Ragolder TagblattDer Gesellschafter"

2. Seite Nr. 21S

Wo wird sein Schlag zu fühlen sein? Zn welcher Richtnng wird er geführt?

Bequeme Leute sagen: Wo immer er auch hingeht, sind wir bereit, ihn zu empfangen. Ein schwacher Trost. Optimisten prophe­zeite«, er würde sofort zusammenbrechen, wenn die Zuvasion Englands nicht im September gelingt. Es scheint nicht, als ob sie recht hätten.

Was für Hitler gilt, gilt auch für Mussolini. Er drang in Somaliland ein und besetzte es, und nicht wir sielen in Abes­sinien ein. Er steht in Aegypten und nicht wir in Libyen. Kurz, die Initiative während des Krieges hatte und hat der Feind.

Wir wollen", so meint der Leitartikler naiv,daß man in Deutschland, Ztalien und in der Welt fragt: Was wird Eng­land jetzt tun? Die Wirkung einer erfolgreichen britischen Offen­sive wäre wunderbar".

Auch Rydz Smigly und Reynaud wollten in Berlin einmar­schieren. Harten Tatsachen gegenüber nützten aber Me Wünsche nichts. Auch England wird bis auf den Grund die Suppe aus- löfseln müssen, die es sich selbst eingebrockt hat.

Eine amerikanische Feststellung

Britische Luftwaffe kann die deutschen Angriffe nicht abwehren"

New Pork, 17. Okt. Die Erkenntnis, dag die britische Luft­waffe nicht mehr in der Lage ist, die deutschen Angriffe auf Eng­land abzuwehren, kommt in einem Leitartikel derBaltimore- Eun" vom Donnerstag zum Ausdruck. Besonders beunruhigend sei die Tatsache, so schreibt das Blatt, daß die britischen Abschuß­ziffern die Schwäche der englischen Luftverteidigung erkennen ließen. Wenn man sich den Verlauf der letzten Luftkämpse vor Augen halte, so muß man zugeben, daß die deutsche Luftwaffe immer wieder die britische Luftverteidigung durchbrochen und erheblichen Schaden verursacht habe.

Britische Admiralität gesteht

KreuzerLiverpool" durch Torpedoflugzeugbeschädigt"

Stockholm- 17. Okt. Ueber den Zusammenstoß italienischer See- uud Luftstreitkräfte mit britischen Seestreitkräften im Mittel­meer veröffentlicht das amtliche britische Nachrichtenbüro Reuter am Mittwoch folgendes zweites Communiqus der britischen Ad­miralität:Der Oberkommandierende im Mittelmeer meldet nunmehr, daß einer unserer Kreuzer, und zwar dieLiver­pool", während des Angriffs feindlicher Torpedoflugzeuge be­schädigt wurde, als er nach seinem Operationsstützpunkt im Mit­telmeer zurückkehrte. Dieser Kreuzer ist nunmehr im Hafen an­gelangt. Die Verluste waren nicht schwer, und die nächsten An­gehörigen werden sobald als möglich benachrichtigt."

In einem ersten amtlichen englischen Bericht unterschlug man einfach die Beschädigung dieses Kreuzers, um sie dann einen Tag später zugeben zu müssen. Das ist nur eine Kostprobe derGlaub­würdigkeit" der amtlichen Berichte der britischen Admiralität, derenWert" hiermit wiederum klar erwiesen ist.

Illufiorrsmaschine auf Hochtouren

Verzweiflungsreaktion auf die ungeheuren Wirkungen der verstärkten deutschen Vergeltungsangriffe DNB Stockholm, 17. Okt. Die gewaltigen Verheerungen, die durch die verstärkten Vergeltungsangrifse der letzten Tage und Nächte entstanden find, haben den Londoner Kriegsverbrechern ossensichtlich eine« ungeheuren Schock versetzt. Ihre tiefe Bestür­zung äußert sich in einer erneuten Verschärfung der Zensur und einer fühlbaren Verstärkung der Jllusionspropaganda.

