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100 Kilometer nördlich der deutsch-dänischen Grenze: bei den dänischen Ortschaften Varde und Oelgod, die noch weit nördlich und landeinwärts von dem bekannten Esbjerg lie­gen, künden tiefe Löcher von der Güte derartiger britischer Siege". Betrachtet man die immer zahlreicheren Einzelheiten der aus Dänemark einlaufenden Berichte, so muß man zwangs­läufig zu dem Ergebnis kommen, daß der Hauptangriff der Engländer überhaupt nicht deutsches, sondern däni­sches Hoheitsgebiet getroffen hat.

Die verdächtige Schnelligkeit, mit der die britische Lügen­propaganda den angeblichenLuftfieg" auf Sylt oorausmeldete, ist selbst der beste Beweis dafür, daß es den Engländern nicht um militärische Ziele, sondern in erster Linie um ein propa­gandistisches Gegengewicht gegen die England niederschmettern­den Ergebnisse, vor allem des deutschen Luftangriffes auf Scapa Flow, ging. Herr Chamberlain benötigte zur Beruhigung eine Erfolgsmeldung" seiner Flieger und verkündete daher kurzer-' Hand bereits am Dienstag abend im Unterhaus den Angriff auf Sylt alsSieg der britischen Luftwaffe", obwohl zu dieser Zeit noch kein britischer Flieger in seinen Heimathafen zurück­gekehrt war und obgleich wie es der Londoner Rundfunk schließlich selbst feststellt der Angriff sichwenige Stunden nach der Rede Chamberlains über Scapa Flow" ereignet habe.

Skandinavische Absage an Chamberlain

Kein Grund, Partei zu ergreife«

Oslo, 20. März. Zu den Unterhaus-Erklärungen Chamberlains schreibtMorgenposten", es sei erstaunlich, daß der englische Mi­nisterpräsident, der sein eigenes Land und gleichzeitig auch Frank­reich in den Krieg gehetzt hatte, um angeblich das Recht der klei­neren Nationen als selbständige Staaten zu verteidigen, diese« kleinen Nationen keinen anderen Weg zu zeigen vermag als den, sich in den Krieg zu stürzen, obwohl sie keinen anderen Wunsch hätten als den, in Frieden zu leben.Wir haben den Krieg nicht hervorgerufeu", schreibt das Blatt,und haben keinen Grund, Partei zu ergreifen. Sollten wir aber überfallen werden, so sind wir bereit, uns zu wehren, soweit unsere Kräfte reichen. Wir find neutral und wollen es um jeden Preis bleiben."

Stockholm, 20. März. Die schwedische öffentliche Meinung inter­pretiert Chamberlains Erwähnung, daß kleine Nationen sich not­wendigerweise mit anderen, die bereit sind, sie zu verteidigen, zusammentun müßten, als Anzeichen der gefährlichen Politik Churchills, die Neutralen in den Krieg zu Hetzen. Diese Politik gewinne an Boden.

Frankreich verletzt Brasiliens Hoheitsrechte

Brasilianisches Schiff in der Amazonasmündung angehalten

Rio de Janeiro, 20. März. Die brasilianische Presse beschäftig» sich in steigendem Maße mit den eigentümlichen Vorgängen an der Amazonasmündung, wo offensichtlich unter Miß­achtung der brasilianischen Neutralität französische Kriegsein­heiten in Tätigkeit sind. Bereits vor einigen Tagen wurde in den brasilianischen Hoheitsgewässern ein Boot mit bewaffneter französischer Bemannung angetroffen, das nach französischen Er­klärungen das Boot einesharmlosen Bananendampfers", nach brasilianischen Pressemeldungen jedoch das Boot eines als Minenleger bewaffneten Hilfsschiffes war. Nunmehr bringt die. Presse in Rio de Janeiro die Meldung, daß das brasilia- n i s ch e F l u ß s ch i ffS a o C h r i sto v a o" in der Amazonas­mündung durch ein französisches Kriegsschiff «gehalten und durchsucht worden ist. Diese schwere Mißachtung der Hoheits­rechte Brasiliens veranlaßt verschiedene Blätter, für energische Gegenmaßnahmen einzutreten.

