tag, den 11. Januar 1910
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Nr. 7 gültig.
umfaßt 4 Seite«
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Nr. ,0
Freilag, äen ,2. Januar 1940
1,4. Jahrgang
Nervosität unä Mißtrauen in Tonäon
Warum schwieg Chamberlain zum Fall Höre Belisha?
DNB. Amsterdam, 12. Jan. Die überraschende Tatsache, daß Chamberlain in seiner Rede den Rückritt Höre Velisbas mit Stillschweigen überging, hat in der englischen Öffentlichkeit das Gefühl verstärkt, daß die Regierung schwerwiegende und für England offensichtlich ungünstige Umstände verschweigt. Die verschiedenartigen Kombinationen über dep Anlaß des , Rücktritts, bei denen die Rasfenzugehörigkeit Höre Velishas ! eine wachsende Rolle spielt, haben dadurch neue Nahrung erhalte« und tragen ihrerseits wiederum dazu bei, die allgemeine Erregung und Nervosität zu steigern.
Der Versuch der offiziellen Kreise, das Ausscheiden Höre Relishas mit rein militärischen Angelegenheiten zu begründen, wird in der Bevölkerung immer mehr avgelehnt, hat aber zugleich die Wirkung, eine noch ungünstigere Beurteilung der militärischen Lage Englands hervorzurufen. Es ist außerordentlich bezeichnend und wurde vom englischen Zeitungsleser auch so empfunden, daß die „Times" die Bedeutung der Chamber- lain-Rede darin erblickte, daß sie ein Programm eröffne „zu dem Zweck, die Fühlung zwischen Regierung und Volk aufrecht- zuerhalten". Diese Fühlung ist in der Tat, wie aufmerksame Beobachter der englischen Verhältnisse übereinstimmend sest- stellen, heute nicht mehr vorhanden. Man führt dies vor allem aus den Umstand zurück, daß der Krieg dem englischen Volk von Anfang an nicht populär war und natürlich nicht populärer wurde, nachdem die versprochenen Erfolge ausvlieben, ja aus gewissen Gebieten offene Krisenerscheinungen festzustellen sind. Das Mißtrauen der englischen Öffentlichkeit gilt aber, was die Schuld am Kriege betrifft, dem neuen englischen Kriegsminister nicht weniger als seinem Vorgänger.
Dies bestärkt die Vermutungen, daß Höre Belisha zurücktrat lediglich aufgrund des Pessimismus', mit dem er die Zukunft Englands betrachtet, und in der Absicht, nicht seine gesamte Rasse mit den dem englischen Volk bevorstehenden Nöten noch stärker zu belasten, als sie dies infolge ihrer Agitation für den Krieg ohnedies schon ist.
GeheimWng des AnterMses
Siebeneinhalb Stunden lang Vorwürfe und Sorgen — Was durchgesickert ist — Fragen, auf die Chamberlain keine Antwort weiß
Hamburg, 11. Jan. Das „Hamburger Fremdenblatt" veröffentlicht einen Bericht über die bewegte Aussprache in der Eeheimsitzung des englischen Unterhauses, in dem es u. a. heißt:
Die englischen Schwierigkeiten kamen zum ersten Male zum Ausbruch, als die Regierung sich am 15. Dezember 1939 ans Drängen der Opposition gezwungen sah, eine Eeheimsitzung des Unterhauses abzuhalten. Sie währte siebeneinhalb Stunden. Zahllose Mißstände sind dabei, wie wir jetzt wissen, zur Sprache gekommen. Zwar wurden die annähernd 600 Abgeordneten des Unterhauses zur Diskretion verpflichtet, aber es ist unschwer zu erraten, wie hoch die Schweigepflicht bei einer derartig großen Körperschaft und bei der liberalen Geschwätzigkeit ihrer Mitglieder einzuschätzen ist. Jedenfalls sind wir in den Besitz eines Berichtes über den Inhalt der Aussprache gelangt, der von einer vertrauenswürdigen neutralen Seite aus London stammt und außerordentlich aufschlußreiche Einzelheiten bringt. Danach ist die Sitzung sehr erregt verlaufen. In dem Bericht heißt es:
Nach den Aeutzerungen der Unterhausabgeordneten haben fünf Themen im Vordergründe der Reden und Debatten gestanden:
1. Die Frage der Kriegsziele, 2. Die Lage des Empire, 3. Die allgemeine Kriegslage, 4. Die Verforgungslage, und 5. Die allgemeine Organisation.
