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Hebammen tagten
Stuttgart, 23. Juni. Im Konzertsaal der Liederhalle begann am Freitag unter starker Beteiligung die Haupttagung der Lan- desfachschast württembergischer Hebammen. Die Vorsitzende, Frau Geiger, begrüßte die Ehrengäste und Teilnehmerinnen. Ministerialrat Dr. Stähle hielt einen von hohem Ethos getragenen Vortrag über „Die Hebamme in der Eesundheitsführung des deutschen Volkes", wobei er u. a. betonte: In keinem Berufe sind die Zusammenhänge zwischen Volkswohl und dem Wohl des Einzelnen so offen auf der Hand liegend, wie im Beruf der Hebammen. Ein Volk, dem es gut gehen soll, muß eine Zukunft in seinen Kindern haben. Darum ist es wichtig, daß die Hebammen auf das große Ziel unseres Volkes ausgerichtet werden. Eesundheitsführung heißt Menschenführung. Um den Willen zum Kinde zu erwecken, brauchen wir die Mitarbeit aller Frauen. Auf diesem Gebiete führt die Hebamme. Ihre Aufgabe ist eine doppelte: die Mutter zu führen und die Gesundheitsführung des Neugeborene so lange auszuüben, bis das Leben des Neugeborenen absolut gesichert ist. Die Gesundheitsführung der deutschen Frau beginnt in der Erweckung des Willens zum Kinde. Der Redner mahnte ferner in eindringlichen Worten zur Hebung der Eeschlechtsmoral. Die Ehre der Familie heiße Treue, und in diesem Sinne sei an die Verantwortlichkeit der jungen Menschen zu appellieren, denn vor dem Schöpfer, dem Volk, der Sippe und unseren Eltern seien wir selbst verantwortlich für unseren Körper. Es fehlen uns zur Zeit drei Millionen Arbeitskräfte in der Wirtschaft. Diese Zahl entspricht genau der Summe der ungeborenen Kinder, die während des Krieges nicht zur Welt kamen. In diesem „Massengrab des Weltkrieges" liegen für Württemberg allein 120 000 ungeborene Kinder. Gauamtsleiter Dr. Stähle machte sodann weitere wichtige Ausführungen über die Säuglingssterblichkeit und sprach davon, daß die heutige Not der Bauern bei der Beschaffung der Arbeitskräfte eine bevölkerungspolitische Not ist. Endlich teilte er mit, daß wir in Württemberg 1230 Mütterberatungsstellen haben.
Ministerialrat Dr. Zimdars - Berlin machte wichtige Ausführungen über das Reichshebammengesetz. Das neue Reichsgesetz bringt eine völlige Neuordnung der Verhältnisse und ist im Rahmen unserer Raffe- und Erbgesetze zu verstehen. Es will den Gesundheitsschutz bei Mutter und Kind gewährleisten. Dazu bedarf es nicht nur der Sicherstellung einer gesunden, einwandfreien Hebammenhilfe, sondern auch der Sicherung, daß in jedem Geburtsfalle Hebammenhilfe geleistet wird. Hierfür benötigen wir die Heranbildung eines charakterlich geeigneten, technisch und weltanschaulich geschulten Hebammenstandes, der Anerkennung der Hebammenschaft als eines Berufsstandes im öffentlichen Gesundheitsdienst. Dis zweite Durchführungsverordnung zu diesem Gesetz werde bald erscheinen, ebenso eine Reichsdienstordnung der Hebammen, ein Reichshebammenlehrbuch und Bestimmungen über den Altersschutz der Hebammen, auch eine Ausbildungs- und Fortbildungsverordnung.
