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Nr. 5
Samstag, cken 6. Januar 1940
1 14. Jahrgang
Rücktritt Höre Belishas unä Mac Millans
DNB. Amsterdam, 8. Ja». Wie Reuter aus London meldet, sind Kriegsminister Höre Velisha und Jnsormationsmiui- stcr Mac Millan zurückgetreten. Der bisherige Handelsmiuister Stanley hat das Kriegsministerium übernommen. Zum Han delsminister ist Sir Andrew Dunran und zum Jnsormations- miuister Sir John Reith ernannt worden.
DNB. Amsterdam, K. Jan. Wie Reuter ergänzend mitteilt, wurde Höre Velisha nach seinem Rücktritt als Kriegsminister das Handelsministerium angeboten, er lehnte es aber ab Dieser Wechsel vervollständige die Neubesetzung der wichtigsten Regierungsstellen, schliche aber die Möglichkeit von Aenderungen in den unteren Stellen nicht aus.
Gesanttrücklritt des belgischen Kabinetts
Brüssel, 5. Jan. Das belgische Gesamtkabinett ist am Freitag mittag zurückgetreten. Der Rücktritt erfolgte, um die Umbildung des Kabinetts durch Pierlot zu erleichtern.
Unterredung Ciano-Cfaky
Rom, 5. Jan. Der italienische Außenminister Graf Liano hat sich am Freitag abend nach Venedig begeben, wo am Sonntag vormittag eine Zusammenkunft mit dem ungarischen Außenminister stattfindet. Die gesamte römische Abendpresse widmet der Reise des unaarischen Staatsmannes und seiner Ankunft in
Venedig herzlich gehaltene Begrützungsartikel und unterstreicht ! die Bedeutung der bevorstehenden Zusammenkunft. j
England beschlagnahmt die Handelsflotte !
Eine Folge der zahllosen Schiffsoerluste
Amsterdam, 5. Jan. Der englische Handelsmariueminister Eilmour hat Donnerstag Vertretern der Handels- und Schiffahrtskammer von Liverpool mitgeteilt, die Regierung habe in Großbritannien und in allen Kolonien die Beschlagnahme der Weitstreckenschissahrt-Linien ab 1. Februar beschlossen.
Mit dieser Maßnahme, die eine Folge der zahllosen Schisss- verluste durch Torpedierungen und Minenexplosionen ist, stellt England alle in Großbritannien und den Kolonien eingetragenen Fracht- und Fahrgastschiffe, die aus den großen Linien verkehren, unter seine Kontrolle. Die Beschlagnahme sindet an dem Tage statt, an dem die Schisse zum ersten Mal nach dem Inkrafttreten des Planes im vereinigten Königreich ihre Ladung löschen. Der Plan soll, wie es in der Mitteilung des englischen Schiffahrtsministeriums heißt, nicht auf Schiffe ausgedehnt werden, die in den Registern der Dominien, Indiens oder Birmas- eingetragen sind. Die englischen Reeder sollen ihren Betrieb auf normale Weise fortsetzen. Das Risiko für den Verlust von Schiffen und Ladungen wird aber zu Lasten der Regierung gehen. Die britische Regierung beansprucht dafür das Recht, Schiffe nach ihrem Gutdünken aufleuen zu können, bestimmte Routen vorzuschreiben und die Schisse mit Ladungen zu befrachten, die für englische Staatsinteressen am dringlichsten benötigt werden.
Die rNaSke sät»!
England und Frankreich suchen neue Kriegsschauplätze
Berlin, 5. Jan. Die letzte» Auslandsmeldungen stimmen darin überein, daß die Westmächte nunmehr von der Aussichtslosigkeit ihres Blockadekrieges und eines unmittelbaren Angriffes aus Deutschland überzeugt sind «nd, um ihr eigenes Gebiet zu schonen, alles daran setzen, den Kriegsschauplatz nach Skandinavien, auf den Balkan und in den Rahen Osten vorzutragen.
