichert und dem Reichsnährstand ein wertvoller Beitrag geleistet werden konnte.
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Hitler-Jugend Standort Calw. Montag: Ue- bllng der Trommler um 20 Uhr am Dienstzimmer. 20 Uhr Scharführerbesprechung im Dienstzimmer. — Dienstag: Hebung der Pfeifer um 20 Uhr am Dienstzimmer. — Mittwoch: 20 Uhr Antreten der Scharen Calw an der Alten Post.
— Donnerstag: 20 Uhr Führerdienst des gesamten Standortes. Es haben auch anzutreten SRD., Motor- und Fliegersch. Antreten an der Alten Post. — Freitag: 20 Uhr Schar- u. Jungzugführerbesprechung' im Dienstznnmer (ohne Uniform).
JM.-Gruppe 1/401. Am Mittwoch tritt die JM.-Gruppe um 15 Uhr mit Körben am " ' kästen an. — Samstag: Rote Kreuz-Tan Näheres wird bekanntgcgeben.
Warum Dolksröntgenunterfuchung?
Weil sie äas zviiI( 83 M 8 te Nittel i 8 t im Kampf ßseZen äie ^uberlrul08e
Vor drei Jahren ist der Film „Robert Koch" in allen Lichtspielhäusern Deutschlands aufgeführt worden, und die meisten Volksgenossen werden ihn gesehen haben. Dieser Film feiert die Großtat eines deutschen Arztes, dem es in rastloser Forscherarbeit gelungen ist, den Erreger der Tuberkulose zu entdecken. Bis zu dieser Entdeckung bestand noch eine große Unklarheit über die Volkskrankheit Tuberkulose. Seit Robert Koch aber steht es fest, daß es ohne Tnber- kelbazillen keine Tuberkulose gibt; d. h. die Tuberkulose ist eine sogenannte Infektionskrankheit. Kampf gegen die Tuberkulose bedeutet also Kampf gegen die Ansteckungsmöglichkeiten mit dem Tuberkelbazillus.
Wir wissen, daß die Uebertragung des Erregers der Tuberkulose fast ausschließlich durch den lungenkranken Menschen erfolgt. Ajit dem Husten und mit dem Auswurf gelangen die Tubcrkelbazillcn aus dem erkrankten Körper in die Außenwelt und können nun von gesunden Menschen wieder eingeatmet werden. Es wäre leicht, die gesunde Bevölkerung vor den lungenkranken Volksgenossen zu schützen, wenn die Tuberkulose Beschwerden verursachte, die ohne weiteres das Bestehen einer solchen Erkrankung anzeigten. Dies ist aber bei der Mehrzahl der Kranken nicht der Fall.
Der „schleichende Beginn" der Lungentuberkulose hat zwei schwerwiegende Folgen. Einmal wird die Erkrankung sehr oft erst im vorgeschrittenen Stadium entdeckt, und zum anderen gibt es eine ganze Anzahl lungenkranker Menschen, die nichts von ihrer Erkrankung wissen und die
dadurch die gesunde Umgebung gefährden. Diese letzte Tatsache ist der wesentliche Grund dafür, daß die Erkrankung immer wieder weiter verbreitet wird.
Die Tuberkulose ist eine heilbare Krankheit. Die Hciluugserfolge sind umso besser, je zeitiger die Kranken in Behandlung kommen. Da nun die Erkrankten selbst im allgemeinen wegen des Fehlens besonderer Beschwerden und Schmerzen nicht zum Arzt gehen, muß der umgekehrte Weg eingcschlagcn werden, d. h. der Arzt muß die Bevölkerung mustern und durch ein besonderes Untersuchungsverfahren die erkrankten Volksgenossen heraussuchen. Dies ist die Aufgabe der Volksröntgcnuntersnchung. Mit Hilfe des Nöntgenbildes ist es möglich, auch die eben erst beginnende und damit am besten heilbare Lungentuberkulose aufzufinden.
Die großangelegte Reihenuntersuchung kann aber erst dann ihre Aufgabe erfüllen, wenn sich sämtliche aufgernfenen Volksgenossen an der Untersuchung beteiligen. Es stehe daher keiner abseits, wenn die Untersuchungen durchgeführt werden. Diese Volksröntgenuntersuchung ist das wirksamste Mittel im Kampf gegen die Tuberkulose. Sie gibt uns die Möglichkeit, die lungenkranken Volksgenossen herauszufinden und der Behandlung zuzuführen. Durch diese Maßnahme wird nicht nur dem einzelnen geholfen, sondern es wird auch eine Ansteckungsgefahr der gesunden Bevölkerung verhütet. So erfüllt die Volksröntgenuntersuchung auf dem Gebiet der Gesundheitsführung eine wichtige Aufgabe, die dem ganzen Volk zum Nutzen gereicht.
