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EGM ia der Zwickmühle

Die Einkreiser winden «nd drehen sich vergeblich

Hätte die englische Regierung sich nicht selbst in jene un­angenehme Lage hineingeritten, über die Premierminister Chamberlain am Wochenbeginn keineswegs so männliche und aufmunternde Worte sprach, wie man sie von dem stol­zen Briten erwartete, man könnte sie wahrhaftig bemitlei­den. Was von deutscher und italienischer Seite in den letz­ten Monaten schon so oft vorausgesagt wurde, ist eingetrof- fen: die englische Regierung hat sich in ihren einge- nen Einkreisungsnetzen gefangen. Sie windet sich samt ihrem französischen Partner vergeblich. Die unan­genehme Lage der britischen Staatsbürger in Tientsin wird dadurch in keiner Weise besser. Trotz aller Sanktionsan­drohungen müssen sie sich weiter unangenehmer Leibesvisi­tationen unterziehen. Alles Drehen und Winden nützt auch dem ausdauernden Mr. Strang in Moskau nichts. Die Sowjetrussen bleiben kühl und hart und beantworten weiter jede Nachgiebigkeit mit neuen Forderungen. Die Danziger Volksabstimmung" schließlich ging zahlreichen englischen Politikern derart auf die Nerven, daß sie von Danzig wie vom polnischen Korridor bereits wieder als vonunglück­lichen Vermächtnissen des Versailler Vertrages" sprechen. Dabei hat England seine Einkreisungspolitik vor Monaten gerade zur Aufrechterhaltung dieser unglücklichen Vermächt­nisse eingefädelt, als es mit Polen ein Bündnis abschloß.

Es besteht also wahrhaftig kein Grund, Premierminister Chamberlain um sein Amt und seine Politik zu beneiden. Er hat, aus freiem Entschluß oder unter dem Druck ver­rannter Hitzköpfe, Großbritannien in die unangenehme Zwickmühle hineinmanöveriert. Unter seiner Leitung wagte sich die englische Diplomatie in der ganzen Welt viel zu weit vor und glaubte in der Rolle des allmächtigen Weltpolizi­sten die Neuordnung untragbar gewordener Verhältnisse aufzuhalten. Aber wie es jedem geht, der allzu draufgänge­risch und unbedachtsam in unwirtliche und keineswegs er­forschte Gefilde vorstößt, so ging es auch den britischen Weltpolizisten": sie verbrannten sich an allen Ecken die Finger und zucken jetzt schmerzlich zusammen, wie sie fühlen, daß Gegner und Verbündete in gleicher Weise mit ihnen ihr Spiel treiben. Und dabei dachte das allmächtige Groß­britannien doch, es würde zur gleichen Zeit mit Sowjet- rußland und Polen, mit Deutschland und Japan schon fer­tigwerden, wenn es sich nur genügend aufblähte und groß­sprecherisch sein stärkeres Machtbewußtsein in die Welt hin­ausposaunte.

Wie aber ist die Lage wirklich? Mit Deutschland hat es die britische Politik durch die Einkreisungsbestrebungen so restlos verdorben, daß nur noch ein grundsätzlicher Wan­del der englischen Haltung in absehbarer Zeit zu einem neuen deutsch-englischen Gespräch führen könnte. Dabei hat die englische Einkreisungspolitik in keiner Weise das Ziel erreicht, das sie sich steckte: nämlich die Einschüchterung Deutschlands und den deutschen Verzicht auf seine Lebens­rechte im Raume von Danzig und dem polnischen Korridor. Die triumphalen Ereignisse, die sich am Wochenende in der Freien Stadt abspielten, straften alle Prophezeiungen ent­gegengesetzter Art Lügen. Polen, dem England so großzü­gig einen Blankoscheck in der Form eines Bündnisses über­sandte, ist alles andere als ein braver Verbündeter, der England nur Freude bereitet. Die polnische Republik nutzt im Gegenteil die ihr erteilten Vollmachten weidlich aus, verschärft durch Provokationen, durch Deutschenverfolgun­gen und Schikanierungen Danzigs die osteuropäische Lage mit jedem Tage und verlangt schließlich dafür von den Eng­ländern, daß sie noch zahlen. Und sehr niedrig halten die polnischen Unterhändler bei den Kreditverhaudlungen mit England ihre Forderungen sicherlich nicht.

