Sie eilt hinweg, setzt sich in den Wagen, und schützt gegen ihre Tochter nur ein hcstges Nasenbluten vor, welches die Blutflecken verursacht habe, womit ihr ganzes Kleid besudelt ist.

Die Reisenden setzen ihre Reise weiter fort, ohne, bis an den angezcigtcn Flecken, einen neuen Unfall zu erfahren. Die Gräfin geht sogleich zum Richter, und fordert ihn auf, sich an den Ort zu begeben, wo sic hat ermordet werden sollen. Er be- gicbt sich, von der Marechaussee begleitet, sogleich hin, findet aber kein lebendige See­le. Der Mann mit der abgehauenen Faust ist verschwunden, der Leichnam in dem Kämmerchen gleichfalls; keine Spur von Blut sieht man in dem Zimmer mehr, wo die Gräfin die Nacht zugebracht hatte: es zeigt sich blos, daß der Fußboden ab­gewaschen worden ist.

Nach dieser vergeblichen Untersuchung, die durchaus keine Aufklärung' gab, be­dauerte die Gräfin, daß sie nicht den Bö­sewicht, wie sie anfangs Willens gewesen war, hinten an ihren Wagen gebunden hatte; allein sie hatte gefürchtet, die Ver­zweiflung möchte die Mitverbrechcr dessel­ben antrcibcn, lieber auch der größten Gefahr zu trotzen, um ihn zu retten. Sie empfand zu spät, daß ihre Furcht wahrsstembch ungegründct gewesen seh, und die von ihr abgelegte Probe von Uner­schrockenheit hingereicht haben würde, die Verbrecher abzuhalten, den bezwungenen Mörder nicht seinem Schicksale zu über­lassen. Ihre Tochter erfuhr diese tragi­sche Begebenheit erst sechs Jahre später.

Bestrafte Hartherzigkeit.

Hört, Leute! hört: es lebt einmal ' Auf seinem Nitlcrgutc,

Ein alter bied'rer General Ein Mann von edlem Muthe;

Und helfen und trösten, erfreuen und geben Ließ war ihm die einzige Freude im Leben.

Ihm starb sein Sohn, da nahm der Mann Ein armes Fräulein Väschen

Aus Menschlichkeit zur Tochter an.

Bald trug sie hoch ihr Näschen;

Sie liebte das Geld nur, nur Perlen und Ringe,

Und andre dergleichen vergängliche Dinge. Kind!" sprach einmal der graue Held; Du wachst mir wenig Freude;

Du liebst nur Tand und Puz und Geld, Und hassest arme Leute;

Du siehst cs, ich alt're und werde bald sterben

Drum bess're dich beff're dich, willst du mich erben!

,, Doch hör! Jezt reiß ich über Land Ich will , hier steht die Kasse! Daß man niemals mit leerer Hand Den Dürftigen entlasse;

Nur jeden ehrwürdigen alten Soldaten Beschenke mir hörst du! mit einem Dukaten."

Nun eilt' er fort. Im Abendlicht Hinkt über die Schloßbrücke

Die Bärenmüz' tief im Gesicht Ein Kriegsmann an der Krücke Der ehrliche Alte schien nahe dem Grabe, Und flehte uin eine mildherzige Gabe. Pack' dich! fuhr ihn das Fräulein an Betrunk'ner Bärenhäuter

Du aller unverschämter Mann Mit deiner Krücke weiter;

Sonst laß ich du Tagdieb! mit Hun­den dich Heyen,

Die mögen dann tüchtig den Balg dir zerfetzen!

Mord!" flucht der Mann mit Einem Mal,

Mit Augen voller Blitze;

Sieh' her, ich bin der General,

Hier liegen Krück' und Mütze.