z Seite Nr. INI»Nagolder TagblattDer Gesellschafter« Montag, de« 29. April 1848

OMSvuns des AeichsaußenmirMevs

Bekanntgabe sensationeller Dokumente

Berlin, 27. April/ Der Reichsminister des Auswärtigen von Mbentrop gab am Samstag um 14.30 Uhr im großen Empfangs­saal der neuen Reichskanzlei in Anwesenheit des diplomatischen ssorps sowie der deutschen und der ausländischen Presse folgende Erklärung zur politischen Lage ab:

Euer Exzellenzen! Meine Herren von den diplomatischen

Missionen! Und meine Herren der ausländischen und in­ländischen Presse!

Ich habe Sie eingeladen, heute hierherzukommen, um Ihnen unmittelbar eine Reihe von politischen Dokumenten zugänglich zu machen, die nach Ansicht der Reichsregierung für die Welt­öffentlichkeit, insbesondere für die Regierungen der neutralen Länder, von allergrößter Bedeutung sind.

Ich habe zu diesen Dokumenten im Namen der Reichs­ieg ierung folgendes auszuführen:

Am 3. September haben die Machthaber in England und Frankreich dem Deutschen Reich den Krieg erklärt. Sie hatten hierzu keinerlei vernünftigen Grund. Das deutsche Volk und sein Führer haben seit dem Januar 1833 ständig ihren Willen bekun­det, mit dem englischen und dem französischen Volk in Frieden und Freundschaft leben zu wollen. Das deutsche Volk aber nahm unter solchen Umständen in heiliger Entschlossenheit den ihm an­gesagten Krieg auf. Der Plan der englisch-französischen Macht­haber, das Deutsche Reich aufzulösen, das deutsche Volk politisch zu entrechten und wirtschaftlich zu vernichten, wird von der ge­einten Kraft der deutschen Nation abgewehrt und deshalb zu­schanden werden.

Nachdem nun von vornherein ein Angriff auf den deutschen Westwall als aussichtslos erkannt war und der von den englischen und französischen Machthabern gegen Deutschland vorgetriebene polnische Verbündete versagte, versuchte man verzweifelt nach neuen Möglichkeiten, um Deutschland beizukommen.

So wurde von der politischen und militärischen Leitung der Westmächte die Ausweitung des Krieges zum tra­genden Gedanken ihrer Kriegspolitik erhoben. England und Frankreich versuchen deshalb seit Beginn des Jah­res, mit allen Mitteln durcheinHereinziehenneutra- ler Staaten eine Verlagerung des Kriegsschau­platzes herbeizuführen. Besonders die kleineren euro­päischen Länder scheinen den englischen Machthabern vorerst die geeigneten Objekte zu sein, ihre Völker aber die willkommenen Hilfstruppen, mn nach englischem altem Brauch das eigene Blut schonen zu können. Zur propagandistischen Untermauerung dieser Politik der Kriegsausweitung begannen die englischen und fran­zösischen Staatsmänncr eine systematische Kampagne gegen das Neutralitätsprinzip an sich und gegen jedes Bestreben eines neutralen Staates, diese seine Neutralität zu wahren und sich aus dem Kriege herauszuhalten.

