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Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Dienstag, den 30. April 1940

Man muß einer natürlichen, nationalen, organischen Ent­wicklung Zeit lassen, sich auszubilden, und nicht ungeduldig werden, wenn sie Stockungen, ja rückläufige Bewegungen hat. Otto v. Bismarck.

Ai. April: 1777 Mathematiker Karl Friedrich Gauß geboren. . 1803 Eeneralfeldmarschall v. Roon geboren. 1895 Gustav Freytag gestorben.

1. Mai: Deutscher Nationalfeiertag.

L Mai: 1772 Novalis geboren. 1892 Kampfflieger v. Nicht- Hosen geboren.

GlSurendss GvsebniS

Die Sammlung für das Kriegshilfswerk des Deutschen Roten Kreuzes ergab in Nagold 1835.60 RM., ein Ergebnis, das die bisherigen Sammlungen weit übertrifft, zumal Gehaltsabzüge and Eintopfsammlungen in Wegfall kamen. In Altensteig wurden 1007.05 RM., in Walddorf 185.30 RM. gesammelt.

jUetaUspende zum Gebrnrtstaa des SübvevS

Das Ergebnis der Metallsxende in Nagold hat alle Erwar- Ningen weit übertroffen. Aus allen Schichten der Einwohner­schaft sind die Spenden eingetroffen. Niemand wollte zurück­stehen. Größere Mengen sind insbesondere auch von der gewerb­lichen Wirtschaft abgelieferi worden. Das Metall wurde be­reits am vergangenen Samstag in Güterwagen verladen und dem Hüttenwerk zugeführt. Der Bürgermeister und der Orts­gruppenleiter danken hiermit allen Spendern aufs herzlichste.

1. Mai 1940

Zwei Ruhetage sind durch das Zusammentreffen des 1. Mai und des Himmelfahrtstages dem deutschen Volk in diesem Jahr geschenkt. Sie werden von uns allen freudig begrüßt. Denn ganz gleich, an welchem Platz der einzelne Deutsche in den letzten Wintermonaten des großen Kampfes gegen England und Frankreich stand, in dem einen waren sich alle Deutschen gleich: sie standen an einem Arbeitsplatz. Noch nie ist so viel in Deutschland gearbeitet, pausenlos ge­plant und geschaffen worden, wie in der zurückliegenden Zeitspanne seit Beginn des Krieges. Männer und Frauen, Jungen und Mädel, Arbeiter der Faust und der Stirn, und nicht zum wenigsten unsere Hausfrauen, sie alle waren ein­gereiht in einer Front, die vom Herzen unseres Landes bis zu den vordersten Feldwachen und Stoßtrupps unserer Wehrmacht reicht. Sie taten mehr denn je ihre Pflicht. Als ein stolzes Geschenk für diesen Einsatz dürfen sie heute, mit­ten in einem Entscheidungskrieg ohnegleichen, zwei Ruhe­tage für sich buchen. Sie dürfen für ein paar Stunden die Hände in den Schoß legen, sie dürfen hinauswandern in die frühlingsfrische deutsche Natur und Entspannung und Be­sinnung einiger froher und hoffentlich von keiner Sorge ge­trübten Stunden finden. Das ist ein Maigeschenk, über das man sich wahrhaftig freuen kann, auch wenn es freilich grundsätzlich von den Maifeiern der letzten sieben Jahre verschieden ist.

