Aus 8iadt und Kreis Calw
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Die Frau, die mir geschlossenen Augen den Rundfunkweisen lauschte, die aus dem Neven- hans zu ihr in den Garten drangen, fuhr nutz- mutig uut, ulA LlN tvü1en!>LA iÜ^L
Träumereien jäh beendete. Als sie die Urheberin dieses Lärms jedoch erblickte, mutzte ste unwillkürlich lächeln. Das sollte ihr nun doch wirklich nichts Neues mehr sein daß die gute Nachbarin in regelmäßig wiederkehrenden Zert- abstanden ihre sämtlichen Kleider Mantel und Anzüge solcherart wie Teppiche oder Uebergar- dinen bearbeitete, nicht ohne jedesmal zu stöhnen. So fing sie auch heute gleich wieder damit an als sie ihre Nachbarin am Zaun erblickte.
. 'Eine Arbeit hat man immer damit und alles nur, weil man in ständiger Angst vor den Motten lebt. Ach, wenn ich bloß dieses Zeug, dos doch keiner mehr trägt, nicht mehr sehen brauchte. Warum hebt man es sich all die Jahre auf? Weil man sich nicht davon trennen kann. Da, sehen sie sich mal die rote Mantille an! Früher hgbe ich gedacht, ich ändere sie mal um und heute hängt sie noch genau so rum, und ich ärgere mich darüber. Ach!" und damit ging sie 'mit besonderer Heftigkeit der vermeintlichen Mottenbrut und dem Staub zuleibe.
Die Andere fing einen roten Faden auf, den der Sommerwind herübergeweht hatte und meinte gutmütig: „Geben sie doch einfach Ihrem Herzen einen Stoß und trennen sie sich von alledem, das weder Sie noch Ihre Angehörigen mehr tragen und sie sind den Aerger ein für alle Mal los!"
„Erlauben Sie mal, ich kann doch nicht damit hausieren gehen und zum Wegwerfen, nein, da ist es doch viel zu schade."
„Selbstverständlich, und das sollen Sie auch nicht. Aber vom 1-—15. Juni ist doch eine Altkleider- und Spinnstoffsammlung, da werden solche überflüssigen Kleidungsstücke direkt erwartet, weil für sie eine ganz andere Verwendung gedacht ist, als nutzlos ausgehoben zu werden. Also zeigen Sie Ihren guten Willen und geben Sie, was entbehrlich für Ihre Familie ist." Als die Andere noch zögerte, schloß sie „Es heißt ja, der Glaube versetzt Berge, doch der Wille nicht minder" und dabei fiel der Blick auf den kleinen roten Faden, den sie immer noch in den Fingern hielt, „er ist gleich- > sam der rote Fgden, der sich durch unfern ganzen bisherigen Siegesweg zieht."
des Mähriaen Münchener Bolkskomikcrs Karl Valentin: 20.2» bis 21 Mr: Konzert „Wenn Ser Tag ,u Ende acht": 21 bis 22 Ubr: Sunkbrettl „Alle Vögel sind schon da".
Deutlchlandsendcr: 17.15 bis 18.30 Ubr: Lieder von Hugo Wolf, gesungen von Heinrich Tchlusnus. Cello- Werke von Dvorak, Mozart und Robert Schumann, gespielt von Ludwig Hölscher: 20.15 bis 21.25 Ubr: Carl Millöckers Volksover „Die geben Schwaben": 21.25 bis 22 Ubr: kurzweilige klassische Klänge unter Mitwirkung von Trude Eipvcrle und anderen.