Am 21. Januar 1840 hat Herr Churchill mit seiner berüch­tigten Rede gegen die Neutralität und seiner Aufforderung an die Neutralen, sich dem englisch-französischen Krieg gegen Deutsch­land anzuschließen, hierzu den Auftakt gegeben. Seither hat in keiner Rede eines englischen oder französischen Politikers die For­derung an die Neutralen gefehlt, sich an dem Kampf gegen Deutschland zu beteilgen. Nur einige Beispiele: Herr Cham­ber la in erteilte am 31. Januar einen scharfen Tadel an die Neutralen wegen ihrerunbeteiligten Gleichgültigkeit". Am 24. Februar stellte Herr Chamberlain nach der flagranten eng­lischen Neutralittäsverletzung und dem Ueberfall auf das deutsche SchiffAltmark" in norwegischen Hoheitsgewässern fest, daß dies nur einetechnische Neutralitätsverletzung" sei. Am 27. Februar erklärt Herr Churchill, er sei es müde, über die Rechte der Neutralen nachzudenken. Am 20. März sagt der englische Kriegs­minister Stanley, die Engländer seien willige und fähige Schü­ler der Lehre, daß die Mißachtung der Rechte der Neutralen vor­teilhaft sei. Am 30. März verkündet Herr Churchill, es wäre nicht gerecht, wenn die Westmächte im Kampf um Leben und Tod an legalen Abmachungen festhielten. Am 5. April stellt Lorddela Warr fest, weder Deutschland noch die Neutralen dürften sich darauf einlassen, daß England sich die Hände auf den Rücken bin­den lasten werde, indem es das Recht nach dem Buchstaben be­folgte. Am 6. April 1340 erklärte der englische Arbeits­mini ster, weder Deutschland noch die Neutralen könnten da­mit rechnen, daß die Westmüchte sich an den Buchstaben des Völ­kerrechts halten würden. Am 10. April 1340 warnt LordHali- fax die Neutralen, nicht zu spät um Hilfe zu bitten, weil dies für sie gefährlich sei. Herr Reynaud erklärt am 11. April drohend an die Neutralen, daß sie allen Anlaß hätten, jetzt ihre Lage zu überdenken.

Während bisher diese Aeußerungen der englischen und fran­zösischen Staatsmänner entweder eine versteckte Aufforderung oder eine versteckte Drohung an die Neutralen darstellten, läßt Herr Duff Cooper am 12. April die Maske vollends fallen, und erklärt mit brutaler Offenheit:Nachdem wir den Neu­tralen klar gemacht haben, daß ihre eigene Freiheit und Un­abhängigkeit auf dem Spiele steht, müssen wir ihnen offen sagen, was wir fordern und welche Rolle jeder von ihnen in dem Bündnis zu spielen hat, das mit zur Vernichtung Deutschlands dient. Wenn einer oder der andere dieser Staaten Zeichen des Zögerns zeigt, müssen wir so Vorgehen, daß ein derartiges Zö­gern sofort überwunden wird."

Für ihr Ziel einer Ausweitung des Krieges sahen England und Frankreich im finnisch-russischen Konflikt die erste willkommene Gelegenheit. Am 12. März hat Herr Daladier und am 18. März Herr Chamberlain öffentlich versichert, daß sie entschlossen gewesen seien, mit militärischen Kräften in den Kon­flikt einzugreifen unter Benutzung des Gebietes der nordischen Staaten als Operationsbasis, daß sie aber ihre Aktion abhängig machen würden vonderZustimmungderskandinavi- IchenStaaten zum Durchmarsch ihrer Truppen. Diese öffent­liche Erklärung der beiden Regierungschefs von England und Frankreich war eine glatte Unwahrheit. Die Reichs­regierung kennt den BerichtdesfinnischenEesandten in Paris vom 12. März an seine Negierung. In diesem Be­richt meldet der Gesandte, Herr Daladier und Herr Churchill hätten ihm die bestimmte Versicherung abgegeben, daß auf einen sofortigen finnischen Appell die bereitgestellten englischen und französischen Truppen aus ihren Häfen abfahren würden, um in Norwegen zu landen. An Norwegen und Schweden werde lediglich in einer Note der Durchmarsch notifiziert werden, ohne bah die Regierungen der beiden Länder hierzu um Erlaubnis gefragt würden. Die diplomatischen Beziehungen Englands und Frankreichs zur Sowjetunion würden sofort abgebrochen werden. Herr Churchill war, wie sich aus dem Bericht ergibt, am 11. März abends im Flugzeug eigens nach Paris gekommen, um auf diese Weise noch im letzten Augenblick den rus- iisch-finnischen Friedensschluß zu verhindern.