Aus Südafrika

England die einzige Gefahr für Südafrika Heftige Anklagen auf einer Wahlkundgebnng in Transvaal

Amsterdam, 20. März. Südafrikanische Zeitungen berichten über eine Rede des Vorsitzenden der Nationalistischen Partei in Transvaal, du Toit, anläßlich einer Nachwahl zum Losberger Provinzialrat. Großbritannien werde nicht allein von de« Afri­kanern mit Mißtrauen betrachtet, erklärte er, vielmehr kenne die Welt Großbritanniens Versprechungen vielen Nationen wie zum Beispiel Abessinien, der Tschechoslowakei uno Polen gegenüber. Die Briten seien eine Horde von Räubern, da sie. wo sie auch

Ragolder TagblattDer Gesellschafter*

immer erschienen, nur auf Raub aus gewesen seien. Auf der gleichen Kundgebung sprach auch GeneralKemp. Er betonte, daß die Afrikaner sich zusammenschließen müßten, da Smuts, während sie sich untereinander stritten, ,Ochsen auf dem Altar des britischen Imperialismus opfere" und geborene Afrikaner in Internierungslager stecke. Die Jnternierungsfrage werde immer ernster. Allein auf Grund von Denunzierungen würden Afri­kaner ohne gerichtliche Untersuchung in Negergefängnisse gewor­fen. Sie würden dort schlimmer als Eingeborene behandelt. General Kemp erklärte, er weigere sich, für England in den Krieg zu ziehen, das so viel Leid über Südafrika gebracht habe. Eng­land sei das einzige Land gewesen, gegen das Südafrika in der Vergangenheit eines Schutzes bedurft hätte, und die einzige Ge­fahr, die Südafrika je gekannt habe.

«Westmachte vor der Wahl-

Los Angeles, 20. März. Manchester Boddy, der bekannte Pu­blizist und Herausgeber der ZeitungenDaily News" undEve- ning News" schreibt, die Westmächte seien vor die Wahl gestellt, entweder Deutschland als führende Macht auf dem europäischen Kontinent anzuerkennen und Deutschland die uneingeschränkte Luftherrschaft einzuräumen oder weiterzukämpfen. Die zweite Möglichkeit bedeute aber die vollkommene Niederlage für Eng­land und Frankreich und das Ende des britischen Weltreiches.

Türkische Generalstabsgesprache

Zur Aufstellung eines Operationsplaues

Amsterdam, 20. März. Wie der Korrespondent desDaily Ex­preß" in Ankara erfahren haben will, werden zurzeit General­stabsgespräche zwischen England, Frankreich und der Türkei geführt. Diese Gespräche hätten nicht eine sofortige Aktion gegen irgendeine Macht zum Ziel, sondern dienten dazu, einen gemeinsamen Operationsplan auszuarbeiten. Die türkische Delegation bestehe aus Offizieren aller drei Wehr­machtsteile und stehe unter Leitung des stellvertretenden Eene» ralstabschefs, General Eündüz. Von englischer und französischer Seite nähmen an den Verhandlungen außer Stabsoffizieren der Armeen in Syrien und im mittleren Osten die Wehrmachts­attaches aus Ankara sowie die Militär- und Luftattaches aus den Balkanhauptstädten teil.

Sr. TM Reichsminister für Bewaffnung und Munition

Ein neues gewaltiges Waffen- und Munitionsprogramm

Berlin, 20. März. Zur Durchführung des vom Führer auf­gestellten gewaltigen Waffen- und Munitionsprogramms ist es erforderlich, alle in der Massenherstellung und Munitionserzeu­gung tätigen Stellen zu höchster Kraftentfaltung unter einheit­licher Leitung zusammenzufassen. Der Führer hat daher durch Erlaß vom 17. März 1010 zum Reichsminister für Bewaffnung und Munition den Eeneralinspektor für das deutsche Straßen­wesen, Dr.-Ing. Todt, berufen, der nicht nur das groß­artige Werk der Reichsautobahnen geschaffen, sondern auch in kürzester Zeit mit unvergleichlichem Schwung die riesenhafte Be­festigungslinie des Westwalls ihrer Vollendung entgegengesiihrt hat. Die Durchführungsbestimmungen, die den Umfang seiner Aufgaben und Befugnisse näher regeln, hat der Führer bereits erlassen.

