s. Seite — Nr. 283
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter
Warum Zugendarrest?
Die modernste Erziehungsmaßnahme. — Die Einführung? des Arrests als HJ.-Dienstftrafe.
Von Bannführer Albert Müller.
Eine Kundgebung der Akademie für Deutsches Recht wird sich am 6. November mit der Einführung des Jugendarrestes und des Jugenddienstarrestes befassen. Der Reichsjugendführer wird dabei über diesen bedeutsamen Faktor der Neugestaltung des Jugendstrafrechts sprechen, dessen Bedeutung und Handhabung nachstehend charakterisiert wird.
NSK. Fast gleichzeitig sind im Reichsgesetzblatt die Verordnung des Ministerrats sllr die Reichsverteidigung Hber die Einführung des Jugendarrestes und im Amtlichen Nachrich- lenblatt des Jugendführers des Deutschen Reiches dessen Erlaß über die Einführung der Dienststrafe „Jugenddienstarrest" verkündet worden.
Der Jugenddienstarrest ist dazu bestimmt, schwere Verstoße gegen die Eemeinschaftsordnung der Jugend zu sühnen. Der Jugendarrest dagegen tritt an die Stelle der kurzfristigen Gefängnis- und Haftstrafe und der Verurteilung unter Bewilligung von Bewährungsfrist. Er stellt eine jugendgemäße Maßregel zur Ahndung strafbarer Handlungen Jugendlicher dar, die zwischen den Strafen und den Erziehungsmatzregeln des bisherigen Rechts steht.
Es ist unverkennbar, daß Jugenddienstarrest und Jugendarrest eng zueinander gehören und sich gegenseitig ergänzen. Beide Maßnahmen dienen dem gleichen Zweck, Verstöße Jugendlicher gegen die Eemeinschaftsordnung zu ahnden, und zwar mit Maßregeln, die einem jungen Menschen angemessen sind. Während aber die Einführung des Jugenddienstarrestes eine selbstverständliche Folge der Verwirklichung der Jugenddienstpflicht ist, indem für die neue Dienstpflicht die ihr gemäße Dienststrafe eingeführt wird, bringt die Einführung des Jugendarrestes etwas völlig Neues in die deutsche Strafgerichtsbarkeit. Es wird ein für allemal mit der Praxis gebrochen, den Jugendlichen als „kleinen Erwachsenen" zu behandeln. Gegen Verfehlungen Jugendlicher wird nunmehr mit einer jugendgemäßen Maßnahme vorgegangen.
Dieser Jugendarrest — und ebenso der Jugenddienstarrest im' Dienststrafrecht der Hitlerjugend — ist also kein notwendiges Uebel, etwa durch akute Erscheinungen des Krieges veranlaßt, sondern ist gewollt, gefordert und nach seiner Verkündung auf das lebhafteste begrüßt worden. Die Kritik am seitherigen Jugendstrafrecht richtete sich vor allem darauf, daß es vollständig an eurer kurzfristigen, aber nachhaltigen Erziehungsstrase fehle, die den betroffenen Jugendlichen jedoch nicht zum kriminell Vorbestraften mache. Die alte Streitfrage, ob die Mittel des Jugendstrafrechtes dazu dienen sollten, zu strafen oder zu erziehen, war längst dahin beantwortet worden, daß aus dem Jugendstrafrecht einmal ein Jugenderziehungsrecht werden müsse. Baldur von Schirach sagte einmal: „Nicht daß der Jugendliche bestraft wird, scheint mir das wesentliche Ziel des neuen Jugendstrafrechts, sondern daß er und seine Gemeinschaft die an ihm vollzogene Strafe als einen erzieherischen Akt empfinden."
Dazu tedurfte es aber solcher Erziehungsmaßnahmen, die der eigenen Persönlichkeit des jugendlichen Menschen angemessen waren. Wä>er die Geldstrafe, die überhaupt nicht jugendgemäß ist und nunmehr durch Nichtverhängung aus dem System der Jugendstrafen ausgemerzt werden kann, noch die kurzfristige Freiheitsstrafe, .die bei Gefängnis bis zu drei Monaten zumeist nicht vollstreckt wurde, waren geignet, einen nachhaltigen erzieherischen Einfluß aurzuüben.
