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Nr. 133

Montag, äen 10. Juni 1940

114. Jahrgang

Der Beirrd rum Nütßzug gezwungen

Lm Somme- «nd SNe-Gevtet starke seiudttMe fräste zerschlagen

Die Aisne im Kampf überschritten Erneuter erfolgreicher Angriff auf Cherbourg Flugplätze und Berkehrsverbindungen bei Paris mit

Bomben belegt Großer Erfolg deutscher Seestreitkräfte im Nordmeer

«Der fürchterlichste Scho« in Svaukveichs Kriegsgeschichte"

DRV Führerhauptquartier, 8. Juni. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Unsere^Operationen südlich der Somme «nd des Aisne ^Oifekanals schreiten weiter erfolgreich fort. Auch südlich der unteren Somme wurde der Feind geworfen.

Zur Unterstützung des Heeres griff dieLuftwaffe mit starken Kräften südlich der Somme in den Erdkampf eiu und belegte Truppenanfammlungen, Kolonnen, Jnfanterie- und Artilleriestellungen erfolgreich mit Bomben.

Die Zahl der bei Dünkirchen eingebrachten Gefange­nen hat sich auf 88 üüv erhöht.

Im Zuge der bewaffneten Aufklärung gegen die britische Ost- und Südküste sind einige englische Flugplätze sowie der Seehafen Dover mit Bomben belegt worden.

Bei Narwik unterstützte die Luftwaffe den dort kämp­fenden Heeresverband durch wirksame Angriffe auf feind­liche Stellungen. Ein Tanklager wurde in Brand gesetzt, ein feindlicher Kreuzer erhielt zwei schwere Bombentreffer.

Ein deutsches U-Boot versenkte nordwestlich von Irland einen feindlichen Hilfskreuzer von 14 VÜV Tonnen.

Die nächtlichen feindlichen Luftangriffe aus das deutsche Heimatgebiet richteten im allgemeinen nur unwesentlichen Schaden an. In einer Stadt wurden Wohn­viertel getroffen und zehn Zivilpersonen getötet.

Die Gesamtverluste des Gegners in der Luft betrugen gestern 71 Flugzeuge, davon wurden im Luftkampf 29, durch Flak 25 abgeschossen, der Rest am Boden zerstört. Fünf eigene Flugzeuge werden vermißt.

lang es ihnen an einer Stelle, vier 32-Tonnen-Panzer des Geg­ners zu vernichten.

Eichenlaub zum Ritterkreuz

Berlin, 8. Juni. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht hat durch Verordnung ein Eichenlaub zum Ritter­kreuz gestiftet, das als besondere Auszeichnung an Inhaber des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes verliehen werden kann. Das Eichenlaub besteht aus drei silbernen Blättern und liegt auf der Bandspangc auk.

Reynaud fleht England um HUse an

London zeigt die kalte Schulter Genf, 9. Juni. Nach hier vorliegenden Informationen hat die Pariser Regierung, der das Wasser bis zum Hals steht, ei«, flehentliches Hilfegesuch nach London gerichtet. Reynaud soll unter dem Druck wichtiger parlamentarischer Gruppen und sogar des französischen Staatspräsidenten Lebrun von der Lon­doner Regierung die sofotige Entsendung von Truppen, Panzerwagen und Flakartillerie verlangt haben. England aber habe Frankreich wissen lassen, daß es nicht in der Lage sei, dem dringenden französischen Appell zu entsprechen, da

es alle seine Streitkraste für seine eigene Verteidigung «ne für die seines Imperiums absolut benötige. Man habe General Gort nach Paris gesandt, damit er den Franzosen die Ab­lehnung Englands plausibel mache. Nach der gleichen Informa­tion machen die englisch-französischen Beziehungen eine kritische Phase durch. Das Fernbleiben der Engländer von der entschei­denden Schlacht Frankreichs habe im französischen Heer wie bei der Bevölkerung starken Unwillen ausgelöst. Verschiedene maß­gebende Politiker hätten Reynaud, Marschall Pstain und sogar auch den französischen Staatspräsidenten Lebrun von diesem Un­willen unterrichtet.

Die französische Regierung hat gar keinen Grund, sich aufzu­regen. Sie hat gewußt, was sie tat, als sie ihr Volk an die Judo- Plutokratie verschacherte. Daß der Poilu die Hauptlast des Kamp­fes zu tragen haben würde, war von vornherein klar. So viel wie dieses Mal in Flandern hat England noch in keinem Kriege aus eigener Kraft geleistet. Frankreich soll sich daher nicht so anstellen, wird man in London im Brustton englischer Ueberzeu- gung sagen. Aber man sagt auch nicht einmal etwas Falsches, wenn man erklärt, man könne im Augenblick überhaupt nicht helfen. Woher nehmen und nicht stehlen, kann General Gort seine französischen Freunde fragen, nachdem England von seiner stolzen Armee trotz allerSieghaftigkeit" des Rückzuges nur ein paar abgerissene, demoralisierte Gestalten und von der Ausrüstung des Expeditionskorps überhaupt nichts gerettet hat.