Diese amtliche Schönfärberei, die unter dem ersten frischen Eindruck der Schreckensnächte vom Dienstag und Mittwoch sogar in den offiziellen Berichten etwas in den Hintergrund getreten war, ist am Donnerstag auch wieder in den Kommuniques des englischen Nachrichtendienstes festzustellen. Man versucht darin, der englischen Öffentlichkeit auf einmal ganz dreist und unverfroren weiszumachen, daß die letzten nächtlichen deutschen Luftangriffe nicht das Ausmaß angenommen hätten, wie frühere Nachtangriffe (!). Allerdings muß der Nachrichtendienst dann in einer weiteren Meldung zugeben, daß Donnerstag gleich Lei Tagesanbruch deutsche Flugzeuge wieder ihre Angriffe auf England fortgesetzt hätten. Die Maschinen seien teilweise im Schutz der Wolken an der Küste von Kent eingeflogen und hät­ten sich in nordwestlicher Richtung bewegt. In London habe es bereits am Vormittag zweimal Luftalarm gegeben.

Ein Musterbeispiel unverfrorener Schönfärberei ist ein Be­richt eines Sonderberichterstatters von Reuter, der folgende, angesichts der wirklichen Zustände nahezu idyllisch anmutende Schilderung zum besten gibt:Während meiner heutigen zwei­stündigen Autorundfahrt durch London an beiden Ufern der Themse stellte ich fest, daß das industrielle und private Leben ebenso aktiv war wie jemals zuvor (!). Es ist den deutschen Bombern in der letzten Nacht gelungen, ein wenig mehr (!) die­ser ungeheuer ausgedehnten Stadt und ihres Weichbildes zu be­schädigen, acker es ist reine Prahlerei, zu behaupten, daß in London bereitsbeispielloses Chaos" herrscht. Die Verkehrsver­wirrung ist nicht schlimmer als in den Vorkriegstagen. Unter­wegs setzte ich mich in ein Cafe. Der Milchmann, der Bäcker und der Fleischer waren alle gekommen und hatten ihre Waren normal geliefert. Frauen gingen mit Einkaufskörben und Netzen vorbei.

Wenn der von Lügen-Reuter" fabrizierte Erguß trotz aller gespieltenHarmlosigkeit" gewisse Eingeständnisse enthält, so beweisen die Berichte unvoreingenommener neu­traler Augenzeugen trotz der erneut angezogenen Zen­surschraube immer wieder die grenzenlose Verlogenheit des bri­tischen Jllusionsschwindels. So berichtetUnited Preß" aus London, eine vierstündige Stadt-Rundfahrt zeige, daß kein ein­ziger Bezirk frei von Kriegsspure« sei. Noch vor wenigen Wo- , chen sei es möglich gewesen, ausgedehnte Stadtgegenden zu durch­streifen, ohne auf Vombenverwüstungen zu stoßen, heute sei dies nicht mehr möglich.

Die am heutigen Donnerstag vorliegenden Londoner Eigen­berichte der schwedischen Presse lasten durch ihren geringen Um­fang an neuem Material und ihre vorsichtige Ausdrucksweise den verstärkten Eingriff des britischen Zensors erkennen. So kannSvenska Dagbladet" nur andeuten, daß einer der be­rühmtesten Londoner Plätze getroffen und viele Häuser in der Umgebung dieses Squares durch dauernde Bombardierungen zerstört sind, ohne den Namen nennen zu dürfen. Jmerhin er­klärt der Londoner Vertreter von "Dagens Nyheter" rundweg, daß das, was London jetzt erlebe, wohl das Schwerste sei, was den Londoner Einwohnern bisher zugemutet wurde. Man müsse staunen über das menschliche Vermögen, überhaupt noch so viel aushalte« zu können. Der Berichterstatter sagt weiter, daß es schwer sei, einen vollen Ueberblick über den Umfang der Schä­den zu erhalten. Kennzeichnend jedoch sei die Schwere der Zer­störungen in den Londoner Verkehrsstraßen durch den Hinweis, daß der Autobusverkehr gewaltige Umwege machen wüste, um Hie zerstörten Straßen oder die Trümmerhausen der zerstörten

