?X;,s Stadt und Kreis Calw
Das Paradies ist noch offen
nsx. Aus einem Mü t t e rer h o l u n g s - keim erhielt die NSV. folgenden, ebenso kurzen wie launigen Brief: „Ich stelle hiermit fest daß das alte Testament lügt wenn es behauptet, daß das Paradies für oen Menschen verschlossen sei. Die NSV. besitzt nämlich noch einen Schlüssel dazu und so sitze ich nun mit vielen anderen Frauen und Müttern nn Wilo- berger Paradies und lasse es mir Wohl sein. Dafür sei Ihnen herzlich gedankt. Ich werde nachher mit frischen Kräften mein Tagwerk wieder aufnehmen können und es unserem Führer an meinen Kindern danken. Mit herzlichen Grüßen und Heil Hitler! Ihre dankbare G. K."
Trenrnrngszuschlag einheitlich geregelt
für Dienstverpflichtete und Gleichgestellte
Die unterschiedliche Anrechnung der verschiedenartigen betrieblichen Trennungsleistungen (Barleistungen oder Sachleistungen), auf den Trennungszuschlag, den die Heim- arbeitsämter Dienstverpflichteten oder Gleichgestellten gewähren können, hat zu ungleicher Bemessung dieses Trennungszuschla- ges geführt. Um die Möglichkeit solcher Unzuträglichkeiten für die Zukunft auszuschalten, hat der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz die Anrechnunasbestimmungen vom 1. Juli 1942 an einheitlich geregelt. Er hat dabei den Höchst betrag des Trennungszuschlages, den das Arbeitsamt für Dienstverpflichtete und Gleichgestellte nunmehr unter Anrechnung aller betrieblichen Leistungen gewähren rann, im Reichsgebiet auf Wöchentlich 22,40 Mark, kalendertäglich 3,20 Mark heraufgesetzt. Für den Fall, daß sich vereinzelt Uebergangshärten ergeben sollten, hat der Generalbevollmächtigte die Arbeitsämter zu Ausgleichszahlungen für eine Uebergangszeit ermächtigt.
Gesundheitspflege auf dem Lande
Für die Gesunderhaltung des Landvolkes ist Von den zuständigen Organisationen seit der Machtübernahme schon viel Arbeit geleistet worden. Im Gegensatz zu früher, wo alle pflegerischen Maßnahmen fast nur der Förderung der Ackerwirtschaft oder Tierzucht galten, sind heute chon manche Einrichtungen für die Gesundheits- islege und Erhaltung der menschlichen Leitungskraft vorhanden. Auch in den entlegensten Ortschaften sind z. B. Kinderkrippen oder Erntekindergärten eingerichtet worden, um die Bäuerin von ihrer schweren Arbeit etwas zu entlasten. Die Mütterberatung, die Haushalthelferinnen, die den werdenden Müttern zur Seite stehen, haben gerade in der Gesunderhaltung der Landfrauen schon viel getan.
Es war auch eine vordringliche Aufgabe, die hier gelöst werden mußte. Da die Arbeiten, die unserem Landvolk übertragen sind, auch künftig nicht kleiner werden, muß alles getan werden, um ihm jede nur mögliche Erleichterung zu schaffen. Denn es ist nicht so, wie man oft annimmt, daß die Gesundheit des Bauern von Hans aus unverwüstlich sei. Das Landvolk kann nur dann das Urbild kerngesunder Kraft sein, wenn es alle natürlichen Vorteile ausnützt, die ihm das Landleben bietet. Warum macht es sich der Bauer beispielsweise in der Kleidung bei seiner Arbeit nicht auch so leicht, wie es der Arbeitsdienst im Sommer tut, er kann sich so vor Erkältungen besser schützen.