Eine ergiebige Aussprache schloß sich an, an der sich in reger Weise die Leiterin der Reichshebammenschaft, Frau Conti, die Mutter des Reichsgesundheiatsführers Staatsrat Dr. Conti, und Obermedizinalrat Dr. Mauthe vom Württ. Innenministerium beteiligten. Obermedizinalrat Dr. FeHer, Direktor der Landeshebammenschule, gab ferner einen Einblick in das neue deutsche Hebammcnlehrbuch, das zur Zeit gedruckt wird. Dieses Lehrbuch werde ein Dokument dafür sein, daß Deutschland seinen Hebammen großes Vertrauen schenkt und von ihnen große Aufgaben in der Volksgesundheitspflege erwartet. Vor allem ist in dem Lehrbuch die Diagnostik sehr viel weiter als früher gestellt. Mit der Tagung verbunden ist eine schöne Ausstellung über Heb- ammen-Vedsrfsartikel, die in der Liederhalle zu sehen ists
35«ooo Jugendliche helfen dem Vsnern
Auch in diesem Jahre ist die Hitlerjugend zur Hilfe bei der Bergung der Ernte aufgerufen worden. Wie groß diese Mithilfe der Jugend in der Erzeugungsschlacht in den vergangenen Jahren schon war, ergibt sich daraus, daß im Jahre 1937 rund 1,5 Millionen Tagewerke und 1938 fast 2 Millionen Tagewerke erreicht wurden. Der Kreisbauernführer teilt in diesem Jahr dem Vannführer den Bedarf an Kräften mit, der notfalls mit Hilfe des Ausgleiches über das Gebiet gedeckt wird, wenn die örtlichen Einheiten nicht ausreichen. Dazu werden Ernteeinsatz-
Ragolder Tagvlott „Der Gesellschafter'' _
lager geschaffen, in denen die städtische Jugend für zwei bis drei Wochen zusammengefaßt wird. Auch alle sonstigen Lagergruppcn der HI. helfen von ihren Lagerplätzen aus bei den Erntearbeiten. Wenn für jedes Gebiet der HI. im Durchschnitt mit erwa 10 000 Teilnehmern an derartigen Lagern zu rechnen ist, ergibt- sich, wie der Zeitungsdienst des Reichsnährstandes schreibt, ein Einsatz von 350 000 Jungen und Mädeln.
Fünfhundert Fahre
SlrWnrger Münster
Don R. E. Haebler.
Wenn Straßburg auch heute Strasbourg heißt, so kann dies für uns Deutsche kein Grund sein, am 24. Juni 19 3 9 nicht des Tages vor einem halben Jahrtausend zu gedenken, da dies Meisterwerk oberrheinischer Baukunst durch Aufsetzen des Turmhelms vollendet wurde. Die letzte Vollendung harrt allerdings immer noch der Tat und wird ihrer wohl auf ewig harren. Jeder kennt die unvergeßliche Silhouette des Straßburger Münsters, dieses einturmigen Fragmentes.
In den Jahrhunderten, da der gewaltige Vau geschaffen wurde, war das Elsaß noch deutsches Land. Die Kultur dieses Bereiches gründet sich auf jene glänzende Zeit, da die Staufer Herren am Oberrhein waren und Friedrich II. hier „das geliebteste seiner Erbländer" besaß. Ein Habsburger begann den Bau. Bauherr war das deutsche Domkapitel, das Jahrhunderte lang von dem schwäbischen und fränkischen Hochadel gebildet wurde.
Das Münster erhebt sich auf dem Baugrund einer Kirche, die von dem Bischof Werinher im Jahre 1015 erbaut wurde. Reste sind nur noch in der Krypta' vorhanden. Mehrere Brände hatten das alte Haus zerstört. So entschloß man sich zu einem großartigen Neubau. Wie fast alle großen Dome des Mittelalters zeigt auch das Straßburger Münster das Gesicht sich wandelnder Baugesinnung. Wann der Neubau begonnen wurde, steht nicht genau fest, es muß aber gegen das Ende des 12. Jahrhunderts gewesen sein. Die Arbeit schritt zunächst langsam vorwärts. Im 13. Jahrhundert entschloß man sich, „modern" zu bauen. Man baute hochgotisch. 1274 wurde das herrliche raumgewaltige Langhaus fertig.
