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Raaolder Tagblutt »Der Gesellschafter"
Dienstag, den 2V. Juni 1933
Aus dem Gerichtssaak
Zuchthaus für einen „galanten" Kavalier
Freidurg, 1L. Juni. Die Gutgläubigkeit eines Mädchens nutzt« 'der 38jährige Franz Vaas aus Weildorf (Amt Ueberlingen) in ganz gemeiner Weise aus. Der .„feine" Kavalier war keineswegs damit zufrieden, daß ihm seine „Braut" ihre ganzen Ersparnisse aushändigte, sondern ließ von ihr einen Wechsel unterschreiben, den sie natürlich später selbst einlösen muhte. Das Sparbuchguthaben erschwindelte sich Vaas ebenfalls und fälschte einen Ueber- eignungsschein mit dem Namen seiner Geliebten. Zu diesen Taten gesellten sich noch eine Reihe weiterer Betrügereien. Die Erste Grohe Strafkammer des Landgerichts verurteilte Vaas zu einer Zuchthausstrafe von dreieinhalb Jahren.
Freiburg, 17. Juni. (Amtsunterschlagung.) Die 1. Große Strafkammer des Landgerichts Freiburg verurteilte den 54jährigen Eugen Hildenbrand wegen Amts- , Unterschlagung zu acht Monaten Gefängnis. Der Verurteilte ^ war bei der Stadt Freiburg als Eeldeinzieher beschäftigt. Bei einer größeren Firma quittierte er über die tatsächlich vereinnahmten Beträge, lieferte aber weniger Geld ab und .fertigte falsche Durchschläge an. Auf diese Weise hat Hildenbrand im Laufe eines Jahres rund 1000 RM unterschlagen.
Lörrach, 17. Juni. (Unterschlagung.) Auf recht gemeine Weise hat der schon zweimal vorbestrafte I. Bär aus Bregenz arme und bedrängte Volksgenossen hinter- gangen. Bär hatte das Schreinerhandwerk an den Nagel gehängt und sich schon geraume Zeit als Heilkundiger betätigt. Mit seinem Gewerbe nahm er es aber wenig ernst und da er in dauernden Geldnöten war, scheute er sich nicht, Geld, das ihm zum Kauf von Medikamenten von seinen Patienten gegeben worden war, einfach für sich zu verbrauchen. So hatte er acht Personen um den Betrag von 66 RM. gebracht und in einem anderen Falle für seine Medizin, die nur 6 RM. wert war, 9.50 RM. verlangt. Bär wurde wegen Betrugs im Rückfall zu einem Jahr und zwei Monaten Gefängnis verurteilt.
Aus Motorradleidenschaft zum Betrüger geworden
Lörrach, 17. Juni. Das in Lörrach tagende Schöffengericht Freiburg hatte sich mit einigen Betrugsfällen zu befassen. Nicht uninteressant war der Fall des 29 Jahre alten Johann A. aus Lörrach, der sich als ein ausgesprochener Motorradnarr bezeich- ! nete und seine Leidenschaft für das Motorradfahren so wenig I 'zügeln konnte, dah er schließlich auf Abwege geriet. Durch Vor- - spiegelung eines starken Kaufinteresses hatte er sich aus privater Hand einen Filmapparat im Werte von 600 bis 709 RM. zur s Probe aushändigen lassen und diesen, ohne auch nur einen Pfen- s nig bezahlt zu haben, gegen das heiß begehrte Motorrad ein- i ! getauscht. Auch eine Schreibmaschine im Werte von über 209 RM. erschwindelte sich der Angeklagte, um mit deren Verkauf seine durch das Motorrad stark gestiegenen Ausgaben bestreiten zu können. Aber immer noch war für das Motorrad ein Betrag von 9S RM. zu bezahlen. Die gestellte Frist zur Zahlung war- s tete aber A. nicht ab, sondern verkaufte die Maschine, um sich ! wieder Geld zu verschaffen. Obendrein entwendete er aus der Fabrik, in der er arbeitete, u. a. zwei Elektromotore im Neuwert von 60 bis 70 RM. Mit A. waren noch zwei Personen, die sich durch Gutmütigkeit in die Schwindelmanöver des A. ! hatten hineinziehen lassen, angeklagt. Das Gericht verurteilte s A. zu einem Jahr und zwei Monaten Gefängnis. Von den bei- ' den Mitangeklagten wurde einer freigesprochen, der zweite er-^ ! hielt zwei Wochen Gefängnis. ' ' .