Trotz der -von der englisch-französischen Presse ständig behaupteten angeblichen Langsamkeit der russischen Armee (!) wird vor allem der finnische Konflikt für den Versuch zum Vorwand genommen, die neutralen' Staaten gegen die ncu- entdeckte „russische Bedrohung", die seit einiger Zeit scharfmacherisch in allen Spielarten den Unbeteiligten einsuggeriert wird, in den Krieg zu Hetzen. Das Stichwort gibt London mit der durch die Presse bekannt gewordenen offiziösen Erklärung, daß „die Verteidigung Finnlands und die Erhaltung der Integrität der skandinavischen Halbinsel als politische und strategische Notwendigkeit ersten Ranges angesehen werden und die Unabhängigkeit Norwegens für England fast die gleiche große Bedeutung wie die Verteidigung Belgiens und Hollands habe".
Die bisher schamhaft verhüllten imperialistischen Eigenwüusche Englands werden jetzt offen als Kricgsziele der Westmächte verkündet. Der „Daily Telegraph" behandelt an Hand von Meldungen seines Sonderberichterstatters die Frage der Einbeziehung der Türkei und des Nahen Ostens in den Krieg. In Beirut sei man fast allgemein davon überzeugt, daß im Frühjahr der Krieg wahrscheinlich entweder auf den Balkan oder auf den Kaukasus «vergreisen werde. England und Frankreich hätten in ihrem Kriegsplan eine solche Möglichkeit bereits in Rechnung gestellt. 2n jedem Falle rechne man mit einer engen Zusammenarbeit zwischen der Türkei und den Alliierten.
Wie diese „Zusammenarbeit" gedacht ist, enthüllen die „Basler Nachrichten" mit der Feststellung, daß nach Meldungen der englisch-französischen Presse die in Syrien ausgestellte englisch-französische Expeditionsarmee jetzt marschbereit sei. Sie könne im Ernstfälle in wenigen Tagen an der russisch-türkischen Grenze sein, von wo aus sie zusammen mit der türkischen Armee das Oelgebiet um Baku ernstlich gefährden könne.
Einen näheren Einblick in die englisch-französischen Angriffs- absichten erhält man aus einem gleichzeitig erschienenen Artikel des „Temps", der von der Genfer Zeitung „La Suisse" ausführlich zitiert wird. Darin wird ganz unzweideutig die Eroberung der Gebiete angekündigt, in denen sich Erdöl- guellen befinden, die der Versorgung des Feindes dienen könnten. Eine solche Eroberung ist nach dem „Temps" eine „vollkommen logische strategische Operation". Wenn Rumänien auf- hören würde, sein Erdöl an Deutschland zu liefern und wenn andererseits die Kaurasusgebiete „irgendwie" der Autorität der Moskauer Regierung entzogen würden, ja, wenn nur die Erdöl- erzeugung dort gestört würde (!). Aus allen diesen Gründen, so folgert der „Temps", könnte die Gegend um das Schwarze Meer gegebenenfalls für die Alliierten ein „strategisches Ziel von kapitaler Bedeutung sein" (!).
Der Herausgeber der Zeitschrift „Nineteenth Century" setzt sich rn einer Betrachtung zur Lage nachdrücklich für eine aktive Inter
vention der Alliierten in den skandinavischen Staaten und Südosteuropa ein, wobei er unverhüllt zugibt, daß der eigentliche Gegner die bewaffnete und geeinte deutsche Nation sei. Es sei wünschenswert, daß Finnland so viel Hilfe von den Alliierten erhalte, wie diese nur geben könnten, ohne ihre Position in Westeuropa zu schwächen. Wenn der Daran ga Fjord schon eine Flottenstation oder ein Zufluchtsort werden sollte, dann dürfe es keine russische, sondern dann müsse es britische Flotten st ation werden (!). Dann aber läßt das englische Blatt die Maske fallen: Es sei ein großer Irrtum anzunehmen, so erklärt es daß die Neutralität der nördlichen und der südöstlichen Staaten vorteilhaft für die Allieirten sei. Es könnte viel oorteilhaster werde«, wenn die Neutralen in den Krieg verwickelt würden, denn Deutschland würde dann zwei offene Flanken erhalten, die dank der alliierten Seemacht bedroht werden könnten. Man sollte vor allem auch Rumänien Hilfe auf Grund des Garantieabkommens geben, soweit dies nur möglich sei, ohne die Kraft der Alliierten an der Westfront zu beeinträchtigen. Das Blakt beschwört sodann die Alliierten, die Initiative in Nord- uuv Siidosteuropa zu ergreiien.