Mit Dr.-Jng. Todt hat der Führer in die überaus wichtige Stelle des Reichsministers für Bewaffnung und Munition einen Mann berufen, der durch die von ihm bisher geschaffenen Werke gezeigt hat, daß sich in ihm Nationalsozialismus der Tat und äußerste Energie gepaart mit höchster Leistungsfähigkeit und einem ungewöhnlichen Organisationstalent vereinen. Das deutsche Volk beglückwünscht Dr. Todt zu dieser neuen ehrenvollen Be­rufung und ist überzeugt, daß genau so wie der Name Todt mit der Reichsautobahn und dem Westwall für alle Zeiten verbunden ist, auch hier wieder der richtige Mann auf den richtigen Platz gestellt wurde.

Dr. Fritz Todt, 1891 in Pforzheim geboren, studierte Ingenieur- Wissenschaften an den Technischen Hochschulen in München und

Donnerstag, den 21. März 1><»

Der Engländer W. I. Bryan schrieb in seiner Geschichte der englischen Herrschaft in Indien:

während der Engländer sich gerühmt hat, den Lebenden den Frieden zu bringen, hat er Millionen zum Frieden des Grabes geführt; er hat das Land durch legalisierte Plünderung ausge­sogen."

Diesen Frieden des Grabes möchten die Engländer auch dem deutschen Volke aufzwingen. Sie haben sich aber darin getäuscht. Denn das deutsche Volk und seine Staatssührung von 1940 sind nicht mit der von 1914 zu verwechseln.

Der britische Zeinä ist erkannt unä

wirä bekämpft bis zum Lieg!

Karlsruhe und promovierte mit einer Arbeit über Straßenbau zum Dr.-Jng. Im Weltkrieg war Dr. Todt vom ersten bis zum letzten Tag an der Westfront. Bereits im Jahre 1922 schloß er sich der NSDAP, an, wo er Sachberater für den Straßenbau war. Am 5. Juli 1933 wurde Dr. Todt durch den Führer zum Eeneralinspektor für das deutsche Straßenwesen bestellt, und mit der von ihm bewältigten Hauptaufgabe des Baues der Reichs- autobahn wurde sein Name für das deutsche Volk zu einem Begriff. Im Mai 1938 beauftragte ihn der Führer, das gewal­tigste Festungswerk aller Zeiten, denWestwall, bis zum Herbst 1938 fertigzustellen. Bereits im September 1938 stand er vor der Vollendung. Für diese ungewöhnlichen Leistungen wurde Dr. Todt der deutsche Nationalpreis des Jahres 1938 verliehen. Dr. Todt, der SA.-Obergruppenführer ist und das Hauptamt für Technik der NSDAP, leitet, erhielt am 19. Oktober 1939 den Charakter als Generalmajor. Dies ist in großen Zügen die un­gewöhnliche Laufbahn eines ungewöhnlichen Mannes.

Konzentration der Kräfte und Leistungssteigerung, das sind die beiden wesentlichen Gesichtspunkte, unter denen die Berufung Dr. Todts zu werten ist, Aufgaben, in denen sich der Reichsminister für Bewaffnung und Munition vielfach und mit außerordent­lichem Erfolg bewährt hat.

Wehrlose deutsche Seeleute beschossen

Neues Piratenstück eines britischen Fliegers Berlin, 20. März. Aus zuverlässiger neutraler Quelle wird erneut eine brutale Verletzung des Völkerrechtes durch britische Flieger auf hoher See bekannt. Der deutsche DampferAdolf Leonhard t", der den Hafen Lobito am Abend des 8. Dezem­ber verlassen hatte, wurde am Vormittag des 9. Dezember 1939 90 Seemeilen südwestlich von Benguela an der Küste der portugiesischen Kolonie Angola von einem eng­lischen Flugzeug gestellt, das durch Maschinsngewehrsalven ins Wasser und gegen die Bordwand sowie durch Zuwinken das Schiff aufforderte, Kurs nordwärts zu nehmen. Am der Auf­bringung zu entgehen, gab der Kapitän des deutschen Handels­schiffes daraufhin den Befehl zur Selb st Versenkung. Als der britische Flieger dies bemerkte, beschoß er den Kapitän auf der Brücke und legte Maschinengewehr­salven in den Maschinenraum und Heizraum. Der Kapitän be­orderte dann die ganze Besatzung in die Boote, deren Besteigen der britische Flieger durch starkes Maschinengewehr­feuer verhindern wollte. Es wurde von ihm sogar auf die schon zu Wasser geführten Boote beschossen, wobei das Steuer­bordboot beschädigt und vier Mann der Bootsbesatzung leicht verwundet wurden. Genau wie im Falle derWatussi" haben britische Flieger in brutalster und rechtswidrigster Weise ein unbewaffnetes deutsches Handelsschiff beschossen und wehrlose deutsche Seeleute selbst in den Rettungsbooten noch unter Ma- schinengewehrseuer genommen.