Soldaten bei der NS.-Frauenschaft Hirsau zu Gast
Nachdem erst kürzlich der BTM. die Verwundeten und Kranken im Teillazarett Hirsau besucht, beschenkt und durch verschiedene Darbietungen erfreut hatte, führte die NS - Frauenschaft Hirsau am 30. Mai eine mit viel Liebe und Sorgfalt vorbereitete Veranstaltung im Kursaal für die Insassen des Lazaretts durch. Eine Kaffee-Visite und doch keine! Denn statt der sonst üblichen Unterhaltung am Kaffeetisch: gespannteste Aufmerksamkeit! Die Jugendgruppe unter der Leitung von Frau Riek- kert brachte Lieder und Musikstücke zum Vortrag. Sinnige Scharaden und ein kleiner Einakter fanden großen Beifall. Erfreulicherweise hatte sich auch Frau Kling mit ihren Mädel
Kanonen allein gevinnen cken Krieg niclir, man siraucsir auch viele 8pinnsrotke! 8o
Unfallschutz der Landarbeit
Unfallverhütung im Kriege erst recht! Dieser Forderung darf sich keiner der in der Landwirtschaft Tätigen verschließen. Die meisten Unfälle, und zwar rund 21 v. H., sind durch Stürze von Leitern, Treppen, aus Luken, in Vertiefungen und dergl. eingetreten, an zweiter Stelle stehen die Unfälle beim Transport mit rund 16 v. H., an dritter Stelle die durch Tiere herbeigeführten Unfälle mit rund 15 v. H., dann kommen die Unfälle durch Handwerkszeug mit rund 8,3 v. H., die Unfälle durch Maschinen mit rund 7 v. H. Zusammenbruch, Einsturz, Herabfallen und Umfallen von Gegenständen sind in rund 4 v. H. der Fälle Unfallursache. An Stelle der zur Wehrmacht eingezogenen Landarbeiter, Bauern und Landwirte mußten für die Landwirtschaft neue Arbeitsreserven mobilisiert werden. Sie alle, wie auch die Landfrau und die Jugendlichen, sollten sich daher auch dervermebr - ten Unfallgefahren bewußt sein.
so gut verarbeiten und verdauen; gleichzeitig sättigt es viel besser und nachhaltiger.
Zum Schluß noch ein Hinweis, der unten auf der Fleischkarte steht: Auf den mit dem Aufdruck bl gekennzeichneten Abschnitt kann der Verbraucher nach seiner Wahl während der ganzen Gültigkeitsdauer der Karte an Stelle von 50 Gramm Fleisch oder Fleischwaren 250 Gramm Weizenmehl beziehen. Dr. I.
Oer Rundfunk am Mittwoch
Nelchsprogramm: 12.15 bis 14 Uhr: Konzert mit dem Tbor des Köniasberger Opernhauses und dem Bariton Alexander Welitsch sfrüber Württcmbcrackche Staatstbcateri: 15 bis 17 Ubr: „Aus Operetten der Gegenwart": 18 bis 18.80 Ubr: „Wertvolle Kullur- film-Musiken"; 10.15 bis 20 Ubr: Sendung zu Ehren
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zur Ausgestaltung des Abends zur Verfügung gestellt. Was diese Gruppe junger Turnerinnen geboten hat, dürfte die Erwartungen aller Gäste weit übertroffen haben. Dies zeigte der nichtendcnwollende Beifall. Rühmend hervorzuheben sind auch die Leistungen von zwei jungen Tänzerinnen, deren wiederholtes Auftreten besondere Freude machte. Die NS.-Frauen- schaft Hirsau hat mit dieser Veranstaltung die Herzen der Soldaten sichtlich erfreut und damit auf ihre Weise einen besonderen Kriegsbeitrag geleistet. Mit dem Dank des Ortsgruppenleiters an die Frauenschaft und dem Gruß an den Führer schloß der wohlgelungene Abend.
Helfer der verwundeten Soldaten
„Un8er ^88i8ten23rrt" — ein notivenäiZer öericlit
Magenschwache unv Vollkornbrot
Das „Amt für Volksgesundheit" teilt uns mit: Auf der Genehmigungsstelle für Krankenernährung häufen sich die Anträge auf Zuteilung von Weißbrot wegen „schwachen Magens". Diese Anträge müssen fast ausnahmslos abgelehnt werden, denn es geht nicht an, die Ernährungslage der Gesamtheit wegen der vorgefaßten Meinung Einzelner zu schädigen. Es wächst viel mehr Roggen in Deutschland, aus dem das Vollkornbrot gebacken wird, als Weizen, der in erster Linie der Herstellung von Teigwarcn und Nährmitteln dient. Durch die 100Arge Ausmahlung gewinnen wir auch viel mehr Nährstoffe, die sonst als Kleie höchstens zum Bieh- sutter dienen; besonders das wertvolle Eiweiß und das nervenstärkende Vitamin L, die in der Rinde des Kornes sitzen. Das Vollkornbrot ist also nicht nur ausgiebiger und nahrhafter, sondern selbst für Magenschwache gesünder als das Weißbrot — wenn es richtig genossen wird.
