wietzer genesen» DieseKrankheii unterschei­det sich von jeder reinen Entzündungs- Krankheit dadurch, daß niemals eine Spur von abgelagertem Faser»Stoff aufzufinden ist und von der rvthlaufartigen Jahreszeit- Krankheit (leliris anllua sestivslis er^si- xelatoäes), abgesehen von ihrem geogra­phischen Gang, durch schneller« Fieber-Ver­lauf im Allgemeinen und besonders dadurch, daß die serdsen Geschwülste mehr in den dem Herzen nähern Gegenden sich zeigen und nach gehobener Spannung die seröse Flüssigkeit in das Zellgewebe der Füße sich senkt, da bei der unter dem NamenMilz­brand" bekannten rvthlaufartigen Jahres­zeit-Krankheit gewöhnlich die Geschwülste mehr in der Fessel-Gegend sich bilden und aufwartSsteigend die Lebens - Gefahr ver­mehren. Einfach ist die Behandlung. Bei vollem, schnellem, dem harren angenäher­tem Puls mit auffallender Bewegung der Flanken ist Blut-Verminderung den be­rührten Symptomen entsprechend ange­zeigt; hierbei muß der kranke Zustand schnell erkannt und Hülfe eben so schleunig gelei­stet werden; Blut-Verminderungen, wel, che über zehn Pfund bei erwachsenen Pferden betragen, sind mit wenigen Ausnahmen nicht wohl räthlich, meistens bedarf cs bei dem Erscheinen dieser Krankheit im südlichen Deutschland keiner Blut - Verminderung; Entfernung reizender Stoffe, wie namentlich des Habers, hoher Wärme, daher nur leichte Bewegung im schatten Vormittags und Abends, öfters Reichen des Wassers mit Kleie oder geringerem Mehl gemengt, und vom Beginn der ersten Krankheits- Erschei­nung an täglich einem erwachsenen Pferde drei bis viermal eine Gabe von Weinstein, Salpeter, Friderichs-Salz und Eibisch-Wurz, oder einem andern schleimigten Mittel, jedes zu einem halben Loth genommen, und so lange damit fortgefahren, bis alle Geschwül­ste sich verloren haben und der frühere gesun­de Zustand wieder eingetreten ist, sind zu dessen Herbeiführung gewöhnlich hinreichend. Die Geschwülste bedürfen keiner besondern Behandlung; Anwendung waffcrigter oder fetter Mittel verlängert ihre Dauer; Ein­schnitte bewirken lange dauernde, oft ins

Branbigte übergehende Geschwüre. Otttllch- keiten und Jahreszeit-Verhältnisse kdnnen ! Abänderungen in dem Verlauf herbeiführen, I und man erwartet, daß überhaupt über den ^ Verlauf dieser Krankheit, wenn sie irgendwo k allgemeiner erscheint, besonders aber über , Gefahr drohende Abweichungen Berichte qn die geeigneten Stellen eingesandt werden.

Stuttgart den 16. Juli 1825»

Walther.

Anekdoten und Erzählungen.

Als im Anfang des dreißigjährigen Krie­ges Ferdinand von Cordowa die Bergstraße besezt hatte, und , um die befestigte Stad! > Frankenthal wegzunehmen, gegen Oger«- j heim vorgerückt war, flohen die Einwohner mit aller ihrer Hab: nach Mannheim, und ! nur vier und zwanzig Bürger, die nicht viel zu verlieren hatten, blieben zurück. ^ Diese machten auch Miene, Widerstand zu i thun, indem sie die Thore verschlossen, i und auf die anrückenden Reiter feuerten; ! als aber die Spanier einen Trompeter ab, ! schickten, und die Stadt unter harten Dro- ^ Hungen zur Uebergabe aufforderten, M auch der kleine Rest der Einwohner zu» entgeyengesezten Thore hinaus.

Nur ein Schäflcr, HanS Marsch, blieb zurück, der nicht fort konnte, weil seine Frau eben ins Kindbett kommen war. Die­ser trat dann, als ob die Stadt noch nicht verlassen wäre, mit dem Feinde in Unter, " Handlung, und brachte eine Capitulation zu Stande, durch die er sich vollkommene Religions-Freiheit, Sicherheit des Eigen­thums, und persbnlichen Schutz für Weib« und Kind bedang. Da ihm alles zuhestanden worden,, ließ er die Zugbrücke nieder und öffnete dem Feinde das Thor, der nun frei­lich sah, daß der Parlcmentär auch die ganze Besazung und Bevölkerung der Stadt au«, , machte. Da ihnen seine Entschlossenheit gefiel, stellten sic sogleich eine Schutzwache vor seine Hütte, und als der Feldherr selbst ankam, ließ er sich vor allen Dingen den herzhaften Schäfer zeigen, und erwieß ihm die Ehre, sein Kind in eigener Person au! der Taufe zu heben.