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s34. Fortsetzung.)

Ich glaube, lieber Bellock, Sie fürchten Herrn Karner beinahe."

Ungestüm stand der Leiter des englischen Spionagebüros auf.

Ja! Sprechen Sie es ruhig aus! Ich fürchte den Mann! Als ich ihn kennenlernte, hatte ich im ersten Augen­blick das Gefühl: ein netter, lieber Mensch. So war es! Ein gütiger Mensch, der über alle äußeren Dinge des Lebens erhaben schien. Dann fing seine Sicherheit an, mich zu bedrücken. Ich sah, wie er sich mühelos in der Gewalt hatte. Jede Bewegung, jede Geste reagierte wie selbst­verständlich. Seine absolute Abgeklärtheit war ergreifend. Er ist vielleicht noch nicht viel über dreißig Jahre alt, man kann ihn schwer schätzen, aber er erdrückt mit seiner Persön­lichkeit jeden. Dann sah ich die Menschen, die um ihn herum sind, den Hünen Hallendach, den Sekretär Heinze und den jungen Fürsten Michailoff, der Karner sehr ähnlich sieht. Alles bedeutende Menschen. Aber sie sind alle nicht mehr sie selber, sondern von Karners Geist und Wesen durch­drungen. Alles, aber auch alles in Karner und den Menschen um Karner, ja bis in die Arbeiterschaft war es zu spüren, atmet eine selbstbewußte Kraft, die uns alle bedrückte."

Die Worte Bellocks verstärkten die Unruhe Ramsays.

Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, Bellock?"

Halten Sie weiter Augen und Ohren offen, Ramsay. Lassen Sie nicht ab, zu erforschen, was Karner will. Ver­suchen Sie mit Karner in ein freundschaftliches Verhältnis zu kommen. Ihre Gattin ist ja Deutsche. Nützen Sie diesen Umstand aus."

Meine Frau ist allerdings Deutsche. Im Uebrigen hat sie für Politik nichts übrig."

Das ist an sich durchaus kein ungünstiger Kasus."

Lord Ramsay nickte.Gewiß, das schon. Es kommt aber noch ein anderer Faktor in Frage. Meine Frau . .. fürchtet Karner."

Der Staatssekretär sah Ramsay verwundert an, als habe er nicht recht verstanden.

Wie sagten Sie, Ramsay? Ihre Gattin fürchtet Karner? Warum das?"

Es war dem Botschafter augenscheinlich peinlich, darüber zu reden, aber er sah die Augen des Politikers voll höchstem Interesse auf sich gerichtet, und er entschloß sich daher, offen zu sprechen.

Meine Frau," berichtete er,war in erster Ehe mit dem Grafen Walthaus vermählt. Er starb vor zwei Jahren. Und Herr Karner . . . sieht dem Toten unheimlich ähnlich."

Das ist sehr seltsam!"

Ja! Ich war selber, als mir Karner vorgestellt wurde es war bei einer Abendgesellschaft des bekannten Groß­industriellen Storm-Naugardt sehr bestürzt. Auf meine Frau war die Wirkung geradezu katastrophal. Es fehlte nicht viel und sie wäre ohnmächtig geworden. Es war ein bitteres Erlebnis, das lange in meiner Frau nachgewirkt hat."

Lord Bellock hatte kopfschüttelnd zugehört und betrachtete Ramsay aufmerksam. Er hörte aus dessen letzten Worten mehr heraus, als der Botschafter sagen wollte.

Eigenartig, sehr eigenartig, Ramsay. Ich nehme an, daß Sie sich gewissermaßen scheuen, Ihre Frau mit Karner in Berührung zu bringen?"

Ja!"

Das ist allerdings ungünstig für uns."

Der Botschafter sagte nichts zu diesen Worten und lenkte dann das Gespräch auf ein anderes Thema.