Die schwäbische Sitte, das Brot möglichst frisch vom Backofen zu verzehren, verträgt sich allerdings nicht damit. Bei unseren Ahnen, wie heute noch bei den Bewohnern des Nordens und der Alpenländer, wird höchstens einmal im Monat gebacken. Dafür ist dort auch der „schwache Magen" unbekannt. Also: das Vollkornbrot mindestens 2—3 Wochen alt werden lassen, in dünne Scheiben (keinen „Riebel"!) schneiden und ganzlangsam kauen! Auch ein schwacher Magen und ein zahnloser Mund kann es
PK. Jetzt, nach diesem Gefecht, darf es keinen wichtigeren Bericht geben als den — über den Assistenzarzt ...
Natürlich hatten auch die anderen nicht die Nerven verloren, wenn es auch etwas lange dauerte, bis der Granatwerfer an den Waldrand kam. Für ihn gab es eben in diesem bolschewistischem Fuchsbau zu viel zu tum Aber, wie gesagt, es dauerte seine Zeit, bis der Granatwerfer kam. Und während dieser Zeit lagen sie an der schrägen Ackerkante, die gut ausge- bauten Feldstellungen der Sowjets vor sich. Und ein paar Meter weiter lagen verwundete Kameraden, der mit dem Oberfchenkelschuß, der mit dem Brustdurchschuß und der mit dem Bauchsplitter. Wohl lagen sie in Deckung. Aber so, wie sie lagen, konnte man keine Spritze geben, im Liegen keinen Brustschuß verbinden. So stand also einer — und verband! Er war keineswegs klein und hatte einen Mordsrucksack auf dem Rücken.
Der mit dem Oderschenkelfchuß stöhnte. Die am schrägen Ackerhana lagen, sahen herüber, es war eine böse Wunde. Und jetzt brachten sie aus dem Wald noch mehr angeschlcppt, noch drei, vier Mann. Jetzt fing der mit dem Oberschenkelschuß stoßweise, aber vernehmlich an zu sprechen: „Ich glaube, es ist vorbei mit mir", sagte er. Die Kameraden vom Ackerhang sahen herüber. Da richtete sich der Assistenzarzt groß und breit auf, ivarf sich den Rucksack zurecht und lachte, ein lautes, tiefes, gutmütiges Lachen: „Habt ihrs gehört?" rief er, „das Rennen will er anfgeben, wegen so ein bißchen Oberschen
kelschuß?" — So stand er, selbstverständlich und allen nah, groß, breit und unbegreiflich sicher; alle sahen ihn an und drehten dann ihre Blicke weg von den Verwundeten — das war ja also in Ordnung — und wandten sich wieder den Sowjet-Bunkern zu.
Der Arzt aber beugte sich zu dem Verletzten und legte ihm seine Hand an die Stirn und sagte-behutsam: „Ist ja gut, mein Junge, die Krankenträger kommen gleich, und dann bekommst du es hübsch warm..." Und dann verband er weiter und gab Spritzen und seine Schultern, sein Kopf waren dabei immer über der Deckung zu sehen...
Er rief die Kameraden, daß sie den Krankenträgern helfen sollten. Sie mußten 30 lange Schritte quer über offenes Feld laufen. Aber als sie den Assistenzarzt drüben stehen sahen, schien das überhaupt kein Problem- Den Kameraden hätten sie ja sowieso geholfen, vielleicht hätte es ohne Arzt nur eine Idee länger gedauert, weil sie dann die freie Strecke mindestens nicht in einem Sprung hinter sich gebracht hätten.
