Aus aller Wett.
^ Der große Erfolg einer Schwäbin-
> Zu der Nachricht, daß die Deutsch-Amerikanerin Fräulein Ederle den Aermelkanal durchschwommen hat, wird mitgeteilt, daß Frl. Ederle eine Schwäbin ist- Sic stammt aus Weilheim an der Teck und ist in jungen Fahren nach Amerika ausgewandert, wo sie sich bald als Rekordschwimmerin einen Namen machte. Frl. Ederle hat schon im vorigen Jahre den Versuch unternommen, den Kanal zu durchqueren, was ihr aber wegen ungenügender Vorbereitung nicht gelang. Seitdem hat sie sich mit zäher Energie einem Sondertraining gewidmet, das ihr schließlich auch den Erfolg brachte. Und was für einen Erfolg! Nicht nur, daß ihr als erster Frau die Ueberquerung gelang. Sie stellte vielmehr dazu noch einen neuen Rekord auf, denn sie schwamm 15 Stunden 34 Minuten, während die beste Zeit bisher 18 Stunden betrug. Die erste Ueberquerung des Aermel- kanals gelang am 25. August 1875 dem damals 20 Jahre alten englischen Schiffskapitän Webb in 21 Stunden 45 Minuten. Erst 34 Jahre später gelang das Wagestück dem englischen Schmiedegesellen William Burgeß, der die Strecke Dover-Calais -in etwa 18 Stunden zurücklegte. Die Kanalschwimmerin Ederle beabsichtigt jetzt, ihre Heimat zu besuchen.
Zwei junge Leute in der Mosel ertrunken.
Zwei junge Leute aus Solingen, die im benachbarten Moselweiß an einer gefährlichen Stelle ein Bad nehmen wollten, ertranken. Einer der Unglücklichen sank zuerst. Sein Kamerad wollte ihm zu Hilfe eilen, versank aber ebenfalls in den Fluten. Ein Dritter sprang auch noch nach und wollte retten, er geriet jedoch selbst in Lebensgefahr und hatte große Not, sich selbst zu retten. Die Leichen der beiden Ertrunkenen sind kurz nach dem Unfall gelandet.
Tödlicher Unfall beim Kölner Motorradrennen.
Bei dem 300 Km. Mannschaftsrennen, das der Klub für Motorradsport Köln aus der Radrennbahn in Köln-Riehl veranstaltete, hat sich ein schweres Unglück ereignet. Der Fahrer Frensen geriet infolge eines Reifendefektes mit seinem Rade ins Schleudern. Der kurz hinter ihm fahrende bekannte Rennfahrer Wron- ker wollte ausweichen, wurde aber dabei aus der Bahn geworfen und flog mit seinem Rade in weitem Bogen mitten in das Publikum hinein. Der Verunglückte starb wenige Minuten später an seinen Verletzungen. Von den Zuschauern wurden vier Personen leicht verletzt. Das Rennen wurde sofort abgebrochen.
Mordprozeß in Magdeburg.
Die Mordtat an dem Buchhalter Helling in Magdeburg, über die wir vor einiger Zeit berichteten, hat nunmehr ihre Aufklärung gefunden. Der Mörder Schröder hatte nach seiner Verhaftung versucht, ein Täuschungsmanöver auszuführen, und hatte den Magdeburger Großindustriellen Haas der Urheberschaft und Anstiftung zur Mordtat bezichtigt. Der letztere ist, obwohl er vollkommen unschuldig war, in Untersuchungshaft genommen uid infolge einer schwer begreiflichen Voreingenommenheit des Untersuchungsrichters Kölling, erst Anfang dieser Woche wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Ein heftiger parteipolitischer Streit begleitete die Magdeburger Prozeßverhandlungen, in dem behauptet wurde, Haas sei wegen seiner Zugehörigkeit zum Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold vom Untersuchungsrichter und der Magdeburger Kriminalpolizei in skandalöser Weise benachteiligt worden. Wie jetzt durch Berliner Kriminalbeamte einwandfrei festgestellt worden ist, handelt es sich bei dem Verbrechen um einen Raubmord, der ohne Anstifter: durch einen Dritten von dem Angeklagten Schröder verübt wurde-
Ans Stadt «ad Laad.
E a l «, den 11. Angust 1928.
Konzert des Kuban Kosaken-Chors.