Ein weiterer schlagender Beweis, in welchem Ausmaße bereits damals England und Frankreich ihre Intervention im Norden vorbereitet haben, ergibt sich aus einer großen Anzahl von Dokumenten, die den deutschen Truppen bei ihrer Aktion in Norwegen in die Hände gefallen sind und von denen eine kleine Auswahl heute der Oeffentlichkeit überreicht wird. So «eben die

fn Narvik gefundenen Dokumente einen umfassenden Einblick in die Tätigkeit des englischen Secret Service in Norwegen, der ent­lang der gesamten norwegischen Küste sowie auch in Oslo und an­deren Städten Jnernorwegens die Erkundung und Vorbereitung für die Landung des britischen und französischen Expeditions­korps und die Besetzung Norwegens vorzunehmen hatte. Es zeigt sich hier schon, daß die Engländer mit einer erstaunlichen Syste­matik alle Einzelheiten der Landung und des Aufmarsches durch ihre Cpionageorganisation des Secret Service im geheimen erkunden ließen, obwohl, worauf ich später noch zurückkommen werde, die damalige norwegische Regierung mit den Engländern bereits seit langem im geheimen sym­pathisierte.

Daß die Absichten der britischen und französischen Regierung bei der geplanten Entsendung ihres Expeditionskorps über die Hilfe für Finnland gegen Rußland noch weit hinausgingen, zeigt ein Bericht des französischen MarineattachLs in Oslo vom 8. Februar, der erklärt, daß alle seine für die Landung notwendigen Erkundigungen den lokalen norwegi­schen Stellen gegenüber unter dem Vorwand von Transporten nach Finnland im geheimen betriebe würden

Während aber diese englischen Vorbereitungen zur Auswei­tung des Kriegsschauplatzes gegen Deutschland im Norden in aller Heimlichkeit getroffen wurden, hat Herr Churchill durch eine Reihe unvorsichtiger Aeußerungen, die der deutschen Regie­rung aber zur Kenntnis kamen, die wahren Absichten und Ziele enthüllt. Unter den heute der Oeffentlichkeit übergebenen Doku­menten befindet sich deshalb auch ein Berichtdesnorwegi­schen Gesandten in London an seine Regierung über eine Pressekonferenz, die Herr Churchill am 2. Februar in Lon­don mit den Presseattaches der neutralen Nationen abhielt.

In der Niederschrift darüber wird zunächst berichtet: Herr Churchill tobte gegen Norwegen und Schweden, denn das schwe­dische Erz dürfte nicht mehr nach Deutschland kommen, um dann offen zu bekennen, daß es das große Ziel sei, die skandinavischen Staaten in den Krieg hineinzuziehen, und daß die beste Art, dies zn erreichen, darin bestünde, daß sich die skandinavischen Staate» an Finnlands Seite schlügen.

Ich muß dazu nun auf Grund des umfassenden Materials, das der Deutschen Reichsregierung schon damals vorlag, und das durch ebenso wichtige Gründe nunmehr eine Ergänzung erfahren hat, folgende Erklärung abgeben:

1. Aus allen der deutschen Reichsregierung zur Kenntnis ge- kommenden Mitteilungen und Akten geht eindeutig hervor, daß die schwedische Negierung ihre Neutralitätserklärung in tiefstem Ernste aussaßte und in keinem Augenblick etwas tat oder ge­schehen ließ, was dem widersprochen hätte,

2. Die deutsche Reichsregierung muß seststellen, und sie wird es nunmehr durch die Veröffentlichung der Akten beweisen, daß d i e frühere norwegische Negierung bereit war, nicht nur eine solche Aktion der Kriegsausweitung zu dulden, sondern, wenn notwendig, an ihr aktiv teilzunehmen, beziehungsweise sie zu unterstützen. Aus allen besonders von unseren Truppen nun­mehr in Norwegen gefundenen Papieren geht einwandfrei her­vor, daß die britische Spionagetätigkeit in Norwegen nicht nur mit weitester Duldung der lokalen und zentralen Behörden vor sich ging, sondern daß darüber hinaus viele norwegische Stellen und insbesondere die norwegische Marine in weitestgehendem Umfange dieser britischen Tätigkeit Vorschub leisteten.