Davon, daß Sowjetrußland mit dem britischen Feingefühl und der britischen Selbstgerechtigkeit gerade sehr schonungsvoll umspringt, kann eigentlich auch nicht die Rede sein. Fast in jeder Phase der Paktverhandlungen mit Mos­kau bereiteten die Herren im Kreml Großbritannien eine neue Demütigung. Das seltsame Lommunique des Kreml, in dem der Stand der Verhandlungen mit Mr. Strang als nicht ganz günstig" bezeichnst wurde, setzte allen vorauf­gegangenen Demütigungen die Krone auf. Steckten die Ein­kreisungspolitiker all die sowjetrusfischen Hiebe bisher mit guter Miene zum bösen Spiel ein, so hofften sie fund hoffen auch noch jetzt) auf nachträgliche gute Ernte, auf reiche Be­lohnung für den peinlichen, nun schon über Monate sich hin­ziehenden Gang nach Canossa. Aber dasErntedankfest" liegt noch in nebelhafter Ferne. Die Sowjetrussen, am län­geren Arme des Hebels sitzend, werden täglich teurer. Erst verlangten sie ein Bündnis mit England und Frankreich. Dann kam die'Forderung nach Garantie der baltischen Staaten. Und jetzt ausgerechnet im unangenehmsten Augen­blicke, während der japanischen Blockade von Tientsin, pei­nigen sie Mr. Strang und drängen auf englische Verpflich­tungen an Sowjetrußlands fernöstlicher Grenze.

Wie ungelegen den Briten diese sowjetrussische Forderung kommt, davon wissen die Engländer in der Niederlassung von Tientsin sicher manch unangenehme Wahrheit zu be­richten. Englands Stellung in Ostasien ist derart kritisch, daß sie eine solche Belastung wie ein Bündnis mit den Sow­jets für den Fernen Osten kaum mehr aushält. Wäre sie so stark, wie es englische Großsprecher vielfach verkünden, die englische Regierung würde nicht tagelang debattieren, cst> sie Gegenmaßnahmen und Sanktionen gegen Japan ergreifen solle. Wie England aus der Zwickmühle herausfindet, ist nicht Deutschlands Sache. Uns läßt auch der englische Vor­wurf kalt, wir seien an der Verschärfung in Ostasien schuld. Wir haben volles Verständnis für die Ansprüche der Japa­ner in Tientsin und in China überhaupt. Wenn England jetzt nicht aus und ein weiß, so deshalb, weil es weder Ver­ständnis für die neue Ordnung in China noch Sinn für die Lebensgesetze Mitteleuropas aufbringt.

Bor zwanzig Jahren

Die letzte Tat der deutschen Hochseeflotte Von KurtFelixHerbft

Grau und kahl dehnen sich in weitem Rund die Felsen der Orkney-Inseln, umschließen die Bucht von Scapa Flow. Helle Junisonne strahlt vom blauen Himmel, im Wasser Wiegeln sich die ebernen Leiber gewaltiger Schlachtschiffe uns Kreuzer, unwillig knirschen die Ankerketten in den Klüsen schnittiger Torpedoboote. Es ist nicht Albions Grand Fleet, die im sicheren Schutz vor feindlichen U-Booten aus­ruht, wie so oft in den langen Kriegsjahren. Nein, jetzt kann der bunte Union Jack sich wieder beruhigt als Herr­scher der Meere zeigen. Der Krieg ist zu Ende, und hier in Scapa Flow liegt hinter dreifacher Trossen- und Balken- iverre die gefürchtete deutsche Hochseeflotte mit niederaebol»

Nagold«» TagblattDer Gesellschafter"

ter Flagge, interniert, kampflos preisgegeben von den No- vemberverrätern der würdelosen Republik.