Besonders temperamentvoll sei die Aussprache zur Frage der Kriegsziele gewesen. Man habe darauf hingewiesen, daß es unmöglich sei, mit Erfolg einen Krieg zu führen, wenn man nicht ein klar umrissenes und festes Ziel besitze. Das Volk glaube nicht an die Wiederherstellung Polens und auch nicht daran, daß die Russen ihren Anteil an Polen jemals räumen würden und wer wollte schließlich Litauen aus Wilna vertreiben? Auch der „Sturz der Hitler-Regierung" sei kein Kriegsziel, denn es sei sehr fraglich, ob dieses Ziel jemals zu erreichen sei. Die Bevölkerung begreife nicht, warum für ein solches Ziel Zehntausende von Engländern sterben müssten, wofür sie sich opfern und warum die anderen sich einschränken sollten.
Eine weitere Frage habe der künftigen Volitik der britischen Regierung der Sowjetunion gegenüber gegolten. Wie wolle sie eine unterschiedliche Politik gegenüber Deutschland und der Sowjetunion begründen? Gedenke die Regierung, Finnland aktive Hilfe zu bringen? Und wie solle diese Hilfe durchgeführt werden, da ein Seeangriff auf die russische Weißmeerküste aussichtslos erscheine und die Ostsee abgeriegelt sei? Rußland weise kaum eine durch England verwundbare Stelle auf. Habe die Regierung auch die Fragen erkannt, die sich aus der Haltung der Sowjetunion für Indien und die britischen Interessen im nahen Osten ergeben könnten?
Welche Politik gedenke die Regierung Japan und China gegenüber und im japanisch-chinesischen Konflikt künftighin zu
zuyrenv »ave vte Negierung ganz übersehen, daß Großbritannien im Fernen Osten eine Position nach der anderen verloren oder kampflos preisgegeben habe, um sich dafür in Europa in einen Krieg für Polen zu stürzen, für Fragen, die ganz außerhalb des britischen Interessengebietes lägen, während an anderer Stelle gleichzeitig der Lebensnerv des Weltreiches bedroht werde? Sicherlich sei auch eine Einigung zwischen der Sowjetunion und Japan auf die Dauer nicht ausgeschlossen. Dann müßte die Vorherrschaft im Fernen Osten auf Japan und die Sowjetunion übergehen. Von da ab sei der Schritt auch nicht mehr weit zu einer Einflußnahme beider Staaten auf Indien. Jetzt ende der britische Herrschaftsbereich in Singapurs statt in Schanghai oder Hongkong. Wo werde er erst enden, wenn der Krieg lang dauere und England schwerste Verluste zusüge?
Wisse die Regierung'genau, daß die Türkei nicht nur um einer Anleihe willen den Pakt mit Frankreich und England geschlossen habe, sondern daß sie auch wirklich zu kämpfen bereit sei? Alle Berichte von Kennern der Lage besagten, daß die Türkei niemals in einen Konflikt mit Sowjetrußland sich stürzen würde. Die Regierung müsse sich weiter über eines klar sein, daß alle arabischen Staaten ebenso wie manche neutrale nicht deswegen etwa neutral seien, weil sie England liebten. Wie es einmal England schlecht gehen würde, dann erst würde sich das wahre Gesicht dieser Staaten zeigen. Und was würden dann wohl Italien oder Spanien tun? Würde dann nicht auch die N' -^nira Hertzoas in Südafrika die Oberhand gewinnen? Würde nicht etwa Aegypten versuchen, sich der Verträge mit England zu ent» ledigen? Wisse England genau, was Japan im Malayischen
Buenos Aires» 11. Jan. In Schlagzeilen keilt das Abendblatt „Pampero" mit, daß zuverlässigen Eigeninformationen zufolge der englische Kreuzer „Exeter" 80 Meilen von Valia Bianca (im Süden der Provinz Buenos Aires) gesunken fei. Die sensationelle Meldung erregt riesiges Aufsehen. Die Mannschaft soll von dem französischen Schlachtschiff „Duncerque" übernommen und nach den Falklandsinseln rveiterbefördert worden sein. Dieser Tatbestand decke sich auch mtt de» Aussage» von Aerzten und Pflegepersonal, das zur Hilfeleistung dorthin entsandt wurde und die Anwesenheit des „Exeter" nicht feststellen konnte.