Ein Beweis dafür, daß sich die norwegische Regierung schon früher mit dem Gedanken trug, auf der Seite Englands und Frankreichs, wenn notwendig, in den Krieg einzutreten, liegt auch in jener Niederschrift, in der über eine Regierungs­sitzung beim damaligen Ministerpräsidenten Nygaardsvold am 2. März berichtet wird.

In wahrhaft zynischer Weste yat dort der Minister Koht erklärt, daß, wenn England das Ansinnen auf eine Beihilfe Nor­wegens gegen Rußland, das heißt aber in Wirklichkeit zur Kriegsausweitung stellen würde, dann müsse Norwegen sonein" sagen, daß es in der Lage wäre, das Nein ohne weiteres in ein Ja" zu verwandeln. Und Herr Koht gibt dafür dann die charak­teristische Begründung, daß, wenn Norwegen es nicht vermeiden könne, in den Konflikt hineingezogen zu werden, die norwegische Regierung sich dann von vornherein jedenfalls so einstellen müsse, daß Norwegen nicht auf der falschen Seite in den Krieg eintrete.

Nachdem den Westmächten durch den Friedensschluß in Finnland die erwünschte Gelegenheit für eine Einmischung, im Norden zunächst genommen war, haben sie sofort versucht, neue Mittel und Wege zu finden, ihr Ziel der Kriegsausweitung zu erreiche-

Die fortlaufenden Bemühungen Englands und Frankreichs, den Südosten Europas in Aufruhr zu bringen, die lauernden Anstrengungen der Sabotage des englischen Secret Service in den verschiedenen Gebieten des Balkans, die Mobilisierung der Armee Weygand usw. liegen auf dieser Linie. Um ihre eigenen Absichten moralisch zu motivieren, versuchten die Machthaber Englands und Frankreichs nach dem ihnen so ungelegen ge­kommenen russisch-finnischen Friedensschluß immer deutlicher, Deutschland der angeblichen Verletzung norwegischer Ho- heitsgewäsier zu bezichtigen.

Unter den zahllosen hierfür bestellten Prenearrrkeln ist charakteristisch die Meldung desTemps" vom 27. März also einer Zeit, da sich die Vorbereitungen der Westmächte zur Be­setzung Norwegens bereits vor dem Abschluß befanden, in der dieser von einer angeblichen systematischen Verletzung der Hoheitsgewässer durch Deutschland spricht und nun behauptet, daß sich die Alliierten deshalb als berechtigt betrachten dürften, auch ihrerseits die Neutralität dieser Gewässer nicht mehr zu respektieren!

2n der gleichen Richtung liegt auch eine Meldung von Havas vom selben Tage, in der davon gesprochen wird, daß die Passivität den eigentlichen Sinn der Neutralität fälsche und daß die Aktion der Alliierten sich darauf beschränke, das beeinträchtigte Gleichgewicht wieder herzustellen.

Wie diese Aktionen der Herstellung des Gleichgewichts aber verstanden sein wollten, darüber erhielt die Reichsregierung - Kenntnis durch ein Gespräch, das der Minister­präsident Reynaud wenige Tage später am 30. März mit einem ausländischen Diplomaten in Paris hatte.

Der Inhalt dieser von dem französischen Ministerpräsidenten abgegebenen unvorsichtige» Erklärung war die Versicherung, daß die Eefahrenmomente für den Westen besonders aber für den Süden nicht mehr bestünden, da in den nächsten Tagen ent­scheidende und wichtige Ereignisse im Norden Europas von den Alliierten getätigt würden.