Auf der Brücke derEmden" steht Vizeadmiral von Reu­ter und blickt durchs Glas zu den englischen Linienschiffen und Zerstörern hinüber, die drei Seemeilen entfernt zur Bewachung vor Anker liegen und anscheinend gerade zu einer Üebung auslaufen wollen. Erinnern geht zurück zu jenem dunklen Novembertag, da er als Führer des Jnter- nierungsverbandes 10 moderne Linienschiffe, 5 Große Kreuzer, 8 Kleine Kreuzer und 80 Torpedoboote aus Schillingreede die Anker lichten ließ zur letzten Fahrt gen England. Vor ihm steht unvergeßlich das schmachvolle Bild, als Geschwader der Alliierten mit drohend ausgeschwenkten Geschützen die widerstandslosen deutschen Schiffe in die Mitte nahmen und vom britischen Flottenchef durch Funk­spruch die Aufforderung kam: Die deutsche Flagge ist um 3.57 Uhr nachmittags niederzuholen und darf ohne Erlaub­nis nicht wieder gehißt werden. Und der Wind trug das siegestrunkeneHurräh" der englischen Matrosen zu den Männern, die blutenden Herzens die unbesiegte Kriegs- slagge strichen...

Das ist nun Monate her? Bestand zu Anfang noch der feste Glaube, daß die Menschen in der Heimat sich aufraffen würden zum letzten Widerstand gegen einen Frieden der Schmach und Ehrlosigkeit, so war diese Hoffnung jetzt längst zuschanden. Die spärlichen und verspäteten Nachrichten aus Deutschland die Benutzung der Funkeinrichtung war un­terbunden, und die Briefpost stand unter englischer Zensur melden Aufstände und Bruderkampf, Not und Tod. Aus englischen Zeitungen erfährt der Admiral, daß die Entente in ihren Friedensbedingungen die Auslieferung der deut­schen Flotte verlangt, daß die November-Regierung über einen Verkauf der Schiffe verhandeln soll. Das war vor ein paar Tagen gewesen, und nach einer Nacht voller Qual und innerem Kampf war der Entschluß gereift, geboren aus dem Befehl, der für die Kaiserliche Flotte galt: Deutsche Kriegsschiffe dürfen unter keinen Umständen in die Hände des Feindes fallen! Am 17. Juni wurde der bis in kleinste ausgearbeitete Eeheimbefehl für die Versenkung der Schiffe allen Kommandanten und den Führern der Torpedoboote übermittelt.

Die Schiffsuhr im Kartenhaus derEmden" zeigt Elf. Noch eine Stunde", spricht der Admiral vor sich hin. Er hat keine Kenntnis davon, daß das Abkommen über die Waffenruhe um zwei Tage verlängert worden ist; für ihn läuft heute, am 21. Juni 1919, der Waffenstillstand ab, und mittags 12 Uhr beginnt wieder der Kriegszustand, für den ihm Ehre und Gewissen sein Handeln vorschreiben.

Festen Schrittes geht der kampferprobte Seeoffizier wie­der auf die Brücke, hebt noch einmal das Glas an die Augen: Von dem vor ein paar Stunden ausgelaufenen Geschwader ist nichts mehr zu sehen, nur schwarze Rauchfahnen kleben am Horizont. Ein feines Lächeln umspielt das scharf­geschnittene Gesicht des Admirals. Dann strafft sich seine Gestalt:Signalmaat!"Exzellenz?"Sofort Signal an alle Kommandanten und F.d.T.: Paragraph elf Be­stätigen Chef Jot-Vau!"

