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seine grosse Liebe für sie, und bat ihren Later, ihm ihre Hand nicht zu versagen.

Indessen trat Andrere!« selbst her­ein, und stürzte sich mit einem Strome von Thränen ihrem Later zu Füßen. Mein theurer Vater, sagte sie, ich werde nicht nöthig haben, euch mein Abentheuer u. mein Unglück zu erzählen. Ich vcrmuthe, beides wird euch mit den schwärzesten Farben geschildert worden sepn. Verzecht mir, daß ich ohne euer Wissen einen Gat­ten wählte, der mir gefiel. Verzeiht mir diesen Schritt, damit ich mit euch versöhnt und als eure Tochter aus der Welt ab­scheiden kannst' Sie blieb weinend zu sei­nen Füßen liegen. Der alte Negro hatte ein weiches Herz; als er daher dieß alles sah und hörte, brachen ihm Thränen aus den Augen. Er hob seine Tochter sanft vom Boden auf und sagte:Es wäre mir lieber gewesen, mein Kind, wenn du. von meiner Hand einen Mann deines Standes angenommen hättest, und wenn meine Wahl auch die dcinige gewesen wäre. Noch mehr aber betrübt es mich, daß du deinem Vater aus Mangel an kindlichem Zutrauen deine Wahl so lange hast ver­heimlichen können, und besonders, daß dein Gabriel lo dir geraubt ist, bevor ich das mindeste von eurer Verbindung erfahren habe. Doch, da cs nun einmal so ist, so soll dem Todtcn alle Ehre wi­derfahren, die ich ihm lebend dir zur Lie­be würde haben erweisen lassen. Man soll ihm als meinem Schwiegersöhne mit aller möglichen Achtung begegnen." Hier­auf wandte er sich an seine Kinder und Verwandte, und gab ihnen Befehl, große und ehrenvolle Zurüstungen zu Gabri- ol,lo's Beerdigung zu machen.

Unterdessen hatten die Freunde und Ver­wandte des Verstorbenen sich auf dem Platze versammelt, und ein großer Theil der Einwohner der Stadt, Männer und Weiber, mit ihnen. Die Leiche ward in der Milte des Hofplatzes öffentlich hinge­

stellt, auf dem Leichentuche, worauf An­drere la sie gelegt hatte. Die Verwand­ten und Freunde der beiden Liebenden und eine große Menge Volks standen um sie, und weinten um den Verstorbenen. Am Abend trugen ihn die angesehensten Bür­ger von Brescia mit grhßer Feierlichkeit zu Grabe. '

Nach einigen Tagen erneuerte der Statthalter^ seine Anträge. Negro sprach mit seiner Tochter darüber, aber Andrere!» wollte sie nicht hören. Sie und ihre Kammerfrau gingen in ein Klo­ster, das durch die Heiligkeit seiner Be­wohnerinnen berühmt war, und lebten da lange in dem Rufe eines reinen, unsträf­lichen Wandels.

Allerlei.

Hoffnung! du milderst den großen, den letzten Schmerz, wenn das Herz von dem Herzen gerissen wird; du lehntst dein bekränztes Haupt über den Aschcn- krug, und Wiedersehen, Wiedcrfeh'n! tönt jauchzend aus der sterbenden Erde.

Schiffahrt des Lebens.

Wir irren auf der See der Welt,

Auf welcher eine Fluch die andere schwellt; Kein Dorgebirg' erscheint zur Rechten oder Linken;

Wir sind der Stürme Gauckelspiel;

Süd, Ost, Nord, West, es ist gleich viel. Weil wir den Hafen nur erreichen, wenn wir sinken.

Feile Ehre.

Weiland mußte man um Ehre wachen, bluten, schwitzen, schnaufen; Nunmehr ist sie zahm geworden, läßt um Münze sich erkaufen.