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Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter'
Mittwoch, den 28. Juni 1839
Vor 25 Jahren;
Der schwärzeste §W Eltrspss
Die Mordtat von Serajewo am 28. Juni 1914
Von Johannes Moeller.
Ueber der großen Schicksalstragödie Europas, die Weltkrieg heißt, steht als blutiges Symbol das Datum des 28. Juni. Zweimal der 28. Juni, der eine, des Jahres 1914, vom andern, des Jahres 1919, durch genau fünf mal 368 Tage getrennt — wie zwei Pfeiler stehen sie am Anfang und Ende des tragischen Jahrfünfts, über dessen Abgrund hin das Geschehen schwingt, das eine Welt in Trümmer legte. Zwischen Serajewo und Versailles, zwischen dem 28. Juni 1914 und dem 28. Juni 1919 rauscht der Vlutltrom dahin, in dem das alte Europa unterging.
„So fängt es an: erst heißgelcufene Wagen, dann ein Attentat in Serajewo, und wenn das alles nichts Hilst, eine Explosion auf dem Schiff!" Diese Worte spricht fünf Tage vor ihrem Tode in Serajewo die Gemahlin des Erzherzog-Thronfolgers Franz Ferdinand. Das Thronfol- gerpaar ist im Begriff, von Schloß CHIumetz nach Wien zu fahren, um zu den großen Manövern nach Serajewo zu reisen. Zum erstenmal wird die Herzogin Sophie Chotek-Ho- henberg^ die Franz Ferdinands Gefährtin, aber nicht die „Erzherzogin Franz Ferdinands" sein darf und nie österreichische Kaiserin, an der Seite des Gatten die Ehren eines feierlichen Einzuges genießen. Diefe Reise nimmt einen unheimlichen Anfang. Äus Bosnien sind serbische Drohbriefe und Warnungen gekommen. Und nun versagt der gewohnte Salonwagen den Dienst. Es bleibt nichts übrig, als im gewöhnlichen Schnellzugsabteil zu fahren. Ein Vorzeichen? Eine Warnung? Franz Ferdinand wittert mit seinen empfindlichen Nerven Gefahr. In stets geübter Selbstüberwindung, in die ein Schuß habsburgifcher Gleichgültigkeit gemischt ist, denkt er nicht daran, den Plan der nächsten Tage aufzugeben. Er ist vor allem wütend. „Das geht ja vielversprechend los!", herrscht er seine Begleitung an, und seine Stimmung wird bis Wien nicht besser.
Franz Ferdinand und Sophie sind abends in Wien und fahren ins Belvedere. Nach kurzem Aufenthalt bringt der Wagen den Erzherzog an den Zug nach Triest. Am 24. Juni wird auch die Herzogin zur bosnischen Hauptstadt fahren. Doch die Reise steht auch weiter unter einem Unstern. Die Lichtanlage des Ersatzwaggons versagt. Franz Ferdinand sitzt beim Schein zweier Kerzen im düsteren Abteil und sagt zu seinem Sekretär: „Was sagen Sie zu dieser Beleuchtung? Wie in einem Grab, nicht wahr?" Dann fährt der Zug in die Nacht hinaus.
Bei der Ankunft in Triest blickt Franz Ferdinand besorgt zu den Häusern hinauf und sagt: „Wenn da einer schießen will, kann er sich gar keine bessere Eelegenhkeit wünschen!" Es soll ein Scherz sein, aber der scherzhafte Ton klingt nicht echt.
Die nächsten Tage sind mit Besichtigungen ausgefüllt. Die strahlende Sommersonne, die am 28. Juni aufsteigt, weiß nicht, daß ihr heutiger Untergang Alt-Oesterreichs und Alt- Europas Abendrot werden soll; noch ahnt niemand, daß von diesem Tage an der Zusammenbruch einer in Jahrhunderten gewordenen Menschenwelt gerechnet werden wird.
