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Nr. 55
vienslag, äen 5. März 1940
verdacht wird zur Gewißheit"
Churchills Athenia-Behauptungen reine Fabrikation — 120 amerikanische Atheniaopfer verklagen
England auf Schadenersatz
DNB. Neuyork, 4. März. Der bekannte amerikanische Völkerrechtler und Anwalt Nugent beabsichtigt demnächst für 12Ü Amerikaner, die im Zusammenhang mit der Athenia-Katastrophe zu Schaden gekommen sind und die er vertritt, vor einem Neu- porkcr Bundesgericht den Schadensersatzprozeh gegen die britische Reederei Donaldson Anchor Line als Besitzerin bzw. gegen die Eurnad Line als Charterfirma der Athenia anzustrengen. Die erfolgreiche Durchkämpfung der Schadensersatzanspriichc hängt natürlich von der Bereitwilligkeit des Vundesgerichtes ab. Sie englische Verantwortung für den Untergang der Athenia als gegeben voranszusetzen.
In einer Presseerklärung Nugents, die in Neuyork aus durchsichtigen Gründen bisher noch nicht erschienen ist, bezichtigt der Anwalt die britische Regierung mangelnder Zusammenarbeit bei Aufklärung der Schuldfrage. Sowohl der britische Botschafter in Washington, Lord Lothian, noch die Londoner Regierung hätten nämlich wiederholt konkrete Fragen zur Athenia-Katastrophe einfach ignoriert ode» unbefriedigend beantwortet. Obwohl viele lleberlebende der Athenia mit England und Frank
reich sympathisierten, so sagte Nugent, habe das Verhalten Englands den anfänglichen Verdacht, dah Churchills Behauptungen über die Umstände, die zur Katastrophe der Athenia geführt hätten, reine Fabrikation seien, zur Gewißheit verstärkt. Die Schadensersatzanspriiche betragen etwa 700 000 Dollar.
Die fliegenden Löwen unter sich
Amsterdam, 4. März. Die fortwährenden und erfolgreichen Einslüge der deutschen Luftwaffe über England haben offenbar dazu geführt, dah die Engländer in jedem Flugzeug am bri- nschen Himmel ein deutsches vermuten. So hatte der ohnehin schon stark zerzauste „fliegende Löwe" das Pech, von der eigenen Waffe beschossen zu werden. Wie Reuter aus London berichtet, sieht sich Herr Kingsley Wood gezwungen, den versehentlichen Abschuh eines britischen Flugzeuges bei Gravesend bekannlzugeben. Der englische Luftfahrtminister hat allerdings einen Trost für sich: die Welt wird ihm diese Heldentat seiner Waffe wenigstens glauben im Gegensatz zu seinen früheren Schauerverichten.
114. Jahrgang
Großadmiral Raeder
über Deutschlands Seekriegführung
Unterredung mit einem amerikanischen Nundfunkbericht- erstatter — „Der Krieg kann nur auf Gegenseitigkeit geführt werden" — Ein ernster Rat an die Neutralen
Berlin, 4. März. Der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Grohadmiral Dr. h. c. Raeder, gewährte einem Vertreter der National Broadcasting Company, New Park, eine Unterredung, die sich mit grundsätzlichen Fragen des Seekrieges, insbesondere mit dem deutschen Standpunkt in der Führung des Seekrieges, beschäftigte.