Die Würfel sind gefallen! Morselampen und Flaggen übermitteln das im Eeheimbefehl festgeleate Stichwort für die sofortige Versenkung. Eine halbe Stunde später ist von allen Einheiten die Bestätigung des Signals eingegangen. Ueberall an Bord werden in fieberhafter Eile die Boden­ventile geöffnet. Gurgelnd schießt das Wasser in die unteren Räume. Alle Schotten und Bunkertüren stehen offen, alle Luken und Seitenfenstsr. Laut schlage» die Schiffsglocken das Signal:Alle Mann aus dem Schiff!" Und während schon die Boote ausgeschwungen werden, fertig zum Ab- sieren, steigt an Gaffeln und Masten in fleckenlosem Weiß die ruhmvolle Kriegsflagge.

12 Ahr 16 Minuten. Da legt sich als erstes das Flotten­flaggschiffFriedrich der Große" auf die Seite. Wasser

Ferien für

Der Reichsjugendführer hat einen von dem tiefen Pflicht­bewußtsein der Hitlerjugend erfüllten Appell an j Deutschlands junge Mannschaft gerichtet, sich dem Ernteeinsatz der HI. zur Verfügung zu stellen. Nichts konnte den Anmarsch des Sommers so lebhaft unter­streichen wie dieser Aufruf. Obwohl erst wenige Wochen hinter uns liegen, da noch die jungen grünen Saaten die Felder überzogen, kündigt sich jetzt schon der Ruf zur Ernte, zur Einbringung der Früchte an. Er klingt in einer Zeit auf, in der Hunderttausende sich mit den um Urlaub und Ferienglück kreisenden Sommergedanken tragen und sich im Geiste schon vom Seewind durchpusten lassen oder von hoher Bergesspitze in dunstige Täler herabblicken.

Aber jene Wochen und Monate, in denen Millionen von Arbeitern und Angestellten der Stadt, von kinderreiche» Familien ausspannen und einmal so recht von Herzen fau­lenzen, enthalten für den Bauern eine Unsumme von Sor­gen und Arbeit. Auf dem Lande ringen der Bauer und seine keineswegs zahlreichen Helfer um die rechtzeitige Einbrin­gung des Getreides, aus dem das Brot für die achtzig Mil­lionen unseres Volkes im nächsten Jahre gemahlen und ge­backen wird. Es ist ein Ringen mit den Launen des Wetter­gottes, das durch den Mangel an Arbeitskräften nur um so bitterer und hartnäckiger durchgestanden werden muß.

Licht und Schatten sind also in den Hochsommermonaten zwischen den Teilen des deutschen Volkes ungleich verteilt. Es ist nur zu natürlich, wenn schon jetzt, an der Pforte des Hochsommers, Vorkehrungen zur Ueberbrückung dieser Kluft getroffen werden. Der Aufruf des Reichsjugendführers kam deshalb zur rechten Zeit. Er mahnt Eltern und Kinder zur Einteilung des Sommers, zur Aufteilung der Fe­rien und des Urlaubs. Es wird in den meisten Fäl­len nicht notwendig sein, auf das gemeinsame Ferienglück einer Familie vollständig zu verzichten. Durch vorsorgliche Planungen und entsprechende Rücksichtnahme läßt sich man­cherlei vereinigen: der Wunsch nach Urlaub und Ferien mit den Kindern und der Ruf des deutschen Bauern an unsere Jugend, beim Mähen und Binden der Garben, beim Aus­laden und Einfahren des Getreides mitzuhelfen.