Franz Ferdinand beginnt den Tag in Jlidze damit, daß er Telegramme diktiert. Dann geht er mit Sophie zur Messe; die Herzogin empfängt die Kommunion. Um 9.30 Uhr fährt der Hofzug nach Serajewo. Dort steht am Bahnhof, mit großem Gefolge, Seine Exzellenz der Landeschef von Bosnien und Herzegowina, k. u. k. Feldzeugmeister General von Potiorek. Serajewo hat heute einen doppelt großen Tag. Zwei Feste treffen zusammen: ein österreichisches: der Einzug des Thronfolgerpaares, und ein serbisches: der Tag Sankt Veits, der „Vidavdan", der höchste nationale Feiertag aller Serben. An diesem Tag vor 525 Jahren hat Sultan Murad auf dem Amfelfeld die Serben vernichtet, aber nachts darauf hat Milosch Obilitsch, der Heros seines Volkes, den Sieger ermordet. Die Tat des Milosch ist das höchste nationale Symbol der Serben. „Wann wird Serbiens neuer Obilitsch kommen?", fragt an diesem Morgen das Belgrader Regierungsblatt.
Das amtliche Programm sieht zuerst die Besichtigung des Truppenlagers vor. Als sie beendet ist, werden die Kraftwagen bestiegen. Im ersten fährt der Polizeichef, im zweiten fahren Bürgermeister und Regierungskommissar, im dritten die Hoheiten mit Potiorek und dem Eigentümer des Wagens, dem Grafen Harrach. Fünf weitere Wagen folgen. Alle fahren in mäßiger Geschwindigkeit in Richtung auf das Rathaus. Eine begeisterte Menge säumt den Weg. Die Sonne strahlt, von den Häusern wehen Fahnen; alles macht den Eindruck eines rauschenden Volksfestes.
Als die Postdirektion erreicht ist — es ist genau 10.25 Uhr vormittags —, ertönt eine Detonation. Man sieht einen Mann ins Wasser der Miljacka springen; dann erfolgt beim vierten Auto eine Explosion. Eine Bombe! Der Attentäter hat die mit gehacktem Blei gefüllte Flasche im Bogen in das dritte Auto geworfen. Der Erzherzog sieht sie auf sich zufliegen. Sich vollkommend beherrschend, streift er sie mit dem Handrücken ab. Sie fällt auf das offen, weich federnde Wagendach, rollt auf das Pflaster und explodiert unter dem nächsten Wagen. Die Wagen stehen.
Das Volk sieht die Insassen aufspringen. Die Herzogin ist von einem Splitter leicht am Hals getroffen. Der Adjutant Potioreks, Oberstleutnant Merizzi, im vierten Wagen, blutet heftig. Der Wagen ist stark beschädigt. Das Auto des Erzherzogs hat sogleich gehalten. Der Attentäter wird im seichten Flußwasser ergriffen und ans andere Ufer gebracht. Rasch setzt sich der Zug wieder in Bewegung.
Vor dem Rathaus steht der Bürgermeister Fehim Effendi Lurcic, um seine Begrüßungsrede zu halten. Der Erzherzog ist mächtig erregt. Ehe Curcic den Mund öffnet, fährt er ihn an: „Was sind das für Sachen, Herr Bürgermeister? Man kommt in Ihre Stadt zu Besuch und wird mit Bomben empfangen! Das ist empörend!" Dann faßt er sich und fügt hinzu: „So, jetzt können S' Ihre Rede halten!"
Während der langen Ansprache, die von herzlichem Willkommen, tiefer Liebe und unerschütterlicher Treue handelt, steht Franz Ferdinand mit grimmigem Gesicht vor den Stadtvätern. Als der Bürgermeister fertig ist, zieht er ein Blatt aus der Tasche und liest mit kalter Stimme, in der sein ganzer Unmut zittert, seine Erwiderung herunter. Ein Polizeihauptmann erstattet Bericht über die Verhaftung des Attentäters. Der Erzherzog fragt: „Was tun wir jetzt,
Potiorek? Wird das mit dem Bombemverfen so weiter gehen? Oder werden wir totgeschossen werden?" Potiorek schlägt vor, zur Strafe für die Bevölkerung gleich nach i Jlidze zurückzufahren. „Was aber, wenn wir noch ein paar ? Kügerln kriegen?", fragt Franz Ferdinand. Der Landesches - erwidert: „Ich garantiere, daß kein Attentat mehr geschieht; ^ dce Täter sind sämtlich verhaftet." — ..Na", iaat Franz Fer
dinand, „man wird sie wohl eher auf echt österreichische Art noch obendrein mit dem Verdienstkreuz auszeichnen!" Es wird beschlossen, von der Fahrt durch die innere Stadt abzusehen und gleich zum Schloß zu fahren, nur Ml Franz i Ferdinand noch den verwundeten Merizzi im Militärhospital besuchen. Der Weg wird also zunächst über den Appelkai i führen. Herr von Vardolff, aus dem Gefolge des Erzherzogs, wiederholt noch einmal die geänderte Fahrstrecke und ersucht den Polizeikommandanten, sie genau zu wiederholen. Der aber ist erregt, verwirrt und eilig, überhört das Ersuchen und springt mit einem kurzen „Ja, ja, gewiß!" zur Tür hinaus und zu seinem Kraftwagen; dies Versagen des Polizeimannes schafft die Möglichkeit der Katastrophe.
