Der Gesellscliatter
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Nr. 151
Montag, äen 1. Juli 1940
114. Jahrgang
Geste «Sitzung dev Waffenstillstandstommission
England räumt die Kanalinseln — 50V00 Einwohner nach England, Schottland und Wales gebracht
Dev Mhvev weilte in Gtvatzbnvs r»«d besichtigte die LNaginotlinie
DNB. Wiesbaden, 30. Juni. Zn Wiesbaden fand am Sonntag vormittag die erste Sitzung der deutschen Wassenstillstandskommission und der französischen Abordnung im Hotel „Nassauer Hof" statt.
Um 11 Uhr traf der Führer der deutschen Delegation, General von Stülpnagel, mit seiner Begleitung ein. Kurz darauf kamen auch die Mitglieder der französischen Delegation, a» ihrer Spitze der General der französischen Armee, Huntzinger. Dieser stellte General von Stülpnagel zunächst seine engsten Mitarbeiter vor, nämlich: General der Luftwaffe Mouchard, Oberstleutnant Humbert und Kapitän zur See Tracou, während General von Stülpnagel neben seiner persönlichen Begleitung die führenden Mitglieder der deutschen Abordnung vorstellte. Diese sind: Generalleutnant Mieth (Heer), Generalleutnant Förster (Luftwaffe), Kapitän zur See Wever (Marine), Oberst Huenermann (Rüstungsindustrie) und Oberstleutnant des Generalstabes Böhme (Oberkommando der Wehrmacht).
An der großen Tafel in dem im zweite« Stock gelegenen Versammlungsraum nahmen dann ungefähr 40 Personen Platz, in der Mitte General von Stülpnagel, ihm gegenüber General Huntzinger. General Stülpnagel erösfnete die Sitzung mit folgenden Worten:
„Ich erkläre hiermit die Verhandlungen der Waffenstillstandskommission für eröffnet. Die Wafsenstillstandskommission dient der Durchführung der Bedingungen, die in dem Waffenstillstandsvertrag festgelegt worden sind. Sie hat ebenso die llebereinstim- mung mit den Bestimmungen zu wahren, die sich aus dem italienisch-französischen Maffenstillstandsvertrag ergeben
Nach diesen Worten trat die deutsche Wafsenstillstandskommission und die französische Abordnung sofort in die sachlichen Verhandlungen ein.
Wehrwachlsbericht vom Samstag
Wieder 49 990 BRT. feindlichen Handelsschiffsraumes versenkt — Nene erfolgreiche Angriffe auf süd- und mittelenglische Rüstungswerke und Hafenaulagen — Wirkungsvolle Bombenangriffe auf Truppenansammlungen ans den britischen Kanal-Inseln
DNB. Führer-Hauptquartier, 29. Juni.
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
In Frankreich keine besonderen Ereignisse.
Ein Unterseeboot meldet die Versenkung von 38 999 BRT. feindliche« Handelsschisfsraumes. Ein weiteres Unterseeboot hat drei bewaffnete feindliche Handelsschiffe mit insgesamt 11999 BRT. versenkt.
Wie an den Vortagen griffen Kampfverbände der Luftwaffe auch am 28. und in der Nacht zum 29. Juni i« SLd - und Mittelengland gelegene Rüstungswerke undHafenanlageu mit sichtbarem Erfolg an. Besonders wirkungsvoll waren auch Bombenangriffe auf Truppenansammlungen und Verladungen auf den britische« Kanal-JnselnJersey und Guernsey, wo kn den Hafsnanlagen große Brände und starke Explosionen beobachtet wurden.
VritischeFlugzeuge setzten ihre nächtlichen Ein - tlüge über Belgien und Holland nach Nord- und Westdeutschland fort und warfen an verschiedenen Stellen Bomben ab. Diese richteten nur Sachschaden au Wohnhäusern an und verletzten einige Zivilpersonen. Vier der angreifsn- de« Flugzeuge wurden abgeschossen, davon zwei durch Flakartillerie. Eigene Verluste find nicht zu verzeichnen.