Auch die kleinen Kinder werden auf dem Lande oft noch im Hochsommer mit einem dicken Strickkleidchen angezogen, statt sie im Garten an einem sonnigen Platz, mit bedecktem Kopf und nur mit einer Spielschürze bekleidet, herumspringen zu lassen. An Sonnenbäder gewöhne man die Kinder natürlich langsam, zuerst nicht länger als 5—10 Minuten. Den Säugling stellt man an heißen Tagen in den
kühlsten Raum des Hauses. Bor Fliegen schützt man ihn durch Überhängen einer leichten Mull- Windel. In Schlafzimmern sollte man in der Nacht die Fenster offen lassen. Man schläft viel besser und ruhiger, wenn man dauernd frische Luft hat und sich nicht bis zum Hals mit einem Federbett zudeckt.
Das Bad ani Wochenende sollte überall unter allen Umständen beibchaltcn werden. Morgens oder abends sollte man die Kinder stets ganz waschen und hinterher tüchtig abreiben. Das Duschen im Sommer nicht zu vergessen. Eine Gießkanne mit etwas abgestandenem Wasser, das eine Temperatur von etwa 20 Grad Celsius haben soll, leistet da gute Dienste. Wo Gelegenheit zum Baden im Freien gegeben ist, sollten die Kinder diese bei entsprechendem Wetter so oft wie möglich benutzen.
Ver Rundfunk am Freitag
RelchSvroaramm: IS bis 18 Uhr: „Buntc Volksmusik" vom Reichssender Stuttgart: 18 bis 17 Uhr: Nachmittagskonzcrt aus Hamburg: 28.1S bis 21 Uhr: Lustige Heimatsenbung von der Waterkant, „Ahoi! Wind mebt weit übers Meer": 21 bis 22 Uhr: Werke im Neide stehender Komponisten. — Deutschlandsender: 17.18 bis 18.30 Uhr: Werke von Händel, BrabmS u. a., sowie Gesänge von Mozart und Neger (unter Mitwirkung von Lore Fischer): 28US bis 21 Uhr: Werke des Komponisten Friedrich E, Koch zu seinem 88. Geburtstag: 21 bis 22 Uhr: „Soleidas bunter Vogel", musikalisches Lustspiel von Max Donisch.
Nagold. In seiner Heimatgemeinde Wart, mit der er wie mit der Familie seines Bruders, des dortigen Hirschwirts, eng verbunden war, starb während eines Kuraufenthaltes Oberlehrer a. D. Eugen Dürr. Als ständiger Lehrer wirkte er in Wart 1903—1913, in Schwenningen a. N. bis 1922 und in Birkenfeld bis 1927, m welchem Jahr er krankheitshalber in den Ruhestand trat. Diesen verlebte er in Nagold, wo er Ansehen und Wertschätzung genoß.
Freudenstadt. Ein auswärtiger Mann, der in einem landwirtschaftlichen Anwesen unseres Kreisgebietes als Knecht arbeitete, hatte sich vor dem Amtsgericht wegen Tierquälerei zu verantworten. Wiederholt hatte er drei Kühe
msi einer eisernen Kratze und einem HolzknÜP- pel derartig geschlagen, daß die Tiere eiternde Wunden davontrugen. Er wollte aus einer plötzlichen Erregung heraus gehandelt haben. Sein Arbeitgeber bestätigte, daß der sonst anstellige Mann offenbar aus Jähzorn sich zu solchen Mißhandlungen Hinreißen ließ. Aus diesem Grunde kam er mit einer Gefängnisstrafe von einem Monat davon.
rusammengsstsllt von äsr - llranönsekakt, Osutsebes kranenvork
Heseauflaus. Zutaten: 375 Gramm Mehl, 20 Gr. Hefe, 50 Gr. Zucker, etwa 16 Liter Milch, 20 Gr. Fett, etwas Salz. Aus den Zutaten einen Hefeteig Herstellen, in eine gefettete Auflausform füllen, nochmals gehen lassen und im Ofen 40 bis 50 Minuten backen. Mit Saft oder frischem Kompott zu Tisch geben.