Karlsruhe, 17. Juni. (Amtsanmaßung.) Durch ^ die 3. Große Strafkammer des Landgerichts Karlsruhe ^ wurde der 21 Jahre alte ledige Walter Moll aus Brötzingen wegen Amtsanmaßung und Erpressung zu 1^ Jahren Ge- ' fängnis verurteilt. Der Angeklagte hatte als angeblicher Kriminalkommissar im Spätjahr des letzten Jahres mehrere leichtgläubige und ängstliche Zeugen durch die Drohung mit Verhaftung und Haussuchung unter Druck gesetzt und 220 RM. erpreßt. !
Weingarten, 17. Juni. (Jetzt Weingarten (Bali e n.) Durch Erlaß des Reichsstatthalters wurde mit Wirkung vom 1. Juli 1939 ab der Name der Gemeinde Weingarten im Landkreis Karlsruhe in Weingarten (Baden) abaeändert.
Lörrach, 18. Juni. (Ausstellun g.) Unter dem Leitgedanken „Neues Schaffen im Web- und Rebland" wird im Rahmen der Veranstaltungen des Kreistages eine Ausstellung gezeigt, die sich zur Aufgabe gestellt hat, in einem verhältnismäßig kleinen Gebiet unter Beteiligung aller einschlägigen Eewerbezweige und kultureller Organisationen einen eindrucksvollen und lebendigen Leistungsbericht zu geben. Die Ausstellung umfaßt insgesamt 130 Aussteller.
Roman von Klara Haidhausen.
Urheberrechtsschutz durch Verlagsanstalt Manz, Negensburg. 75. Fortsetzung und Schluß. Nachdruck verboten.
Ein bißchen bang ist mir schon, nun das Manuskript fertig vor mir liegt und ich es der Oeffentlichkeit übergeben soll. Ein Roman voll soviel himmelblauer Liebe und unkomplizierter Glückseligkeit — ohne atemraubende Abenteuerlichkeiten, ohne nervenaufpeitschende Katastrophen und weltbewegende Ereignisse, ohne Ehekonflikt und Selbstmordversuch, ja sogar ohne kohlpechrabenschwarzen Bösewicht — ob man so etwas wird lesen wollen? Wahrscheinlich bin ich fünfzig Jahre zu spät auf die Welt gekommen!
! Immerhin — wer nicht wagt gewinnt nicht und so über- 'geLe ich denn das älteste — wohl einzige „Kind meiner Muse" dem hoffentlich nicht allzustrengen Urteil der Leser, i- Und da ich hoffe, daß doch einige darunter sein werden, die die Menschen, die ich ihnen schilderte ein bißchen lieb gewinnen, darf ich wohl noch mit ein paar Zeilen sagen, ' wie es heute um dieselben steht.
In der Eüntherschen Kinderklinik in Luzern nein sie ; heißt nicht Eünthersche und ist auch nicht in Luzern — es
> ist wohl an der Zeit, das zu sagen. Die Diskretion hat mich gezwungen, manche Orts- und Namensänderungen vorzunehmen — ich bitte dafür herzlich um Generalabsolution. ' In der N.N.schen Kinderklinik in N. also wirken Franz -und Ditha Hormann treu vereint, eins des andern Stab -und Stütze, zum Segen der leidenden Menschheit. Ueber dem -Eingang ihres Hauses aber steht in unsichtbaren Lettern das Igoldene Wort: Hier wohnt das Glück! Ein Glück, wie es nur .ganz reifen und ganz guten Menschen beschieden sein kann. fiZwei Kinderchen wachsen ihnen heran — die dreijährige Ilse, mein Patenkind, ein blondlockiges, blauäugiges Sonnenmenschlein, das Ebenbild der Mutter. Und der einjährige
> Achim, der Stolz der Familie und nicht minder seines Paten» . des Herrn GesandtschaftsattachSs Achim von Friede!.
