2. Seite — Nr. 111
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter'
Mittwoch, den 1». Juni 1810
England wollte ganz Frankreich schlucken
Frankreich sollte seine Eigenstaatlichkeit aufgeben und britisches Dominion werden Ein in der Weltgeschichte beispielloser Schurkenplan
schnitte der Maginot-Linie beiderseits Diedenhosens anch von rückwärts angegrissen. Der Durchbruch durch die Maginot-Linie südlich Saarbrücken wurde bis an den Rhein-Marne-Kanal erweitert. Am Oberrhein schreitet der Angriff gegen die Vogesen vorwärts. Colmar i st genommen. Allein am gestrigen Tage sind weit über 100 000 Gefangene eingebracht worden.
Die Beute umfaßt die gesamte Ausstattung zahlreicher französischer Divisionen und mehrerer Festungen.
Die Luftwaffe setzte den Berfolgungskampf gegen Len zwischen der atlantischen Küste und der oberen Loire zurückflutenden Gegner fort. Besonders erfolgreich war ein Luftangriff auf den mit Transport-, Munitions- und Be- triebsstoffzügen überfüllten Bahnhof Rennes. Mit gewaltigen Explosionen flogen ganze Züge in die Luft, unter de« Truppen brach eine ungeheure Panik aus. In der Loire-Mündung gelang es. die bishtr größte
AngrifsswirkungauffeindlicheTransport-
jchiffe zu erzielen. Gewaltiger Schiffsraum wurde vernichtet oder schwer beschädigt. Unter den getroffenen, zum Teil als beladen erkannten Schiffen befanden sich zwei Transporter von je 30 000 Tonnen, zwei Transporter von je 25 000 Tonnen, ein Transporter von 20 000 Tonnen, vier Transporter von je über 10 000 Tonnen und mehrere kleinere Kriegs- und Handelsschiffe. S Schiffe sind gesunken, andere unter Explosionserfcheinungen teils vollständig ausgebrannt, teils gekentert.
In der Nacht zum 18. Juni nahmen englische Flugzeuge ihre Angriffe gegen nichtmilitärifche Ziele inNord-und Westdeutschland wieder auf.
Die Eesamtverluste des Gegners in der Luft betrugen gestern 5 Flugzeuge, 1 eigenes Flugzeug wird vermißt.
Durch entschlossenen persönlichen Einsatz haben der Kommandeur eines Schützenregiments, Major Zimmermann, der Oberleutnant eines Panzerregiments, Malguth, und der Leutnant einer Beobachtungsabteilung, Dann, die Sprengung wichtiger Brücken durch den Feind im letzten Augenblick verhindert.
Der am 17. Juni bekanntgegebene Erfolg eines U-Bootes gegen einen britischen Hilfskreuzer im Moray-Firth ist durch ganz besonders tapferen und vollen Einsatz des Bootes unter Führung von Kapitänleutnant Kuppisch erzielt worden.
Französischer Durchbrnchsversuch gescheitert
Berlin, 18. Juni. Am Montag machte ein Teil der im Elsas und in Lothringen »»geschlossenen französischen Truppe» einen verzweifelten Durchbruchsversuch bei Vescoul in Richtung aus das Plateau von Langres. Der Angriff wurde unter schwersten Verlusten für den Feind zurückgeschlage«. 20 000 Eesangene blieben in deutscher Hand.
Die deutschen Truppen haben, wie gemeldet, die Loire aufwärts Orleans bei Revers und südostwärts davon erreicht. Unter dem Kriegsmaterial, das von uns erbeutet wurde, befanden sich bei Revers über 100 Panzerkraftwagen, darunter sechs überschwere Panzerwagen im Gewicht von 70 Tonnen. Diese Wagen traten hier zum ersten und gleichzeitig zum letztenmal in den Kampf.