Diese Erklärungen stießen es der deutschen Negie­rung ratsam erscheinen, nunmehr unverzüglich ihre bereits eingeleiteten Maßnahmen abzuschließen und für alle Fälle eine erhöhte Bereitschaft so sicherzustellcn, daß in jedem Augenblick eingegriffen werden konnte. Die Einsicht in die un­mittelbar drohende Gefahr wurde verstärkt, als die Reichs­

regierung einige Tage vor dem 8. Kenntnis erhielt von der Absicht der englischen und französischen Regierung, an diesem Tage die Hoheit der skandinavischen Gewässer als nicht mehr bestehend zu erklären und anschließend sofort mit bestimmten Aktionen zu beginnen.

Der Führer gab daraufhin den Befehl zum Auslaufen der deutschen Flotte, um im Falle der Verwirklichung dieser der Reichsregierung mitgeteilten Absichten sofort eingreifen zu können.

Die nun für den 8. April tatsächlich angekündigte britische Minenlegung in den norwegischen Hoheitsgewässern wurde von der englischen Regierung tags vorher begründet mit der Absicht des Sperrens der norwegischen Hoheitsgewässer für die deutsche Handelsfchiffahrt.

In Wahrheit aber sollten die Minen, die vor den norwegischen Häfen gelegt wurden, der Sicherung des englischen Expeditions­korps dienen, das um diese Zeit bereits in der Nordsee schwamm. Denn am 8. April waren die britischen Truppen, die zur Be­setzung von Stavanger, Bergen, Drontheim und Narvik ein­gesetzt werden sollten, bereits eingeladen und aus den Häfen ausgelaufen. In diesem Augenblick erhielt im Laufe des 8. April die britische Admiralität Kenntnis von dem Ausrücker: der deut­schen Seestreitkräfte in der Nordsee.

Sie bezog dieses Auftreten auf ihre beabsichtigte Landung, zog daraufhin sofort die Transportschiffe zurück bzw. versuchte sie zurückzudirigieren, und bemühte sich augenblicklich, in Ee- fechtsfühlung mit der deutschen Flotte zu kommen. Trotzdem ge­lang yp, nicht mehr, alle Transporte wieder in die Häfen zurück­zubekommen, eine Anzahl dieser Schiffe wurde von deutschen Bombenflugzeugen noch gefaßt und vernichtet.

Die deutsche Gegenaktion, die am 8. April morgens zur Durchführung kam, ist deshalb gerade noch im richtigen Augen­blick gekommen, um das englisch-französische Landungsmanöver an der norwegischen Küste zu verhindern bzw. zum Scheitern zu bringen.

Als nun die verantwortlichen Staatsmänner Englands und Frankreichs erkannten, daß ihre Pläne der Besetzung skandina­vischen Gebietes gescheitert waren, stellten sich die Herren Cham­berlain, Churchill, Halifax und Reynaud mit ihrem bekannten Phatos vor der Oeffentlichkeit mit der kategorischen Versiche­rung, daß sie selbst niemals die Absicht gehabt hätten, außer der Minenlegung irgendetwas auf skandinavischem Hoheits­gebiet zu unternehmen. Wörtlich erklärte der englische Premier­minister im Unterhaus:Die deutsche Negierung versichert, daß der Einmarsch in Norwegen eine Gegenmaßnahme gegen die Aktion der Alliierten in den norwegischen Gewässern sei. Diese Erklärung wird natürlich niemand täuschen. In keinem Augen­blick haben die Alliierten eine Besetzung skandinavischen Ho- beitsgebietes ins Auge gefaßt, solange es nicht durch Deutsch­land angegriffen wurde. Gegenteilige Behauptungen Deutsch­lands sind reine Erfindungen und haben keine tatsächliche Be­gründung."

Im Namen der deutschen Regierung, vor allem aber im Namen von Wahrheit und Recht, will ich Ihnen nunmehr, meine Herren, jene Dokumente unterbreiten, aus denen heroor- geht, daß es sich bei diesen Versicherungen der englisch-franzö­sischen Machthaber nur um Lügen und Fälschungen handelt.