Schon seit einigen Jahren spielen die russischen Dhöre eine besondere Rolle im deutschen Konzertleben. Die ersten waren die Don-Kosaken, deren Siegeszug durch Kirchen und Konzertsäle ein beispielloser Erfolg war, dann folgten die vielen Balalaika- Spieler, die neben der Vokalmusik auch eine Instrumentalmusik von eigenartigem und anziehendem Reiz zu Gehör brachten. Die jüngste dieser Vereinigungen, der Chor der Kuban-Kosaken, weilte am Montag in unserer Stadt und gab uns zum erstenmal Gelegenheit, einen russischen Chor zu hören. Der Abend bedeutete einen vollen Erfolg; war auch der Saal des Bad. Hof nicht vollständig besetzt, so zeigte doch der begeisterte nicht en- denwollende Beifall der Hörer die außerordentliche Wirkung der vortrefflichen Veranstaltung. Bedauerlich war allein, daß die akkustischen Verhältnisse des Bad. Hof-Saales der großen Klangfülle nicht entsprachen und die Wirkung des Chors besonders beim charakteristisch harten Einschalten des Forte beeinträchtigt war. Die Eigenart des Mufizierens dieser Sänger, die uns einen so tiefen Eindruck übermittelt, ist vor allem das völlig« Hingegebensein und die unbedingte geistig-seelische Unterordnung. Im ersten Teil des Programms singt der sehr disziplinierte Chor religiöse Gesänge mit starker Kraft des Ausdrucks, an deren Vortrag zuweilen eigenartige dynamische Unausgeglichenheiten auffassen. Ein charakteristisches Gepräge geben die dunklen Bässe, die in erstaunlich tiefe Lagen hinabzusteigen vermögen. Im zweiten und dritten Teil der Vortragsfolge ist die Eesangskunst der Kosaken am überzeugendsten. Sie packen und reißen mit fort, wo sie sich im Nationalen ausleben können. In diesen Klängen spiegelt sich die Seele des russischen Volkes. Einen wunderbaren Reichstem an Ausdrucksmvglichkeiten besitzen die KuVan-Kosaken, ihr Gesang ist von Leid durchschlltiert und von tiefer Melancholie durchweht, aber er kennt auch den Strom der Freude und den naturhaften Wirbel der Lust. Charakteristisch für die Volkslieder ist das unvermittelte Nebeneinandcr- stellen entgegengesetzter Gefühlsformen; sie sind oft meisterlich aufgebaut, symphonische Sätze von lapidarer Wucht. Besonders die in Strophenform gesetzten Lieder von Glinka; Jgnatieff und Nitschinsky sind von ungemeiner Wirkung. Sehr reizvoll war der Bortrag einer Komposition von Dawidowsky, welche die Klangwirkung der Bandura, eines alten ukrainischen Instrumentes, mit menschlichen Stimmitteln nachahmt. Vorzüglich war die Wirkung des Kosakenliedes mit seinen stark naturalistischen Effekten, vom Chor wie e i n Guß hingelegt. Solopartien vor dem farbigen tonalen Grund des Thors geben Wirkungen von hohem, bezauberndem Reiz und lassen uns für die an Stim- MMgsmomentm wechseboollen, wundervoll abgestinrmten .Ge
sänge eine große Sympathie empfinden. Lin Genuß ist es, die I fein ausgvarbeitete Technik des Dirigenten S. Jgnatieff zu ver- folgen; die Einfühlisamkeit und Musikalität, die er bei der Leitung des Chors an den Tag legt, zeugen von einem hohen Künstlertum. Alles in allem darf man sagen, daß dieser Konzertabend ein Ereignis für unsere Stadt darstcllt, welchem in der Chronik unseres Mustklebens ein hervorragender Platz gebührt.
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Wetter für Donnerstag und Freitag.
Das Hochdruckgebiet liegt nun im Osten. Die Depression im Nordwcsten dehnt sich aber nach Süden aus, sodaß für Donnerstag wieder mehrfach bedecktes und zu vereinzelten gewittrigen Niederschlägen geneigtes Wetter zu erwarten ist.
Richtigstellung.
Unter den Standesamtsnachrichten vom Juli in Nr. 183 des Calwer Tagbl. ist unter dem 14. Juli zu lesen: Marie Luise, Tochter des Uhrmachermeisters Hahn (nicht Halm) in Calw.
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SCB Birkenfeld OA. Neuenbürg, 11. Aug. Das Gasthaus zur „Sonne" wurde im Zwangsvollstreckungswcge öffentlich versteigert und dem Müller Heinrich Baral hier um 32650 Mark zugeschlagen.
SCB Bieselsberg, 11. Aug. Der 13jährige Sohn des Gold- arbeiters Friedrich Fuchs stürzte von einem Kirschenbaum und blieb bewußtlos liegen. Nach längerer Zeit fanden ihn Leute und brachten ihn heim- Der Arzt stellte eine Armverletzung und einen schweren Schenkelbruch fest, was die Ueberführung ins Krankenhaus Calw nötig machte. Ob auch innere Verletzungen vorliegen, ist noch unbekannt.