Immer weiter nach Süden
Deutsche Kolonnen jagen den weichenden Feind — Deutsche Panzer erobern Flugplatz mit 35 Kampfflugzeugen
Von Kriegsberichter Mittelmann
(PK.).. „ 18. Juni. Da drüben am Horizont eine dichte Staubwolke. Seit vielen Stunden marschieren auf dieser Straße nun schon die Kolonnen unserer Kameraden nach Paris hinein! Wir drängen weiter nach Süden, treiben einen Keil zwischen Maginot- Linie und die französischen Heeresteile, die den Versuch unternehmen wollten, sich in unserem Operationsgebiet zu konzentrieren. Die Nachricht vom Einmarsch deutscher Truppen in die französische Hauptstadt hat auf jeden einzelnen Poilu, ganz gleich, wo er steht, wie ein wuchtiger Keulenschlag gewirkt. Seit Tagen hatten es Frankreichs Soldaten gefürchtet und gehofft. Einmal weil es die Niederlage des französischen Volkes in diesem Kriege zu besiegeln schien, zum anderen Male, weil es jedem Einzelnen das Kriegsende näherbringen würde.
Auf den Vormarschstraßen überall das gleiche Vild. Taa und
DNB. Berlin, 18. Juni. Wie Reuter amtlich bekannt gibt, hat England noch in letzter Minute versucht, den zusammen- gedrochenen französischen Bundesgenossen nicht nur zu weiterem Widerstand, sondern sogar zu der Annahme eines Vorschlages zu überreden, wonach Frankreich anfhören sollte, als selbständiger Staat zu bestehen, und dafür die hohe Ehre haben dürfte, britisches Dominion zu werde«. Der englische Botschafter hat diesen bodenlos frechen, in der ganze» Weltgeschichte einzig dastehende« Plan am Sonntag der französischen Regierung in Bordeaux allen Ernstes zu unterbreite« gewagt.
In der britischen Regierungserklärung über diesen „feierlichen llnionspakt" wurde, laut Reuter, vorgeschlagen:
„Die beiden Regierungen erklären, daß Frankreich und Großbritannien nicht länger zwei Nationen, sondern eine französisch- britische Union sein werden. Die Verfassung dieser Union wird dafür Sorge tragen, daß die Organe der Landesverteidigung zusammengelegt und eine gemeinsame äußere, finanzielle und wirtschaftliche Politik betreiben werden. Jeder französische Bürger wird unverzüglich die britische Bürgerschaft erwerben, ebenso wie jeder britische Untertan Bürger von Frankreich werden wird. Während des Krieges soll es nur ein einziges Kabinett geben und alle Streitkräfte Großbritanniens und Frankreichs zu Lande, zu Wasser und in der Lust werden unter die Leitung dieser Regierung gestellt. Diese Regierung wird dort arbeiten, wo sie es am besten kann. Die beiden Parlamente werden förmlich „assoziiert" werden. Frankreich wird seine verfügbaren Streitkräfte rm Felde, zu Wasser und in der Luft zur Verfügung stellen.
Das heißt imt anderen Worten: Frankreich sollte politisch, wirtschaftlich und staatsrechtlich im britischen Empire vollkommen aufgehen, nur noch ei« Anhängsel der Londoner Plutokratie sein! Man greift sich an den Kopf. Man ist versucht, diesen ungeheuerlichen Plan als Ausgeburt eines krankhaften Gehirns auszufassen. Weit gefehlt! Hinter diesem Ueberrumpelungsversuch verbarg sich eiskalte Berechnung: Man wollte, wenn schon Frankreichs Armee zerbrach, wenigstens Frankreichs Flotte und Frankreichs Kolonien erben! Also gemeinste, niederträchtigste Leichenfledderei! Das ist Englands so laut gepriesene Moral: Erst die Völker für sich bluten lassen, wenn es brenzlich riecht, im Stiche lassen, und wenn es ganz schief geht, sie auch noch unter Ausnutzung der Notlage für dumm verkaufen, ausrauben, ja ganz verschlucken. Was für ein Abgrund von Tücke, Treulosigkeit und Heuchelei! Kein Jude hat je seinen ärgsten Feind schlimmer übers Ohr gehauen.