Man besteigt wieder die Wagen. Die Menge bricht in begeisterte Hochrufe aus. Franz Ferdinand und Sophie sind . sehr blaß. Das Herzogspaar fitzt im Fond, Graf Harrach ! springt auf das linke Trittbrett, um den Thronfolger mit seinem Leibe zu decken. Halb ungeduldig, halb lächelnd ' wehrt ihm Franz Ferdinand: „Aber lassen S' doch, machen S' keine Faxen!" Als die Wagen anrucken, wird es ganz still in der Menge; ein jeder hat das Gefühl, daß der . Thronfolger jetzt nicht fahren dürfe.
So fährt man vom Rathaus ab, in derselben Reihenfolge ; wie vorher. Und nun geschieht, was im Buche des Schicksals j für diese nächste Minute vorgezeichnet ist. Der Polizeikom- i Mandant, der vorher schlecht zugehört hat, vermeidet nicht ! die genau erwähnte, nicht zu befahrende Straße, sondern . j biegt im Gegenteil gerade in sie ein. Es ist an der Ecke, wo ! j die Franz-Josephs-Stratze vom Kai abgeht. In diese Straße j i lenkt der Führerwagen ein. Das Auto des Bürgermeisters ? i folgt ihm auf den falschen Weg. Potiorek ruft: „Halt! Was > j ist denn los? Wir fahr'n ja falsch!" Der Fahrer bremst, der s Wagen stockt einen Augenblick ganz dicht am Bürgersteig, wo i die Menschen stehen. In dieser Sekunde, als der Fahrer zum j Hebel greift, kracht in die lauten Rufe des Volkes hinein j ein Schuß — ein zweiter — ein dritter. An dieser Stelle j hat das Geschick den Mörder postiert. Das kurze Anhalten : des Wagens hat dem Lauernden feine Opfer unmittelbar
- vor den Browning gebracht.
! Der Laut der Schüsse ist nur schwach. Sie sind von rechts j vorn gekommen, wo die Herzogin sitzt. Sophie Hohenberg s schreit beim ersten Schuß aus, greift nach ihrer Hüfte, erhebt § sich halb und umarmt ihren Gatten. Gleich darauf folgt der ! nächste Schuß. Graf Harrach steht auf dem linken Trittbrett.
? Seine Opserbereitschaft hat nichts genützt. Potiorek ruft: i „Schnell zum Konak!" Während das Auto sich aus der f Menge schiebt, sinkt Sophie Franz Ferdinand in den Schoß, f Der Erzherzog sitzt noch aufrecht, dann plötzlich sinkt auch er
- zurück. Die Herzogin scheint äußerlich unverletzt. Dem i Thronfolger bricht ein Vlutstrahl aus dem Munde. Die Au-
- gen beginnen zu verglasen. Der General versucht, die Ee- i trosfenen aufrecht zu halten. Der Wagen rast zum Konak.
! Sophie ist bewußtlos. Franz Ferdinand will noch sprechen: c „Sopherl, Sopherl!" hört Graf Harrach in lallen, „stirb mir
nicht... bleib für unsre Kinder!" Aber sie hört ihn nicht mehr; in ihrem Leib strömt das Blut aus der durchschossenen Schlagader nach innen.