In die Lücke zwischen die reinen Erziehungsmaßnahmen (Heimunterbringung, Fürsorgeerziehung, Schutzaufsicht) und die reinen Strafen (Gefängnis über drei Monate, Zuchthaus) tritt nun als Kernstück der nationalsozialistischen Erneuerung der Jugendarrest. Er kann gegen Jugendliche beiderlei Geschlechts als Wochenendkarzer bis zu vier Wochenenden und als einwöchiger bis einmonatiger Jngendarrest verhängt werden; er darf nicht „mit Bewährungsfrist" ausgesetzt werden. Der Jugendarrest ist keine kriminelle Strafe, findet also keine Eintragung im Strafregister: ohne die Ehre des Jugendlichen zu berühren, soll er schockartig und aufrüttelnd wirken; sein Vollzug wird daher besonders nachdrücklich gestalter.
Der Jugendarrest kann nach dem Wortlaut der Verordnung „anstelle von Haft und Gefängnis" angewandt werden. Praktisch wird er in der Rechtsprechung der Jugendgerichte künftig einen sehr breiten Raum einnehmen. Das um so mehr, als er. wie
Staatssekretär Freister im „Jungen Deutschland" hervorhebt, auch an die Stelle von Erziehungsmaßnahmen treten kann, in den Fällen nämlich, in denen bisher Erziehungsmaßnah- m e n ausgesprochen wurden, obwohl sie nicht ausreichend erschienen, nur weil man die kriminelle Vrandmarkung der jungen Menschen vermeiden wollte. -
Man wird nicht übersehen, daß die Einführung des neuen Erziehungsmittels die jugendrichterliche Aufgabe nicht gerade vereinfacht, wenn auch lebendiger gestaltet. Die Anforderungen an den Jugendrichter aber, die seit Jahren gestellt werden, ag sein Verständnis für jugendliche Missetäter und an seine gemeinschaftliche Verbundenheit mit der Jugend sind nicht geringer geworden. Im Gegenteil: nach der Verkündung des Jugendarrestes müssen sie mit besonderem Nachdruck unterstrichen werden. Alle Gesetze, Verordnungen und das ganze Register an Jugendstrafen und Erziehungsmaßnahmen sind wertlos, wenn sie nicht von dem geeigneten Jugendrichter angewandt und in ihrem Vollzug überwacht werden.
Daß die Jugend selbst die richtige Haltung zum Jugendarrest und zu den betroffenen Jugendlichen eimiehmen wird, daß sie nach wie vor der erste Träger dieses Gedankens sein will, bezeugt sie durch die gleichzeitige Einführung des „Jugenddienstarrestes" als Dienststrafe in der Hitlerjugend. '
Mit dem Jugendarrest ist eine rechtspoliti'che Forderung erfüllt morden, die an der Spitze der gesamten Bestrebungen zur Neugestaltung des Jugendstrafrechts stand. Die Grundsätze für die Ausgestaltung des Jugendarrestes sind in jahrlanger Arbeit von »em Jugendrechtsausschutz der Akademie fü.r Deutsches Recht herausgestellt worden, der unter Führung »es jetzigen Reichsjugendführers Llxnmnn stand und dem außer den verantwortlichen Trägern der Rechtsarbeit der HI. sowie der übrigen Parteidienststellen und den Sachbearbeitern des Neichsjustizministeriums wohl sämtliche führenden Männer des Jugendstrafrechts aus Praxis und Rechtswisjenschasi angehört haben. Daß die Ergebnisse dieser Arbeit jetzt im Kriege verwirklicht worden sind, ist ein beredtes Zeugnis daäir, daß die rechtspolitische Arbeit in Deutschland nicht brachlicgt..
Eine Wanderungsbilanz
Die Wanderungsbilanz des Deutschen Reiches ist während des letzten Jahrhunderts größtenteils passiv gewesen. Seit den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts hat das Deutsche Reich etwa 4,8 Millionen Menschen durch Wanderung verloren.