Der Wehrmachtsbericht
Französischer Vorstoß bei Saarbrücken abgewiesen — Luftkämpfe bei Erenzüberwachungs- und Aufklärungsflügen
Berlin, 11. Jan. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Im Grenzgebiet südlich Saarbrücken wurde ein feindlicher Vorstoß in Stärke einer Kompagnie im sofortigen Gegenstoß abgewiesen. Der Gegner verlor Tote und Gefangene.
Bei Erenzüberwachungs- und Aufklärungsflügen an der Westfront kam es zu mehreren Luftkämpfen. Hierbei wurden zwei feindliche Flugzeuge abgeschossen. Ein deutsches Flugzeug wurde bei der Verfolgung eines Feindes in der Gegend von Colmar durch Vodenberührung vernichtet.
Bei einem erneuten Versuch, Flugplätze an der deutschen Küste mit Bomben anzugreifen, wurden neun britische Bombenflugzeuge vom Muster Bristol Vlenheim in der Deutschen Bucht von vier deutschen Flugzeugen gestellt. Im Verlaufe des Kampfes wurden drei britische Flugzeuge abgeschossen, ein weiteres so stark beschädigt, daß es vermutlich seinen Heimathafen nicht mehr erreichte. Die deutschen Flugzeuge kehrten aus diesem Kampf gegen eine mehr als doppelte Ueberlegenheit ohne Verluste.zurück.
Englische Bomben auf dänische Insel
Kopenhagen bestätigt den neuen britischen Neutralitätsbruch
Kopenhagen, 11 . Jan. Die Nachricht, daß britische Flugzeuge unter Nichtachtung der Hoheitsrechte der Neutralen auf der dänischen Insel Roem Bomben abgeworben haben, wird jetzt auch durch eine Verlautbarung des dänischen Außenministeriums bestätigt, in der es heißt, daß in der Nacht gegen 1 Uhr Bomben auf die dänische Insel abgeworfen worden seien.
Eine Augenzeugin des englischen Luftangriffes auf die dänische Insel Rsenr gab folgende Schilderung: Als die erste Detonation erfolgte, glaubten wir alle in Erinnerung an den entsetzlichen Fall Esbjerg, daß die nächsten Bomben uns treffen würden.
Hemm« GSrlU 47 Jahre all
Hermann Eöring, der Eeneralfeldmarschall des Dritten Reiches, begeht heute seinen 47. Geburtstag. Die herzlichsten Wünsche und Grüße des ganzen deutschen Volkes vereinen sich auf ihn, den aufrechten nationalsozialistischen Staatsmann und hervorragenden Soldaten, der dem Führer in schwerer und großer Zeit als treuester Paladin zur Seite steht. Er hat die Luftwaffe mit seinem leidenschaftlichen Kampfgeist erfüllt, ihr unerschrockener Einsatz hat entscheidend dazu beigetragen, den polnischen Widerstand in wenigen Tagen zu zerbrechen. Auch im Westen haben seine Flieger den Gegner geworfen, wo sie ihn trafen, und ihre kühnen Erkundungsflüge weit über feindliches Gebiet ausgedehnt. Als Vorsitzender des Ministerrates für die Relchs- verteidigung sorgt Hermann Eöring gleichzeitig für die straffe Zusammenfassung aller Kräfte des Volkes in dem uns aufgezwungenen Kampf. Sein Leben und sein ganzes Wirken gelten seinem Führer und dem deutschen Volk, das heute seiner in alter Anhänglichkeit gedenkt.
wevtet vorhabe? England habe alle seine Kriege um die Weltherrschaft als Koalitionskriege gewonnen. Den Weltkrieg habe es nur gewonnen, weil es unendlich viele Bundesgenossen gehabt habe. Wo gebe es heute einen einzigen Staat, der außer Frankreich bereit sei, sich aktiv auf die Seite Englands zu stellen? Warteten nicht vielmehr eine Anzahl von Staaten darauf, sich des englischen Einflusses zu entledigen? 2m Zusammenhang mit diesen Ausführungen wurden der Regierung schwere Vorwürfe über ihre kurzsichtige Kontinentalpolitik gemacht. Der Krieg sei nach dem Fehlfchlag der Verhandlungen in Moskau mit einer diplomatischen Ni ederla ge allerersten Ranges begonnen worden.
