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mit dem Bewußtst-» einer vollbrachten edlen ^ Handlung. Wie aber erschrak die arme Dirne, als am nächsten Tage, Schlag zwölf, der Major mit seinen Husaren aus den Hof ritt! Schnell warf sie hin was sie in der Hand hatte, um den Betrogenen zu warnen. Vergebens! in drei langen Schritten war er die Treppe hinauf , und mit dem vierten in den Händen seiner Feinde.
„Nun," schrie er dem Hausherrn zu, „da haben Sie ja große-Gesellschaft, und, bet meiner Seel! kaum wie ich sie bei Ihnen erwartet hätte. Lauter französische Offiziere! Wie soll ich das nehmen ? " —> ,,DaS will ich Ihnen in vier Worten erklären, Herr Major," sprach Einer der Anwesenden, indem er mit kriumphircnder Miene auf ihn zutrat. „Sie sind mein Gefangener. Ich bitte um Ihren Säbel. — „So verhält sichs?'' sprach Schill. „Dar ist freilich arg. Gewiß werden Sie auch meinen Husaren entwaffnen wollen? Das wird er nicht leiden, und laßt sich eher zu Stücken hauen. Das würde, mir das Herz zerreißen; es ist ein gar zu braver Kerl. Erlauben Sic, daß ich ihn - von meiner Lage unterrichte; dann fügte er sich vielleicht." Mit diesen Worten riß der Major das Fenster auf, schoß sein Pistol ab, und in gleichem Nu sprengte ein Schill'scheS Commando in den Hof; die Hälfte saß ab, und stand in minder gl» drei Sekunden, mit gezücktem Säbel im Gesellschaftszimmer.
Man denke sich die französischen Gesichter; beschreiben läßt sich so etwas nicht. „Dieß meine Herren," redete er sie an, „bedarf der vier Worte Erklärung nicht. Ihre Gesichter sagen mir schon, daß Sie mich verstehen. Laßt Euch die Waffen Mangen, meine Zungen;" kommandirte
er den Leuten, „und bleibt in der Stub'ei „Nun lassen Sie auftragen, Herr Wirth sprach er zum Hausherrn, und sezte sich an den Tisch. Zu den Offizieren: „Keine Umstände, meine Herrn; langen >Äe zu; essen und trinken müssen wir bei günstigem und widrigem Glück; und eine so ' prächtige Mahlzeit hatten Sie mir' im enigezengesezten Falle wahrscheinlich nicht zugedacht." Die Vernünftigsten folgten dem weisen Rarhe; di» Andern schmollten, kauten an den Nageln; Schill ließ sich's schmecken. Die Unterhaltung wollte nicht zu Gange kommen; um so kürzer war das Mahl, und das Gedecke wurde abgenommen.
„Sie sehen, meine Herren," sprach Schill, „das Blättchen hat sich gewandt. Nun eine Frage:" Auf den Hausherrn deutend: „hat der Herr da seine Viertausend Thaler schon erhalten?" — Nicht? „Nun so zählen Sie das, Geld auf; die Ucberlie- ferung ist kontraktmäßig geschehen. " — Der franzbsische Obrist warf die straffe Bdrse auf den Tisch. „Lassen Sie die Anne heretnkommcnbefahl er dem Wirth. Anne erschien. — „Hier mein liebes Mädchen, sind viertausend Thaler; die gehöre» Ihr, damit wirbt Sie den feinster, Burschen im Dorfe, und adelt Len schmuzigen Lohn durch Ihre edle teutsch« Lhat."
„Mein Herr," wandte er sich an den Hausherrn, „ich danke Ihnen für alle Hdflichkeiten, die ich in Ihrem Hause genossen habe, solange ich Sie würdig glaubte , sie einem preußischen Offizier zu erzeigen. Ihre Schaudrhat an mir verabscheue ich zu sehr, als daß ich sie an Ihnen rächen könnte. Den an meinem König und an Deutschland verübten Vcrrath zu strafen, liegt mir als preussischer Kriegsmann und als Teutschcn ob.
Fahre hin Schurke." Eine Kugel streckte den Elenden zu Boden. „Husaren, ergreift Eure Gefangenen; sorgt daß keiner entkomme. Marsch," —
So endigte sich der Handel.