Als dann alles vorbei war und die Sowjets, soweit sie es noch konnten, aus ihren Bunkern gekrochen kamen, ging eine Mine hoch, und der schnelle Ruf „Krankenträger!" ging wieder durch den Wald. Als die Sanitätssoldaten sofort nach vorne stürzten, sahen sie plötzlich, daß sie doch zu spät gekommen waren: Durch das Unterholz stieß sich mit vorgeschobenem Kopf der Assistenzarzt, diesmal ohne seinen Jnstru- mentcn-Rucksack, dafür aber trug er den mincn-
veine 8pencle rur Lpimiswkk- sammlun^!
Was die Uront nütiF Kat, Aikt die Heimat okiiv küelcsiekt aut persönUeko Wünsekv ker! IstiUionvn Arbeiter kran- eken keutv die notwendigen Arbeits- Kleider. Vvskalb spendet jede Haus- Iran rur
Mkleiäer- und kpimistokkslilmIlMA 1942
Die LamnielstvIIv in 6alw (Keim der KK-k'ranvnsekakt) ist von 17—IS lUir nur ^nnakinv von SpinnstoKspendvn geöffnet.
verwundeten Kameraden auf seinem Rücken. Als man ihm die lebende kostbare Last abnehmen wollte, fluchte er, der Kamerad sei doch kein Mehlsack, den man so einfach umladen könne, — die paar hundert Meter zum Verbandplatz könne er bei Gott noch selber schaffen.
Wie hieß der Assistenzarzt? — Was war das für ein Angriff? Es war einer von den Angriffen, wie sie zu Hunderten von unserer Infanterie vorgetragen wurden und bei denen überall die Sanitätsoffiziere und Sanitätssoldaten dabei waren. Und darum muß und will dieser Assistenzarzt namenlos bleiben. Er war „unser Asslstenzarz t".
Kriegsberichter Werner Siegel.
Der Sammler des Kriegshilfswcrkes für das Deutsche Rote Kreuz, der am 7. Juni wieder in alle Haushaltungen kommt, hat hier nur hinzuzufügen, daß die Volksgenossen sich bei ihrer Spende dieser Leistungen der Front erinnern möchten.
Gefolgschaft 10 Bannmeister im Fußball. Am
Sonntag stieg auf dem Birkenfelder Sportplatz der Entscheidungskampf um die Bannmeistcr- schaft zwischen oen Gefolgschaften 15 Unter- reichenoach und 10 Gräfenhausen. Die reguläre Spielzeit endete mit 0:0. in ^ " Re gelung gelang es dem Halblinken Stürmer der Gefolgschaft 10 das Entscheid:,ng'.,er ,ur Grä- fenhausen einzusenden.
Neuenbürg. Im Herbst 1933 beschloß die Stadtverwaltung, den früheren Bürgernutzen auszubcben und die frei werdenden städtischen Grundstücke (Allmande) zu verpachten. In einer Bekanntmachung wurde bestimmt, daß die Verpachtung auf je 6 Jahre an solche Einwohner erfolge, die in Neuenbürg ansässig seien und die Grundstücke selbst bewirtschaften. Ein solches Grundstück Pachtete dann 1933 ein jetzt 64 Jahre alter Mann aus N., der 1938 nach Cannstatt zog. Dessen Grundstück in N. Pachtete 1939 ein Handwerksmeister; es ist etwa 4 Ar groß mit drei tragfähigen Obstbäumen. Es ist klar, daß unter diesen Umständen nach 1939 der frühere Pächter keinen Anspruch auf den Obstertrag des Grundstücks mehr hatte. Trotzdem fuhr er 1941 nach N. und nahm von den Obstbäumen des Grundstücks in einem Handkorb etwa 26 bis 30 Pfund schöne Aepfel mit! Der rechthaberisch veranlagte, wegen Diebstahls vorbestrafte Mann, wurde von der Strafkammer Tübingen, wo er Berufung gegen eine Geldstrafe von 40 RM. eingelegt hatte, zu 80 NM- Geldstrafe verurteilt. Teure Aepfel!