Kirschpfannkuchen. Zutaten: 250 Gr. Mehl, 500 Gr. gewaschene, aoaezupfte Kirschen, 1—2 Eier oder Ei-Austauschstoff, eine Prise Salz, etwas Zucker, -/° Ltr. Milch, Backfett. (Zur Fettersparnis Pfanne nur mit Fett auspinseln.) Aus den Zutaten einen Pfannkuchenteig Herstellen, die vorgerichteten Kirschen daruntermischen, kleine Pfannkuchen backen und mit Zucker und Zimt bestreuen.
Specktunke. Zutaten: 30 Gr. Speck, 2 Zwiebeln oder Lauch, 40 Gr. Mehl, 16 Ltr. kochendes Wasser, Salz, 2 Eßlöffel Senf. Den kleingeschnittenen Speck zerlassen, die kleingeschnittene Zwiebel darin dünsten, Mehl dazugeben, mit Wasser auffüllen und gut durchkochen lassen. Mit Salz und Senf abschmecken.
Fußballsport
Bannmeister äoi (Gräsenhausen) — Bannmeister 427 (Hösingrn) in Nagold 5:2 (2:1)
Innerhalb der HJ.-Fußballrundenspiele zur Ermittlung des Gebietsmeisters fand während des Bannsporttreffens in Nagold ein Spiel zwischen dem Bannmeister des Bannes Leonberg (427) und unserem Bannmeister statt. Zu Beginn hatte es den Anschein, als ob die Höfinger unserer Mannschaft überlegen wären, aber der Sturm arbeitete sich schnell ein, und schon nach
Wer ist eigentlich Stammkunde
Zonale Oe8icIil8punlcte bei äer Verteilung von Nangelivare
Wir lesen im „Angriff": Es ist bereits wiederholt vom Reichswirtschaftsministerium, vom Reichspreiskommissariat und kürzlich auch vom Reichsgericht festgestellt worden, daß eine angemessene Bevorzugung des Stammkunden gegenüber dem Laufkunden bei Verteilung von Mangelware grundsätzlich durchaus berechtigt ist. Für die Praxis wichtig kst aber die gesetzlich nicht zu klärende Frage, wer eigentlich als Stammkunde zu gelten hat. Nach einer Klarstellung dieser Frage in der „Wirtschaftswerbung", dem amtlichen Organ des Werberats, darf der sogenannte „gute" Kunde allein wegen seines großen Bedarfs und seiner Zahlungsfähigkeit noch nicht als Stammkunde angesehen oder bevorzugt werden. Auch der „alte", z. B. der sogenannte „Friedenskunde", der schon immer m dem betreffenden Geschäft kaufte, braucht deswegen allein noch nicht unbedingt Stammkunde zu sein, wenngleich er es meist sein wird.
Nach allgemeiner Einzelhandelspraxis gehört vielmehr der eindeutig zu den Stammkunden, der in dem betreffenden Geschäft regelmäßig seine Einkäufe tätigt, also nicht nur hin und wieder mal vorbeikommt. Daß der Kunde deswegen mehrere Male in der Woche zum Einkäufen kommen müßte, kann bei den heutigen Kartenvorschriftcn nicht verlangt werden, zumal die meisten Hausfrauen und die Berufstätigen schon aus Zeitmangel ihre Einkäufe mit einem- mal erledigen. Erfl recht kann heutzutage nicht
mehr entscheidend sein, wie viel der einzelne Verbraucher insgesamt kauft; denn das wird durch die Lebensmittelkarten usw. vorgeschrieben.
Unter diesen Umständen ist allgemein, und zwar auch amtlich anerkannt worden, daß für die Stammkundeneigenschaft vor allem die Tatsache entscheidend ist, ob der Kunde seine Lebensmittelkarten in dem Geschäft einlöst oder nicht.
Nun hat der Kunde häufig das Bestreben, an möglichst vielen Stellen Stammkunde zu sein. Er läßt deshalb die Karten seiner Familie auf verschiedene Geschäfte verteilt eintragen. Deshalb kann, nach der Betrachtung, ein Stammkunde auch nicht verlangen, daß er genau so viel Mangelware erhält wie ein anderer Stammkunde. Ein kinderreicher Haushalt ist z. B. unbestritten von jeher mengenmäßig anders behandelt worden als eine Junggesellin oder ein kinderloses Ehepaar. Das Gebot der gerechten Verteilung verlangt eben weitgehend Berücksichtigung der sozialen Begleitumstände des Einzelfalles.
