2. Seite — Nr. 128
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter'
Dienstag, den 4. Juni 1S4V
Vertuschungen, Zugeständnisse und Wirklichkeit
Genf, 3. Juni. Wenn die Trümmer des geschlagenen englischen Heers, die das rettende Ufer Englands erreichen konnten, auch noch so erschöpft, zerrissen, ohne Waffen und Marerial ankommen, dann ist das für Duff Looper, den amtlichen englischen Lügner, nur ein Grund mehr, die „glänzenden Rückzugsmanöver" zu verherrlichen. In dem krampfhaften Bemühen, durch Schönfärberei einen systematischen Optimismus zu erzeugen, umgeben im Austrage Churchills Duff Cooper und die englische Presse die Verzweislungskämpfe des Expeditionsheeres mit einer derartigen Gloriole, daß der Eindruck der Niederlage möglichst aufgehoben wird. Mit so großspurigen Worten wie „prachtvoller Widerstand", „großartige Organisation", „unbezwingbare Tapferkeit" und so großartigen Behauptungen wie der, daß die britische Luftwaffe der deutschen „bestimmt in der Technik und im Manövrieren überlegen" sei, wird dieser optimistische Eindruck erzielt. Auch in Paris sucht man das gleiche zu erreichen. Hier etwa dadurch, daß zwei Führer der geschlagenen französischen Armeen, General Vlanchard und General Prioux, mit hohen Würden der Ehrenlegion ausgezeichnet werden, ungeachtet dessen, daß sich General Prioux bereits seit dem 29. Mai in deutscher Gefangenschaft befindet und ihre Armeen vernichtet oder gefangen sind.
Die Tatsachen sprechen so harte Worte, daß alle Schönfärberei sie nicht verwischen kann, daß auch die englischen Zeitungen trotz aller Lügen und bombastischen Worte zugeben müssen, daß das englische Heer furchtbare Verluste erlitten hat. Der „Manchester Guardian" gibt sogar zu, daß ohne das schlechte Wetter die Rückfahrt nach England überhaupt unmöglich gewesen wäre. Unbestimmt bleibe noch die Gesamtzahl der Verluste von Heer und Marine während der Einschiffung und Operationen. Man wisse nur, daß die Verluste sehr groß gewesen sein müßten, da die Zurückkehrenden in der überwiegenden Zahl waffenlos ankamen. Auch die Londoner Sonntagsblätter bringen ihren Lesern schonend bei, daß die Verluste „äußerst schwer" seien. Unter dem Eindruck der furchtbaren Verluste, die die Flucht über den Kanal mit sich brachte, mahnt „News Chronicle" sogar die Öffentlichkeit, nicht zu vergessen, daß das britische Heer geschlagen sei. Ebenso betont ein französisches Blatt, der „Petit Dauphinois", im Gegensatz zu dem von den Londoner und Pariser amtlichen Stellen zur Schau getragenen Zweckoptimismus, der Franzose liebe die Wahrheit, deshalb müsse man eingestehen: Die Wiedereinschiffung der letzten französischen Kontingente in Dünkirchen werde immer schwieriger. Die deutsche weitreichende Artillerie zertrümmere die Ruinen der Stadt und die Hafenkais.
Was die verbrämten Eingeständnisse der französischen und englischen Presse nur andeutungsweise und die Angebote der australischen und kanadischen Regierungen indirekt zugeben, das wird von ausländischen Beobachtern mit all der Furchtbarkeit geschildert, die sie bei der Ankunft der völlig erschöpften und durcheinander gekommenen Truppenteile an der englischen Küste sahen. Die englischen Truppen, so schreibt etwa „New Park Herald Tribüne", hätten alles verloren; sie träfen oft ohne Schuhe, ohne Mäntel und selbst ohne Hosen in England ein, nachdem sie zuvor ihre gesamte Ausrüstung, ihre Tanks, ihre Fahrzeuge und Geschütze im Stiche lassen mußten. Das volle
Ausmaß der englischen Verluste sei zunächst noch unübersehbar. Die Beschreibung „dezimiert" sei milde für das, was gewissen englischen Truppenteilen zugestotzen sei. Unter den erschöpft an- kommenden Flüchtlingen herrsche Einigkeit über die deutsche Ueberlegenheit nicht nur an Zahl, sondern auch in Panzerausrüstung und Feuerstärke.