Die dunklen Pläne Londons
England will den Krieg nach Skandinavien tragen
Neuyork, 5. Jan. Zum zweitenmal innerhalb der letzten Tage meldet die „Neuyork Times" aus London, daß die Generalstäbe Englands und Frankreichs sich seit Wochen ernsthast mit dem Gedanken tragen, den von der jiidisch-plutokratische» Berbrecher- cliquc planmäßig angezettelten Krieg zu einem Weltbrand auszuweiten und zu diesem Zweck die Kampfhandlungen zunächst einmal nach Skandinavien hineinzutragen.
Das Schicksal der nordischen Staaten, so kabelt der Vertreter der genannten Zeitung, hänge jetzt davon ab, ob die Demokratien sich entschließen würden, gleichzeitig Deutschland und Rußland zu bekriegen. Unterrichtete Kreise geben offen zu, daß in einem solchen Falle England an den nordischen Ländern ein „ungeheueres strategisches Interesse" hätte. Englands militärisches Interesse an Skandinavien sei deshalb besonders groß, weil es seine Blockadeflanke decken müsse. Der Krieg könne daher leicht eine Wendung nehmen, die die nordischen Staaten mit oder gegen ihren Willen zu Schlachtfeldern machen würde.
England in Inflationsgefahr!
Das Volk muß die Zeche der kapitalistischen Kriegshetzer bezahlen
Amsterdam, 5. Jan. Daß die Gefahr der Inflation für England in bedrohliche Nähe gerückt ist, hat Schatzkanzler Si: John Simon jetzt selbst bestätigt.
Nach einer Reuter-Meldung wurde am Donerstag eine Ve- amtenabordnung bei ihm wegen Erhöhung der Beamtengehälter vorstellig. Simon erklärte dieser Vertretung, eine automatische Erhöhung der Bezüge angesichts der erhöhten Lebensbaltuuas-
Der Wehrmachlsbericht
Berlin, 5. Jan. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
An der Westfront geringe, an einzelnen Stellen etwas tebhaftere Artillerietätigkeit.
Die Aufklärungstätigkeit der Luftwaffe gegen Großbritannien und Frankreich wurde planmäßig fortgesetzt.
kosten führe zu der schweren Gefahr einer Inflation. Die Regie-' rung prüfe die Bezahlung der öffentlichen Beamten im Hinblick' auf andere Gehaltserhöhungen, man solle aber die enormen finanziellen Lasten des Krieges bedenken und die schwere 2n- slationsgesahr, die eine automatische Anpassung der Gehälter an die Preise mit sich bringen würde. Schließlich versuchte Simon, die Beamtenabordnung durch vage Andeutung einer künftigen Gehaltserhöhung bei weiterem Ansteigen der Preise und die billige Versicherung, dag die Regierung alles tue, um „unnötige Erhöhungen" der Lebenshaltungskosten zu verhindern, zuZrösteu.
Englische Wirtschaftsspionage
Berlin, 5. Jan. Gegenüber dem Protest Amerikas gegen die Wegnahme der amerikanischen Post von neutralen Schiffen durch englische Behörden sucht der diplomatische Korrespondent des „Daily Herald" England mit der Begründung zu rechtfertigen, daß es das Recht habe, neutrale Schiffe auf Konterbande zu durchsuchen, und daß es Konterbande, vor allem Geld, das in Briefen enthalten sein könnte, auch beschlagnahmen dürfe. Man wolle natürlich nicht irgend eine Art von Zensur ausüben.