^Mr. Baithly sagte mir, daß die Nachrichten aus Indien und China recht betrüblich sind. Es würde mich interessieren, aus Ihrem Munde Näheres zu hören."

Der Staatssekretär wehrte ab.Es ist das alte Lied, Ramsay. Der alte Widerstand! China beunruhigt mich weniger. Dort arbeitet unser Geld sicher. Indien? ... Es gab eigentlich schwierigere Situationen. Nur der Umstand, daß ungeheure Summen aus dem indischen Volke gezogen werden und außer Landes wandern wir wissen noch nicht wohin beunruhigt etwas. Wir haben festgestellt, daß unter den Eingeborenen eine geheime Steuer besteht, die prompt gezahlt wird. Alle Versuche, herauszubekommen, wer da­hintersteckt, waren bisher ergebnislos. Anscheinend handelt es sich um einen Aufstandsfonds. Indien selbst ist zur Zeit absolut ruhig, man scheint mit England restlos zufrieden zu sein, nur die eingeborenen Fürsten geben sich in letzter Zeit merkwürdig zurückhaltend. Jedenfalls halten wir die Augen offen. Ich habe vierhundert eingeborene Agenten über das ganze Land zerstreut und verspreche mir davon Erfolg."

Nach einer halben Stunde verabschiedete sich der Botschafter von Englands glühendstem Patrioten.

Die Unterredung hatte eine merkwürdige Unruhe in Ramsay zurückgelassen.

Das alte Jahr ging zu Ende.

Karner hatte am Silvestertage den alten Cramer zu sich bitten lassen und lauschte im Musikzimmer dem meisterhaften Spiel auf der großen Orgel, die er hatte bauen lassen

Hallendach saß an diesem Abend mit Anne Walthaus in dem großen Wohnzimmer. Karner hatte sie beide zu einer kleinen Feier eingeladen.

Die Brüder Michailoff waren noch dem Kaukasus zu ihren Eltern gefahren.

Frau Heyse, die Karners bescheidenen Haushalt führte, trat eben ein und brachte eine delikate Platte.

Herr Karner läßt Sie bitten, zuzufassen. Er wird sich nicht so rasch von seiner geliebten Musik losreißen können," sagte sie liebenswürdig.

Ich muß gestehen, daß ich einen herzhaften Appetit habe. Sie auch Fräulein Walthaus?"

Anne lachte. Ihr Lachen war glücklich und fröhlich, wie es Menschen haben, die innerlich voll tiefer Befriedigung sind.

Nicht ganz so arg, Herr Hallendach. Aber ich werde mir Mühe geben, nicht hinter Ihnen zurückzustehen."

Ausgezeichnet. Ich nehme den Willen für die Tat."

Dann faßten sie zu. Hallendach entwickelte wirklich einen so ausgezeichneten Appetit, daß Anne staunte. Der blonde Hüne bemerkte es und fragte:Ich bin wohl recht ver­fressen?"

Wie kommen Sie darauf, Herr Generaldirektor?"

O weh! Generaldirektor! Mir schmerzt immer die Zunge, wenn ich an diesen Titel denke. Finden Sie nicht, daß es ein fürchterliches Wort ist? Mir klingt es geradezu protzenhaft."

Welchen Titel würden Sie sich am liebsten auf Ihre Visitenkarte drucken lassen?"

Abgesehen davon, daß ich Visitenkarten überhaupt nicht kenne, würde ich höchstens darauf drucken lassen: Mitarbeiter Karners. Das ist mein Stolz, Fräulein Walthaus."

Sie nickte.Wer könnte das besser verstehen als ich! Ich werde ihm ein ganzes Leben Dankbarkeit schulden. Jetzt weiß ich erst, was Leben heißt, daß Leben gleich ist mit Schaffen und . . . Helfen."

Ja! Schaffen!" sagte er begeistert.Glauben Sie mir, Karner ist ein Wunder, ein Mensch, wie er alle Jahrhunderte nur einmal geboren wird. Wenn mich einmal Müdigkeit ankommen will, dann trete ich zum Fenster und sehe auf das Karnerwerk. Und dann habe ich neue Kräfte. Was er geleistet hat, ist ungeheuer."

Ja!" sagte Anne und fügte dann nachdenklich hinzu: Und kein Mensch weiß, wer diejer große Mann ist. woher er kam und was er will!" (Fortsetzung sotgt.^