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einen Galgen auf. schleppte als Henkers­knecht die armen Sünder heraus, uird nahm die ihnen vorgefchriebenen Peinigungen vor. Bald wurde eine Katze abgeprügelt, bald ein Hund ins Halseisen gestellt, bald ein Kapaun aufgchängt, bald eine Henne am Stricke auf - und niedergeschnellt.

Gianni war bei diesen Verrichtungen so eifrig, daß er darüber seinen ganzen Dienst vergaß. Wenn daher sein Herr ihn brauchen wollte, so fand er ihn im­mer beschäftiget, GerichtShandcl zu in- struiren oder Urtheile zu vollziehen. Der Bursche vermaß sich wohl gar, seinem Herrn selbst einen Prozeß anhangen zu wollen. Dieser wurde solcher Tollheiten allmählich müde, und da der Inquisitor keiner Vorstellung Gehör gab, so sandle er ihn seinem Vater zurück, und verbot ihm, seine Schwelle je wieder zu betreten.

Dir Vater hielt nun den Sohn zm seinem Gewerbe an, und unterwies ihn folglich in der Kunst, zerrissene Schuhe auszubessern. Immer mußte er unter väterlicher Aufsicht arbeiten, damit er jetzt sich zu nähren, und einst sein Brod zu verdienen wisse. Er hielt den jungen Men­schen so strenge, daß dieser auch nicht ei­nem Mäuschen einen Prozeß machen, und nicht die kleinste Executive vornehmen, konnte. Dieß konnte aber doch nicht ver­hüten, daß der Junge im Innern die hei­ßeste Sehnsucht nach seiner Liebhaberei be­währte. Tag und Nacht sann er darüber nach, wie er zur Erfüllung seiner Wün­sche gelangen, und dem Triebe seiner Phan­tasie genügen möchte. So lange sein Va­ter lebte, war das freilich unmöglich, aber als dieser starb, brach die alte Lust mächtig und schrecklich hervor.

Der junge Schuhflicker war gerade zwanzig Jahre alt, als ihn der Tod sei­ne» Vaters in die völlig freie Herrschaft der Leisten, der Bude und seiner selbst setzie. Jetzt sann er mit allem Ernste dar­über nach, wie er seine Liebhaberei zum Jnquiriren befriedigen wollte. Jetzt, bei

reifer» Jahren, erschien ihm das Jnqui- riren gegen Katzen, Hühner und bergt, als etwas Verächtliches. Da es ihm aber an Vermögen gebrach, sich eine Gericht- schreibcrstclle zu verschaffen, und er das Schuhfiicken nicht ausgeben durste, wenn er nicht Hungers sterben wollte, so be­schloß er, sein Gewerbe fortzusetzen, und dabei zugleich sein Talent gegen Verbre­cher anzuwenden.

sDcr Beschluß folgt^

Reims p r ü ch e.

Wozu ist Geld doch gut?

Wer's nicht hat, hat nicht Muth,

Wcr's hat, hat Sorglichkcit,

Wer's hat gehabt, hat Leid.

Der Mangel dieser Zeit hat Sparsamkeit erdacht:

D'rum taust man jetzo gleich, so bald man Hochzeit macht.

L-

Ein Räusch'chen schadet Vieh weil Man­cher wird gleich böse.

Denn nach vollbrachter Zeit bekommt man Hcrzcnssiößc.

Im Traum, das Bild der Phantasie, Zerschmettert man oft Scheiben;

Und beim Erwachen Morgens früh^

Ließ' man es gerne bleiben.

Freund und Feinde

Theucr ist mir der Freund, doch auch den Feind kann ich nützen,

Zeigt mir der Freund was ich kann, lehrt mich der Feind was ich soll.

Kannst du nicht allen gefallen durch deine That und dein Kunstwerk, Mach' es wenigen recht, vielen gefallen ist schlimm.

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