Der Wagen erreicht in zwei Minuten das Schloß. Aus rasendem Tempo heraus hält er vorm Tor. Laut schreien die ^ Bremsen. Das Gefolge springt heraus. Die Offiziere tragen ! den Erzherzog die Treppe hinauf. Er lebt noch, aber sein i Atem geht nur noch ganz leise. Aerzte treffen ein. Die Erz- ! Herzogin wird aus dem Wagen gehoben und in den Ober- i stock getragen. Sie ist schon tot, aber man weiß es noch nicht.
- Man bemüht sich um sie, holt Aether aus der Apotheke und
> beginnt, sie zu entkleiden. Die kleine Wunde am Unterleib i erzeugt keine Vlutspur, sie blutet nach innen.
; Der Thronfolger atmet immer leiser; sein Puls ist kaum j zu spüren. Die rechte Schlagader am Hals ist zerrissen. Ununterbrochen fließt das Blut. Aerzte und Offiziere trennen in fieberhafter Hast seine Kleider auf. Die Uniform ist von Blut überströmt. Mit einer Schere wird das Hemd ausgeschnitten. Dann richtet man Franz Ferdinand zu sitzender Stellung auf. Ein Blutstrom schießt aus seinem Munde, die Atmung wird wieder sichtbarer. So gibt man die Hoffnung noch nicht auf. Die Aerzte wollen ihn ins Garnisonspital i bringen, eine Operation zu versuchen. Man fragt ihn, ob er ! Aufträge an seine Kinder habe; aber von den erstarrenden i Lippen kommt keine Antwort mehr. Es ist kurz vor 11, als i Regimentsarzt Dr. Payer sagt: „Hier ist menschliche Hilfe
> ausgeschlossen! Seine Kaiserliche Hoheit hat ausgelitten!"
- Ein Geistlicher spendet die letzte Oelung. Erzbischof Stadler verrichtet die üblichen Eeb. e. Die Leichen werden auf zwei Betten aufgebahrt. Spät abends erfolgt die Obduktion. Der Mörder Eavrilo hat dreimal geschossen. Der erste Schuß hat nicht getroffen. Die zweite Kugel hat die Wand des Autos durchbohrt und die Herzogin getötet, die dritte hat dem Erz- herog die Luftröhre durchbohrt und die Schlagader zerrissen. Wäre sie um ein geringes zur Seite gegangen, so wäre die Verwundung nicht tödlich gewesen.
Ter Leibfriseur des Erzherzogs nimmt die Totenmasken ab. Franz Ferdinands Antlitz trägt den Ausdruck der Entrüstung, dis ihn im Augenblick des Todes beseelte; die Stirn ist in schwere Falten gelegt. Das Gesicht der Herzogin zeigt ! das letzte starre Lächeln, das der Volksmenge galt, als die i Mörderkugel in ihren Leib fuhr.
Der Mörder Princip hat nach Aussage der Aerzte kaum i gezielt. Als er die Tat gelungen sieht, hebt er den Revolver, i um mit dem vierten Schuß sich selbst zu töten. Aber die
- Nächststehenden werfen sich auf ihn, schlagen ihn nieder und ! schleppen ihn blutüberströmt zur Polizeistation. —
i In den nächsten Stunden jagen die Telegramme mit der i grauenvollen Nachricht aus dem Konak von Serajewo in i alle Welt. Bald wissen die Menschen in fünf Erdteilen, daß ' Entsetzliches geschehen ist. Sie spüren, daß etwas wie ein ! Fieber über die Welt gekommen ist. Aber nur wenige ahnen,
: daß man von diesem 28. Juni 1914 an den Beginn einer Weltwende rechnen wird. Das große Weltringen beginnt, jahrelang fließt das Blut der Tapfersten, und — ist es Zufall, ist es Fügung? — wiederum ist es ein 28. Juni, der das Jahres 1919, der in Versailles dem Weltkrieg ein ! schmachvolles Ende setzt.