Mit dem Jahre 1833 hat diese durch ständige Wanderungs- Verluste gekennzeichnete Entwicklung aufgehört. Der Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft in den Jahren nach 1933 im Rahmen des Vierjahresplanes, die Wehrhaftmachung und nicht zuletzt die Erweiterung des Reichsgebiets hat zu Bevölkerungs- Verschiebungen größten Ausmaßes innerhalb der Reichsgrenzen geführt.
Die Wanderungsbilanz Deutschlands 1933—1939 zeigt folgendes Bild: Bevölkerung am 17. Mai 1939 79 375 281, 16. Juni 1933 76 449 858, somit Veoölkerungszunahme 2 934 423. In der gleichen Zeit betrug der Geburtenüberschuß 2 841413, mithin eraibt stcki ein Wanderunasgewinn von 93010. Ein großes zu-
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_ Freitag, den 8. Novemb er igzg
sammenhängendes Gebiet mit Wanderungsgewinn liem Mittel, und Nordwestdeutschland. Der Schwervunll des Zuwanderungsgebiets bildet der Regierungsbezir PotsdammitderReichshauptstadt. In diesem Raum sind während dieser Zählungsperiode über 300 000 Mensch-» mehr zugezogen als fortgezogen. Einen starken Wanderunas- aewinn haben auch Mecklenburg, Schleswig-Holstein, Anhalt und Braunschweig zu verzeichnen. Außerhalb dieses zusammenhänaen- den Zuwanderungsgebietes ergeben sich größere Wanderung. gewinne für die Regierungsbezirke Königsberg (-s-3,8 Prm) und Oberbayern mit 7 Prozent. '
In Württemberg betrug der Zuwanderungssatz 2,8 Pro, mit 75 100 Personen, die größtenteils nach Stuttgart und seiner näheren Umgebung zugewandert sein dürften. Württembergs Bevölkerung betrug am 17. Mai 1939 2,897 Millionen. Vom 16. Juni 1933 bis 17. Mai 1939 betrug die Zunahme rund 200 000 — 7,4 Prozent. Der Geburtenüberschuß bezifferte sich für diese Zeit auf 125 500 — 4,7 Prozent, so daß der Wanderungsgewinn 75100 — 2,8 Prozent ausmacht.
Die bedeutendste Abwandcrungsgebiete waren der preußische Osten und die Bayerische Ostmark sckdie die Provinz Schlesien, für die sich insgesamt ein Wanderungsverlust von ^ Million Menschen ergibt.
Korfu, die Phäakeninsel
Hier betrat Odysseus den Palast des Allinoos
Das neue Fort der Stadt Korfu wurde von Italien mit Bomben belegt und die Insel durch Besetzung der gegenüberliegenden Küste von Epirus vom griechischen Festland abgeschnitten.
Kommt man aus der Straße von Otranto, vom Norden her nach der langgestreckten Insel Korfu, der größten der Jonischen Inseln, so erblickt man im Kanal von Korfu, der zwischen Festland und Insel liegt und den die Schiffe benutzen, zuerst die schön bewaldete Höhe mit dem Berg Pantokrator, das Nordende der Insel. Das Festland von Epirus dagegen, das sich bis auf zweieinhalb Kilometer dort nähert, zeigt nur öden Sumpf und Lagunen. Es ist die noch in Albanien liegende Ruinenstätte von Vutrinth, von dem die Ueberlieferung besagt, daß dort nach dem Trojanischen.Krieg die Witwe Andromache in der zweiten Ehe mit dem Bruder des Paris ein Klein-Trojja erbaute, von dem noch einige Ruinen bestehen. Da die Italiener jetzt auch noch den südlicheren, griechischen Teil der Küste von Epirus bis über den dortigen Fluß Kalamas besetzt haben, so ist die Insel Korsu praktisch vom Mutterlands abgeschnitten.
Korfu, das alte Korkyra, präsentiert sich bei der Anfahrt prächtig mit seinen zwei großen hochgetürmten Felsen am Hasen, nach denen die Insel vermutlich den Namen trägt (koryphe, Spitze). Die Fortezza Veechia, ein venezianisches Kastell auf üppig begrünten Mauern ist nur noch von malerischem Wert. Die Fortezza Nuova, das neue Fort, kam einzig noch in Betracht, bis italienische Bomben es trafen.