Grohadmiral Raeder ging hierbei von der britischen Kriegserklärung an Deutschland aus und berührte die Methoden, mit denen England den Krieg führt. Er wies darauf hin, dah England mit der Erweiterung seiner Bann gutliste den Krieg gegen die deutsche Zivilbevölkerung begonnen habe. Da ein Krieg nur auf Gegenseitigkeit geführt werden könne, habe Deutschland das Recht und seinem eigenen Volk gegenüber auch die Pflicht, mit gleichartigen Mitteln gegen England vorzugehen. Die von Deutschland getroffenen militärischen Maßnahmen verfolgten keinen anderen Zweck, als den Transport derselben Waren nach England zu verhindern, die England nicht nach Deutschland gelangen lassen wolle. Der Großadmiral betonte weiterhin, dah England nicht nur gegen die deutsche Zivilbevölkerung Krieg führe, sondern dah es auch die eigene Zivilbevölkerung und seine zivile Schiffahrt aktiv in kriegerische Handlungen einschalte. Auf die in diesem Zusammenhang gestellte Frage, ob z. B. auch die in Amerika lebhaft erörterte Versenkung britischer Fischerboote unter diesen Begriff falle, legte der Grohadmiral die deutsche Auffassung im einzelnen dar, indem er drei Kategorien von «schiffen herausstellte, bei denen eine Beteiligung an Kampfhandlungen erwiesen, so dah sie ihren zivilen Charakter verlieren. Diese seien: 1. die bewaffneten Handelsschiffe, 2. Handelsschiffe, die im Convoy von Kriegsschiffen oder Flugzeugen fahren und 3. militarisierte Handelsschiffe. Unter letzteren seien solche Schiffe zu verstehen, die zwar nicht offiziell zu Hilfskriegsschiffen umgewandelt seien, vom Gegner jedoch für militärische Aufgaben eingesetzt würden, u. a. zum Minensuchen, zur Truppenbeförderung, zur Uebermittlung von Nachrichten, als Vorpostenboote usw. In der Behandlung dieser Schiffe bestehe ein grundsätzlicher Unterschied: Deutschland stelle alle zu militärischen Zwecken bestimmten Fahrzeuge in die Kriegsmarine ein, mache sie also offiziell zu Hilfskriegsschiffen, die die Kriegsflagge führten und deren Besatzungen Angehörige der Kriegsmarine, also Soldaten, seien. England dagegen benutze zivile Fahrzeuge und Seeleute, ohne sie zu Bestandteilen der Kriegsmarine zu machen. Sie leisteten unter der Handelsflagge reine Kriegsarbeit. Das deutsche Rechtsempfinden erblicke hierin eine echt englische Heuchelei, wenn England sich nach dem Verlust solcher Fahrzeuge beklage, Deutschland habe harmlose zivile Fahrzeuge angegriffen.
Auf die Frage des Berichterstatters, ob ein solches Verfahren nicht gegen die von Deutschland anerkannten Regeln des Londoner U-Boot-Protokolls verstohe, stellte der Großadmiral ausdrücklich fest, dah dies keineswegs der Fall sei. Denn die allgemeinen Grundsätze dieses Protokolls sagten nur solchen Schissen Schutz zu, die sich tatsächlich friedlich verhielten. Dies sei aber bei den genannten Schiffskategorien nicht der Fall. Unter solchen Umständen sei es geradezu widersinnig, erwarten zu wollen, dah sich ein Kriegsschiff dem ersten Schuß eines bewassneten Handelsschiffes aussetzen solle.
Der Berichterstatter ging anschließend auf die neutrale Schiffahrt ein, die unter dem Krieg sehr zu leiden habe. Grohadmiral Raeder wies nach, dah die englische Politik sich nicht darauf beschränke, die deutsche und die eigene Zivilbevölkerung in den Kriegsdienst mit einzuspannen, sondern den Krieg sogar auf Kosten der Neutralen und mit Hilfe neutraler Zivilpersonen zu führen trachte. Der deutsche Standpunkt, der von den Neutralen nichts anderes verlange als die Wahrung effektiver Neutralität, respektiere die neutralen Rechte durchaus. Der lleberfall auf die „Altmark" sei ein deutlicher Beweis dafür, denn die Besatzung des deutschen Schiffes habe es peinlichst vermieden, irgendwelche Kampfhandlungen zu begehen und in höchster Disziplin den norwegischen Hoheitsrechten ihre unbedingte Achtung bezeugt.,
Grohadmiral Raeder behandelte dann die Gefahren, die neutralen Handelsschiffen drohen, wenn sie sich kriegsmäßig verhalten und damit Anlatz zu Verwechslung mit scindlichen Schiffen geben. Hierzu gehöre auch das Fahren im Convoy, das als nichts anderes anzusehen sei, als ein Ersatz für die Bewaffnung von Handelsschiffen. Die einzelnen Schiffe wehrten sich zwar nicht selbst, sie übertrügen jedoch den bewaffneten Widerstand gegen die prisenrechtliche Untersuchung auf die geleitenden Kriegsschiffe und erwarteten vom geleitenden Kriegsschiff die Vernichtung des Angreifers. Der deutsche Standpunkt laste sich ganz knapp auf die Formel bringen: Wer Waffenhilfe in Anspruch nimmt, muh Waffeneinsatz gewärtigen.