Künftige Genoffenschaftsarbeit
ZdR. Mit dem ersten Eroßdeutschen landwirtschaftlichen f Eenossenschaftstag in Wien 1939 sind im wesentlichen die , Parolen für die kommende ländliche Eenossenschaftsarbeit zur Unterstützung der nationalsozialistischen Agrarpolitik hinaus in die deutschen Dörfer getragen worden. Die künftige Arbeit wird demnach gekennzeichnet durch ein Bestreben zur Rationalisierung der landwirtschaftlichen Genossenschaftsorganisation, Konzentration der Kräfte und Einsatz technischer Mittel in den einzelnen Bauernbetrieben zur Milderung der Auswirkungen der Landflucht. In Verbindung mit der Konzentration der Kräfte steht die insbesondere in Sachsen sehr stark vollzogene Zusammenlegung meh- , rerer, ehrenamtlich geleiteter Eenosfennhaflen zu einer größeren, hauptamtlich geleiteten Genossenschaft. Die Eigen- ! kapitalbildung wird für die Zukunft in größerem Umfange f j als bisher notwendig werden, um die landwirtschaftlichen Genossenschaften noch stärker zur Erfüllung von Aufgaben in der Erzeugungsschlacht und der Marktordnung zu befähigen. Neben der Zusammenfassung dieser Kräfte wird Beschleunigung des Einsatzes und besonders des finanziellen Ausgleiches auf dem Lande erstrebt. Zu diesem Zwecke erscheint die Intensivierung des genossenschaftlichen Giroverkehrs, der unter dem Namen „Ringverkehr" bekannt ist, erstrebt zu werden. i
Die Zusammenfassung zu größeren Genossenschaften hat j bereits ihre Wirkungen gezeigt. Trotz Rückganges der Zahl s der Spar- und Darlehnskasien und der Bezugs- und Absatz- ! genossenschaften ist sowohl im genossenschaftlichen Geld- als ! auch im Warenverkehr eine ganz erhebliche Steigerung der ? Leistungen zu verzeichnen. Diese Tatsache hat im Hinblick ^ auf die allgemeine Volkswirtschaft deshalb besondere Bedeutung, weil dadurch Voraussetzungen zu einer Kostensenkung in der Verteilung der Erzeugnisse und der Bedarfsgüter, so- i wie auch in der Geldwirtschast geschaffen werden. Darüber ! hinaus werden die ländlichen Genossenschaften im Interesse weiterer Leistungssteigerung künftig bestrebt sein, dem Bauern und Landwirt seine Erzeugnisse so schnell wie möglich abnehmen zu können und umgekehrt ihm auch die notwendigen Bedarfsgüter nach Möglichkeit jederzeit bereitzuhalten. Daraus ergibt sich zwangsläufig der notwendige Ausbau der Vorratshaltung sowohl für Erzeugnisse der Landwirtschaft als auch für deren Betriebsmittel.
Der Landmaschineneinsatz durch Genossenschaften, der sich in den letzten Jahren ganz hervorragend bewährt hat, wird auch weiterhin ausgebaut. Sind doch allein heute schon nach den Feststellungen des Reichsnährstandes von den in den letzten eineinhalb Jahren auf Reichszuschüsse angeschafften Drillmaschinen 70 v. H. genossenschaftlicher Nutzung, von den Saatgutreinigungsanlagen ebenfalls 70 v. H. und von den Dämpfkolonnen 80 v. H. Künftig wird die Mitarbeit der Genossenscha^on beim Einsatz von Melkmaschinen eine erhebliche Rolle spielen.
Erntehilsspfttcht der Studenten
Berlin, 26. Juni. Ueber die Durchführung der Erntehilfspflicht der Studenten, die nach den neuesten Anweisungen nunmehr die Studenten aller Semester und aller Fakultäten gleichmäßig für vier Wochen und unabhängig vom studentischen Landdienst ersaßt, teilt die Reichsstudentenführung weitere Einzelheiten mit. Während des Einsatzes erhält jeder Student einen Einsatzpaß ausgestellt, der im Wintersemester an allen Hoch- und Fachschulen bei der Einschreibung vorgelegt werden muß. Während die Studenten hauptsächlich bei der Einbringung der Ernte helfen, werden die Studentinnen den Bäuerinnen zur Seite stehen oder
Erntekindergärten leiten. Durch in bestimmten Abständen stattfindendes abendliches Singen mit der Dorfbevölkerung wird eine engere persönliche Verbindung mit den Bauern erreicht werden. Mit einem großen Dorfgemeinschaftsabend verabschieden sich die Studenten. Während der studentischen Hilfe sind zwei größere Gesamtveranstaltungcn vorgesehen. So begehen die Studenten mit den Bauern und Landarbeitern Schlageters Geburtstag als abendliche Feierstunde am Feuer. Die zentrale Abschlußkundgebung findet von der Marienburg aus statt.