Der OöhevutE -er Schlacht

In den letzten erbitterten Kämpfen um die Festung Dün­kirchen tat sich vor allem ein Infanterie-Regiment unter sei­nem Kommandeur, Oberst Re ck n a g e l, und ein Infanterie- Bataillon unter feinem Kommandeur Major Schall er besonders hervor.

DNV. Führer-Hauptquartier, 9. Juni.

Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

In viertägiger Schlacht im Somme- und Oise-Gebiet haben deutsche Infanterie- und Panzer- Divisionen in enger Zusammenarbeit mit der Luftwaffe starke feindliche Kräfte zerschlagen und andere, zum Teil ne« in den Kampf geworfene feindliche Truppen zum Rück­zug gezwungen. Der Versuch des Feindes, den deutschen An­griff um jeden Preis aufzuhalten» ist gescheitert.

In Richtung auf die untere Seine wurden rück­wärtige Verteidigungslinien des Feindes durchbrochen und umfangreiche Versorgungs-Einrichtungen und Vorräte des Gegners erbeutet.

Die Luftwaffe unterstützte das Vorgehen des Heeres südlich der Somme. Artillerie- und Flakstellungen sowie Kolonnen aller Art sind mit Bomben belegt, Truppen- und Panzer-Ansammlungen versprengt worden. Weiter ostwärts verfolgen unsere Divisionen den Feind. Beiderseits Sois - so ns ist die Aisne im Kampf überschritten. Heute früh sind weitere Teile der deutschen Front zum Angriff an­getreten.

Den Hafen von Cherbourg griff die Luftwaffe er­neut mit Erfolg an, mehrere Flugplätze nord- und südost- wärts von Paris sowie Straßen und Eisenbahnftrecken nordwestlich von Paris wurden mit Bomben belegt. Die Eesamtverluste des Gegners in der Luft betru­gen gestern 58 Flugzeuge und ein Fesselballon, davon sind 3g Flugzeuge im Luftkampf, 13 durch Flak abgeschossen, der Rest am Boden zerstört. Neun eigene Flugzeuge werden vermißt.

Deutsche Seestreitkräste, darunter die beide« SchlachtschiffeGneisen««" undScharnhorst", operierten unter Führung des Admirals Marschall zur Entlastung der «m Rarvik kämpfenden Truppen im Nordmeer. Hierbei wurden am 8. Jnni durch eine Kampfgruppe der eng­lische FlugzeugträgerGloriofus" (22 599 Ton­nen) und eia feindlicher Zerstörer in Grund geschossen. Eine zweite Kamfgruppe vernichtete den 21999 Tonnen großen TruppentransporterOrama", den englischen Ma­rinetankerOilpioneer" (S1VV Tonnen) «nd eine« moder­nen U-Boot-Jäger. Sie brachten ferner mehrere hundert Ge­fangene ei«. Die eigene« Streitkräfte setzen ihre Operatio­nen fort.

Der Feind wiederholte auch in der Nacht zum 9. Juni seine Einflüge in das westdeutsche Gebiet. Militärischer Schade« wurde nicht angerichtet.

Bier 32-Tonrren-Parrzer im einer Stelle von Stukas vernichtet

Berlin, 9. Juni. Junkers-Sturzkampfflugzeuge unterstützten in Zahlreichen Einsätzen das Vorgehen der Erdtruppen. Dabei ge­

Havas: Wie die Cimbern und Teutonen

DNB. Berlin, 9. Juni. Während das deutsche Oberkom­mando mit der Wucht der ihm eigenen Sprache die erste stolze Bilanz der großen Schlacht im Somme- und Oise-Gebiet zieht, ficht sich Havas gezwungen, einen Katastrophenbericht zu ver­öffentlichen, der dem französischen Volk nun auch die letzten Illusionen nimmt, in die es die Lügen der verantwortlichen Kriegstreiber immer wieder gestürzt habe». Jetzt endlich muß man zugebe», daß die Auswirkungen der großen Schlacht in Flandern und im Artois, nun an der Somme und an der Oise ihre für Frankreich verhängnisvollen Ergebnisse zeitigen. Jetzt spricht man offen davon, daß die gegenwärtig tobende Schlacht, die Herr Reynaud die Schlacht Frankreichs genannt hat, ihren Höhepunkt erreicht hat. Und jetzt wird den so lange belogenen Franzosen in Paris und im Lande gesagt, daß diese Schlacht Frankreichs den fürchterlichste« Schock der militärischen Ge­schichte mit sich brachte.

In der den Franzosen eigenen Sprache wählt Havas Bilder, die kaum plastischer gewählt werden können, um den Verlauf des großen Ringenes klarzumachen. Die Deutschen feie«, so sagt Havas,vorwärtsgestürmt, von Siegesjubel umrauscht, wie die Cimbern und Teutonen", ihre Vorfahren.

So wird diesem Ringen, das das französische Büro die größte

Schlacht der Kriege aller Zeiten «ennt, das Signum jenes Furor Teutonicus aufgedrängt, mit dem alle bisherigen Schil­derungen Lüge« gestraft werden» die darauf abzielten, das Volk in Frankreich über die Verzweiflung der Lage zu täuschen, i« die die Politik und Kriegsführung Frankreich hineingetriebe« hat.