(Fortsetzung siehe Seite 2)
In den Hausern in der Nähe der Einschläge zersprangen die Fensterscheiben, und die Wände zitterten. In der Fernsprechzentrale gingen alle Fensterscheiben zu Bruch. Wir verstehen es nicht, wie die Flieger es fertig bringen konnten, unbehindert unsere Insel mit Bomben zu belegen. Hier ist doch dänisches Land. Es war eine sternenklare Nacht. Die Neutralitätszeichen waren mit Scheinwerfern angestrahlt. Es ist selbstverständlich, daß die Bevölkerung über diese unerhörte Neutralitätsverletzung aufgebracht ist und nun fordert, daß dänische Flarbatterien den Schutz der Insel übernehmen.
Zur Untersuchung des Bombenabwurfes über Kongsmark auf der Insel Roem ist eine Sachoerständigen-Kommission von Kopenhagen nach der Insel entsandt worden. Der englische Flieger, der von Südosten kam, hat, wie verlautet, über der Stelle, an der er die Bomben abwarf, erst längere Zeit gekreist. Alle drei Bomben fielen glücklicherweise in losen Sand, wodurch ihre Zerstörungskraft stark beschränkt worden ist. Ein Irrtum über die Position sollte unter diesen Umständen für den englischen Flieger schwer möglich gewesen sein.
Der Sachschaden, den die englischen Bomben auf Roem angerichtet haben, ist doch größer, als man zuerst annahm, denn abgesehen von der Zertrümmerung zahlreicher Fensterscheiben wurden durch Bombensplitter auch schwerere Beschädigungen zumindest an zwei Häusern angerichtet Die Erregung in ganz Dänemark ist groß. Man weist eingedenk der ebenfalls von England verschuldeten Esbjerg-Tragödie darauf hin, daß der Angreifer nur ein britisches Flugzeug sein könne. Volk und Presse fordern Genugtuung.
Berlin, 11 . Jan. In einem recht kümmerlichen Versuch, sich für die schwere Völkerrechtsverletzung durch erneute Bombenabwürfe auf dänisches Hoheitsgebiet zu rechtfertigen, stellt der Londoner Rundfunk der Treffsicherheit der britischen Luftwaffe ein beschämendes Armutszeugnis aus. Er erklärt, die Bombenabwürfe hätten in Wirklichkeit der Insel Sylt gegolten. Ferner wird wörtlich gemeldet, es leien auch tatsächlich „einige Bomben in der Nähe der deutschen Insel Sylt" abgeworfen worden. Damit wird zugegeben, daß die britischen Flieger todesmutig das ungeschützte dänische Gebiet und die friedlichen Wogen der Nordsee irgendwo in der Nähe der Insel Sylt bombardierten, um dann schleunigst Richtung Heimat abzudrehen.
Amsterdam, 11. Jan. Reuter zufolge ist der englische Passa- gierdampfer „Rothesay Castle" (7500 BRT.) an der Westküste Schottlands am Dienstag abend „ausgelaufen". Das Schiff wurde dabei stark „beschädigt". Ferner berichten die Londoner Blätter zum Teil in großer Aufmachung über das Sinken des der Union-Castle-Linie gehörenden 10 OOO-Tonncn-Dampi ns „Dunbar Castle" an der Südküste Englands, wo das Schiff, wie bereits gemeldet, auf eine Mine gelaufen war. Die Explosion sei so stark gewesen, daß das große Schiff in etwa 20 Minuten gesunken war.
Amsterdam, 11. Jan. Einer Reuter-Meldung aus London zufolge ist der englische Dampfer „Upminster" (1015 BRT.) an der Ostküste Engsands untergegangen. Der Kapitän und zwei Besatzungsmitglieder kamen ums Leben.
Oslo, 11. Jan. Der Kapitän eines norwegischen Dampfers berichtet, daß er einen Teil der Besatzung des norwegischen Schiffes „Manx" (1343 BRT.) gerettet habe, das in der Nordsee auf eine Mine gelaufen sei. Möglicherweise treiben sieben Man» der Besatzung auf einem Floß in nördlicher Richtung.
Oer englische Kreuzer Exeier gesunken?
Bisher unbestätigte Meldung eines argentinischen Blattes