Wehrwachlsbericht vom Sonntag
Hafenanlage« und Rüstungswerke in England und Schottland wirkungsvoll bombardiert — Tankanlagen in Flammen — Britische Flugplätze erfolgreich angegriffen — Vier feindliche Flugzeuge abgeschossen
Führerhauptquartier.39. Juni. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
In Frankreich und auf See keine besonderen Ereignisse.
In der Nacht zum 39. Juni griffen deutsche Kampfflugzeuge Hafenanlagen und Rüstungswerke inEnglandund Schottland mit Bomben an. An vielen Stellen wurden Explosionen und Brände beobachtet, so besonders in den Häfen von Cardiff und Bristol, wo mehrere Tanklager in Flammen aufgingen. Flugplätze bei Lincoln, Nottingham und Park waren das Ziel weiterer erfolgreicher Luftangriffe.
.„Britische Flugzeuge griffen bei Nacht in Nord- und Westdeutschland an mehreren Stellen nichtmilitärische Zrele mrt Bomben an. Der angerichtete Schaden ist unbedeutend. In einer westdeutschen Stadt beschoß ein britisches Flugzeug die zum Löschen eines Hauses eingesetzte Feuerwehr mit Maschinengewehren.
Vier feindliche Flugzeuge wurden durch Flakartillerie abgeschossen. Ein eigenes Flugzeug wird vermißt.
Die britischsn Kanattnsslrr evakuiert
Eens, 30. Juni. Die an der Küste der Bretagne liegenden britischen Kanaiinseln sind evakuiert worden. Ungefähr 50 000 Einwohner der Inselgruppe wurden nach England, Schottland und Wales gebracht. Die Inseln wurden offiziell als offenes Gebiet erklärt und demilitarisiert.
Die panikartige Evakuierung und der Abtransport aller britischer Streitkräfte und Ausrüstungen sind ein beredtes Zeichen mehr dafür, wie vollständig Englands bisherige Berechnungen und Vorstellungen erledigt sind. Wenn Reuter meint, die Inseln seien von keinem strategischen Wert, so darf daran erinnert werden, daß Aldernep noch 1939 als unüberwindliche Festung und Flugstühpunkt ausgebaut werden sollte.
Als Kanalinseln werden die vor der französischen Küste liegenden Inseln Jersey, Euernsey, Sark und Alderney sonne einiae Felseilande bezeichnet. Sie umiaslen etwa 195 Quadratkilometer. Das milde Klima macht diese Inseln ergiebig an Getreide, Gemüse und Obst, außerdem ist der Fischfang eine wichtige Erwerbsquelle. Die Einwohner sprechen eine normannische Mundart, Amtssprache ist französisch, das Religionsbekenntnis ist reformiert. Die Inseln stehen zwar unter der Herrschaft der englischen Krone, bilden aber zwei Republiken mit besonderen Verfassungen und nahezu völliger Zoll- und Abgabenfreiheit. Sie sind der Rest des englischen Besitzes französischen Territoriums. Grundlage der Rechtsordnung ist das alte normannische Gewohnheitsrecht. An der Spitze jeder der beiden Republiken oder Bailnicks stehen sin von der Krone ernannte Lieutenant-Governor und ein Richrer.
Der italienische Heeresbericht
Italienisches ll-Boot schoß 19 99V-BRT.-Dampfer ans einem Geleitzng
Rom, 29. Juni. Der italienische Heeresbericht vom Samstag hat folgenden Wortlaut:
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Eines unserer U-Boote hat mit einem Torpedo- und Artillerieangriff einen bewaffneten Dampfer von 10 000 BRT. aus einem Geleit- zug heraus versenkt.