Feuerbach, 10. Aug. Im südlichsten Teil des langgestreckten Reihenbaus im Heeresverpflegungsamt auf der Prag bei Feuerbach brach vorgestern nachmittag kurz nach 3 Uhr ein Brand aus, dessen Bekämpfung schwere Mühe machte, weil das Feuer in dem dort gelagerten Heu reiche Nahrung fand. Die Feuerwehr konnte sich nur darauf beschränken, ein Uebergreifen der Flammen auf die angedauten Teile zu verhindern. Und diese Aufgabe gelang in ziemlich kurzer Zeit; von dem in Brand geratenen Gebäude stehen nur noch die Umfassungsmauern.
SCB Stuttgart, 10. Aug. Noch im Laufe des Sommers wird eine neue Ost-Westverbindung im Luftverkehr, die von Saarbrücken über Karlsruhe, Stuttgart nach München führen soll, eröffnet weiden. In München besteht unmittelbarer Anschluß nach Wien, Pest und Innsbruck. Die Zielstationen können beiderseits in einem Tag erreicht werden. Man hofft sogar, die geplante Linie den Winter über durchführen zu können.
SCB Backnang, 11. Aug. Die Wohnungszwangswirtschaft ist in allen Gemeinden des Oberamts, mit Ausnahme von Backnang, Murrhardt, Oppenweiler, Spiegelberg und Unterweißach, aufgehoben worden.
SCB Bückingen OA. Heilbronn, 10. Juli. In der stark ansteigenden Seestrabe geriet der Fahrer eines Personenautos beim Umschalten auf einen anderen Gang an den Rückfahrthebel, sodaß das Fahrzeug in raschestem Tempo die Straße hinab und auf ein des Wegs kommendes Viehfuhrwerk aufftrhr. Die beiden Kühe wurden stark verletzt, während die Wagendeichsel in das Auto drang. Der Wagenführer und ein neben im sitzendes Fräulein konnten noch rechtzeitig abspringen. Auch dis zwei Knaben, die den Viehwagen begleiteten, konnten sich durch Seitensprünge in Sicherheit bringen.
SCB Reutlingen, 10. Aug. Im Gemeinderat wurde mitgeteilt, daß nach Abzug der Forderungen der städt. Verwaltungen noch eine Altbesttzsumme von schätzungsweise 5 353000 aufzuwerten ist. Dieser Bettag soll mit 20 Proz. bei 5 Proz. Verzinsung ab 1. Jan. 1926 und Mjähriger durch Verlosung zu bestimmender Tilgung aufgewertet werden, wobei sich die neugeschaffene Anleiheablösungsschuld auf 1071 000 ^ berechnen würde. Der jährliche Bedarf für Verzinsung und Tilgung würde rund 107 000 ^ bettagen. Die Mittel sind in dem Voranschlag eingestellt.
SCB Hechingen, 11. Aug. Im früheren Gaschof zum Kronprinzen, der vor 7 Jahren käuflich in den Besitz des Bäckermeisters und Stadtvat Paul Konfried überMg uO in dem dies«
einen modernen Bäckerbeirieb, sowie Zuckerwaren- und Schokoladefabrikation eingerichtet hatte, brach im Trockenraum im 2. und 3. Stock Feuer aus, das infolge der dort untergebrachten großen Mehl-, Zucker- und Schokoladcwaren und den vielerlei brennbaren Gegenständen mit rasender Schnelligkeit um sich griff und das ganze Gebäude in einen Feuerherd verwandelte. Als die Feuerwehr eingriff, war schon der ganze Dachstuhi vom Feuer ergriffen, und es galt zunächst, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken und namentlich das stark gefährdest Friseur Königsche Gebäude, das schon Feuer gefangen, zu retten. Nach harter angestrengter Arbeit gelang dies. Das ganze ehemals stolze und schöne Gebäude des Kronprinzen ist vollständig ausgebrannt und bietet einen wüsten Trümmerhaufen.
SCB Ulm, 11. Aug. Die Reisenden des Frankfurter Mittagsschnellzuges kamen am Samstag beim Einfahren in den hies. Bahnhof dadurch in Schrecken, daß mitten im Geleise der Elektro- wagen des Expreßgutes stecken blieb und die Zugsmaschinc mit diesem zusammenstieß. Der Unfall ist noch gut abgelaufen, da der Lokomotivführer durch Schnellbrcmsen den Zusammenstoß abschwächen konnte. Die herumgcworfenen Splitter der Maschine und des Wagens haben niemand verletzt.