Scharfe Stellungnahme aus Nom
Rom, 3. Juni. Mit außerordentlicher Schärfe wird in der offiziösen Wochenschrift „Relazioni Jnternazionale" „die Aufgabe des italienischen Volkes" Umrissen. Franzosen und Engländer Hütten italienische Ansprüche, die nicht nur ein historisches Recht, sondern das Naturrecht für sich hätten, zuriickgewiesen: „Diese Forderungen werden nun also mit den Waffen durchgesetzt werden". Der seit mehr als 30 Jahren erwartete Moment sei nun gekommen. „Das italienische Volk wird die französischen und englischen Feinde mit äußerster Entschlossenheit bis zum vollständigen Siege bekämpfen." Die Blicke des schassenden italienischen Volkes seien heute mehr denn je auf Tunis, Korsika, Nizza, Dschibuti und Suez gerichtet. Dieser Krieg sei in Wahrheit eine Revolution und das neue Europa werde aus der „unlösbaren und gleichgewichtsstiftcnden Begegnung von Römertum und Germanentum" hervorgehen, „dieser beiden Kräfte, die dazu bestimmt sind, auf Jahrhunderte die neuen politischen Situationen zu stabilisieren" Der Artikel schließt mit dem Satz: „Das Wort haben die Waffen."
„Keine Illusionen über Rußland-
Ein Anfall von Ehrlichkeit in London
Genf, 3. Juni. Die Londoner „Daily Mail" hat einen Anfall von Ehrlichkeit. Das Blatt empfiehlt den Engländern, sich über die Haltung Rußlands keinerlei Illusionen zu machen. Das Gerücht, Rußlands Haltung habe sich zugunsten der Wsstmächte geändert, sei hohle Faselei und blühender Unsinn. Stalin habe keinerlei Zuneigung für das britische Imperium.
Moskau, 3. Juni. Das Blatt der sowjetrussischen Kriegsmarine „Krasni Flot" setzt seine Artikelreihe über die strategische Operationen im gegenwärtigen Krieg fort mit einer Betrachtung über die britische Blockade, deren Mißerfolg vor allem der erfolgreichen Tätigkeit der deutschen U-Boote und Luftwaffe zugeschrieben wird. Der „Minenbluff" der Engländer sei schließlich ein keineswegs heldenhaftes Symptom für die panische Angst gewesen, die die britische Flotte vor der deutschen U-Voot-Eefahr ergriffen hatte. Nachdem die Besetzung der norwegischen Küste der deutschen U-Boot- und Luftwaffe die Möglichkeit zu Angriffen auf den nördlichen Teil der britischen Insel und gegen die Seewege im Atlantik eröffnet habe, setzte jetzt die Eroberung der Kanalküste das ganze Gebiet England den Schlägen der deutschen Streitkräfte aus. Sie bedrohten die britischen Verbindungslinien mit Frankreich, ja sogar mit dem Mittelmeer und den britischen Kolonien. England, so stellt „Krasni Flot" fest, steht jetzt selbst vor der Gefahr einer wirtschaftlichen Blockade.
