Nagold. ^Aufforderung.^ Diejenige Angehörigen des Oberamtsbezirks, welche einen priviligirten Gerichtsstand haben, und die dißfalsige Anzeige etwa nicht schon bei dem betreffenden Ortsvorstandc gemacht haben, werden anmit aufgcfordert, die Summe ihrer besitzenden Aktiv-Capitalien mit Ausnahme der bei öffentlichen Kassen angelegten, nach dem Stande pro i. Juli lg2ü innerhalb 3 Tagen der Unterzeich­neten Stelle zur Besleurung unfehlbar anzuzeigen.

Den 6 . April 1L27.

K. Oberamt.

Engel.

Nagold. ^Aufforderung.^ Unter Be­ziehung auf die Bestimmungen des Ab­gaben - Gesetzes vom 29. Jun. 1321. K. 26Z7 werden alle im §. 26. acta und und K. Zz. z genannten Oberamts- Angehörige aufgcfordert, ihr gesammtes Dienst-Einkommen und etwa ihre Pensio­nen nach dem Besitzstand vom 1. Juli 1326 zur Besteurung. innerhalb z Tagen dem K. Lberamte anzuzeigen.

Nagold, den 6. April 1327.

K. Oberamt.

Engel.

Nagold. sAuswanderung.^ Der Bür­gers Sohn Gottlob Köhler von Nagold, 26 Jahre alt, wandert nach Langenkandel, Landes-Commiffariats Germersheim, in den Königlichen Baicrischen Rheinprovin­zen, aus, und wird auf Jahresfrist vor den Behörden seines Vaterlandes durch seinen Bruder, den Bürger Lukas Köhler, von Nagold, vorgestellt.

Nagold, d. 2. April 1Ü27.

K. Oberamt.

Engel.

Anekdoten und Erzählungen.

Aurelia, das Opfer der Untreue. sEine wahre Geschichte.^

' (Beschluß.)

Eine kleine Reise, die der Freiherr vor­nehmen mußte, entfernte ihn einige Tage Von Hause. In seiner Abwesenheit nahm Aurelie allerlei Verbesserungen im Haus­wesen vor, um in der Zcrsireung der Ar­beit sich und ihr Leid auf einige Augen­blicke zu vergessen. Vorzüglich schmückte sie das Zimmer ihres guten Vaters so sorgsam als möglich aus; sie wollte ihm eine freundliche Uebcrraschung bereiten aber ihr sollte eine desto schmerzlichere werden. Sie stieß im Aufräumen an ei­nen Stoß Papiere. Als sie dieselben wie­der ordnen wollte, da spielte der grausa­me Zufall ihr den Unglücksbrief in die Hände. Er war geöffnet sie las. Mit einem Blick zum Himmel sank sie zusam­men; Fieberfrost durchschüttelte sie beim Erwachen. Ihre Kammerfrau brachte sie zu Bette, der Arzt waxd gerufen, und gab wenig Hoffnung!

Da fuhr der Wagen des Freiherrn vor. Keine Aurelie sprang ihm, wie sonst, be­grüßend entgegen, und die bleichen Dienst­leute berichteten mit schrecklich treuer Be­redsamkeit dem armen Vater den tragi­schen Vorfall. Fast außer sich vor Ent­setzen eilte er unverzüglich nach dem Zim­mer der Kranken. Ihre Hände, welche sie ihm entgegenstreckte, glühten in Fieber­hitze; ihr Mund öffnete sich und sprach langsam, doch vernehmlich, die Worte aus: O mein Vater, wenn er nur glücklich ist!" Nach einigen Stunden verlangte sie nach einem Geistlichen. Sie verzieh ih­rem Mörder, nahm dann das heilige Abendmahl, und ward ruhig und heiterer. Jedem ihrer Leute machte sie ansehnliche Geschenke. Ihren Gespielinnen bestimmte sie kleine Andenken; ihrem Vater reichte