Der Großadmiral erörterte dann die Kriegsgefahren, die den neutralen Handelsschiffen in den Kü st engewässern einer kriegführenden Macht drohen. 2m Küstenvorfeld eines kriegführenden Landes sei naturgemäß damit zu rechnen, dah von beiden Seiten mit Einsatz aller neuzeitlichen Kampfmittel gekämpft werde. Dies gelte besonders für die Seegebiete vor der englischen Küste, zumal die britische Admiralität die neutralen Handelsschiffe zum Befahren minenverseuchter Gebiete zwinge und durch den Mißbrauch neutraler Flaggen sowie durch die Verwendung von Handelsschiffen zu
Detrifch-sowjeiisrhe Grenze vevmavki
in einer Gesamtlänge von 1500 Km. — 2820 Grenzpfähle errichtet
DNB. Moskau, 4. März. Am 27. Febr. 1849 ist die Vermarkung der deutsch-sowjetischen Grenze in der Gesamtausdeh- «ung von etwa 1500 Klm. beendet worden. Im ganzen wurden 282V Grenzpfähle errichtet.
Neuer Chef des Distrikts Lublin
Krakau, 4. Mürz. Generalgouoerneur Dr. Frank hat den bisherigen Stadthauptmann von Krakau, Oberbürgermeister Zör - ner, zum Chef des Distrikts Lublin berufen. Oberbürgermeister Zörner hat seit September vorigen Jahres die Stadtverwaltung in Krakau geleitet. Der seitherige Distriktschef von Lublin, Gouverneur Schmidt, bekanntlich ein Württcmberger, muhte «üs dringende Anforderung des Reichsorganisationsleiters Dr. Ley wieder sein bisheriges Amt als Reichsschulungsleiter übernehmen.
Eine Erklärung Gandhis
Keine moralische Unterstützung für den englischen Krieg
Moskau, 4. März. Die Moskauer Presse schenkt der Entwicklung der Lage in Indien weiter starke Aufmerksamkeit. Die Blätter geben am Montag eine Erklärung Gandhis wieder, wonach der indische Nationalkongreh nicht eher Nachlassen werde, bis Indien frei sei. Der Kongreß könne keine Verhandlungen unter
Lt-Vo-t meldet ZL oocr VKL
Wieder ein stolzer Erfolg deutscher Seekriegführung
Berlin, 4. März. Ein U-Voot meldet nach Rückkehr von Fernfahrt die Versenkung von 36V0V BNT.
Der Wehrmachtsbericht
Erkundungstätigkeit der deutschen Luftwaffe an der englischen Ostküste und über Oftfrankreich — Ein ' anzösifches Flugzeug im Luftkampf bei Diedenhofen abgeschosfen — Zwei notgelandete deutsche Flieger schlugen sich durch die französischen Linien durch
Berlin, 4. März. Das Oberkommando der Wehrmacht gtbt bekannt:
Zwischen Saar und Pfälzer Wald wurden durch einen Spähtrupp sieben, an einer anderen Stelle zwei französische Gefangene eingebracht.
Die deutsche Luftwaffe fetzte in der Nacht vom 2- zum 3. März ihre Erkundungstätigkeit an der englischen Ostküste und über Ostfrankreich fort. Einzelne Flugzeuge stogen in großer Höhe von der Deutschen Bucht her nach Nordwestdeutschland ein. Dabei überflog ein englisches Flugzeug die deutsch-dänische Grenze
deutsche Jagdflugzeuge stießen bei Erenzüberwachung i n LegendDiedenhafenauf französische Jagdflugzeuge. Es kam z« einem Luftkampf zwischen vier Messer- ichmitt-Flugzeugeu und zwölf Morane-Flugzengen. Nach- *ru» einfranzösifchesFlngzengabgeschossen »ar, entzogen sich die Franzosen trotz ihrer dreifachen Überlegenheit de« weiteren Kampf.