Schmähungen und Drohungen Englands gegen Frankreich
DNB. Berlin, 18. Juni. Hatte Churchill in seiner gestrigen Rundfunkansprache für das geschlagene Frankreich noch billige Mitleidsphrasen übrig, so überschüttet er heute in seiner lln- terhausrede den am Boden liegenden Bundesgenossen, der sein Blut für den britischen Egoismus vergasten hat, mit einer Flut
Nacht jagen deutsche Kolonnen vorwärts. An der Spitze schnelle Truppen, gefolgt von Infanterie im Laufschritt, rollende Artillerie, die Kanoniere abgesesten, die eine Hand am Geschütz, mit der anderen das Gewehr festhaltend. Keine körperlichen Strapazen können den Siegeswillen und die Einsatzbereitschaft unserer Männer hemmen. 70, 80 Kilometer und mehr! Dreckverkrustet die Gesichter, staubbedeckt die Fahrzeuge. Und aus all diesem Geratter Helles Soldatenlachsn. Es ist einfach alles unfaßbar!
Das ist die eine Seite der Straße, die nach Frankreich hineinführt. Auf der anderen endlose Kolonnen von Gefangenen, Tausende und Abertausende. Mit Fuhrwerken, auf Fahrrädern und Maultieren kommen sie an. Und dann wieder ganze Kompagnien und Regimenter zu Fuß, an der Spitze die Offiziere. Ein geschlagener Heerhaufen! Herkulesgestalten von Senegalnegern, rot- bemützte Zuaven und dazwischen weiße Franzosen. Ein jeder von ihnenw eitz und spricht es oft aus: Dieser Weg in die Gefangenschaft wäre ihnen erspart geblieben, hätte sie nicht eine verbrecherische Regierung in den Krieg gejagt.
Im Straßengraben sitzt ein französischer Ober st. Wir treten zu ihm. Er kann die Formen dieses Schicksals noch immer nicht begreifen. Gestern abend war es. Er saß mit seinem Stabe rn einem Schloß hier ganz in der Nähe beim Abendesten. „Drei Tage waren wir hin und her marschiert, immer wieder ware.n deutsche Panzer gemeldet. Da zögen wir uns in den großen Wald zurück, weil wir ihn für panzersicher hielten. Und dann kamen die Abendstunden. Wir hörten gerade die Nachrichten, als die Tür aufging und ein deutscher Panzeroffizier mit zwei Mann hereintrat. Wir mußten uns ergeben. Es blieb uns nichts weiter übrig..."
Wir heben den Oberst auf einen Wagen, dann rollt er davon als einer in der Millionenzahl von Kriegsgefangenen. Seine Worte aber klingen noch in unseren Ohren: .weil wir uns
von Schmähungen und Vorwürfen. Nicht England hat an dem „kolossalen militärischen Desaster" schuld, sondern die französische Führung trägt die Verantwortung dafür, daß nicht alle Engländer „erfolgreich weggcbracht" werden konnten. Nicht England ist es, das seine vertraglichen Verpflichtungen nicht einlöst, sondern Frankreich.
Als Quittung für sein immerhin tapferes Einsetzen erfährt der Bundesgenosse heute aus dem Munde des Oberkriegshetzers: „Die Franzosen werden ihre große» Gelegenheiten und ihre Zukunft aufs Spiel setzen, wenn sie nicht den Krieg gemäß ihrer vertraglichen Verpflichtungen fortsetzen, von denen wir sie nicht freigestellt haben."
Wir wissen von französischen Offiziere», welche Verbitterung über die mangelnde englische Unterstützung in der ganzen Armee geherrscht hat. Wir wissen auch von Augenzeugen, wie es mit der Rettung der 100 000 (!) Franzosen, der sich Herr Churchill in seiner llnterhausrede rühmt, tatsächlich ausgesehen hat, daß nämlich französische Soldaten, die sich aus englische Schiffe retten wollten, mit Kolbenschlägen abgewehrt wurden.