Gebäude in den Straßen zu umsahren. Die Schäden in der

Londoner City könne man bereits alsastronomisch" be­zeichnen.Svenska Dagbladet" hebt in seinem Augenzeugen­bericht die Zerstörungen dadurch hervor, daß es von unzähligen Verschüttungen durch die Trümmer der zerstörten Gebäude von London berichtet. An verschiedenen Stellen wurde teils mit, teils ohne Erfolg durch die Rettungskolonnen versucht, Ausgra­bungen durchzuführen. Die Berge von Glasscherben von dev zertrümmerten Fenstern in den Londoner Straßen seien so un­erhört groß, daß es trotz der fortgesetzten Aufräumungsarbeiten erst nach vieler Mühe möglich gewesen sei, mit ihrer Beseitigung zu beginnen. Eine große Bombe sei in ein großes Möbelgeschäft eingeschlagen und habe dann den deutschen Bombern als Feuer­zeichen gedient, die darauf in der Nähe dieser Brandfackel ihre Eier" abgeworfen hätten .Die finnische ZeitungHelsingin Sa- nomat" bezeichnet den Angriff auf London in der Nacht zum Mittwock als den schlimmsten aller bisher dort erlebten. Zum ersten Male hätten die Bewohner Londons auch mit bloßem Auge die deutschen Formationen beim Hellen Mondschein kchen können. Der Angriff sei der erste eigentliche Nachtangriff ge­schlossener Formationen au? London gewesen. Gewaltige Feuer­schäden seien entstanden, und die Brandmannsibaften hätten un­ter den schwersten Bedingungen arbeiten müssen.

Sechs Salven vertrieben die Engländer

Berlin, 17. Okt. Durch gut liegendes Feuer unserer Marine- Artillerie wurde, wie im OKW.-Bericht vom 16. Oktober ge­meldet, an der Kanalküste ein nächtlicher An- grifssversuch zurückgeschlagen.

Es war, wie wir hierzu noch erfahren, eine mondhelle Nacht, als der Ausguckposten einer Küstenbatterie plötzlich auf See Mündungsfeuer erkannte und Alarm gab. Die Batterie eröff­net« sofort das Feuer und es genügten sechs gut liegende Sal­ven, um den Feind in kürzester Zeit zum Abdrehen zu zwingen. Nur wenige Schutz hatte der Feind abgeben können, die dem Hafen von Dünkirchen gelten sollten. Es zeigte sich, wie schlecht der Engländer von See aus auf Landziele schießt. Ob­wohl es Nacht war, hatte sich der Feind der Küste nicht auf kurze Entfernung genähert, sondern das Feuer schon eröffnet, als er sich noch weit draußen auf See befand. Ohne jede Möglichkeit, Einschläge beobachten zu können, schoß er planlos gegen ein von ihm aus nicht erkennbares Landziel. Es war dieselbe Methode, mit der die britischen Flieger bei ihren nächtlichen Einflügen aus großer Höhe operieren.

So wurde militärischer Schaden nicht verursacht.

Japan kann den Dnrma-Weg zerstören

Tokia, 17. Okt. Am Vorabend der Wiederfreigabe des gemäß dem englisch-japanischen Abkommen seit dem 18. Juli gesperrten Burma-Weges schreibt dieJapan Times" in einem Leitartikel: China wird wahrscheinlich die Wiederfreigabe dieses Weges feiern. In Wirklichkeit aber wissen die britischen, amerikani­schen und chinesischen Diplomaten genau, daß dies ein sehr fau­ler Sieg ist. Man glaubt nämlich, der Burma-Weg sei geeignet, Tschiankaischek wieder mit genügend Kriegsmaterialien zu ver­sehen, und biete China auch wieder die Möglichkeit, Waren aus­zuführen, für die es fremde Devisen erhält.

Der Burma-Weg wird jedoch weder für die eine noch für die andere Funktion in Frage kommen, seitdem Japan dank dem Erwerb der Einslugsmöglichkeit nach China durch Indo-China hindurch in die Lage versetzt wurde, diesen Weg durch seine Flugzeuge mit Bomben zu belegen und zu zerstören.