„Athenia"-Fall eingesetzten Organen des englischen Secret Service bis in alle Einzelheiten vorbereitet worden. Das Ziel dieser Anschläge ist, wie in Neuyorker informierten Kreisen offen besprochen wird, durch die brutale Versenkung eines oder sogar mehrerer der unterwegs befindlichen amerikanischen Passagierdampfer einen Entrüstungssturm bei dem amerikanischen Publikum hervorzurusen. Es ist in dem teuflischen Plan vorgesehen, daß selbstverständlich die von Agenten der englischen Admiralität und des englischen Sccret Service ausgesührte Versenkung dieser Schisse Deutschland in die Schuhe geschoben wird, d. h. also, Deutschland soll, wie es bereits einmal im Falle „Athenia" versucht wurde, als der Sündenbock der Vernichtung amerikanischen Eigentums und des Lebens amerikanischer Staats bürger vor aller Welt abgestempelt werden. '
An Einzelheiten dieses neuen, von den Herren Churchill und Genossen vorbereiteten Verbrechens wird von dem Vertrauensmann folgendes berichtet: Die in Frage kommenden Schiffe sind der Dampfer „President Rooseveli", der am 1. Juni den irischen Hafen Ealway verlassen hat. Ferner ist ver Dampfer „Manhattan", der am 2. Juni von Genua abfahren sollte, und als letzter der Dampfer „Washington", der sich zur Zeit noch auf der Fahrt von Neuyork nach Bordeaux befindet, um die restlichen amerikanischen Staatsbürger aus Europa in die Heimat zu befördern. Ueber die Art der Durchführung dieser Anschläge hat kürzlich in London eine geheime Sitzung unter dem Vorsitz eines hohen Funktionärs des britischen Secret Service stattgefunden, an der, wie,, Bstqööö tischen Secret Service stattgefunden, an der, wie berichtet, auch ein Mitglied der britischen Admiralität und Angehörige desfranzösischenEeheimdienstes (Surets) teilgenommen haben. Es soll bei dieser Sitzung zunächst zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten gekommen sein, ob es dem Zwecke dienlicher sei, diese Schiffe torpedieren oder, wie im „Athenia"- Fall, durch Einschmuggeln und Verwendung von Höllenmaschinen zu vernichten. Wie der Vertrauensmann berichtet, soll auf Vorschlag des britischen Sccret Service beschlossen worden sein, beide Wege zu kombinieren. Für den Fall, daß es infolge unglücklicher Umstände vielleicht nicht möglich sein sollte, die Torpedierung durch ll-Boote vorzunehme«, soll gleichzeitig mit Höllenmaschinen gearbeitet werden.
Als besonders charakteristisch für die verbrecherische Mentalität des britischen Secret Service und seiner sonstigen Bundesgenossen in verschiedenen Ländern wird aüs der Sitzung noch berichtet, es sei von einem Teilnehmer eingewendet worden, es könne doch wohlhabenden Amerikanern nicht zugemutet verden, auf diesen Schiffen nach Aemrika zu fahren, und es sei in diesem Zusammenhang ja auch schon bekannt geworden, daß bekannte Amerikaner, die sich in Europa aushielten, sich geweigert hätten, auf diesen Schiffen ihr Leben zu riskieren. Es soll dann von dem hohen Beamten des britischen Secret Service der sinnreiche und menschenfreundliche Vorschlag gemacht worden sein, daß man ja wenig wohlhabenden Amerikanern, z. B. Arbeitern und kleineren Angestellten, das lleberfahrtsgeld vorstrecken könne. Diese würden gern kommen, und auf diese Weise würde man dann die Schiffe mit amerikanischen Bürgern auf alle Fälle füllen können.
Es ist wäyryasttg schwer, sich in eine solche teufNche Mentalität des englischen Secret Service hineinzudenken, aber die Nachrichten werden mit solcher Bestimmtheit in eingeweihten Kreisen nicht nur in Neuyork, sondern auch in anderen Städten Amerikas bereits jetzt verbreitet, daß es sich zweifellos um einen sorgfältig vorbereiteten Plan handelt, den das Secret Service in Anbetracht der großen militärischen Mißerfolge der Westmächte ausgeheckt hat. um mit allen Mitteln das den Frieden wünschende und den Krieg verabscheuende amerikanische Volk in die europäische Auseinandersetzung hineinzuzerren. In diesem Zusammenhang ist es bezeichnend, daß seit Ankunft dieses neutralen Gewährsmannes von dem ausgedehnten Agenten-. Propaganda- und Spionagenetz Englands m den Vereinigten Staaten bereits heute eine rege Tätigkeit entfaltet wird, um zum gegebenen Zeitpunkt den beabsichtigten Anschlag auf amerikanisches Eigentum und das Leben amerikanischer Staatsbürger in der geeignetsten Form propagandistisch auszunutzen. Offenbar verspricht man sich einen besonderen propagandistischen Erfolg davon, daß zwei der amerikanischen Dampfer die Namen „President Äoosevelt" und „Washington" tragen. Man spricht bereits ganz offen, daß, wenn man auch mit dem „Athenia"-Fall Pech gehabt habe, nunmehr die große Sensation dieses Krieges bevorstehe und es Deutschland wohl schwer werden würde, diesesmal die wahren Attentäter zu entlarven.
