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kelt zum Pacht, sowohl nach Prädikat, a!s Vermögen auswciscn können, mit dem Bemerken eingeladen, daß die nähe­ren Verhältnisse dieses Guts, und die künftigen Pacht-Bedingungen täglich bei der Unterzeichneten Stelle erfahren wer­den können.

Unterschwandorf, den r. August 1527.

Freihcrrlich von K.chler'sche Guts - Verwaltung. Ober-Acciser v. Braun.

Anekdoten und Erzählungen.

Der verlorne Sohn.

(Fortsetzung.)

Endlich stiegen seine Laster und Ver­brechen zu einer solchen Höhe, daß man sich gezwungen sah, die Hülfe der Gesetze gegen ihn aufzufordern. Es wurde eineKlage wegen einer Vergehung gegen ihn anhängig gemacht, die vielleicht von feinen Feinden vergrößert wurde. Die schleunigste Ent­fernung, womit ihn sein Detter so oft be­drohet halte, war das einzige Mittel sei­ner Rettung.

Zur Flucht gezwungen, von seinem Vetter verstoßen, und durch seine unwür­dige Aufführung von den Augen seines Vaters verbannt, wußte er nicht, wohin er seine Zuflucht nehmen, oder von wem er Unterstützung erwarten sollte. Er sah nichts vor sich, als Erniedrigung und Der- derben. Es überfiel ihn eine unbeschreib­liche Angst, wenn er seinen jezigen und künftigen Zustand mit seinem vorigen ver­glich.

Widerwärtigkeit ward indeß, anstatt ihn in Verzweiflung zu stürzen, für ihn die Schule der Weisheit. Er raffte sich bald aus seiner Betäubung auf, sammelte seine Kräfte, und entwarf sich einen Le­bensplan, den vielleicht wenige in seiner

Lage zu entwerfen Klugheit genug, ihn auszutühren, Muth gcuug gehabt hätten.

Wenn Jemand, durch Jugendfehler verleitet, sein Glück vernichtet, und, wü­nsch schröcklicher ist, die öffentliche Ach­tung verscherzt hat: so hängt das ganze Schicksal seines Lebens von dem ersten Entschluß ab, den er faßt. Und dieser wird von seinem eigenthümlichen Charak­ter bestimmt. Ein Mann von schwachem Verstände, obgleich mit Gefühl einer Tu- 'gend begabt, findet keine Hülfsmittel in sich selbst. Seinem Unglück kann er nur unnütze Thrancn entgegensetzen. Die Neue die ihn umschwebt, macht ihn muthlvs. Er fühlt Gewissensbisse über seine Fehler, ohne die Kraft zu haben, sie zu verbes­sern. In dem Augenblicke, da er den Ver­lust der öffentlichen Achtung wahrnimmt, schröckt ihn die Anstrengung, wodurch er sie sich allein wieder verschaffen kann. In Verzweiflung über die Unmöglichkeit der Schanve zu entgehen, stürzt er sich ihr selbst in die Arme. Hingegen ein Mann, dessen Seele innere Kraft fühlt, wird kaum den Abgrund gewahr, in welchen ihn sei­ne Leidenschaften gestürzt haben, so über­steigt er auch schon mit Ungeduld jedes Hindcrniß, das sich seiner Befreiung ent- gegensiellt. Reue lehrt ihn nicht nur seine Fehler zu beweinen, nein, sie spornt ihn an, sie auszulöfchrn und zu vertilgen. Er wirft sich nicht der Philosophie, die Un­glück mit Gleichmut!) ertragen lehrt, in die Arme; sondern er weiht sich der küh­nen Entschlossenheit, die ihn in den Stand setzt, das Unglück zu besiegen.

In Wilhelms Seele wohnte diese kühne Entschlossenheit, die, wenn sie ein- mal in Thatigkeit übergeht, immer mit einem glücklichem Erfolge gekrönt wird. Seine Augen waren nicht mehr mit dem Schleier der Täuschung überdeckt. Er betrachtete seine schlechte Aufführung mit dem. Auge der Vernunft und Billigkeit. Er erkannte seine Strafe für gerecht. Er fühlte, daß