Da wir die zwei Ruhetage mit ganzer Kraft begehen wollen, so soll an ihnen nicht so nachdrücklich wie sonst von politischen Dingen die Rede sein. Ganz werden wir sie frei­lich nicht vergessen, dafür sorgen schon die Heeresberichte und die Nachrichten-Viertelstunden des Rundfunks, die in die heitere Musik dieser Tage immer wieder den Ernst der Wirklichkeit einschalten. Aber wir Deutschen sind auch ohne diese Hinweise nicht so geartet, daß wir selbst in aufgeräum­ten und frohen Stunden den Kopf in den Sand stecken. Wir wollen auch am 1. Mai und Himmelfahrt wissen, wie es bei unseren Soldaten draußen aussieht. Wir wollen mit ihnen im Geiste verbunden bleiben, weil auch sie in diesen beiden Tagen lebhaft an uns denken werden. Und auch die Herren W. E. und Lhamberlain dürfen ruhig in der Gestalt ent­täuschter Lohgerber, denen die Felle weggeschwommen sind, unseren Maispaziergang begleiten. Sie haben in den letzten Tagen manche bittere Pille schlucken müssen. Sie werden noch viel bitterere zu schlucken bekommen. Diese Gewißheit stärkt unser eigenes Gemüt ganz beträchtlich. Und wenn wir in den Freistunden, die uns jetzt geschenkt sind, ein wenig längere Briefe als sonst an unsere Väter, Söhne und Brü­der an der Front schreiben, so werden wir dabei auch der Plutokraten nicht vergessen, die ängstlich und bekümmert auf ihren Geldsäcken hocken. Sie haben vom 1. Mai nie viel ge­halten und unter Himmelfahrt meist die Befriedigung ihrer persönlichen Bedürfnisse verstanden. Sie werden auch in Zu­kunft nur schwer umlernen, und es ist einfach eine Aufgabe des Schicksals, ihnen das, was sie nicht von selbst lernen wollen, mit gebührendem Nachdruck auf andere Weise bei­zubringen. Der deutsche 1. Mai gibt uns gerade hierfür eine Jute Kraftstärke, denn er ist für uns nicht nur ein politi­scher, sondern ebenso sehr ein sozialer Feiertag. Der deutsche Eozialismus grüßt an ihm mit stürmischer Verachtung die frechen Ausbeuter und Kriegshetzer an der Themse, für die jeder echte Sozialismus ein Schreckgespenst ist. Sie wollen mit Lug und Trug, mit Gewalt und heimtückischem ueberfall die Völker der ganzen Welt vergewaltigen. Für die Millionen Arbeitslosen in ihrem eigenen Lande aber haben sie weder Beschäftigung, noch eine soziale und men­schenwürdige Aufgabe.

Der 1. Mai geht auch in diesem Jahre nicht vorbei, ohne daß wir als Deutsche des Führers gedenken. Ist unsere eigene Arbeit anstrengend und schwer genug, so ist die seine Noch viel gewaltiger. Was durch seinen Geist in dem letzten ^ahr an verantwortlichen Entscheidungen getroffen werden Wußte, ist von uns selbst kaum zu erahnen. Erst spätere Ge­nerationen, erst unsere Kinder werden dies in vollem llm- Mge einmal begreifen dürfen. Aber um so herzlicher strahlt We Liebe Eroßdeutschlands in diesen Stunden zu ihm hin. Mr gedenken des Wortes, das er am 1. Mai 1939 zu uns sprach: Alle Deutschen müßten die Ueberzeugung haben, daß IW gemeinsam und geschlossen jeder Gefahr gewachsen seien, ^trennt aber ihr erliegen würden. Diese Ueberzeugung ist "ns heute durch die großen Erlebnisse der letzten Monate zu unauslöschlicher Gewißheit und zu tiefstem Glauben ge­worden. In diesem Glauben werden wir weiter marschieren Wie bisher. Die Erholungspause des 1. Mai 1910 aber soll uns die starke Kraft und die unbesiegbare Frische dafür geben.

iNayolb uMlmgelmna

Tveudierrst-Ehrenzeichen in Gold

Das Treudtenst-Ehrenzeichen in Gold wurde dem früheren Bürgermeister Knödel von Neuenbürg, einem geborenen Nagolder, verliehen.

vom vkL Llagold

Wie alljährlich, wird der VfL. auch dieses Jahr eine Him- fahrt-Wanderung -durchführen. Es ist anzunehmen, daß die Beteiligung so gut wird, als dies bei den heutigen Verhält­nissen überhaupt möglich ist. Selbstverständlich sind auch wan­derlustige Nichtmitglieder bzw. Gäste gerne willkommen. Der Weg wird über Mindersbach Rotfelden - Wart nach Berneck führen, von wo dann das Zügle den Rücktransport übernehmen wird.