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Roman von Else Jung-Linde mann.
(17. Fortsetzung)
Marlene saß neben Wagners Schreibtisch an der Maschine und sah nicht, daß Busse ganz in ihren Anblick versunken war. Seine Augen streichelten die goldenen Glanzlichter auf ihrem Haar.
Lotte Märke ist nichts gegen sie — ein Schatten, ein Mauerblümchen, dachte er melancholisch. Lotte Märke war das Mädchen, das bei Konrad Holten angestellt war.
Schade, jetzt klingelte der Chef. Dreimal surrte die Glocke aus seinem Zimmer.
Marlene stand auf, griff nach Stenogrammblock und Bleistift und ging hinein.
Frau Holten saß neben dem großen Diplomatenschreibtisch. Sie rauchte eine Zigarette. NA" >hr. in einem Klubsessel, saß Heycken.
Marlene nahm sich zusammen. Ich Lin
!stchw — nur Sache. Ich hör« und sehe nichts.
n"? ^»stiert nur der Chef, hämmerte sie sich Gertrud Schotts Worte ins Gedächtnis.
Cordes gab das Zeichen zun, Diktat, watt?'^ Maschine. Herr Rechtsan-
„Jawohl!"
Marlene schrieb. Mechanisch fügte sie Wort an Wort, Satz an Satz. Aber die Gedanken wurüen immer wacher, begannen mitzuarbeiten. Ehescheidungsklage — Holt», gegen Holten.
Marlene schrieb. Einmal paßte sie nicht
auf — mußte fragen.
Cordes runzelte streng die Brauen. „Geben
Sie gefälligst acht aus meine Worte! Ich meine, ich spreche deutlich genug!" herrschte er sie an.
Marlene schwieg. Sie fühlte, daß Herbert
eine Bewegung machte. Die Röte der Scham stieg ihr ins Gesicht. In den Augenwinkeln sammelten sich Tränen.
Noch niemals war sie so in Gegenwart von Klienten behandelt worden. Ihre Nerven, zitterten. Sie hatte Mühe, sich wieder in die Gewalt zu bekommen und den Schriftsatz ohne weiteren Zwischenfall zu Ende zu bringen.
Dann war diese kaum länger zu ertragende Anspannung vorbei. Cordes schickte sie hinaus.
Noch einmal mutzte sie sich zusammenreißen, als Frau Holten und Herbert, von Cordes be- Äkstet, die Kanzlei durchquerten. Nur ganz Züchtig erhaschte ste einen Abschiedsgruß des Geliebten Me schwer wurde es ihr. daß sie ihn gehen lassen mußte, ohne ihn noch einmal sprechen zu können
Aw Cordes zurückkam, gab er - ihr einen Wink
noch etwas mit Ihnen zu reden, Fräulein Merker."
Marlene stand auf und folgte ihm in sein Büro. Hatte ste nochmals einen Tadel zu erwarten?
Cordes setzte sich. Marlene ließ er stehen.
„Was war das vorhiir Fräuiein Merker? — Es ist mir schon ein paarmal während der letzten Wochen ausgefallen, datz Sie nicht mehr so konzentriert arbeiten wie früher. Ich kann Unaufmerksamkeiten nicht gebrauchen. Fühlen Sie sich nicht gesund? Sind Sie überanstrengt?" Prüfend glitten seine harten, grauen Augen über ihr Gesicht.
Marlene erschrak. Sie war wirklich nicht mehr so ganz bei der Sache gewesen, seit sie Herbert Heycken kannte und oft bis in die späte Nacht mit ihm zusammen war. Freimütig iah sie oen Chef an.
„Sie haben recht, und ich will mich auch nicht entschuldigen, Herr Rechtsanwalt", sagte sie. „Meine Gedanken waren tatsächlich nicht
ganz konzentriert. Ich weroe mir Mühe geben, datz es nicht wieder vorkommt."