Die Frauenberufe find jetzt klar gegliedert
Drei Oruppen Frauenberufe — >Vicktige Etappe äer äeukeben Lebulretorm
Im Zuge der Maßnahmen, die sich mit der Neuregelung des deutschen Schulwesens beschäftigen, wurden schon wiederholt Bestimmungen erlassen, die auf eine Neuordnung auch des srauenberuflichen Schulwesens Hinzielen. Vor kurzem erschien nun ein Erlaß, der einen für das ganze Reichsgebiet geltenden klaren Aufbau dieses Schulsystems bringt.
In enger Anlehnung an die Haupteinsatz- gebicte der Frau in der Volksgemeinschaft werden die Frauenberufe in drei Gruppen zusammengefaßt: die Hauswirtschaft, Sozialpädagogik und das Fraucngewerbe. In allen drei Gruppen steht der pflegerische, pädagogische und gestaltende Aufgabenkreis im Mittelpunkt der Erziehung. Von diesem zentralen Inhalt der ersten Gruppe in die besonderen Aufgaben der Hauswirtschaft und Volkswirtschaft aus mündet, wie der Erlaß besagt, die Arbeit die der zweiten in die Aufgabe der Kinderpflege und -erziehung und der Volkspflege, die der dritten in die Aufgaben der Hausgestaltung und der Formung der besonderen fraulichen Kulturgebiete. Dementsprechend umfaßt die Gruppe Hauswirtschaft die Berufe
der Hausgehilfin, Kinderpflege- und Haushaltgehilfin, die Meisterhausfrau, Hauswirtschafts- lciterein, technische Leiterin und die Gewerbelehrerin. Zur Sozialpädagogik gehören die Berufe der Kinderpflegen^ Kindergärtnerin, Jugendleiterin, Volkspflegerin und der Lehrerin für sozialpädagogische Berufe. Ter letzten Gruppe, dein Frauengewerbe, gehören die Wäsche- näherin, Schneiderin, Stickerin, Modcnzeichne- rin, technische Fachsehrerin und die Gewerbcleh- rcrin an.
In enaer Angliederung an die Dreiteilung wird nun ein franenberuflichcs Schulwesen errichtet, das Vorsicht, entweder für jede der drei Gruppen Einzelschulen zu errichten, oder aber, wo die örtlichen Belange dies erfordern, durch Zusammcnziehung einzelner Gruppen lebensfähige Schulgebilde zu schaffen. Immer aber ist hierbei die Zusammengehörigkeit der Frauenberufe zu den einzelnen Gruppen zu berücksichtigen. Durch diese Neuregelung werden in kurzer Zeit alle diejenigen Schulen verschwinden, die den gestellten Anforderungen nicht mehr entsprechen.
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Der Mann, dessen Herz sie an ihrer Brust pochen fühlte, atmete schwer. Wie ein Stöhnen glitt es über seine Lippe».
„Sprich nicht davon, Manja!" bat er. „Ulla ist jetzt unerreichbarer für mich als je zuvor."
Und dann brach alles aus ihm hervor, was ihn seit jenem Zwischenfall im Flughotel in Zürich nicht mehr zur Ruhe kommen lassen wollte.
Manja fröstelte es in jähem Entsetzen. Welch ein ungeheuerlicher Verdacht war da gegen Sasso Folkening entstanden? Es gab Kreise, ihm sicherlich schon seit langem übelwollende Menschen, die ihn des Mordes an einem Kameraden bezichtigten?
Während er sprach, drückte sie seinen Kopf heftiger an sich und fuhr mit ihrer weichen Hand über sein zerwühltes Haar.
A uer Sasso! — fuhr es ihr durch den Sin». Das Schicksal trifft dich hart. Wirst du der Stahl werden, der einst jedem Feuer und jedem Eis, jedem Sturm und jedem Drang gewachsen ist?
Wieder war er in drängender Not zu ihr, Manja, gekommen. Sie wertete es als ein Zeichen, daß ihm noch die letzte männliche Härte ermangele, die alles überwindet.
„Du mutzt es tragen, bis die Stunde kon, L. die dich befreit!" hatte sie zu ihm gesagt, und dar» schritten sie Seite an Seite nach der Albatros-Bor.
Vor der Tür verharrte Sasso Folkening et>" -» zögernd.
„Ich — komme mit hinein", entschied er dann, und nun bildete sich der jungenhaft-trotzige Zug um seinen Mund, den sie an ihm kannte; den sie so liebte und den sie dennoch lieber nicht mehr bei ihm gesehen hätte.
Manja wandte den Blick zurück nach dem Meer, das unter den Strahlen der sinkenden Sonne wie flüssiges Sold glitzerte.
„Sasso — vergih nicht: Die Natur allein vermag alles Leid, das uns Menschen widerfahren lassen, zu heilen. Vor ihrer Größe schlichen sich die tiefsten Wunden."
