Anekdoten und Erzählungen.
Der Gifrmord.
(Beschluß.)
Die Fahrenden glaubten sich von Straßenrändern angegriffen, einer nahm fein« Büchse und schoß, die Kugel fuhrmit Pfeifen an den Nachsehenden vorbei und streifte den Hut deS Anführers Martin, dieß war die Losung zur Flucht der ganzen Ma n- fchaft.
Der ander« Tiupp ; Mannschaf den Dchmid an derSpize, hatte indessen mehr Muth gezeigt, Herr Meerbach nebst allen seinen Hausgenossen w den arretiert, auch die Bande, die von der Stadt angekommen und dem Martin im Eiscnbusch entschlüpft wäre, wurde mit Sinken gebunden und zum Verhör aufbewahrt.
Der Gerichtshalter, Kreisphystkus, Chirurgus mit dem Schuldheis kamen indessen an, und daß Verhör begann bei offener Thüre mit einem heiligen Amtseifer.
Meerbach wurde zuerst vorgeführt, und gefragt, woher sein Vermögen komme? waS.eS vor ein Bewandniß habe wegen der Sage eines in seinem Hause ermorde, ten Offiziers? über seinen Umgang mit denen in seinem Hause habenden Frauen, zimmern. Ueber seine Verbindung mit der aus der Stadt angekommenen Bande? er antwortete ganz kurz.
Sein Vermögen habe tr durch glückliche Speculation als Arm'celftferant verdient. Der erwähnte Offizier sei in sei, nem Hause arm gestorben, welches er be, weisen könne. Die 4 Mädchen in seinem Hause seien sittliche Tochter seiner Schwe» ster in Regenskurg, die er zu sich ge, nommen habe, weil die Mutter gestorben ssei; eine Band«, in welche er in Verbin, düng stehen solle, kenne er nicht, aber
gute Freunde, rechtliche Männer aus der Sradk besuchten ihn öfters. Ueber den Unfug der ihm immer wiederfahre, und über welchen er auS Liebe zum Frieden bisher geschwiegen habe, fordere er nun Genugthuung.
Nun wurden die Städter als vermeinte Bande vorgeführt. Der Gerichtshal» nr erstaunte, als er in dieser Gesellschaft den Kammerrath F..., den Assessor B..., denOberbauinspector H... und vierSchau, spieler, lauter ihm bekannte rechtliche Leu, te, erblickte. Jedoch legte er ihnen den bewußten Brief vor und fragte, wer diesen geschrieben habe? Wo der Major, das Opfer der Kabale seh? welcher von ih, nen der kalt« Wurm genannt werde? Wer vergiftet werde, wo daS Gift her feie, wo di« Leiche untergebracht worden wäre. Ob der alte Müller, der sein gemordetes Kind vergessen solle, auch unter ihnen sei? Dieser Brief habe die Veranlaf, sung zum Arrest gegeben, und hierüber müßten sie sich sattsam zu vertheidigen wissen; da dieß Verhör vorbei war, wollten die Verhafteten vor Lachen ersti, cken, der Kammerrath antwortet« in ihrem Namen. Alles waS sie beschuldigt würden, stehe in der heute aufgeführten Comddie — Kabale und Liebe — wie der hier zufällig mitgebrachte Comödien - Zet, tel beweise, dieser Herr hier machte den Major, und dieser da, den Herrn von Kalb. Weitern Aufschlüßen geben, würde nun wohl nicht nöthig fein. Der Gerichtshalter erklärte nun den Bauren daS Mißverständniß, und verwies ihnen ihren zu weit getriebenen Verdacht, und dann wurde die ganze fchauerhaste Geschichte im Frieden geschlichtet.