Cordes nickte. „Schön, datz Sie es einsehen und ohne viele Mätzchen zugeben. Gefällt mir an Ihnen. Aber das war es nicht allein, was ich Ihnen sagen wollte. Es handelt sich um die Scheidungsangelegenheit Holten. Im Interesse meiner Klienten, vor allem aber im Interesse der Firma, die ihr Mann leitet, darf von der Scheidungsabsicht der Beteiligten vorläufig in der Oeffentlichkeit nichts verlauten. Das große, industrielle Werk soll in der nächsten Zeit durch Fusion mit den Vereinigten Stahlwerken zusammengeschlossen werden. Meine Mandantin ist Inhaberin eines beträchtlichen, in dem Werk investierten Aktienkapitals, und Herr Holten befürchtet datz sicki der Fusion Schwierigkeiten in den Weg stellen könnten, wenn die Oeffentlichkeit von dem Zerwürfnis der Ehegatten Kenntnis erhielt Aus diesen Gründen ist es notwendig, das: Sie alles, was mit der Sache Holten gegen Holten zusammenhängt, mit strengster, gewis- stnhaftester Verschwiegenheit behandeln. Der Akt darf nicht in der Kanzlei aufbewahrt werden. Sie nehmen ihn in Ihrem Zimmer unter Verschluß und achten darauf, daß er keiaen Augenblick unbeaufsichtigt auf Ihrem Arbeitstisch liegen bleibt. Sie dürfen zu niemand, ja nicht einmal zu den übrigen Angestellten meines Büros darüber sprechen. Ich verlasse mich auf Sie, Fräulein Merker."
„Ich werde mich streng nach Ihren Weisungen richten, Herr Rechtsanwalt", sagte Marlene. „Darf ich nun um den Akt bitten?"
„Ich will ihn noch einmal durchlesen und werde ihn über Nacht in meinem Tresor ein- schlietzen. Morgen können Sie ihn sich dann holen. Danse, Fräulein Merker, das wäre alles."
Als Marlene die Tür hinter sich ins Schloß zog. stürzte ihr Fred Busse entgegen. „Krach
gehabt?" fragte er und forschte in ihren Augen.
„Das geht Sie nichts an", wies sie ihn ab und bemerkte nicht, datz er ihr zornig nachschaute.
Warum Frau Holten es mit ihrer Ehescheidung wohl so eilig haben mochte, wenn die Dinge so lagen, wie Cordes angedeutet hatte, grübelte sie. Aber sie hatte ja nichts zu denken und brauchte sich um fremder Leute Angelegenheiten auch nicht den Kopf warm zu machen. Still räumte sie die Akten fort, die ste aus dem Büro des Chefs mitgenommen hatte, schloß die Schreibmaschine und kleidete sich an.
Busse war schon fort. Herr Wagner ging zu Cordes hinein, und Gustl Schilp satz rechnend über der Portokasse.
Marlene nickte ihm freundlich zu, ehe sie die Kanzlei verließ. Heute lief sie nicht so eilig die Treppe hinab wie sonst. Es war ja niemand da, der sie mit Ungeduld erwartete und manchmal schalt, wenn ste später kam. Langsam und ein wenig müde ging sie hinunter.
Plötzlich stand Fred Busse vor ihr.
„Sie sind es?" fragte Marlene, die einen Augenblick gehofft hatte, datz es Herbert wäre.
„Ja. ich!" Fred Busse öffnete ihr die Haustür und ließ sie vorangehcn. „Warum behandeln Sie mich eigentlich so schlecht. Fräulein Merker? Sollte es nicht möglich sein, ein besseres Verhältnis zwischen uns herzustellen?"
„Es liegt nicht an mir, datz es so ist", erwiderte Marlene.
..Ich weiß, und es tut mir leid, daß ich mich Ihnen gegenüber manchmal im Ton vergriffen habe, ich werde mich ändern. Wissen Sie, Ihre Vorgängerinnen waren alle nichts Gescheites, da hat man sich unwillkürlich diesen Ton angewöhnt. Aber ich Hane übersehen, datz Sie eben so ganz anders sind." (Forts. f.>