Es gibt für Jungens und Mädchen aus der Stadt oft keine I schöneren Urlaubstage als auf dem Lande bei Verwandten oder Freunden, die ein Gut oder einen Bauernhof besitzen. Namentlich zur Erntezeit bieten solche Ferientage eine Fülle von glücklichen und schönen Stunden. Selbstverständlich ist der Ernteeinsatz der HI. keine Ferienspielerei. Mit dem ge-

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Donnerstag, den 22. Juni 1839

strömt zischertd durch die Bullaugen. Immer tiefer neigt sich der riesige graue Leib, zeigt im Kentern Schrauben und rote Unterwasserfarbe. Zwei Strudel aus den Schornsteinen schäumen noch einmal auf. Dann glätten sich die Fluten, und auf dem Wasser treiben zwischen Trümmern nur noch die Rettungskutter, die Mm Zeichen der Wehrlosigkeit weiße Flaggen gesetzt haben. Wenig später schießtKönig Albert" in die Tiefe. Der Kleine KreuzerBrummer" sinkt.

Jetzt wird auch der völlig überrumpelte Engländer leben­dig. Auf den wenigen im Hafen anwesenden Bewachungs- sahrzeugen laufen die Besatzungen hin und her, schreien auf­geregt durcheinander, schießen in sinnloser Wut auf die Boote und die im Wasser treibenden Schiffbrüchigen 9 Tote und 16 Verwundete find die letzten Opfer der deut­schen Flotte. Doch die schmachvolle Unritterlichkeit britischer Offiziere und Matrosen vermag den Untergang der schon so sicher gewähntenKriegsbeute" nicht aufzuhalten.Moltke", Kronprinz Wilhelm",Kaiser",Großer Kurfürst", Prinzregent Luitpold",Dresden",Seydlitz",Köln", Kaiserin",König",von der Tann",Bremse",Bayern", Derfflinger" nacheinander verschwinden sie im selbst­gewählten Wellengrab.

Das inzwischen durch Funkmeldung benachrichtigte Linien­schiffgeschwader braust mit äußerster Kraft heran. Zu spät! Nur das LinienschiffBaden", die Kleinen KreuzerEm­den",Frankfurt" undNürnberg" sowie vier von den ins­gesamt 50 Torpedobooten können in sinkendem Zustande aus Land geschleppt werden, während 3.50 UhrKarlsruhe", 1.45 UhrMarkgraf" und um 5 Uhr nachmittags als letztes Schiff der Große KreuzerHindenburg" mit wehender Kriegsflagge untergehen.

Am anderen Tag wird Admiral von Reuter mit seinen Offizieren aufs englische Flaggschiff befohlen. Bewacht von Seesoldaten mit aufgepflanzten Seitengewehren, stehen die Männer auf dem Achterdeck und hören die haßerfüllten Worte des englischen Eeschwaderchefs, der ihr mutiges Han­deln mit häßlichsten Worten schmäht. Die deutschen Offi­ziere stehen stolz erhobenen Hauptes; in ihren Herzen lebt das Glücksgefühl, die Flagge rein und fleckenlos erhalten zu haben, getreu dem Fahneneid, den sie aus diese Flagge einst geschworen.

Scapa Flow war die Todesstunde der deutschen Flotte, ein Lichtblick im Dunkel jener trüben Tage, Kühne, wackere Tat, Geist von jenem Geist, der auch heute wieder die Be­satzungen auf den Schiffen unserer jungen Kriegsmariu« beseelt.

Kleine Nachrichten

Ehrung Hans Watzliks bei der Prager deutschen Knltur- woche. Im Festsaal des Deutschen Hauses zu Prag wurde am Freitag irr Rahmen der deutschen Kulturwoche dem Böhmerwald-Dichter Har-- Watzliks der Eichendorff-Preis des Jahres 1939 verliehen.

Feuer in einer französischen Pulverfabrik. Im Vaum- wokl-Lager der Pulverfabrik von Angoulöme ist am Diens­tag Feuer ausgebrochen. Das etwa 150 Meter lange Ge­bäude, in dem die Baumwollvorräte der Pulverfabrik un- lergebracht sind, brannte nieder. Die Baumwollvorräte wurden vernichtet.