Tie sicherste Gewähr für eine wirklich gerechte Warenverteilung an den einzelnen Stammkunden im Verhältnis zu allen anderen Stammkunden hat der Kaufmann nur dann, wenn alleKar - ten bei ihm und nicht ein Teil wo anders abgegeben worden sind. Dem Kaufmann muß das Recht zugebilligt werden, die zuzüteilenden Mensen nach den erwähnten Gesichtspunkten unter- chiedlich zu bemessen.
5 Minuten fiel das erste Tor zu unseren Gunsten. Schon nach kurzer Zeit fiel indessen daj Ausgleichstor. Das Spiel blieb während des ersten Halbzeit außerordentlich lebendig. Mar. erlebte spannende Augenblicke vor dem Höfinger Tor, die zu einem weiteren Tor für di« Einheimischen führten. Trotzdem auch unser Tor hart bedrängt war, wurden dank dem guten Torwart und unserer Hintermannschaft du Seiten mit 1:2 gewechselt. In der zweiter Halbzeit kam unser Sturm gut zum Schuß, ei fielen 2 weitere Tore. Noch einmal brach der Gegner durch und erzielte ein 2:4. Mit 2:5 jedoch quittierte der Gräfenhäuscr Sturm seine Überlegenheit. Dieses Ergebnis blieb bis zum Spielschluß bestehen. Damit kam die Mannschaft unseres Bannes einen Schritt weiter i» den im ko.-System durchgeführten Spielen unz die Gebietsmeisterschaft. (K)
Kultureller Rundblick
Staötgarten-Varier« im Juli
Die Juli-Spielfolge des SommervarietSs Stadtgarten Stuttgart macht mit einer Reihe ausgezeichneter Artisten bekannt. Vor allem begeistern Lotte Smith und Partnerin, die sich in ihrem Trampolinakt als ungewöhnlich elastische und kraftvolle Springerinnen erweisen, und die Geschwister Rondals, die (zwei Frauen und ein Mann) am dreifachen Trapez sehr sicher arbeiten. Sehr Ansprechendes leisten als Meister der Balance die japanische Truppe Sawadas und das Trio Parlow. Den Tanz vertritt diesmal ein spanisches Paar namens Esc anbei Dolores und als Humorist versucht Albert Schort alten Sprichwörtern und Älltagsweisheiten mit Erfolg einen neuen, heiteren Sinn zu geben. Verblüffend sind die Rechenkünste des Wunderhunds Do» grin, der alle Aufgaben richtig bellend löst« Die komischen Akrobaten Gebrüder Albertus runden das Programm ab, dem Rolf Miller und seine Getreuen wieder den musikalischen Rahmen geben, k » 8ckul«r
Wieder Stuttgarter Schlosjkoiizerte. Am S. Juli findet im Weisen Saal des Neuen Schlosses in Stuttgart das erste diesjährige Schlobkonzert mit dem Wendling-Quartett und Gertrud« Hevv (Alt) statt. Zum Vortrag kommen Werke von Robert Schumann. Hugo Wolf und Max Reger.
„Künstler im scldgreucn Rsck" in Konstanz. Die umfassende Kunstschau ocs Wehrkreises V „Künstler im feldgrauen Rock" wurde seit der Eröffnung am 28. Juni in Konstanz von 18 788 Perso. nen besucht.
LäU.-llücketAruppe 1/401. Lpislsobar Oalv. Asats Ebenst kein lAvsats in Lack I-isbeorsll; statt ckosssn Osbungssbsock im LslLkasteo io Oalv um 20 17kr.
Und immer W das Hey
Roman von Else Iung-Lindemann.
l42. Fortsetzung)
Dieses Lächeln würde er nicht mehr vergessen können.