Mitteilung der Reichsregierung an die NSN.-Botschaft
Auch der Dampser „Washington" hat von Deutschland nichts zu fürchten
Berlin, 3. Juni. Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika hat den Regierungen der kriegführenden Länder aus diplomatischem Wege amtlich mitgeteilt, daß der amerikanische Dampfer „Washington" Neuyork am 30. Mai in Richtung Bordeaux verlassen habe, um die dort ansässigen amerikanischen Staatsangehörigen und ihre Familien zurückzuholen. Die amerikanische Regierung hat hierbei erklärt, sie erwarte, daß das unbewaffnete Schiff, das nicht im Geleit fahre, nachts hell erleuchtet werde und als amerikanischer Dampfer besonders deutlich gekennzeichnet sei, auf seiner Hin- und Rückfahrt von den Streitkräften der kriegführenden Mächte nicht behelligt werde. Ebenso wie in dem kürzlichen Fall der Fahrt des amerikanischen Dampfers „President Roosevelt" hat die Reichsregierung der amerikanischen Botschaft in Berlin auch jetzt wieder mitgeteilt, daß Schiffe, die ihre Fahrten in der von der amerikanischen Regierung angegebenen Weise durchführen, nach den Grundsätzen der deutschen Kriegsführung keinerlei Gefährdung durch deutsche Streitkräfte ausgesetzt sind. Da aber der Dampfer „Washington" Kriegszonen durchfahren werde- die sonst nach den amerikanischen Vorschriften von der amerikanischen Schiffen gemieden würden, seien die zuständigen deutschen militärischen Dienststellen von der beabsichtigten Fahrt des Dampfers unterrichtet worden und hätten den strikten Befehl erhalten, den Dampfer seine Fahrt ohne jede Behinderung durchführen zu lassen.
Die Reichsregierung hat sich aber erneur gezwungen gesehen, die amerikanische Botschaft auf die soeben eingetroffenen Nachrichten aufmerksam zu machen, wonach von den Kriegsgegnern Deutschlands Anschläge auf die verschiedenen auf der Fahrt nach oder von Europa befindlichen amerikanischen Passagierdampfer geplant oder vorbereitet würden. Nach dem bekannten Vorgehen der Feinde Deutschlands in ähnlichen Fällen dürften diese Nachrichten für die amerikanische Regierung von besonderem Interesse sein. Die Reichsregierung erwarte daher, daß die amerikanische Regierung sowohl im Interesse der Sicherung des Lebens ihrer Staatsbürger als auch im Interesse der Vermeidung der von den Gegnern Deutschlands beabsichtigten Störung der deutsch-amerikanischen Beziehungen alle erforderlichen Maßnahmen treffe, um solche verbrecherischen Pläne zu vereiteln.
Der lranzösi-chs Vrr'-:-h:s>,t>.:'f.-r ic:lt nur. das; fünf Mil- lionen an <zru.yl!inge oer ge>..-:'Gebier« adressierte Briese unbestellbar in Paris lägen.
Schwedens Neutralität
Eine Rede des Ministerpräsidenten Hanffon
Stockholm» 3. Juni. Anläßlich der Eröffnung des sozialdemokratischen Parteikongresses in Stockholm hielt der schwedische Ministerpräsident Hansson eine Rede, in der er u. a. erklärte, für Schweden sei der einzige Weg der der Neutralität gewesen. Weiter betonte er, daß Schweden nicht bedroht sei. Es habe von den kämpfenden Parteien feierliche Versicherungen erhalten, daß -Schwedens Neutralität respektiert werden solle. Trotzdem dürfe -Schweden seine Wachsamkeit und seine Bereitschaft nicht vermin- jdern. Die Neutralität enthalte nicht nur die Pflicht, sich jeder Einmischung zu enthalten, sondern auch die Pklicht, die Neutralität zu wahren.