Wofür kämpst England überhaupt?

Genf, 17. Okt. Die LondonerNews Chronicle" ist mit Chur­chill böse, und zwar wegen der recht pessimistischen Erklärungen, die er dieser Tage im Unterhaus über die Lage im allgemeinen und die Frage der Kriegsziele im besonderen abgegeben hat. Das Blatt schreibt vorwurfsvoll:Wir hören mit Bedauern, daß Mister Churchill die Zeit noch nicht für gekommen hält, um die offiziellen Erklärungen, die bereits über unsere Kriegsziele ab­gegeben worden sind, zu erweitern. Wir kämpfen, so sagte er,

Freitag, den 18. Okt-b°.

ummlioemLeven davonzukommen. AberHesl^

die die unverzügliche Erweiterung unserer Kriegsziels machen geltend, daß unsere Fähigkeit, den Krieg zu «cm und mit dem Leben davonzukommen, erhöht wird, wenn m' dahin bringen, daß die freien und die unterworfenen Volk»*? Welt an die neue Ordnung der Freiheit glauben, die wir - zubauen hoffen (!). Kriegsziele könnten eine starke Kris,,-?? sein. Wir sind überrascht, daß der Premierminister nicht »k»? welche Werte für unsere Sache die Parole: Ein Frieden? Freiheit und Gerechtigkeit, unter den Völkern haben wtiroe" ^ Auf die leeren britischen Phrasen von einemFrieden l> Freiheit und Gerechtigkeit" fällt nachgerade niemand mehr Die Hoffnung, den Aufstieg Deutschlands und der anderen im,? Völker mit Gewalt zu unterdrücken, ist zerronnen. So bleibi d Hasardeur Churchill tatsächlich als einziges Kriegsziel nur der Kampf,um mit dem Leben davonzukommen" und d wegen hat die plutokratische Verbrecherclique ganze Volk» Elend gestürzt?

Zapans neue IaiVtzlse-Offerrfive

Der Schauplatz der derzeitigen japanisch-chinesischen Kampf! in deren Verlauf die Japaner eine chinesische Schlüsselstellung bei Wuhu eroberten, ist der Unterlauf des Pangtse der bedeutendsten Flusses von China und Asien überhaupt. Eenm betrachtet, führt nur ein Teil des Unterlauft dieses mächtige, Flusses, des sogenanntengroßen Stromes", den Namen Hangtse während er in seinem Quellgebiet im östlichen Tibet den Namen Murussu führt. Der Yangtse, chinesisch Pangt-tse-kiang, ist für ein ungeheures Gebiet Chinas der Schicksalssluß. Seine gewal­tige Länge von über SOOO Kilometer zieht ein Gebier eon M 2 Millionen Quadratkilometer in seinen Lebensbereich. Tei wasserreichste Strom der alten Welt bringt über die von ihn, durchflossenen Gebiete oft verheerende Ueberschwemmungen dH Tausende von Opfern fordern. Segen und Vernichtung trägt h, Strom des Meeressohnes", wie man ihn in Europa, übrig», fälschlich, nennt, auf seinen Fluten mit sich.

Der südliche Mündungsarm des Pangtse nimmt den Huang-pu auf, an dem 60 Kilometer aufwärts Schanghai, der bedeu­tendste Hafen und die größte Handelsstadt der ostasiatischeu Fest, landsküste liegt. Die Stadtüber dem Meere", die heute rM dreieinhalb Millionen Einwohner zählt, umschließt Mensch» aller Nationen und aller Rassen in ihren Mauern. Um die Er Chinesenstadt" mit ihren engen Gassen, dem Sitz der einheimi­schen Gewerbe, gruppieren sich die neueren Stadtviertel und Vorstädte. Schanghai ist dank seiner Lage am Mündungsarm des Pangtse dem Riesenstromnetz des Flusses angeschlossen, wo­durch sich die Stadt frühzeitig zum Welthafen entwickelte. §o spielt auch der Handel die größte Rolle, daneben wird Texiil- und Papierindustrie, Maschinenbau, Tabakverarbeitung usm. betrieben.