JulassnnsSfahvkavteu über vfingsten

Der Reiseverkehr auf der Reichsbahn über die Feiertage

Wir haben wiederholt schon darauf hingewie>en, vatz es für die Volksgenossen über die Pfingstfeiertage andere Möglich­keiten der Erholung und Entspannung gibt, als eine Reise mir der Bahn, die kriegswichtige Aufgaben hat und den Güter­verkehr zu bewältigen hat. Um nun im Fernreiseverkehr die Ordnung aufrechtzuerhalten, dürfen in der Zeit vom Donners­tag, 9. Mai, 18 llhr, bis Dienstag, 14. Mai, 24 Uhr, ausge­nommen Psingssonntag, bestimmte D- und Eilziige, die von den Reichsbahndirektionen besonders bekanntgegebe» werden, ab Berlin, Bremen, Breslau Dormund, Dresden, Düsseldorf, Essen, Frankfurt a. M., Halle a. d. Saale., Hamburg, Hanno­ver, Insterburg, Kiel, Köln, Königsberg (Preußen), Leipzig, München, Potsdam, Stuttgart, Wien, Wilhelmshaven, und Wuppertal nur mit besonderen Zulassungskarten benutzt «er­den. Befreit von der Lösung von Zulassungskarten sind lleber- gangsreisende, Reisende mit Wehrmachtsfahrscheinen und Wehr­machtsfahrkarten, Inhaber von Zeit-, Netz- und Bezirkskarten und von Karten für Bettplätze in Schlafwagen.

Die Zulassungskarten sind zu dem Fahrausweis hinzuzulösen, und werden in zeitlicher Reihenfolge und in beschränkter Zahl, solange der für den einzelnen Zug festgesetzte Vorrat reicht, bei den von den Reichsbahndirektionen bezeichneten Fahrkarten­ausgaben und Reisebüros gebührenfrei, abgegeben. Ihre Abgabe beginnt für die am Donnerstag, 9. Mai, verkehrenden Züge am Samstag, 4. Mai, für Züge vom 10. Mai am Montag, 6 Mai, und für die weiteren Tage jeweils am 4. Tage vor dem Verkehrstag, diesen nicht mit eingerechnet. Am Sonntag, 6. Mai, werden Zulassungskarten nicht abgegeben. Schrift­liche und fernmündliche Bestellungen können nicht berücksichtigt werden.

Die Zulassungskarte gewährt weder einen Anspruch auf Be­förderung, noch auf einen Sitzplatz oder einen Platz in der Wagenklasse des Fahrausweises. Die Geltungsdauer des Fahr­ausweises beginnt erst mit dem Tage, für den die Zulassungs­karte gelöst wurde.

Reisende, die während der Sperrzeit mit einem beschränkt freigegebenen Zuge von einer der genannten Städte aus die Rückreise antreten, müssen sich dort eine besondere Zulassungs- karte für die Rückfahrt beschaffen. Erhalten sie für den ge­wünschten Zug keine mehr, so werden sie zu einer anderen Zeit zurückfahren müssen. Damit sie sich von vornherein hierfür vorsehen, wird hierauf ganz besonders aufmerksam gemacht.

Wer unberechtigt einen Zug ohne Zulassungskarte benutzt, setzt sich dem Ausschluß von der Fahrt und einer Bestrafung wegen Bahnpolizeiübertretung aus.

TonMar-Tbeatev

Die Reise nach Tilsit"

NachHeimat" undKatzensteg" ein neuer Stoff von Suder­mann, der unter der Regie von Veit Harlan zu einem drama­tischen Film gestaltet wurde! Von Veit Harlan kennen wir Jugend",Verwehte Spuren" und vor allem den Monumen­talfilmDas unsterbliche Herz". Diesmal erleben wir im Film im Gegensatz zur epischen Vorlage als Menschen unserer Zeit das ergreifende Schicksal eines tragischen Ehekonfliktes. Nicht wie bei Sudermann ist das Werk auf die scharfen Kontraste zwischen Gut und Böse gestellt, sondern auf die lebensechte und erlebniswahre Gefühlswelt heutiger Menschen. Ein Kampf der

Herzen wird in diesem Film zwischen drei Menschen ausge­tragen In die friedliche junge Ehe des Fischers Endrik Setegast bricht eine schöne Fremde. Sie will den Mann ganz für sich haben, er soll Frau und Kind verlassen. Zwiespalt der Gefühle wirft den Mann hin und her; doch als der empörte Vater seiner Frau die Fremde öffentlich entehrt, glaubt er nur noch dieser angehören zu können. Um sein geliebtes Kind nicht zu verlieren, will er sich seiner Frau entledigen und wird beinahe zum Eattenmörder. Aber sein Gewissen erwacht recht­zeitig aus der großen Verwirrung, und ein gütiges Geschick führt die beiden Eheleute nach schwerer Prüfung endlich wie­der zusammen. Alles in diesem Film atmet blutvolles Leben; Menschen, Landschaft und dramatische Geschehnisse sind zu einer großen harmonischen Einheit verwachsen.