SCB Jmmendingen, 10- Aug. Das die Strecke Bafel-Stuttgart befahrende Postflugzeug D 757 mußte hier notlanden. Das Flugzeug kam so niedrig, daß es fast an den Schornsteinen und Bäumen streifte, machte nochmals einen Bogen und landete oberhalb des Bahnhofes gegen Zimmern. Es hatte einen Motordefekt, und es mußte ein neuer Motor einmontiert werden. Andern Tags kannst es nach einer kurzen Probefahrt die Weiterreise machen.
Ms Geld-, Pglks- M LMMsW.
Berliner Briefkurse.
100 holl. Gulden 168.84
100 franz. Franken 11,92
100 schweiz. Franken 81,31
Stuttgarter Börsenbericht vom 10- August.
Die Börse lag heute ziemlich schwach infolge von Abgaben der Spekulation und cs kam teilweise zu erheblichen Kursverlusten.
Produltenbörsen- und Marktberichte
des Landwirlschaftlichen HauptverbandS Württemberg und Hohenzollcrn E. V.
L. C. Berliner Produktenbörse vom 10. August.
Weizen märk. 260—264, Roggen mark. 184—190, Wintergerste 158—167, Hafer märk. alte Ernte 190—198, neue Ernte 178 bis 199, Mais loco Berlin 176—182, Weizenmehl 38.50—40, Roggcn- mchl 26.75—28.25. Weizenkleie 10.25-10.50, RoHtzenkleie 11.10 bis 11.30, Raps 335—340, Viktoriaerbsen 33—37, kleine Speise- erbfen 27—31, Futtererbsen 20—24, Peluschken 27—28.50, Acker- Lohnen 23—26, Wicken 32—35, blaue Lupinen 15.50—17.50, gelbe 20—21.50, Rapskuchen 14.40—14.60, Leinkuchen 19—19.30«' Trockenschnitzel 10.80—11.10, Soyaschrot 20.20-20.30, Kartoffelflocken 23—23.50. Tendenz: im Verlauf eher fester.
Stuttgarter Schlachtviehmarkt.
Dem Dienstagmarkt am städt. Vieh- und Schlachthof wurden zugeführt: 59 Ochsen, 65 Bullen (unverkauft 5), 360 (25) Jung» rinder, 100 Kühe, S27 Kälber, 1M6 (100) Schweine. Erlös aus je 1 Zentner Lebendgewicht: Ochsen 1. 52—56 (51—55), 2. 44 bis 50 (43—49), Bulben 1. 50—53 (unverändert), 2. 45—49 (45 bis 40), Jungrinder 1. 55—58 (54-57), 2. 47—52 (unv.), 3. 4L bis 46 (41—46), Kühe 1. 36—47 (36-45), 2. 21—33 (21-32). 3. 14—19 (unv.), Kälber 1. 69—73 (64—68), 2. 62-68 (57 bis 62), 3. 55-60 (40—55), Schweine 1. 85—86 (76—77), 2. 84 bis 85 (75—76), 3. 83—84 (75—76), Sauen 59—69 (54—64) -4t. Marktverlauf: mäßig belebt.
Ulmer Schlachtviehmarkt.
Zutrieb: 2 Ochsen, 3 Farren, 6 Kühe, 9 Rinder, 165 Kälber, 167 Schweine. Erlös: Ochsen 1. 53—54, Farren 1. 44—46, 2. 40 bis 42, Kühe 2. 28—32, 3. 18—26, Rinder 1. 54-56, 2. 50 bis 52, Kälber 1. 56—58, 2. 50-54, Schweine 1. 68—72, 2. 64—66 Marktverkauf: langsam.
Schweinepreise.
Kirchheim: Milchschweine 30—34, Läufer 60—90; Lauingentl Saugschweine 22—35, Läufer 45—80; Ravensburg: Ferkel 22 bis 34; Läufer 40—70; Saulgau: Ferkel 30—35; Läufer 76; Vaihingen a. E.: Milchschweine 24—35 das Stück.
Fruchtpreise.
Giengen a. Br.: Dinkel 11 .<l. — Nürtingen: Weizen 16 bis 16-50, Geiste 12.50, Haber 11.30—11.50, Unterländer Dinkel 11.60—11.70 — Tübingen: Dinkel 11. Haber 10.50—12,
Kernen 16.25, Weizen 16.80—17, Gerste 11—12 Ul. — Winnenden: Weizen 14.50—18, Haber 11.50—11.60, Gerste 10 Ul der Zentner.
findet
im Monat August
eine
Ansftellnng
chinesischer Gegenstände >.
Sie enthält viel Belehrendes U'! Volk und Sitten der Chinesen.
Lie AnsfteÜnng ist geöffnet von 10—18 n. von S—0 Uhr täglich. Eintritt frei.
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