Der Führer verlieh neue Ritterkreuze
Berlin, 3. Juni. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht hat auf Vorschlag des Oberbefehlshabers der Kriegsmarine, Großadmiral Dr. h. c. Raeder, das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz verliehen an: Kapitänleutnant (Ing.) Erich Grundmann, Flottilleningenienr einer Räumbootflottille, Stabsobersteuermann Arthur Godenau, Kommandant eines Minenräumbootes, Stabsobersteuermann Karl Rixeter, Kommandant eines Minenräumbootes.
Kapitänleutnant (Ing.) Grundmann hat am 9. April 1940 unter vollem eigenem Einsatz mit einem kleinen Stoßtrupp und Teilen der Besatzung eines Räumbootes den norwegischen Marinestützpunkt Horten im Oslofjord genommen. Seinem energischen und schnellen Handeln ist es zu verdanken, daß sich die überlegene norwegische Besatzung ergab.
Stabsobersteuermann Godenau bat als Kommandant eines Räumbootes am 9. April 1940 in schwerem feindlichem Feuer durch persönlichen Schneid mit seinem Boot die Landung in dem Marinestützpunkt Horten am Oslofjord durchgeführt und im Verein mit Kapitänleutnant Erich Erundmann die Ueber- rumpelung eines norwegischen Stützpunktes möglich gemacht und damit wesentlich zum Gelingen des Unternehmens beigetragen.
Stabsobersteuermann Rixeter hat als Kommandant eines Räumbootes bei Bolaerne im Oslosjord ein feindliches U-Boot durch Wasserbomben zum Auftauchen gezwungen, das U-Boot geentert und die Besatzung gefangen genommen. Vorher hatte der Stabsobersteuermann Rixeter unter schwerem Feuer die auf seinem Boot eingeschifften Truppen gelandet.
Einführung von Reichskarterr für Urlauber
Berlin. 3. Juni Zur Herbeiführung einer einheitlichen Urlaubsverpflegung aller Versorgungsberechtigten, die über Lebensmittelkarten nicht verfügen, weil sie Gemeinschaftsverpflegung erhalten (Angehörige der Wehrmacht, des Reichsarbeitsdienstes, der Schutzgliederungen außerhalb der Wehrmacht, Westwallarbeiter usw.) werden durch Erlaß des Reichsministers für Ernährung und Landwirtschaft Reichskarten für Urlauber eingeführt. Die für das gesamte Reichsgebiet geltenden Karten können auf Grund eines ordnungsmäßigen Urlaubsscheines von jedem Ernährungsamt (Kartenstelle) ausgegeben werden. Sie sind nur mit Unterschrift und Dienstsiegel der Kartenstelle gültig. Die Urlauberkarten werden in siebenfach verschiedener Ausfertigung als Karten für je einen Tag, zwei, drei, vier, fünf sechs und sieben Tage eingeführt. Sie sind in grauem Farbton gehalten und aus Wasserzeichenpapier gedruckt. Sie bestehen aus einer Stammkarte und einer nach den einzelnen Urlaubstagen steigenden Anzahl von Einzelabschnitten. Auf der Stammkarte ist der Name des Urlaubers einzutragen. Die llebertragung der Karte auf andere Personen ist verboten. Die Einzelabschnitte sind beim Warenbezug von den Verteilern abzutrennen. Die Urlauberkarten be
rechtigen zum Bezug der Lebensmittel und Speisen für die Dauer des Urlaubs. Sie verlieren vier Wochen nach der Ausstellung ihre Gültigkeit. Bei längerem als vierwöchigem Urlaub sind zunächst nur Karten für vier Wochen auszuhändigen.