Die Stadt Korfu, mit lebhaftem Verkehr, schönem Obst- und Vlumenmarkt und recht eleganten Läden, ist durch Lage und Klima ein beliebter Fremdcnort. Besonders war es das zur . Zeit, als das Achilleion, der einstige Besitz der Kaiserin Elisabeth von Oesterreich, von Wilhelm II. angekauft worden war. Die märchenhafte Schönheit der Anlage dieses Lustschlosses und Hie interessanten Ausgrabungen, die bei einem alten Tempel Her Gorgo dort veranstaltet wurden, zogen seinerzeit auch viele Deutsche auf die Insel mit ihrer lteben--würdigen. relativ wohlhabenden Bevölkerung, die vor allem Handel mit Olivenöl betreibt.
Schon außerhalb der Stadt, die mit ihren Vorstädten Man- duko, San Rocco und Kastradhes weit in die Landschaft greift, gelangt man zwischen Oliven, Zypressen und anderen Eiidbäu- men zu der sogenannten „Bucht des Odysseus", wo die kleine Insel Pontikonisi in der schönen grünblauen Bucht wie ein versteinertes Schiff aussieht. Aber an der Westseite der Insel, welche als die alte Insel der Phäaken gilt, zu der Odysseus als Schiffbrüchiger gelangte, ragt ein größerer Felsen aus der Flut, der in der Tat einem erstarrten Schiffe gleicht und als „Schiff" in der Odyssee beschrieben wird. Auch ist, nach allen Nebenumständen — denn Odysseus kam von der Spitze von Süditalien, wo man in einer Höhle am Meer bei Otranto die Höhle der Kalypso sehen will — eher anzunehmen, daß die Stadt und der Palast des Alkinoos, wo Odysseus von der Königstochter Nausikaa gefunden und zum Palast geleitet wurde, an der nordwestlichen Küste der Insel lag. Man hat dort auch einige Sparen an der Bucht von Palaiokastritsa („alte Burg") gefunden. Die Frage nach dem Palast des Alkinoos ist noch ungeklärt-
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Hochland-Roman von Han» Ernst
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O ja, sie verstand ihn recht gut. Sie hatte ihr Köpfchen gegen feine Brust gelehnt, und er konnte nicht sehen, wie sich ihr Gesicht umschattet hatte. Sie glaubte nicht, daß das alles, was Florian jetzt entwarf und darlegte, jemals Wirklichkeit werden könnte. Florian redete halt jetzt in feinem jungen, drängenden Giücksgefühl und jah die Welt und den Himmel offen. Später wird er wohl selbst einfehen. daß er in feinen Kreisen zu freien hatte, eine Bauerntochter vielleicht, die brav zubrachte.
Als e» drunten im Dorf die zweite Stunde nach Mitter- nacht schlug, meinte Gittli. daß es jetzt an der Zeit wäre, für heute heimzugehen.
Alles war still geworden. Auf dem Niederhof waren auch die Lichter erloschen. Nur mehr das Wasser brauste m der Tiefe. Diese» Brausen stand immer in der Luft, in allen Nächten. Jahr um Jahr und es würde wohl immer so fein.
Lachend hob Florian das Mädchen über den Zaun, sprang jelbst darüber und brachte sie hinauf zum Ändert- fchusterhaus.
Als sich die Ha»-türe hinter ihr schloß, machte er kehrt und fuchte den Heimweg. Geladen mit Glück und voll tiefen Vertrauens zum Schicksal, ging er dahin. Es kam ihm fo vor als läge der Kreis feines Lebens nun schon festgerundet vor ihm. Als mächtigen Pfeiler in diesem runden Kreis fah er den Oberhof stehen. Und er fah sich einziehen in den Hof mit dem Gittli als feine junge Frau, daß sie einverleibt werde dem Geschlecht der Oberhossr.
Ja. di, Welt hatte keine Balken für ihn, die Wege keine «eine.