Erregt, verwandelt, wie ans sich selbst und seinem ganzen früheren Dasein herausgestos- sen, blieL er zurück, als ein paar Kinder kamen und ihre Lehrerin von seiner Seit« holten.
Er schaute ihr nach. Wie alleingelassen kam er sich vor, und das Gefühl der Leere war so groß, daß er wiederholt versuchte, noch einmal mit Gerda Mannhardt zu sprechen. Aber an diesem Abend gelang es ihm nicht mehr. Es war wie verhext! Immer waren andere Menschen um sie, und dann war sie mit einem Male l°rt. Irgend jemand sagte ihm, daß sie den XIuv in Fritz Lohmanns Begleitung verlassen harre. *
.. wurde Tag und wieder Nacht, und T ff"" Dumpf lebten Marlene und W>
ver Ersenlohr nebeneinander her Was sollte nun werden? Die Frage sta ?mmer noÄ ohne Antwort zwischen ihn« Schweigend setzten sie sich ,u Lischt schwere standen sie wieder auf Es gaSkeinen W mehr, den sie gemeinsam machten. Es a kein Wort, das sie erlöste. "
In dem großen Schlafzimmer blieb Marie allem zur Nacht. Eisenlohr schlief auf d Couch in seinem Arbeitszimmer Die schwarze Mary hatte traurige Auge wenn sie ihre Herrin ansah. Sie wußte nicht aber sie ahnte vieles. '
Weiße Missis hat krankes Herz, dachte ! bekümmert und diente Marlene mit einer w- chen .tierhasten Liebe.
Jede Nacht lag Marlene viele Stunden wa.
Dann sprach sie mit Werner, als läge er neben ihr. Dann fand sie Worte, die ihn überzeugt hätten, würde er sie hören. Kam der Tag, wußte sie kein einziges mehr. Vdr Eisenlohrs steinernem Antlitz gefror ihr das Herz.
Nun war die Not da. Niemand half sie ihr tragen. Es sollte auch keiner davon erfahren. Wenn Antje van Wicksvoort kam, mußte Marlene die Heitere sein, mußte lächeln und auf das Geplauder der Freundin einaehen.
Daß sie sich von den Geselligkeiten zurückzoa, entschuldigte sie mit Abspannung und zeitweiligem, ganz plötzlichem llebelbestnden.
Frau Antje sah sie forschend an. „Kindchen, Sie werden doch nicht etwa —?" Stürmisch fühlte sich Marlene umhalst und errötet«, als sie begriff, was Antje gemeint hatte.
Wenn das wäre! Vielleicht könnte dann noch alles gut werden. Aber dies« Gnade schenkt« ihr das Schicksal noch nicht.
Mit jedem Morgen, der in diese dumpfe, bis ins tiefste zerstörte Folge von Tagen einbrach, wurde es schlimmer. Die Not wuchs. Jeder von ihnen trug ste in Herz und Antlitz. Aber di« Lippen schwiegen.
Endlich zerriß etwas in Marlene. Es sprang wie eine zu straff gespannte Saite.
„Ich ertrage es nicht mehr, Werner!"
Sie war ihm nachgelaufen, als er nach dem Mittagessen das Zimmer verlaßen wollte. „Es kann doch nicht immer so weitergehen? Immer — immer, ein ganzes Leben lang?"
Mit starrem Mund antwortete er: „Nein! Wir gingen beide daran zugrunde. Aber wie wollen wir es ändern? ' Willst du, daß wir uns trennen? Ich lege dir nichts in den Weg."
Aus Marlenes Gesicht wich jeder Tropfen Blut. Eiseskälte rann ihr den Rücken hinab. ^Schlug ihr Herz noch, oder hatte es unter der j tötenden Fremdheit dieser Worte zu schlagen aufgehört? war nur noch Schmerz. Es zerriß ihr fast die Brust.