Aber noch hatte der neue Vau keine Turmfassade. Um sie hob der oft dramatische Kampf der Vaukünstler der Straßburger „Bauhütte" an, als deren größter der siegreiche E r- winvonSteinbach unsterblich wurde. Man weiß, daß die Architekten, die Baumeister, die Bildhauer, die Stein- > metzen und alles, was zur Zunft gehörte, sich im Mittelalter in Bauhütten zusammenfanden, in Vereinigungen mit bestimmten Regeln und arteigenen Formen. Manches davon erklärt sich daraus, daß die Baukunst als eine geheime Wis- ^ senschaft galt und ihre Gesetze nicht jeden gelehrt wurden. § Die großen Bauhütten waren wieder unter sich zusammenge- ^ schlossen. Sie hatten besondere Vorrechte und sogar eigene . Gerichtsbarkeit. Unter ihnen nahm die Straßbrger Vau- ^ Hütte, die älteste Deutschlands, eine besondere Stellung ein. l Auf dem Regensburger Bauhüttentag im Jahre 1459 wurde sie zur obersten in deutschen Landen eruklärt. s
Die Aufgabe dieser Bauhütten war die Bewahrung der ' Ueberlieferung, aber auch die lebendige Fortenwicklung der ^ Baukunst durch die Jahrhunderte hindurch, in denen an ei- ^ nem einzigen solchen Bau gearbeitet wurde. I
Heute, da wir mit den Mitteln moderner Technik bauen ^ und selbst in der statischen Kunst uns ans Tempo gewöhnt ^ haben, ist die Bauzeit des Straßburger Münsters fast un- ! vorstellbar. Vom Ende des 12. Jahrhunderts bis zum Jahre ! 1439, also etwa 250 Jahre, dauerte der Vau! Daraus ergibt sich, daß an dem gewaltigen Werke viele große Meister gearbeitet haben und daß die Pläne stets mannigfachen Aen- , derungen unterworfen worden sind. Nicht alle Schöpfer des ^ großen Werkes kennt man, bei vielen kann man nur durch ! baugeschichtliche Schlüsse den Namen raten. So ist der Schö- ^ pser des hochgotischen Langhauses unbekannt, wahrscheinlich l war es Meister Rudolf von Straßburg. Selbst der Anteil '
Montag, den 26. Juni 1939
oes veruyimesten Baumeisters am Müjnster, Erwins, ist nicht eindeutig festzustellen. Doch darf man annehmen, daß er es war, der die grundlegende Planung der herrlichen Portalfassade schuf.
Es war ein kühner Entwurf, ^modernste Baukunst, voll eigenster Gedanken, der unbändigste und doch harmonisch gegliederte Ausdruck himmelwärts strebender Sehnsucht. Allerdings wurden leider schon Leim Bau des zweiten Geschosses Aenderungen vorgenommen, und manche der weiteren Abweichungen vom Erwinschen Riß sind heute noch bau- künstlerische Streitfragen. Auch der im Plane des Meisters vorgesehene zweite Turm wurde nicht gebaut. Nach dem Tode Erwins — er starb 1318 in Etraßburg — kam man von der Turmidee überhaupt ab und wollte den Bau nach Art der französischen Kathedralen mit einer Fassade als Schauwand abschließen.
Mit Beginn des 15. Jahrhunderts entschloß man sich doch wieder zum Turmbau, aber der Baumeister ll lrichv o n Ensingen baute den Turm noch höher, als ihn Erwin vorgesehen. Nach dessen Tode setzte dann der Kölner Baumeister Johann Hueltz den abschließenden Turmhelm auf: am 24. Juni 1439!
Den gewaltigen Bauwillen des Mittelalters fanden die folgenden Jahrhunderte nicht mehr. Die Zeiten waren schlechter geworden. Der gotische Stil wandelte sich, verblaßte, neues Empfinden, neue Kunstströmungen standen bald in Widerspruch zu den Stilelementen der Gotik. Schließlich gar erregte das Kunstwerk, noch im 16. Jahrhundert das achte Weltwunder, als „widerwärtiges kraus- , borstiges Ungeheuer" die gründliche ästhetische Ablehnung.
! Unter solchen Tadlern der gotischen Baukunst war auch Goethe aufgewachsen, wie er in „Dichtung und Wahrheit"
' schreibt, und sie haben seine Abneigungen gegen den vielfach überladenen, verworrenen Zierat genährt. Als er aber dann jung und empfänglich nach Straßburg kam und das . Münster nicht nur als Sehenswürdigkeit sah, sondern in sei- ^ nem architektonischen Aufbau studierte, die Verhältnisse ! maß und Teile abzeichnete — „da glaubte ich eine neue Of- ^ fenbarnng zu erblicken!" Und so trat er, lange vor der deutschen Romantik, auch in einer Schrift dafür ein. ..Da ich nun an alter deutscher Stätte dieses Gebäude gegründet und in echt deutscher Zeit so weit gediehen fand, auch der Name des Meisters gleichfalls vaterländischen Ursprungs war, so wagte ich, die bisher verrufene Benennung gotische Bauart abzuändern und sie als „deutsche Baukunst" unserer Ration zu vindizieren..." Herder nahm den Aufsatz Goethes in seine Sammlung „Von deutscher Art und Kunst" auf.