Wachsende Panik in Paris. Kinder unter 14 Jahre« evakuiert.

Sonntagsruhe aufgehoben. -Prüfungs-Termine vertagt

DNB. Stockholm» 9. Juni. Rach traurigea Selbstbetrugs­oersuchen und hysterischen Wutausbrüchen steht Frankreich «u« vor der Tatsache, der drohenden Katastrophe offen ins Auge zn sehen. Daß die Weygand-Linie durchbrochen ist, kann man i« Paris nicht länger verheimlichen. Unter der Wucht des blitzartig vorgehenden deutschen Angriffes sieht man sich in Paris z« außerordentlichen Maßnahme« gezwungen, für de« Fall, daß die Front näher an Paris heraugetrageu wird.

Alle Kinder unter 14 Jahre« werden aus dem Raum der französischen Hauptstadt evakuiert. Sonntagsruhe und Urlaub sind für alle Institutionen und Unternehmen aufgehoben. Di» angcsetzteu Prüfungstcrmine für Studenten find nach einer Mitteilung des Erziehungsministers vertagt.

Das Geheimnis Mussolinis"

Ansaldo über den Zeitpunkt des italienischen Losschlagens

DNB. Rom, 10. Juni. In seiner sonntäglichen Ansprache an das italienische Heer betonte der Direktor desTelegrafo", der bekannte Außenpolitiker Ansaldo, daß der Zeitpunkt des italienischen Eingreifens noch eiu Geheimnis Mussolinis sei.

Ansaldo wies im weitere« Verlauf seiner Ausführungen darauf hin, daß bei dem Kampf gegen England die Aktion Ita­liens eine kapitale Bedeutung haben werde. Dann werde Ita­lien seine Einheit vervollständigen und die Sklavenketten brechen, die es zum Gefangenen des Mittelmeeres mache«.

Zum Schluß ging Ansaldo auf die Ernennung von Marschall de Bono zum Kommandierenden der Armeegruppe Süd ein und betonte, daß der Name de Bonos und der sName der Armeegruppe jedem viel sage, der dies richtig zu deuten wisse. Die Kameraden, die bereits in jenen Gebieten gelandet wurden, und jene, die in den Häfen auf ihre Verschiffung warten, werden den Befehlen de Bonos unterstehen."

Englische Vlokade bedroht Italiens Freiheit

Ei« zweiter Bericht an den Duce

Rom, 9. Juni. Amtlich wird der zweite Bericht über die Italien durch die englisch-französische Blockade verursachten Schäden ver­öffentlicht, den der Chef der Abteilung für Kriegswirtschaft im italienischen Außenamt dem Duce erstattet hat. Er kommt nach Aufzählung einer langen Liste der Willkürakte auch im vergange­nen Monate zu der Schlußfolgerung:Das Anhalten und Um­legten der Schisse, die Beschlagnahme der Waren, die Vriek-

zensur und die Ausfuhrverbote haben dem italienischen Volk den greifbaren und unwiderleglichen Beweis erbracht, daß bei einer Lage, wie sie im Mittelmser besteht, seine Freiheit, sein Lebens- recht, ja die Möglichkeit zur Arbeit und Entwicklung von einem Augenblick zum andern durch den Willen einer nichtmittelmeer­ländischen Macht vernichtet oder in schwere Gefahr gebracht wer­den könne. Das ist die klare Lehre aus neun Monaten Kontrolle."

Seit Kriegsbeginn bis zum 23. Mai wurden im ganzen 1347 Fälle der Kontrolle gezählt. Am 11. Dezember 1939 wurde der britischen Vertretung eine Denkschrift überreicht, in der die fa­schistische Regierung die Lage, wie sie zum Schaden des italieni­schen Verkehrs auf Grund der Beschlagnahme und der immer zahlreicheren Sperren italienischer Waren geschaffen worden war, als äußerst ernst schilderte.Wir befanden uns vor einer regel­rechten Lahmlegung unseres Handels: Die Güter verdarben, die Lagergebühren erreichten astronomische Ziffern, mehr'als ein In­dustrieunternehmen war gezwungen, wegen der Verspätung der Rohstoffe die Arbeit einzustellen oder zu reduzieren. In welchem Geiste die Londoner Regierung die italienischen Vorschläge auf eine neue Handhabung der Kontrolle in Erwägung zog, wurde durch eine Denkschrift bewiesen, die am 9. Januar übermittelt wurde. Darin wurde eine Erleichterung der Kontrolle an die Bedingung geknüpft, daß sich Italien einer Politik derKon­tingentierung" unterwerfe. Es war wohl verständlich, heißt es in dem neuen Bericht weiter, daß die faschistische Regierung sich wei­gern würde, wie sie sich auch tatsächlich weigerte, einen Vor­schlag dieser Art nicht nur zu diskutieren, sondern überhaupt nur in Erwägung zu ziehen.