Jetzt muß ich stark sein, ganz stark, hämmerte es in ihrer Stirn. Unter dem Zwang dieses Befehls trat sie Schritt für Schritt zurück. An der Tür, halb zu ihr hingewendet, stand Eisenlahr, starrte zu ihr hin, als wüßte er ihr seltsames Tun nicht recht zu deuten.
„Was hast du denn? — Wo willst du hin?"
„Fort" — sagte sie — „fort!"
JWas heißt das: fort?"
Das aeisterbleiche Gesicht, drüben vor der Tür zum Schlafzimmer, kehrte ihm einen leeren, trostlosen Blick zu.
Eisenlohr lief zu seiner Frau hin, faßte st« bei den Schultern und rüttelte sie. „Marlene — komm doch zu dir! Was hast du vor?"
„Nichts — ich weiß nicht! Laß nur es ist ja alles ganz sinnlos." Sie sprach es ohne To«, sehr müde und ganz ohne Hoffnung.
Die Hände des Mannes glitten von ihren Schultern herab. Er wußte sich keinen Rat. Nur eines mußte er erfahren, mit welchen Gedanken sich Marlene trug. Wollte sie sich ein ««Ä> antun? Zögernd stellte er diese Frag».
Sie sah ihn an. „Alles Leben ist mir heilig auch das meine", sagte sie ernst.
„Ich kann dich also beruhigt allein laßen?"
,,Du hast mich ja schon allein gelassen, Werner. Geh n--.r, um mich brauchst du dich nicht zu sorgen."
Sie standen sich noch eine Weile stumm gegenüber. Sie hätten nur die Hände zu heben brauchen, um sich anzurühren. Ein einziges, kleines Wort der Liebe hätte eine Brücke bauen können von Herz zu Herz. Aber dieses Mort hatten sie verloren. Es irrte in einer. Achtlosen Oede umher, ohne Kraft und Glaube.! Di« Brücke war zerbrochen. ,
*
Richard Dittmar -auf Milaban hatte einen Brief bekommen. Als er ihn gelesen hatte, warf er de» Arbeitsrock von den Schultern,
kleidete sich um und zog den Ford aus dem Schuppen.
Die dreißig Kilometer nach Medan legte er in einem Tempo zurück, als gelte es ein Leben zu retten. Der Wagen hüpfte und sprang auf der schlechten, vom Regen ausgewaschenen Straße. Der Mann am Steuer kümmerte sich nicht darum. Der Karren hielt durch, das wußte er.
Kotbespritzt und schweißüberströmt hielt er vor dem Eisenlohrschen Haus, stieg aus und fegte die Chinesen beiseite, die ihm im Vorgarten in den Weg liefen.
Auf der Veranda stellte sich ihm Mary entgegen. Dittmar trieb sie vor sich her.
„Wo ist deine Herrin, schwarze Seele? Lauf, sage ihr, daß Mister Dittmar da wäre!" knurrte er ste an.
Zu Tode erschrocken über den wilden Eindringling lief Mary hinein.
„Missis — Mißis! Große, weiße Mann ist da, heißt Mister Dittmar und will Mißis sprechen," keuchte sie, als sie vor Marlene stand, dis blaß und frierend wie eine Kranke im Lehn- Myl, saß, ein Buch auf den Knien.
„Es ist gut, Mary, führe Pen Herrn zu mir."
Marlene erhob sich und ging Dittmar entgegen. Nun sie wußte, daß er gekommen war, schämte ste sich fast, daß sie ihn gerufen hatte.
„Gnädige Frau!" Dittmar nahm ihre Hände. Bei Gott, sie waren schmal und zitterten wie Taubenflügel in den seinen. „Liebe gnädige Frau", sagte er noch einmal, ergriffen von ihrem Anblick, „womit kann ich Ihnen helfen?"
„Ja, Herr Dittmar". sagte sie und lächelte in rührender Hilflosigkeit, „nun ist doch eine Not gekommen, und ich brauche einen Menschen, der mir rät, was ich tun soll."
„Erzählen Sie", bat er. Er wußte noch nichts was geschehen war, wenigstens noch nicht alles; , (Fortsetzung folgt.) ->