Wenige Jahre später aber drohte dem Münster eine große Gefahr. Während die Reformation nur unwesentliche Zerstörungen angerichtet hatte, war der Eingriff der französischen Revolution weit schlimmer. 1793 verfügte der Kommissar Saint-Just, daß sämtliche Skulpturen, herrliche Werke der mittelalterlichen Kunst, am Münster abgeschlagen werden sollten. Einige Rabiate gar wollten den Turm niederlegen, weil er der republikanischen Gleichheit widerspreche! Worauf die Vernünftigeren sagten, dabei könne leicht ein Menschenleben in Gefahr kommen, was wiederum der Humanität widerspreche... Immerhin, 235 Bildwerke am „Tempel der Vernunft" sielen der revolutionären Barbarei zum Opfer.
Im 19. Jahrhundert beschränkte man sich auf Ausbesserungen. Eine neue Gefahr drohte vor dem Weltkrieg: die Fundamente des Turmes zeigten Gefahrenstellen. Der letzte deutsche Münsterbaumeifter, Knauth, leitete die Sicherungsarbeiten, und so wurde ein Einsturz dank der bautechnisch hervorragenden Neufundamentierung vermieden.
Aus der Vaugeschichte geht hervor, daß dies große Meisterwerk des oberrheinischen Kulturkreises als deutsche Schöpfung in Geist und Form angesprochen werden muß, was übrigens auch von keinem einsichtigen französischen Kenner bestritten wird. So haben wir heute auch die kulturelle Pflicht, den 500. Jahrestag der Vollendung des Straßburger Münsters als einen Ruhmestag deutscher Baukunst zu feiern!
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Ja, Gina von Facius ist aufgeregt und kann das kaum verbergen, kann es überhaupt nicht mehr, nachdem der Beamte sich verabschiedet hat und sie mit ihrem Verlobten allein ist.
„Was ist dir?" will Heinold wissen.
Gina antwortet ihm nicht, nur geht sie erregt im Zimmer auf und ab. —
„So sprich doch!" fordert sie Rögg nach einer Weile erneut auf.
„Mutz ich es wiederholen?" schreit Gina. „Hast du nicht selber gehört, was er sagte?"
Heinold ist ob dieses Ausbruches verdutzt. Er versteht nicht sofort, was sie damit sagen will.
„Was meinst du? Etwa daß der Schuß aus einem Wilddiebsgewehr abgefeuert wurde?"
Das Mädchen unterbricht ihre Wanderung durch den Raum und dreht sich jäh herum.
„Aus einem Wilddiebsgewehr! Weißt du denn gar nicht mehr... oder willst du nicht mehr wissen...?"
„Was denn nur, Gina?"
„Kannst du noch fragen? Du... du selber, du hast an diesem Tag, damals als wir uns trafen, du selbst..."
Aschfahl wird Heinolds Gesicht.
„Ich verstehe dich endlich", stammelt er, „die alte Büchse meines Vaters ... das also entsetzt dich so ...!"
Gina sagt nichts darauf.
„Und weil ich am Vormittag dieses altmodische Gewehr im Revier herumtrug, darum glaubst du jetzt, müsse ich es gewesen sein, der... ach, Gina, wie kannst du nur auf solche Gedanken kommen!"
„Dein Streit mit Adalbert...!"
„Ach so!"
Wie estr erklärender Ausruf der Erleichterung ringen sich die beiden Worte aus seinem Munde.
„Ich war aber am Nachmittag wieder mit meiner Doppelbüchse draußen. Kibelke muß das bestätigen kön-
„Wir wissen ja nicht, zu welcher Stunde der Schuß fiel der Adalbert das Leben nahm..."
„Gina! Willst du mich mit kalten, nüchternen Worten des Mordes beschuldigen?"
„Heinold, ach, Heinold, was soll ich denn nur denken und tun? Ihr zwei wurdet aus Freunden Plötzlich zu Feinden, du selber führtest ein Gewehr wie jenes, das meinen Bruder tötete..."
Heinold geht schweigend auf und ab. In ihm wütet Schmerz und Enttäuschung. Endlich verhält er den Schritt, sein Blick irrt durch das Fenster ins Freie, als er nun spricht.
„Vielleicht breche ich durch meine Worte schon das Schweigeversprechen, das ich deinem Bruder gab. Gina, wenn einer von uns beiden im Anschluß an jene Unterredung die zwischen uns sta.lfand, zur Waffe hätte greifen wollen, um sich... nun, sagen wir mal... um sich zu sichern, daß der andere nicht spricht, ich hätte es nicht zu tun brauchen, ich wirklich nicht! Vielmehr wäre ich derjenige gewesen, der sich vor einer Kugel hätte in acht nehmen müssen..." ' ,
„Heinold!" !