Diese faule Ausrede klingt wenig glaubwürdig, da wohl niemand in Kriegszeiten Geld in Briefen nach Uebersee verschicken wird. Die Beschlagnahme dient vielmehr England dazu, eine wohlorganisierte Handelsspionage durchzusühren. Die Spionage richtet sich unter dem Vorwand, Deutschland treffen zu wollen, besonders gegen die neutralen Staaten. Die Postdurchsuchungen können den Engländern wichtige Hinweise geben über Geschäftsverbindungen, Warenpreise, Absatzmärkte und Bezugsquellen der Neutralen. England ist auf Grund der erworbenen Kenntnisse in der Lage, die Handelsbeziehungen der Neutralen zu stören.
Schon im Weltkriege haben die Engländer die Postbeschlagnahme durchgesührt. Damals war England in der Lage, den gesamten Postverkehr zwischen Amerika und Europa zu kontrollieren. Die Organisation der englischen Postzensur begann 1914 ihre Tätigkeit mit einem Stab von 14 Beamten. 1918 versügte die Organisation bereits über 2000 Personen. 1917 waren 3700 Kontrollbeamte in London und 1500 in Liverpool, den beiden Hauptsitzen der Organisation, tätig. Mit Hilfe dieses ausgedehnten Apparates war England in der Lage, mehr und mehr die Märkte der neutralen Länder unter seine Kontrolle zu bringen.
Indien zerrt an den englischen Ketten
Rom. 5. Jan. Wie die „Acione Coloniale" aus Bombay meldet, hat das Indische Kongreßkomitee zwei Tagesbefehle genehmigt, die augenscheinlich auf eine neue Kampagne des passt v e n Wider st and es hinauslaufen. Der eine dieser beiden Tagesbefehel beziehe sich auf den „llnabhängigkeitstag" zur Stärkung der nationalen Gefühle des indischen Volkes, der ander« befasse sich mit kiirzlichen Aeußerungen der Regierung zu de» ^dischen Problemen, die noch der Lösung harren.
Einblick in die englische Lügendiktatur
Untersuchung des »Athenia"-Fallcs dokumentarisch festgelegi
Berlin, 5. Jan. Die Deutsche Informationsstelle teilt mit: Im Rahmen der Schriftenreihe „England ohne Maske" ist jetzt eine Broschüre erschienen, die unter dem Titel: „Der Atheuia- Fall" eine Episode des Krieges behandelt, die aus mehr als einem Grunde eine dokumentarische Untersuchung erfordert. Die Broschüre hat es unternommen, den Fall aus der Sphäre der Tagespolitik herauszurücken und in seiner grundsätzlichen Bedeutung für die Art der englischen Kriegführung überhaupt zu beleuchten. So ist aus der knappen, aber inhaltreichen Darstellung die Geschichte einer politischen Lüge geworden, die für alle Erzeugnisse der britischen Propagandamaschine jetzt uns in Zukunft typisch geworden ist.
Unter Verwertung aller wesentlichen und vielfach neuen Beweisstücke wird dem Leser ein Einblick in die Zusammenhänge jener Meinungsdiktatur gewährt, die England auch in diesem Kriege über den gesamten Erdball auszuüben sucht. Neben de» bekannten Einzelheiten des Falles selbst bilden die Auswirkungen, die er zeitigte, und der Hintergrund der englisch-amerikanischen Beziehungen, auf dem er möglich wurde, den Gegenstand der anschaulichen und fesselnden Darstellung.
In einem Schlußkapitel „Der Churchillismus und sein Werk" wird das klare und eindeutige Ergebnis der eingehenden Untersuchung zusammengefaßt: „Sämtliche Indizien — Indizien, die Beweise sind — zeuge« gegen Winston Churchill als den Mann, der als Erster Lord der Admiralität alle Vorgänge a»s der „Athenia" bis zu ihrer Versenkung durch britische Zerstörer ver- anlaßte «nd sie damit vor der Weltöffentlichkeit zu verantworten hat. Mehr als das: Sie zeugen gegen den Churchillismus als jene politische Richtung, die mit ihrem unversöhnlichen Haß einen dauernden Ausgleich zwischen Deutschland und Englanv verhinderte, die für Europa und das britische Reich den gefährlichsten Krieg ihrer Geschichte herausbeschworen hat und jetzt, wo er geführt wird, die infamsten und hinterhältigsten Mittel zur Diffamierung des Gegners in Anwenduna brinat."