In Nordafrika ist sin Lager südlich von Marsa Matruk mit größter Wirkung bombardiert worden, wobei Truppen unter Maschinengewehrseuer genommen, Anlagen getroffen und etwa 20 Flugzeuge am Boden zerstört worden find. Alle unsere Flugzeuge find zurückgekehrt.
Der italienische Heeresbericht
Rom, 30. Juni. Der italienische Wehrmachtsbericht hat folgenden Wortlaut:
Das Hauptquartier der Wehrmacht gibt bekannt: Bemerkenswerte Tätigkeit unserer Kolonnen an der Grenze der Lyre- naika; es wurden einige Punkte besetzt und Angriffe feindlicher motorisierter Verbände zurückgeschlagen. Im Luftkampf wurden vier feindliche Flugzeuge abgeschossen; einige Mitglieder der Besatzungen wurden gefangen genommen. Zwei unserer Flugzeuge sind nicht zurückgekehrt. Während eines Fliegerangriffs auf den Flughafen Tobruk, bei dem nur unbedeutender Sachschaden angerichtet worden ist, haben unsere sofort eingreifenden Jagdflieger zwei feindliche Flugzeuge ab- geschosien, der Abschuß eines dritten Flugzeuges ist wahrscheinlich.
Ein weiterer Luftangriff auf den Flughafen von Massaua hat keinerlei Schaden verursacht; sin feindliches Flugzeug wurde von Flakgeschützen abgeschossen.
Der Führer in Straßburg
BLjuch der alten deutschen Reichsstadt und der Kampfstätte» in den Vogesen
DNB. Führer-Hauptquartier, 28. Juni. Am Jahrestag der Unterzeichnung des Versailler Vertrages besuchte der Führer die alte deutsche Reichsstadt Straßburg.
Auf dem elsässtschen Ufer des Rheinüberganges von Kehl nach Straßburg begrüßte der Oberbefehlshaber der Armee, die den Durchbruch durch die Maginot-Liuie im Elsaß erzwang, General der Artillerie Dollmau«, den Führer.
Nach einer Rundfahrt weilte der Führer längere Zeit im Straßburger Münster, diesem herrlichen deutschen Bauwerk, aus dem seit dem 19. Juni wieder die Flaaae des Reiches weht.
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Englische Flieger bombardieren die Schweiz
Japan: Die Ungerechtigkeiten der alten Weltordnung müssen beseitigt werden
DNB.B e r n, 30. Zum. Zn der Nacht vom Samstag zum Sonntag fiele« wieder einmal Bomben aus die Schweiz, über deren Ursprung der Schweizer Armeestab folgendes mitteilt: Gemäß den Feststellungen des Fliegerbeobachtungs- und Meldedienstes haben in der ersten Morgenstunde des 30. Zuni zwei fremde Flugzeuge den nördlichen Teil der Schweiz überflogen. Sie überflogen einzeln den Rhein, kreuzten in großer Höhe über der Nordschweiz und verließen nach 1 Uhr die Schweiz in westlicher Richtung. Die Routen sind genau bekannt. Um 1 Uhr früh wurden in der Znnerschweiz Bomben abgeworsen. Festgestellt wurden acht Einschläge bei Weißenbach, Gemeinde Ober-Ägedi, und 14 Einschläge bei Altmatt, Gemeinde Rotenturm. Es handelt sich um englische 25 Psd.-Brandbomben, teilweise mit neuesten Laborierdaten. Zahlreiche der abgeworfenen Bomben waren Blindgänger.