Hilfe für die Opfer des Eisenbaheunglücks. Reichsstatthal­ler und Gauleiter Konrad Henlein hat aus der Aufbau­umlage des Stillhaltekommissars für Organisationen im Sudetengau nach einer Meldung derZeit" den Betrag von 50 000 NM. zur ersten Hilfeleistung für die bei der Boden­bacher Eisenbahnkatastrophe Verunglückten und der Hinter­bliebenen gestiftet. Mit der Durchführung der ersten Hilfe­leistung beauftragte der Gauleiter den Amtsleiter für Volkswohlfahrt, Gauamtsleiter Dr. Albin Friedrich.

die Ernte

tegentlichen Helfen beim Ausladen und Bündeln, mit dem Mitfahren auf dem hochbeladenen, schwankenden Erntewa­gen ist es nicht getan. Die Bauern brauchen systematische und kräftige Hilfe. Sie werden ihrerseits bereit sein, die junge Mannschaft in die erstenGeheimnisse" und Hand­griffe ländlicher Arbeit einzuweihen und damit den Grund­stein für Werbung und Schulung geeigneten Vauernnach- rvuchses zu legen. Weizn das Wetter günstig bleibt, gibt es eine gute Ernte. Um so lauter klingt der RufFerien für die Ernte!" Gemeinsam mit Bauern, Arbeitsmännern und Soldaten sichern in diesem Jahr unsere Jungen und Mädel Deutschlands Ernährung.

Aus dem GerichLssual

Zuchthaus und Sicheruugsverwahruug filr einen Abtreiber Stuttgart, 20. Juni. Das Schwurgericht Stuttgart verurteitte in zweitägiger nichtöffentlicher Verhandlung de« 53jährigen ge­schiedenen Leonhard Regner aus Ludwigshafen a. Rh., wohn­haft in Stuttgart, wegen sechs vollendete» und 23 versuchter Verbrechen der Abtreibung zu neun Jahre« Zuchthaus, fünf Jahren Ehrverlust und Sicherungsverwahrung. Der Angeklagte hatte seit mindestens zehn Jahren gegen eine Entlohnung von 35 bis 100 RM. Verbrechen gegen das keimende Lebe« begangen. Die in der Anklage aufgeführten Fälle sind nur ein Ausschnitt aus dem Verbrecherleben des Angeklagten. Die Kriminalpolizei stellte 57 Frauen und Mädchen fest, an denen Regner, zum Teil mehrfach, verbotene Eingriffe vorgenommen hat. Eine große Zahl weiterer Fälle find vermutlich nicht zur polizeilichen Kenntnis gelangt. Insgesamt verdiente Regner soweit feststell­bar, über 2000 RM. mit seinem verbrecherischen Treiben, das sich auf Stuttgart, Eßlingen und zwei Ortschaften in den Krei­sen Backnang und Göppingen erstreckte. Straferschwerend für de» Angeklagten war der Umstand, daß er einen großen Teil seiner Klientinnen unter dem Vorwand ärztlicher Untersuchung sexuell «usnützte. Die Frauen und Mädchen, die seineDienste" in An­spruch nahmen, werden in besonderen Strafverfahren abgeurteilL werden.

Eiftmordoersuch an der Ehefra»

Kempten, 20. Juni. Das Schwurgericht Kempten verurteilte am Montag den getrennt lebenden, 43 Jahre alten Valentin Keller aus Kempten wegen eines Verbrechens des versuchten Mordes zu sechs Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust. Der Angeklagte lernte im Jahre 1920 eine geschiedene Frau kennen, mit der er ein Liebesverhältnis einging, obwohl er da­mals selbst verheiratet war. Um die Geliebte heiraten zu kön­nen, faßte Keller den Entschluß, seine Ehefrau auf gewaltsame Weise zu beseitigen. Er schüttete einer Medizin, die seine Frau damals nehmen mußte, Schwefelsäure zu. Die Frau entdeckte aber rechtzeitig den ruchlosen Anschlag auf ihr Leben, so daß der ver­brecherische Plan des Mannes scheiterte , ,