Sonntagmorgen. Mit ichönem Hall riefen die Glocken von Roggenhausen zum Hochamt. Nirgends im weiten Umkreis hatten die Glocken einen solch schönen Klang. Die Roggenhauier wurden oft darum beneidet. Der Ahnherr von Eggenheim hatte die große Glocke vor mehr als zwei Jahrhunderten gestiftet, und es mußte dazu der Turm und der Glockenstuhl zuerst vollständig neu gebaut werden, daß sie überhaupt Platz finden konnte. Wenn sie anhub zu schlagen, dann dröhnt« ihr tiefer, stählerner Klang weithin in die Täler. Sie weckte droben in den Bergwänden ein hallendes Echo, und wer sich einmal in den Gründen und Schluchten verhielt um die Zeit des Glockenläutens, der wußte, wie das fang und summte, als wenn die Steine tönern geworden und zu singen begonnen hätten.
Droben im Oberhof stand der Florian unter der Türe in der knappsttzenden. kurzen Lederhose. Uber das blühweiße Hemd hatte er lässig auf einer Achsel die graue Joppe mit den großen Hirfchhornknöpfen hängen. Ein Büschel feiner blonden Haare stahl sich keck unter dem weiten Rand des grünen Trachtenhutes hervor, auf dem sich lustig im Morgenwind eine breite Adlerfeder fächelte.
Man konnte schon noch fo lüftig droben stehen, obwohl es schon gegen Ende Oktober ging. Der Herbst war von einer solchen Schönheit und Milde, wie ihn die ältesten Bauern nicht wußten. Die Tage de» Sommers waren fast unmerklich in ihn hineingeglitten und breiteten ihre Wärme behaglich aus.
Der Florian stand und horchte auf den Klang der Glocken. Er stand und fah hinauf zu den Bergen, über denen sich ein glasblauer Himmel spannte. Nur um den Koffei zogen weiße Wolkenschleier und verhüllten die Spitze des Riesen, des Unbezwungenen.
E» wäre eigentlich schon Zeit für den Florian, zu gehen, wenn er noch zurechtkommen wollte zum Hochamt. Aber er stand und wartete. Seine Mutter trat unter die Türe und mahnte ihn.
„Geh doch. Florian, kommst ja nimmer zurecht. Weißt doch, der Pfarrer mag es uir gern, wenn man unter der Predigt einitappt."
Sie stellte sich ein wenig neben ihn. Er war fast um einen Kopf größer wie sie, und wie sie fo nebeneinandec- standen, hätte man sie eher für Geschwister halten können,, wie für Mutter und Sohn. Die Oberhoferin hatte noch em ganz junges Gesicht, und in ihrem Blondhaar war noch kein graues Fädchen zu erkennen.
Sie forschte in feinem Gesicht und sagte plötzlich:
„Starrst schon wieder den Koffel an?"
Er lächelte sie an.
„Anschau'n werd ich ihn doch schon dürf'n, wenn ihr mich schon net nauflassen wollt auch."
Die Mutter wollte noch etwas sagen, aber Florian hatte drüben am Weg etwas Weißes hinter den Haieinußstauden schimmern sehen und hatte es plötzlich sehr eilig.
Drunten, wo die Wege zulammenkamen. trafen sie sicher und das Gittli. Es war fast eine Woche vergangen ieit jener Nacht am Iährlingszaun. und wie sie jetzt jo vor- einanderstanden. hatten sie einen Moment alle beide brenn- rote Gesichter. Bis er sie bei der Hand nahm.
„Gut Morgen, Gittli! Ich Hab schon g'meint, die Woch nimmt gar kein End."
„Mir ist'» net viel anders gegangen. Florian."
„Ich Habs schon g'sehn. Eine Woch ist zu lang. Ich werd unter der Woch einmal zu dir kommen, wenn es geht."
„Wenn ich die Kleinen im Bett Hab, kann ich mich schon ein bisst fortstehln", meinte sie. „Zu lang derf ich halt net ausbleiben. weil sonst meine Leut jchimpf'n."
„Wenns bloß ein Stündl fein kann", beschied er sich-
Und das Gittli meinte gleich darauf besorgt: „Wenn der Winter kommt, dann treffen wir uns oft länger net wie eine.Woch."
„No ja. der wird auch wieder rumgehn. Dann kommt'» Frühjahr, Gittli. Herrgott, du, das wird schön werden. Dann steig'n wir nauf auf die Berg, wenn die Almrojen blüh». Oh, er wird schon eini jchöne Zeit werden, Gittli."
(Fortsetzung folgt.)