Bomben auf holländische Irrenanstalt
Berlin, 30. Juni. Bei den Bombenabwürfen der britischen Flieger in der Nacht vom 26. zum 27. Juni ist wieder eine unglaubliche Schandtat in Holland verübt worden. Auf die Irrenanstalt Eindhoven, Provinz Nordbrabant, wurden sieben Bomben abgeworfen, die bedeutenden Sachschaden anrichteten. Eine Schwester ist schwer verletzt worden, eine weitere Schwester und drei arme Kranke wurden leicht verletzt. Die anderen Einschläge töteten aus einer Wiese eine Kuh und ein Pferd. Dieser Nachtangriff zeigt deutlich, daß die britischen Flieger ohne Rücksicht auf Menschlichkeit Vorgehen. Das große Ansehen der britischen Flieger, das sie bei der holländischen Bevölkerung besaßen, schwindet mehr und mehr, seitdem man auch dort erkannt hat, daß nur die Angst vor der deutschen Luftwaffe die RAF. bestimmt, ihre Vombenfliige indieNachtzu verlesen.
Britische Bomben bei Nyborg
Kopenhagen, 30. Juni. Von einem neuen Ueberfall englischer Flieger auf Dänemark berichtet Ritzaus Büro. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag war auf Fünen, Südwestseeland und Laaland-Falster Fliegeralarm. Zehn englische Flugzeuge überflogen Fünen und warfen bei Ryborg Leuchtraketen und etwa zwanzig Sprengbomben ab. Menschen wurden nicht verletzt. Es wurde nur geringer Materialschaden angerichtet. Ein Brand, der entstanden war, wurde von der Nyborger Feuerwehr schnell gelöscht. Me Ritzaus Büro weiter erfährt, wurde kein militärisches Ziel getroffen und ausschließlich dänisches Eigentum von Schaden betroffen.
DNB. Tokio, 1. Zuli. Zn einer Rundfunkrede hob der japanische Außenminister Arita die Notwendigkeit hervor, daß diejenigen Völker, die geographisch und blutsmmäßig, kulturell und wirtschaftlich eng verbunden seien, eine» eigenen Lebensraum für ein gemeinsames Dasein Herstellen.
Darum sei es an der Zeit, daß die Ungerechtigkeiten der alten Weltordnung beseitigt werden.
Der Außenminister kennzeichnete die Maßnahmen, die Japan gegenüber China zur Herstellung eines Friedens und Schaffung einer Neuordnung in Ostasten ergriffen habe. Außenminister Arita erklärte abschließend, Japan habe sich bei dem Ausbruch des europäische» Krieges zur Politik der Nichteinmischung bekannt.
England droht, Aegypter als Geiseln zu verhaften Die britische Besatzung in Kairo verstärkt
DNB. Rom, 30. Juni. „Eiornale VJtalia" meldet in einem Bericht über Zwischenfälle in Kairo zwischen Aegyptern und englischen Militärposten, in deren Verlauf am Donnerstag ein britischer Osfizier am hellichten Tage auf offener Straße getötet wurde, daß der britische Botschafter in Aegypten, Sir Milcs Lampson, der ägyptischen Regierung eine Note überreicht habe, in der die Behörden für die Ausrechterhaltung der Ordnung und für die Sicherheit der englischen Mannschaften und Offiziere in Aegypten verantwortlich gemacht werden. Zn der Note wird die Verhaftung von ägyptischen Persönlichkeiten als Geiseln angedroht. Die britische Besatzung von Kairo, die nach dem Wunsche der Aegypter bekanntlich abziehen soll, damit Kairo zur offenen Stadt erklärt werden kann, wurde durch zwei Bataillone kanadischer Füseliere aus der Suezkanalzone verstärkt.
Kanadischer Zerstörer untergegangen. Der kanadische Premierminister Mackenzie King hack im Unterhaus bekanntgegeben, daß der Zerstörer ,Sraser" der kanadischen Marine auf der Höhe von Bordeaux verloren gegangen sei. 45 Mitglieder der Besatzung sind umgekommen oder werden vermißt. 116 andere konnten gerettet werden. Eine Erklärung des Landesverteidigungsministeriums besagt, der Zerstörer „Fraser" sei in der Eironde-Mündung „vor dem Feind im Verlaufe eines Zusammenstoßes" untergegangen.