Li» deutsche» Heinkel-Aufklärungsflugzeug mußte nach **«« Luftkampf mit drei französischen Jägern in der Legend von Metz, in dessen Verlauf beide Motoren aus- lEtzten, mitten in der französischen Festungslinie notlanden.
den Bedingungen führen, die der britische Indien-Minister vorgeschlagen habe. Indien wolle keinen Anteil am Krieg nehmen und England auch keine moralische Unterstützung in diesem Krieg zukommen lassen.
Moskau, 4. März. Wie die Tah aus Kabul berichtet, haben die Engländer eine militärische Strafexpedttion nach Waziristan ausgesandt, die ihre „Aktionen" gegen die eingeborenen Eebirgsstämme bereits ausgenommen hat. Am 21. Februar haben die Truppen einen Angriff gegen die Stämme der Achemdsas unternommen, die im südlichen Teil Waziristans ihren Sitz haben. Eine zweite Kolonne führt unter Einsatz von Artillerie einen Angriff auf Vannu durch. Diese Kolonne konnte jedoch infolge des hartnäckigen Widerstandes der sreiheitliebenden Stämme bis jetzt nicht weiter Vordringen.
Japan sordsri AnsLisferung Deutschen
von der „Nfama Marn"
Tokio, 4. März. Bizeaußenmiuister Toni hatte mit dem eng- ujchen Botschafter Crai-Ze am Diontag eine neue Unterredung. ILie Domei hierzu meidet, habe Tani nachdrücklich die Auslieferung der übrigen 12 Deutschen von der „Äfama Maru" gefordert. Die Besprechungen wurden fortgesetzt. 9 Deutsche wurden bekanntlich ausgelrefert.
Die Besatzung verbrannte ihr Flugzeug. Zwei Mann, von denen einer einen schweren Oberschenkelschuß erhalten hatte, schlugen sich durch die französischen Linien bis in die deutsche Stellung durch.
Bier Zöger gegen zwölf Moräne
Ein Nudel Franzosen stürzt sich auf einen Fernaufklärer
DNB—,4. März. (PK.) „Feindliche Flugzeuge im Anflug!" Von den vordersten Spähposten der Front jagte die Meldung durch den Aether zum Feldflugplatz. Ein paar Sekunden später waren die Jäger schon in der Luft, nahmen Kurs auf die vermutliche Anflugstelle.
Klarste Sicht, seit Wochen nicht mehr so gut, selbst in der großen Höhe, in der die beiden Messerschmitt-Maschinen, die oor- ausgcstartet waren, genau auf die Grenze zuflogen.
Da ist die Front schon! Und da sind auch die feindlichen Flugzeuge. Zwei, drei, nein — acht zehn, zwölf schwarze Pünktchen heben sich vom hohen Mittagshimmc! ab. Unten hat die französische Flak, die die deutschen Jäger von der Grenze ab aufs Korn nahm, das Schießen eingestellt. Jetzt sind sie deutschen Jäger — inzwischen sind es vier Maschinen - amFeind.
Und nun zeigt sich, wem der französische Angriff gilt: Vor sich her treiben die zwölf Moräne einen deutschen Fernaufklärer! Die Jäger wenden in engster Kurve und jagen ihre Garben aus Kanonen und Maschinengewehren zwischen das Rudel. Im Augenblick lassen die zwölf von dem Fernaufklärer ab, geben ihre geordnete Formation auf und stieben wild durcheinander. Die bekannte Kurbelei beginnt: Jeder will sich zunächst aus den todbringenden Garben bringen.
Es knallt und kracht, als ob die Hölle los ist. Der Führer der deutschen Jagdgruppe, der selbst am Knüppel der ersten Maschine des Schwarms sitzt, hat einen Franzosen vor sich bekommen, der nicht mehr rechtzeitig abdrehen kann Aus 60 Meter Entfernung trifft ihn der erste Feuerstoß. Und dieser erste Stoß sitzt. Die Fetzen fliegen, die Moräne kippt nach unten ab. In Sekundenschnelle hat sich dies alles abaespielt. in leichter Spirale stürzt
(Fortsetzung siehe Seite 2j