Aus Rohrdorf

Die bekante Sonnenwirtswitwe Barbara Seeger begeht am 2. Mai den 78. Geburtstag. Im vergangenen Winter hat sie eine schwere Krankheit durchgemacht, ist aber zurzeit wieder so hergestellt, daß sie ihre Arbeiten verrichten kann. Im No­vember 1939 hätte sie mit ihrem leider kurz vorher verstorbe­nen Gatten Goldene Hochzeit feiern können. Zu ihrem über­morgigen Ehrentage herzliche Glückwünsche!

Ausstellung der NS.-Frauenschast

Schönbronn. Am Sonntag fand im Saale des Gasthauses zur Linde" unter der Leitung von Frau Frau er, Ortsfrauen­schaftsleiterin Wildberg, die KreiswanderausstellungNeues aus Altem" statt, die zahlreich- besucht wurde. Anschließend an die Besichtigung der Ausstellung vereinte ein kameradschaftliches Beisammensein die Frauenschaften aus Wildberg, Effringen, Rot­felden, Schönbronn und die Gäste noch einige Zeit. Frau Frauer- Wildberg verstand die gemütlichen Stunden so schön wie nur möglich zu gestalten und mit ihrer heiteren Art alle Anwesen­den mitzureißen. Frau V a y e r l e i n-Wildberg übernahm den musikalischen Teil und brachte u. a. auch das schwäbische Volks­lied ,,s' Maidle" sehr schön zum Vortrag. Hochbefriedigt kehrten alle Frauen nach Hause zurück.

Pforzheim. (Tödlich verunglückt.) Auf einer Fahrt mit dem Motorrad durch das Nagoldtal verunglückte am Samstag- der verheiratete 29 Jahre alte Elektromonteur Fritz Bentzinger aus dem Pforzheimer Stadtteil Dillweißenstein in der Nähe der Brücke bei Unterreichenbach. In der dortigen scharfen Kurve geriet Bentzinger auf die linke Fahrbahnseite, streifte einige Randsteine und stürzte aus die Straße. Andere Kraftfahrer, die den Verunglückten fanden, riefen den Arzt herbei, der aber nur den durch Schädelbruch und innere Verletzungen herbeigeführten Tod feststellen konnte. 7

Pforzheim. (Vom Starkstrom getötet.) Der verhei­ratete 40 Jahre alte Bezirksmonteur des Badenwerks, Fritz^ Farr aus Dietenhausen, der am Sonntag vormittag mit Aus-^ besserungsarbeiten im Hammerwerk Kleinsteinbach beschäftigt war, kam mit dem Starkstrom in Berührung und war sofort tot.

Letzte ««vetchten

Rudolf Hetz spricht am 1. Mai

Uebertragnng um 18.30 Uhr auf alle derüs<c-n Sender

Berlin, 29. April. Der Stellvertreter des Führers, Reichs­minister Rudolf Heß, spricht am Nationalen Feiertag des deut­schen Volkes auf einer Kundgebung bei Krupp in Essen. Die Rede wird am 1. Mai um 18.30 Uhr von allen deutschen Sen­dern übertragen.

Der Führer hat dem Kaiser von Japan und dem Prinz­regent Paul von Jugoslawien zum Geburtstage drahtlich seine Glückwünsche übermittelt.

Rasthaus am Chiemsee für genesende Soldaten. Das weithin bekannte, in einer der schönsten Gegenden Deutsch­lands gelegene Rasthaus am Chiemsee an der Reichsauto­bahn MünchenSalzburg wurde von Reichsminlster Eene- ralinspekteur Dr. Todt zu einem großen Teil für genesende Soldaten zur Verfügung gestellt. Am Sonntag übernahm Generalarzt Dr. von Heuß das neue Genesungsheim in die Obhut der Wehrmacht.

Englische Posträubereien ohne Ende. Der Kapitän des in Neuyork eingetroffenen italienischen DampfersConte di Savoia" teilte mit, daß die Engländer in Gibraltar das Schiss acht Stunden lang aufhielten und 1174 Postsäcke, davon 374 aus Deutschland, herunterholten. Auch wurde eine Anzahl deutscher Fahrgäste verhaftet.