Von Schanghai führt eine wichtige Bahnlinie nach Norden, die bei Nanking den Pangtse überquert. Von Nanking wenig strom­aufwärts, genau westlich von Schanghai, liegt Wuhu am rechten Ufer des Flusses, in der chinesischen Provinz Nganhuei. Wahn init seinen 130 000 Einwohnern ist Flußhafen, der als Hauptver­schiffungsplatz für Reis aus den benachbarten Provinzen Bedeu­tung hat und größere Baumwollspinnereien, Reisschäl- und Ee- treidemühlen besitzt. Südöstlich von Wuhu, bei Suantscheng, be­fanden sich die wichtigen Stellungen der Chinesen, die jetzt mch erbitterten Kämpfen in den Händen der Japaner sind.

Weiter stromaufwärts nimmt Hankau eine beherrschende Lage an der Mündung des Han-kiang in den Pangtse ein. Erwähnt sei, daßkiang" Fluß bedeutet. Han-kau oder richtiger Hav-kou bedeutet etwaHan-Gemünd". Diese wichtigste Handelsstadt Mii- tclchinas mit rund einer Million Einwohnern verdankt ihre Be­deutung der Schiffahrt auf dem Han-kiang und dem mittleren und oberen Pangtse. Hinzu kommt der ausgedehnte Seen-Bezn! dieses Gebietes, der zum Teil durch Kanalverbindungen^er Binnenschiffahrt angeschlossen ist.

In die kriegerischen Handlungen sind auch die beiden chinesischen Provinzen Tschekiang und Anhwei einbpzogen. Tschekiang liegt südlich Schanghai an der Küste und ist, ebenso wie Anhwei, gebirgig.

Wachsendes Chaos in London

Eine wahreBartholomäus-Nacht" Beträchtliche Zer­störungen und verheerende Feuersbrünste Fortsetzung der verstärkten deutschen Bergeltungsaktion

Stockholm, 17. Okt.Nach Anbrechen der Dunkelheit am Mittwochabend wurden", so berichtet der englische Nach­richtendienst,die deutschen Luftangriffe auf England wieder ausgenommen." Bomben seien in Südwest- und Nordwesteng­land gefallen. Einzelheiten über angerichtete Schäden liegen zur Zeit noch nicht vor. Die wegen der wahllosen nächtlichen Bom­benangriffe auf nichtmilitärische Ziele der Royal Air Force verstärkte deutsche Vergeltungsaktion kennt keine Pause. Ununterbrochen Tag und Nacht brausen die deutschen Bomberstaffeln über London dahin, pausenlos prasselt ein Hagel von Bomben aller Kaliber auf die britische Haupt­stadt und auf die kriegswichtigen Ziele in Süd- und Mittel­england. Immer größeren Umfang nehmen die Zerstörungen und Verheerungen an, die die britischen Kriegsverbrecher durch ihre Wahnsinnspolitik so leichtsinnig herausforderten.

Trotz der außerordentlich kraß gehandhabten britischen Zensur kaffen die Berichte der ausländischen Pressevertreter in London aufschlußreiche Einblicke in das von Stunde zu Stunde größer werdende Chaos in London zu. So berichtet die amerikanische Nachrichtenagentur Associated Preß aus London, die deutschen Angriffe in der Nacht zum Mittwoch hätten beträchtliche Zerstö­rungen angerichtet.

Die spanischen Zeitungen berichten ausführlich über den deutschen Großangriff gegen London in der Nacht zum 16. Oktober. Die ZeitungAlcazar" schreibt, daß diese Nacht eine wahre BartholomäusNacht ge­wesen sei und den Charakter einer furchtbaren Repres­salie gegen die von den englischen Bombern zerstörten deut­schen Hospitäler, Kirchen und Wohnviertel trage.

Aus demgemäßigten Ton" der letzten Churchill-Rede will das Blatt schließen, daß die unaufhörlichen Angriffe der deut­schen Luftwaffe gegen England bereits ihre Wirkung zeigten.