Während Ihnen, meine Herren, in den letzten Tagen durch die Kriegsberichte unserer Gegner von den großen siegreichen Kämpfen der Alliierten und Verbündeten im Raume von Ha­in ar und Elverum berichtet wurde, haben sich tatsächlich in diesem Gebiet heftige Kämpfe abgespielt. Auch Engländer nahmen an ihnen teil. In diesen Kämpfen haben nun die deut­schen Truppen alle Stellungen durchbrochen, die ihnen gegen­über stehenden englischen und norwegischen Verbände zuriick- geworsen und endlich in wilde Flucht getrieben. Im Zusammen­stoß mit den englischen Verbänden haben die deutschen Truppen im Gebiet von Lillehammer den dort kommandierenden britischen Brigadestab sowie Teile des 8. Bataillons der Sher- wood Foresters von der 148. englischen Jnfanteriebrigadc ge­fangen genommen. Bei dem Vrigadestab und bei Gefangenen, die in erfolgreichen Kämpfen nördlich von Drontheim eingebracht worden waren, fand sich unter einer Fülle anderer Doku­mente auch der gesamte Operationsplan für die englische Besetzung Norwegens. Ebenso wur­den die verschiedenen daraus abgeleiteten Befehle der Brigade und der Nachgeordneten Truppenteile erbeutet.

Diese militärischen Befehle, deren erste Folge heute der Welt­öffentlichkeit übergeben wird, beweisen, daß die englische Lan­dung in Norwegen, seit langem in allen Einzelheiten operativ vorbereitet war und daß der Befehl zum Landen für die ersten Teile des Expeditionskorps am 6. und 7. April ge­geben wurde. Unter diesem Befehl befindet sich z. V. auch der Operationsbesehl des 8. Bataillons der Sherwood Foresters vom 7. April, der beweist, daß sich dieses Bataillon bereits an diesem Tage auf dem englischen KreuzerGlasgow" aus der Fahrt nach Norwegen befand, um iw Stavanger zu landen. Ferner ging daraus hervor, daß andere Teile dieser Truppe sofort nach der Landung beauftragt waren, sich des Flughafens Sola zu bemächtigen.

Als man im Laufe des 8. April vom Auslaufen der deutschen Flotte Kenntnis erhielt, wurde dieses Bataillon wieder zurück- gsbracht und ausgeladen.

Ich habe nicht die Absicht, Ihnen meine Herren, im einzelnen den Inhalt dieser Dokumente hier zu erläutern. Sie sprechen für sich selbst. Sie finden ihre Ergänzung durch eine große An­zahl von Tagbüchern englischer Offiziere und Soldaten sowie durch die unterdes vorliegenden Aus­sagen der britischen Gefangenen.

Die deutsche Reichsregierung wird in einer nun beginnenden Folge von Veröffentlichungen den dokumentarischen Nachweis erbringen, daß

1. England und Frankreich seit langer Zeit die Besetzung Norwegens vorbereitet hatten, daß

2. der norwegischen Regierung diese Tatsache bekannt war, daß

3. zum Unterschied von Schwede» die norwegische Regierung sich mit dieser Tatsache abgesunden hatte bzw. bereit war, so wie sie es ja dann auch tat, an der Seite Englands und Frank­reichs in den Krieg einzntreteu, daß

4. nur durch das Dazwischentreten Deutschlands in einer Zeit­spanne von wenigen Stunden der britische Versuch scheiterte und daß endlich

5. die nachher abgegebenen Erklärungen der englischen und französischen Machthaber Lügen sind.

kleine L1a«hviihten

Prinzregent Paul von Jugoslawien feierte am 27. April seinen 47. Geburtstag. Ganz Jugoslawien erntet heute die Früchte seiner weisen, vorausschauenden Politik, die dem Lande nach außen einen Schutz vor der Ausweitung des Krieges verschaffte, die wirtschaftliche und kulturelle Weiter­entwicklung zur ungestörten Fortsetzung der bewährten Be­ziehungen zu den Nachbarn und Freunden Jugoslawiens sicherte, sowie die innere Befriedung durch den Ausgleich mit den Kroaten förderte und gewährleistete.