Krankheits- und Schädlingsbekämpfung im Obstbau vor der Mte

von Kreisbaumwart Walz-Nagold

Die Obstbäume weisen allgemein erfreulicherweise befriedi­genden Blntenansatz auf und berechtigen zu schönen Hoffnun­gen. Die Beobachtungen des letzten Jahres haben jedoch gezeigt, daß das Obst besonders durch Schorfbefall sehr stark in der Qualität und Lagerfähigkeit herabgesetzt wird. Wir benötigen dringend große Mengen lagerfähiges Obst und haben deshalb die Pflicht, alles zu tun, um Schäden zu vermeiden, die Menge und Qualität des Obstes herabsetzen. Am meisten Schaden wird durch den Schorfpilz und durch verschiedene Raupenarten verursacht. Der Schorf überwintert an Zweigen, Knospen und abgefallenen Blätter der Obstgehölze. Die Pilzsporen beginnen sich jetzt beim Austrieb an Blättern und Blüten festzusetzen, zu­nächst für das unbewaffnete Auge nicht feststellbar. Auch Räus­chen und Läuse beginnen nun bereits ihr Zerstörungswerk, ohne daß der Schaden zunächst auffällt. Die Sicherung einer reichen und gesunden Obsternte hängt deshalb von den jetzt nötigen Bekämpfungsmaßnahmen ab. Wer solche vor dem Blühen ver­säumt, wird, auch wenn er nachher noch spritzt, kein günstiges Resultat mehr erzielen, da besonders der Schorfpilz, wenn er sich angesiedlt hat, nicht mehr aufzuhalten ist. Selbstverständ­lich ist die Entwicklung stark mit dem Witterungsverlauf ver­bunden, je mehr Regenfälle, desto stärker der Befall. Es muß deshalb jetzt schon vorgebeugt werden. Dies geschieht durch Spritzungen mit pilztötenden Mitteln und gegen RauPen mit sogenannten Fraßgiften.

Da die Entwicklung der einzelnen Obstsorten sehr verschieden ist und auch die Obstanlagen je nach ihrer geographischen Lage ungleiche Blütezeit haben, läßt sich eine genaue Spritzanwei­sung nie verallgemeinern. Nachstehende Angaben sind deshalb nur als Richtlinien zu betrachten. Es wird zur sogenannten Lorblütenspritzung angewendet gegen Schorf und Mehltaube fall je für 100 Liter Spritzbrühe (ausreichend für 810 mit­telgroße Bäume): 600- 750 Gramm Kupferkalk oder 2 Kg. Schwefelkalkbrühe.

Wo Raupenfraß zu verzeichnen ist, muß je 400 Gramm Blei­arsen zugesetzt werden. Wo Läuse (Axfelblattsauger) vorhanden sind, erkenntlich an den weißschleimigen Wassertröpfchen an den Blütenstielen, ist ein Zusatz von 100 Gramm Nikotin oder IVO Gramm Pyrethrumextrakt nötig.

Mit diesen Mitteln kann gespritzt werden bis kurz, ehe sich die Blüte eröffnet. Kupferkalkpulver wird zuerst mit wenig Wasser angerührt und erst dann der Wassermenge beigegeben. Die anderen Spritzmittel find einfach in Master einzurühpen. Wichtig ist, daß die benötigten Spritzmittel genau gewogen werden und die Spritzbrühe mit möglichst feinem Verteiler nebelartig verspritzt wird; die Zweige dürfen nicht tropfen. Weiter ist zu beachten, daß Arsen und Nikotin gefährliche Gifte für Mensch und Tier sind. Spritzbrühe darf deshalb nicht offen berumstehen und nicht verschüttet werden. Blühende Pflanzen, wozu auch die Gräser unter den Bäumen gehören, dürfen, so­lange sie blühen nicht mit arsen- und nikotinhaltiger Brühe besprüht werden wegen der Bienen. Unvorsichtiges Hantieren mit solchen Giften zieht Bestrafung nach sich. Wo Bienen gefähr­det sind oder unkundige Hände mit der Spritzung betraut werden, ist es bester, Arsen und Nikotin wegzulassen. Bei richtiger Anwendung ist allerdings keinerlei Schädigung zu befürchten. Die oben genannten Mittel, außer Arsen und Niko­tin sind in der genannten Verdünnung ungefährlich und können ohne Bedenken angewendet werden.

Jedenfalls sind die Kosten dieser Mittel so gering, daß wegen dieses Gesichtspunktes nichts der Ausführung im Wege stehen kann. Obst spielt in der Ernährung eine so wichtige Rolle, nebenbei auch als Einnahmequelle des Landwirts, daß man sich wundern muß über die Gleichgültigkeit, mit welcher die meisten Baumbesitzer ihre Obstbäume in der Pflege übergehen. Viele Millionen Zentner Obst mehr könnte dem Baumbestand ent­sprechend erzielt werden, wenn mehr zur Gesunderhaltung der Lbstbäume geschehen würde!