Folkening schüttelte den Kopf.
„Noch weiß ich nicht, was ich in Zukunft beginnen soll. Mir sind die Hände gebunden. Ich fühle mich als Gefangener — und kann doch nur leben und atmen als Freier!"
„So gibt es nur einen Weg für dich, Sasso. Gehe ins Ausland und laß die Schmäher hinter dich."
„Nein, nein!" fuhr er heftig auf. „Das kann ich nicht! Flucht? Würde man sie nicht als ein Eingeständnis einer Schule betrachten?"
„Es ist keine Flucht, wenn du irgendwo in einem anderen Lande schaffen willst. Andere Menschen — andere Pläne und andere Arbeit. Das weitet den Blick. Ueberall wird man dich mit offenen Armen aufnehmen."
„Du vergißt das eine. Manja: die Heimat! Meine Tatkraft und mein Können, das Wagnis und den Einsatz meines Lebens vermag ich nicht an eine fremde Macht zu verschachern. Ich gehöre meinem Vaterland und kann nur ihm allein dienen!"
Manja nickte ihm zu.
„Du muht dem Ruse folgen, der am mächtigsten in dir mahnt", sprach sie leise; denn vor dein ungestümen Ausbruch seiner innersten Gedanken, die ein Bekenntnis waren, über das man keine großen Worte machen kann, mußte alles andere schweigen.
Die Tür schloß sich hinter Manja.
Sasso Folkening war allein. Sein Ohr fing ein paar flotte Takte der Musik ein. Er riß sich los davon und — stieß beim Umwenden mit einem Menschen zusammen.
Es war Erika Segal.
„Glück muß den Ahnungslosen überfallen!" rief sie freudestrahlend aus. „Endlich erwische ich den scheuen Einzelgänger. Kommen Sie, Sassol Wie ist es mit einem Flip und einem Fox?"
Sie sah seine Unschlüssigkeit. Da hing sie in seinem Arm.
„Bitte nicht abschlagen, Sasso I" bettelte sie stürmisch. „Geflogen bin ich schon einmal mit Ihnen, aber getanzt haben wir noch nie miteinander."
Diesen Vorwurf konnte Sasso Folkening nicht auf sich ruhen lassen. Er fühlte, daß ihm in einem Augenblick tiefsten Niedergeschlagenseins ein wenig Freude in den Weg gelaufen war.
Das Gesicht Manjas war unbewegt, als Erika Segal an der Seite Sasso Folkenings in die Bar trat. Die immer lebhafte kleine, schlanke Blondine drückte in ihrer burschikosen Art mit männlicher Geste die sich ihr entgegenstreckende Hand Manjas.
„Das muß gefeiert werden!" ries Erika Segal aus und verlangte nach einem „Flieger-Flip"'. „Wir sind wahrscheinlich die ersten hier in der Heimat, die den Sieg Sassos feiern können, feiern mit ihm gemeinsam. Ich erhebe mein Glas auf das Wohl des Siegers im Alpenflug-Wettbcwerö!"
Manja sah. wie sich die Hand des Mannes um den schlanken Stiel des Glases preßte. Gleich mußte es zersplittern.
Aber Sasso Folkening sah die lachenden Augen vor sich, in denen der Kobold blitzte und ganz tiefgründig ein verheißungsvolles Locken verborgen lag. Da löste sich der starre Griff, und fügsam hob die Hand das Glas.
Wie erlöst von einem schweren Druck, der ein paar Herzschläge lang auf ihr lastete, atmete Manja auf. Sie lächelte der anderen zu und freute sich aufrichtig, daß cs Erika Legal gelungen war, die Bitternisse in Sasso Folkening auszulöschen mit einem einzigen Blick ihrer lustigen blauen Augen. ..
Wie im Fluge vergingen die Stunden. Erika Segal erwies sich als eine leidenschaftliche Tänzerin. Sie ließ ihren Partner kaum zur Ruhe kommen. Immer wieder hieß es: Ach, diesen herrlichen Tango müssen wir versuchen!" Oder: „Das ist ein netter Fox. d^n dürfen wir „ich, un- genutzt vorüber lassen!" Und .,H, welch lieblicher Walzer! Ein Tor, den ihn versäumen wollte!"
Mit stiller Freude schaute Manja dem lustigen Treiben zu. Sie war glücklich, daß sie die Stirn des Mannes nun frei von jeder So: ensalte sehen durfte. Nur manchmal, wenn sich Erika Legal allzu eng an Sasso Folkening schmiegte, schlich ein bißchen Traurigkeit in ihr Herz. Aber entschlossen wandte sie sich einem der übrigen Gäste zu, die an der Bar weilten, um das wilde Aufbegehren niederzuzwingen. Droben in ihrem Siübchen lockten die Bücher. ,
(Forst.