„Ja, wenn ich dir auch weiter keine Einzelheiten verraten darf — ich halte mich auch jetzt noch an das Ver°. sprechen gebunden, das ich deinem Bruder gab —, nicht ich bin es gewesen..."
„Heinold, damit behauptest du..."
„...daß dein Bruder alle Ursache zu unserem Zwist gab! Ich hätte nie davon gesprochen, aber jetzt, da du soweit gehst, daraus, daß ich damals die alte Büchse umhängen hatte, zu folgern, daß nun auch ich es gewesen sein müsse, der..."
Gina atmet schwer. Mit Mühe nur hemmt sie die Tränen. Es scheint, als mache ihr überhaupt große Mühe, sich aufrecht zu halten.
Heinold bemerkt es wohl, und sie tut ihm so unendlich leid in ihrem Schmerz und ihrer Verzweiflung. Er möchte sie trösten, ihr helfen, möchte vor allem'jenen fürchterlichen Verdacht, der in ihr aufgekeimt zu sein scheint, mit überzeugenden Worten entkräften. Gewiß könnte er es, aber da ist das Versprechen, das ihn bindet, auch jetzt noch bindet... leider!
„Mädel", sagt er darum leise und versöhnlich, „sei doch damit zufrieden, daß man es dir nicht noch schwerer macht, als du es jetzt ohnehin schon hast. Hab doch Vertrauen zu mir, ich will dir doch helfen, will, daß du ^ wieder froh wirst. Laß dich nicht gehen in deinen Zwei- l fein..." j
Aber Gina ist nicht aufgelegt, länger zu sprechen, sie hebt ihr zerquältes Antlitz zu ihm auf.
«Hetrrold. ich bitte dick, laß mich iekt allein..." l
Ungern und mit zögernden Schritten nur willführt er ihrer Bitte. Und unmutig geht er draußen im Hof seinem Wagen zu.
Auf der Heimfahrt lassen die Gedanken ihm keine Ruhe. Ist es richtig, daß er Gina auf ihre Bitte, sie allein zu lassen, sofort verlassen hat? Wäre nicht besser gewesen, darauf zu bestehen, daß sic auf ihn hört, daß sie aufgibt, auch nur in Gedanken so fürchterlichen Verdacht gegen ihn zu hegen?
Er weiß nicht, ob er richtig gehandelt hat. Er wird am kommenden Tag Gina wieder aufsuchen müssen.
Es darf nicht sein, daß der sinnlose Verdacht sie ihm entfremdet. Er muß sie überzeugen. Ja, morgen wird er wieder nach Altschönau fahren. Gina wird dann gewiß ruhiger sein und ihm glauben.
3. '
Kriminalkommissar Overbeck blickt seinem eintretenden Assistenten entgegen.
„Na, Ohrenschall, was bringen Sie denn da?"
„Ganz was Großes, Herr Kommissar, Mordfall Facius, das ist wieder was für Sie!"
„Na, geben Sie mal her, umfangreich sind die Akten bisher noch nicht..."
„Dafür sorgen Sie dann schon, Herr Kommissar!"
/.Immer Zeit lassen, Ohrenschall...!"
Der andere grinst und zieht sich zupück.
Gerade will der Kommissar sich den Bericht der Mordkommission aus dem Pappdeckel langen, als er gestört wird. Der Kollege Wischott, der im Falschspielerdezernat arbeitet, steht in der Tür.
„Morgen, Overbeck, habe gerade gehört, daß Sie wieder so 'ne klotzige Sache bekommen haben..."
„Muß ich erst mal sehen, mein Lieber, soeben hat Ohrenschall mir die Sache gebracht."'
Wischott hat keine Lust, die Unterhaltung abzu- brechcn, wenngleich er merkt, daß Overbeck selbst auf den ihm übertragenen Fall neugierig ist.
„Sie haben's. doch am schönsten' von uns allen", meint er in einem Tonfall, der fast an Neid gemahnt. „Meist große Sachen. Und müssen sich auch nicht immer draußen herumdrückcn bei Tag und Nacht wie unser- cine haben draußen auf dem Lande zu tun..."
„Na, dafür haben Sie wieder mehr Abwechslung, vorhin hatten Sie doch gerade wieder so 'neu hoffnungsvollen jungen Mann in Ihrem Zimmer sitzen!"
Wischott macht eine wegwerfende Handbewegung.
(Fortsetzung folgt.)