Für England ist der Poilu immer nur der Landsknecht, der dumm genug ist, für die Londoner Geldsäcke zu bluten. Jetzt aber über dem zerschlagenen „Bundesgenosten" die Peitsche beißender Borwürfe zu schwingen - pfui Teufel! - Das ist eine echt churchill'sche Gemeinheit.
Hinter den Vorwürfe» versteckt sich die plutokratische Gier, Frankreichs Flotte und seine Kolonien unter dem Schein des Rechts an sich zu reißen. Hinter den durchsichtigen Vorwänden sieht man wieder die Fratze des Leichenflederers, der sich über seine Opfer hermacht.
Ganz sicher scheint aber der „starke Mann" an der Themse seiner Sache nicht mehr zu sein; denn von der Siegesgewißheit ist nur die Hoffnung auf einen Endsieg geblieben. Und bange fügt er hinzu: „Ich glaube, daß nun die Schlacht in England bald beginnen wird."
Ja, Herr Churchill, sie wird beginnen. Sie werden die Waffen Deutschlands und Italiens, dessen Flotte Sie sich so frech zu schmähen erlaubten, zu spüren bekommen. Von den „höheren sonnenbeschienenen Gefilden", die Sie als Ihr plutokratisches Kriegsziel vorgaukeln, hat die Welt sattsam genug. Sie verlangt nach einem Frieden der Gerechtigkeit. Das Schwert Deutschlands und Italiens garantiert ihn.
Das englische Union-Angebot an Frankreich macht denkbar ungünstigen Eindruck
DNB. Bukarest, 18. Juni. In hiesigen maßgebliche« Kreisen hat das englische Angebot an Frankreich auf Schaffung einer britisch-französischen Union einen denkbar ungünstigen Eindruck hervorgerusen.
doch panzersicher fühlten. Eine schöne Anerkennung für unsere Panzermänner. !
Weiter und weiter geht dieser Vormarsch. Kilometer um Kilometer. Rechts der Straße eingroßerFlugplatz. Halle reiht sich neben Halle. Ein Bild voll tiefsten Friedens. Der Windsack bläht sich, man möchte glauben, daß hier jeden Augenblick eine Maschine starten oder landen müßte. Es ist nicht so. Wohl stehen ! noch 33 französische Flugzeuge startbereit, Bomber, Jäger und s Aufklärer! Aber die fliegen nicht mehr gegen Deutschland. Deutsche ! Panzer brachen in den Flugplatz hinein. Nicht eine der Maschinen konnte flüchten. 33 wertvolle Kampfflugzeuge. Dazu wichtiges Material, die gesamte Besatzung fielen in die Hand unserer Pan- !
zer. Ein kleines Schild an einer Holztür ist Zeugnis von einer i
neuen soldatischen Glanztat unserer Panzermänner. Darauf steht ! zu lesen: „Gerettet durch den Eeneralluftzeugmeister für das RLM. gez. Unterschrift."
Der italienische Wehrmachtsbericht
Erneute italienische Luftangriffe auf Malta, Korsika und ! Bizerta — Durch U-Boote zwei Oeltanker versenkt — Neun
feindliche Flugzeuge vernichtet >
Rom, 18. Juni. Der italienische Wehrmachtsbericht vom Diens- ! tag hat folgenden Wortlaut: !
„Das Oberkommando der italienischen Wehrmacht gibt bekannt:
In der Nacht vom 16. zum 17. sind die Flottenöasis von V i - zerta, die militärischen Ziele von Malta und die Flughäfen von Korsika wirksam mit Bomben belegt worden.
Unsere U-Boote haben feindliche Tanker, darunter einen von großer Tonnage, versenkt. In Nordafrika werden die i Operationen an der Cyrenaika-Erenzs fortgesetzt. InOstafrika ! sind zahlreiche Luftopsrationen mir Erfolg durchgcfühn worden,
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Karte zum deutschen OKW.-Bericht (Kartendienst Zander-M.)
Aus dem Arc de Triomphe in Paris weht die Hakenkreuzsahne!
Vorbeimarsch der deutschen Truppen auf dem Place d'Etoile.
(PK. Schmidt, Atlantik, Zander M.-K.)
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