Die verheerenden Folgen der letzten deutschen Vergeltungs­schläge werden auch in der argentinischen Presse durch ausführliche Schilderungen bestätigt. Die ZeitungNacion" stellt in einem Londoner Sonderbericht fest, daß das britische Volk mit Verdruß und Unwillen darüber erfüllt sei, daß die Er­gebnisse der Flüge der Royal Air Force in keinem Verhältnis zu der Wirkung der Bombardierungen der deutschen Luftwaffe ständen. Trotz optimistischer Prophezeiungen, durch die man die Besorgnis der englischen Bevölkerung zu zerstreuen versuche, würden die deutschen Nachtangriffe immer hefti­ger und die Sachschäden und Verluste so bedeutend, daß diese auch dem Ausland gegenüber nicht mehr abgeleugnet werden könnten.

In einer Eigenmeldung der Stockholmer ZeitungNya ligt Allehanda" über die Angriffe in der Nacht zum Mittm- heißt es:Die deutschen Flugangrlsfe von heute nacht mm kürzer als in den vergangenen Nächten, aber dafür bedeute»! intensiver. Größere Formationen deutscher Bombermaschim führten Angriffe auf das Londoner Zentrum und dep nächste Umgebung aus. Die Aktivität der Luftabwehr war so kräftig wie nie zuvor. Den Salven der Sperrbatterien jolgten derart starke rollende Laute, die so kräftig waren, datz mau unmöglich die explodierenden Bomben von ihnen unterscheide konnte. Große Mengen Brand- und Explostvbomben wurden ad' geworfen. Die Leuchtbomben erhellten große Teile der Aadt. Mehrere große Feuersbrünste entstanden."

Göteborgs Handels- und Schiffahrtszeitung" berichtet eben­falls Einzelheiten von den letzten Nachtangriffen der deutsche» Luftwaffe auf London. Die deutschen Flugzeuge seien, so M es, unmittelbar nach Eintritt der Dunkelheit in Gruppen um vier, fünf und sechs Maschinen erschienen. Zunächst seien Leucht­bomben abgeworfen worden, und an diese reihten sich dann d« Sprengbomben. Es seien gewaltigeFeuers brünstee» standen, zum Teil auch in den Randgebieten der Stadt. Blatt fügt hinzu, daß auch am Tage Angriffe erfolgt jem und zwar mitten in der lebhaftesten Verkehrszeit. Von «e Schäden, die entstanden sind, wird unter anderem die ^ rung eines Sägewerkes gemeldet. Auch eine Fabrik sei getroffe worden. Die für die Aufräumungsarbeiten eingesetzten PE» hätten alle Hände voll zu tun, um die Arbeit zu bewältig > Jetzt seien besondere Arbeitslosenabteilungen aufgestellt wor - die ebenfalls für Aufräumungsarbeiten eingesetzt würden.

Die englische ZeitungBirmingham Post" plaudert m begreiflichen Eifer, den Mut und die Ausdauer der Engtan zu preisen, einige Tatsachen aus, die mit den Versicherungen Londoner Jnformationsministeriums über dengeringen sm den" durch deutsche Luftangriffe in einem geradezu grotes und lächerlichen Widerspruch stehen. So heißt es bei der gründung der Auszeichnung eines Feuerwehrmannes Z> - Bei einem kiirzlichen Großangriff feindlicher Bomber aus , Hafen von Dover wurden Brände auf Schiffen und rn lagern (!) heroorgerufen. Die Luftangriffe erstreckten W unterbrochen über den ganzen Tag (!). Während dieser Ang leisteten alle Angehörigen der Berufs- und Freiwilligen-s wehr von Dover ausgezeichnete Arbeit in schwierigen un

fährlichen Umständen." Einer der Feuerwehrmänner ya

der gleichen Schilderungein in Flammen stehendes vH s treten, das Explosionsmaterial enthielt (!)

Brände angekämpft". In einem anderen dieser heißt es:Während eines kiirzlichen Luftangriffes Erde ben abgeworfen auf ein Oeldepot, und Benzintanks an mehreren Stellen von den Bomben durchbohrt, wo» Brände entstanden (!)."