Olympische Winterspiele wie noch nie
Die Vorbereitungen in Earmisch
Berlin, 26. Juni. Einen kurzen Ueberblick über die vorgesehenen und vom Führer schon genehmigten Ilm- und Ausbauten der olympischen Wintersportanlagen in Garmisch-Partenkirchen gauen am Montag Staatssekretär Hermann Esser, Reichssport- sührer von Tschammer und Osten sowie Dr. Ritter von Halt, der Präsident des Organisationskomitees für sie V. Olympischen Winterspiele 1940, der deutschen Tagespresse. Wichtigste Merkmale dieser gewaltigen Veranstaltung, die nunmehr endgültig vom 2. bis 11. Februar durchgefllhrt wird, sind: Ausgestaltung dieser Spiele zu einem großen Friedensfest aller Völker und sportgerechte Durchführung auf Anlagen, wie sie bisher kein Wintersportplatz der Welt aufzuweisen hat.
Staatssekretär Hermann Esser unterstrich die Bedeutung des Olympiajahres 1940 für Deutschland, das nach den Spielen in Garmisch-Partenkirchen, den Festspielen tn Oberammergau und der Großen Internationalen Verkehrsausstellung in Köln Beweise seines friedlichen Wollens liefere. Deutschland als Reiseland freue sich, daß die Wahl abermals auf Garmisch-Partenkirchen gefallen sei und es ist stolz darauf, daß es erneut mit einer so schwierig durchzuführenden Aufgabe betraut wurde. Nichts werde unterlassen, um die Gäste des Eroßdeutschen Reiches würdig zu empfangen und ihnen ein Fest des Friedens zu bereiten, das das von 193L noch in den Schatten stellen soll.
Der Reichssportführer stellte fest, daß die nochmalige Betrauung Deutschlands zwar mit großer Befriedigung ausgenommen worden fei, daß man sich aber nicht über die Schwierigkeiten täusche, die das Handicap einer Wiederholung nun einmal mit sich bringe. Wir haben uns zur Aufgabe gesetzt, der Welt einmal etwas ganz Neues und noch viel Größeres als 1936 zu zeigen. Die Demonstrationen im Skilauf werden in einem derartigen Ausmaß durchgeführt, daß wir den Skisport bildlich in sein geschichtliches Recht einsetzen. Wir wünschen nicht, daß gerade diese Frage zu einem Zankapfel unter den Nationen gemacht wird, sondern wollen als gute Kameraden und fairste j Sportleute handeln. Infolgedessen wird sich Deutschland an den ! Skiweltmeisterschaften in Oslo auch mit der stärksten Vertretung j beteiligen, um so praktisch die gute Kameradschaft und die hsrz- j tichen Beziehungen zu betonen, die uns von jeher mit den nor- , dischen Staaten verbinden. Am 1. Juli werde das Orgaiiisa- i tionskomitee zur Durchführung der V. Olympischen Winterspiele > konstituiert, das sofort mit der Arbeit beginnen werde.
! Dr. Ritter von Halt gab dann die Pläne bekannt, die i nach Weisung des Führers entstanden find und umgehend in ' die Wirklichkeit umgesetzt werden. Es sind dies u. a. der Aus- , bau des alten Olympia-Eisstadions, der Vau einer weiteren - Kunsteisbahn als Trainingsstätte für Kunstlauf und Eishockey j sowie für kleinere Spiele usw., die Schaffung einer Kunsteisbahn i für Schnellaui, der Ausbau der Bobbahn und der Bau eines ! Schwimmbades. _
Kameraden Achtung! Wenn Ihr ins Freizeitlager geht, bekommt Ihr 18 Tage Urlaub, andernfalls nur l2 Tage