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O Jemine! Wie wenig gilt dieses gol­dene Sprüchlein bei den Menschen, wenn sie bei einem Schmause sitzen.

Was aus dem Thier- und Pflanzen­reich aufzutreiben ist, wird sammt und sonders der Reihe nach in den Magen spcdirt, als wäre dieser eine Zehnd- scheuer, und doch ist er nur eine kleine Herberge, in welcher für wenige hinrei­chender Platz ist.

Ist cs also ein Wunder, daß cs scheele Gesichter gibt, wenn so vielerlei Fremd­linge zusammen kommen, die einander vorher in ihrem Leben nicht gesehen noch Viel weniger ein freundliches Wört­chen mit einander gesprochen haben.

Der berühmte Kaiscrkuchen, der bei al­len Festlichkeiten, gemeiniglich in Parade erscheint, macht vermöge seines hohen Ti­tels und Rang meistens den grösten Ru­mor. Kaiserliche Majestät wollen schlech­terdings das unhöfliche Drücken und Pres­sen sich nicht gefallen lassen, und sprechen von gemeinem Gesindel, welches den er­forderlichen Wohlstand gegen ihre hohe Person nicht beobachte.

Die zuckersüßen Torten, die zur Hof- Parthie gehören, wollen gerne mit ihren Trabanten, dem kleinen Backwerk, kaiser­licher Majestät zu Hülfe kommen; sie be­fürchten aber, weil sic oben auf der Spi­tze des Magens stehen, und dabei etwas leichten Calibers sind, sie möchten in die­ser gefährlichen Stellung bei der ersten unruhigen Bewegung zur Thüre hinaus­geworfen werden.

Die mächtigere Parthie aus dem Thier- und Pflanzenreiche erhält also die Ober­hand. Alle schreien, wie besessene Jako­

biner, daß in dem Magen bolle Freiheit und Gleichheit sei).

Keiner dürfe sich höher denken, als der andere. Keiner größere Vorzüge verlan­gen, als der andere. Kaiserliche Maje­stät müsse sich das Drücken und Pressen eben so gefallen lassen, wie sie auch.

Daß diese Zankcreyen üble Folgen ha­ben könne, daran denkt Niemand, weil der Mensch für sein Leben gerne aus der Flasche der Hoffnung schnapst, und der Meinung ist, dieser Krieg währe nicht so lange, wie der von Troja, und die schwarz­braune Brühe von indischen Bohne» wer­de die störrigen Zänker schon wieder in Schlaf bringen.

' Schon der griechische Spötter Lucian hat über das vier Finger breite Ve rgnü gc n, wie er die Schmauserepen nennt, sich lustig gemacht.

Aber ich setze das ganze Reich des gro- ßen Moguls zum Pfände, trotz aller Sen­tenzen, goldener Sprüche und Warnun­gen bringt man es schwerlich bei den Men­schen dahin, daß ihnen ein fetter wel­scher Hahn mit seinen Umgebungen nicht lieber ist, als ein m-gerer Kalbsstotze, den man ihnen Solo auf den Tisch stellt.

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Auf ein Spielhaus.

Zwei Thore nur hat die Höhle dort:

Eins für die Hoffnung, eins für den Spleen;

Durch jenes eilt man zum

Spieltisch hin.

Durch dieses wankt man vom

Spieltisch fort.