Die auf die Urlauberkarten abzugsbenden Lebensmittelmengen sind unter Anpassung an die Rationssätze für Normalverbraucher festgesetzt worden. Zur zweckmäßigen Verteilung der Ee- wichtsmengen auf die Einzelabschnitte mußten jedoch gewisse Auf- und Abrundungen erfolgen. Die Urlauberkarten für einen und zwei Tage enthalten nur Abschnitte für Brot, Fleisch und Fett, während die übrigen Urlauberkarten auch zum Bezug von Marmelade, Zucker, Nährmitteln, Kaffee-Ersatz- und -zusatzmit- teln sowie Käse berechtigen. Auf die über sieben Tage lautenden Urlauberkarten kann außerdem ein Ei bezogen werden. Das entspricht der durchschnittlichen Eierversorgung der übrigen Ver- sorgungsbeechtigten. Die Brotabschnitte der Urlauberkarten berechtigen auch zum Bezug von Mehl und Mehlspeisen, Kuchen und Dauerbackwaren. Weitere Vorschriften sichern die Einrichtung einer Ausgabekontrolle der Urlauberkarten. Wehrmachturlauber erhalten für die Hinreise zum Urlaubsort sowie für eine Urlaubsdauer bis zu drei Tagen einschließlich Hin- und Rückreise ihre Urlauberkarten durch die Kommandanturen und Standortältesten. Für Dienstreisen erhalten Wehrmachtsangehörige, die keine Lebensmittelkarten haben, wie bisher Reise- und East- stättenmarken. Die Bestimmungen des Erlasses treten am 1. Juli 1940 in Kraft.
Jähes Ringen mit dem entweichenden Engländer
Verzweifelte Anstrengungen, den Rückzug zu decken — Deutsche Sanitäter unter Feuer genommen — Lmtkamvf über Nieuport
Von Kriegsberichter Leo Leixner
(PK.) Zum fünften Male liegt die Truppe sprung-'und sturmbereit hinter dem Deich eines belgischen Kanals. Diesmal ist der Engländer unser Feind am anderen Ufer. Er kämpft verbissen um jeden Fußbreit des nur 3 Kilometer breiten Streifens, den unser Vormarsch ihm zwischen der Kanalküste und dem Nieuport-Fur nes-Kanal gelassen hat. Südwestlich des Kanalshafens Nieuport, westlich dieser Stadt, sind unsere Truppen auf die Flanke des Feindes angesetzt, wir aber liegen ihm frontal gegenüber. Der Feind — es liegt das South- Lancashire-Regiment vor uns — hat eine Elitetruppe aufgebo- ten, um seine letzte, wenig ruhmvolle militärische Unternehmung aus dem Kontinent, die „erfolgreiche" Einschiffung durchzuführen, — so wie er es tat in Andalsnes und Namsos.
Wir müssen nach diesem heißen Kampftag, der zur Erde wie zur Luft heftige Auseinandersetzungen brachte, gestehen, daß der Gegner sich mit ungemein großer Zähigkeit gegen unsere schneidige Infanterie zur Wehr setzte, die nur schwer ihre Vrückenkopf- stellung am Schiffskanal westlich Wulpen aufrichten konnte. Der Feind hat die Vorteile des Geländes für sich: Auf den etwa 10 Meter hohen Dünen, die sich jäh über der flachen, völlig eingesehenen Tafel unseres Angriffsstreifens erheben, hat er seine schweren Waffen in Stellung gebracht. Wir haben ihre Wirkung den langen Tag über zu spüren bekommen, zumal seine schweren ME.s und sein Granatfeuer: aber unsere Batterien haben ihm schwer zugesetzt.
Um 9 Uhr früh begann das Uebersetzen am Kanal. Die übliche Lage: Flankierende, nahezu unerkennbare feindliche ME.s bestreichen die Länge des Kanals. Es mußten erst diese Nester durch unsere Paks und die JG.-Züge niedergekämpft werden, ehe die Infanterie den Kanal ohne zu große Gefahren mit ihren Schlauchbooten durckmuercn konnte. Der Kampf um da».