Rickenbach (Hotzenwald), 17. Juni. (F u ch s s ch a d e n.) Auf dem Hotzenwald häufen sich die Klagen über das vermehrte und äußerst räuberische Auftreten der Füchse. Schwer geschädigt wurde dieser Tage die Besitzerin eines hiesigen Hofes. Aus deren gut geschlossenen Hühnerstall hatte der - rote Räuber sämtliche 32 Hühner und den Hahn geholt.
! Die Frau hat damit ihren ganzen Bestand eingebüßt, der ! aus nur einiäbriaen Hübnern bestand.
? Rauenburg, 18. Juni. (Motorradfahrer verun» ! glückt.) Auf der Fahrt nach Wiesloch gerieten die beiden ! Brüder Oestringer aus Rettigheim mit dem Motorrad aus i der Fahrbahn und wurden in den Straßengraben geschleu- ! dert. Die Schwerverletzten fanden Aufnahme in der Heidel- ! berger Klinik, wo der jüngere 25jährige Bruder nach weni- l gen Stunden starb, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zn ! haben. Er hinterläßt Frau und zwei kleine Kinder.
Freiburg, 17. Juni. (75Jahre FeldbergerHof.) Am 20. Juni 1864 wurde das „Gast- und Kurhaus Feld- ! berg" feierlich eingeweiht. Es wurde mit einem Kostenaufwand von 19 000 Gulden von- 20 Menzenschwander Bürgern erbaut, da schon damals der Feldberg ein beliebtes Wanderziel war und die bewirtschafteten Viehhütten keine ausreichende Unterkunft boten. Der Zufall wollte es, daß wenige Tage vor der Einweihung in Freiburg der Schwarzwaldverein gegründet wurde. Nach der Eröffnung der Höllentalbahn entwickelte sich der Wanderverkehr, zu dem seit 1891 der Wintersport hinzutrat, so stark, daß zu den ursprünglich 18 Gastzimmern in einem Anbau weitere 40 Zimmer erstellt wurden. Heute zählen der Feldberger Hof und das 1899 erbaute Turmhotel 279 Fremdenbetten und mehrere Massenquartiere.
Donaueschingen, 17. Juni. (Goldene Hochzeit.) Am 19. Juni können Fürst Max Egon zu Fürstenberg und Fürstin Irma die Goldene Hochzeit feiern. Aus diesem Anlaß wurde von der Stadtverwaltung ein neuer Brunnen der Oeffentlichkeit übergeben. Der Fürst steht im 76. Lebensjahr und die Fürstin im 72.
Der Stand der Maul- und Klauenseuche
Die Maul- und Klauenseuche herrscht in Württemberg nur noch in wenigen Viehbeständen. Es muß mit allen Mitteln versucht werden, sie vollends zu tilgen und damit insbesondere die schweren Hemmungen in den landwirtschaftliche« Betrieben, wie sie bei Verseuchung auch nur eines einzelnen Gehöfts für die ganze Gemeinde durch die Sperrmaßnahmen zwangsläufig entstehen, zu vermeiden. Hierbei in seinem Teile mitzuwirken, ist für jeden Viehhalter vaterländische Mlickck.
Letzter Kurzbericht zum
Fall Facius
Gina von Facius erfährt völlig unerwartet von dem an ihrem Bruder im Jagdrevier verübten Morde. Zwischen ihm und ihrem Verlobten Heinold v. Rögg bestand einige Zeit ein gespanntes Verhältnis, über dessen Ursache jedoch niemand Bescheid weiß. Durch diesen Umstand und durch die unab> streitbare Tatsache, daß v. Rögg am Mordtage gleichfalls auf der Jagd war, fällt der Verdacht einzig und allein aus ihn. Er wird in Haft genommen, trotzdem er wiederholt seine Unschuld beteuert. Die Verlobte verliert den Glauben an ihn und erstattet ver Behörde eingehenden Bericht. — Durch die Erledigung der Erbangelegenheiten muß Gina v. Facius die traurige Wahrnehmung machen, daß sie ihr Bruder in finanziellen Sachen hintergangen hat und daß er dem Spiele verfallen war. Gina bespricht sich mit der Behörde, wodurch der Fall Facius Aufklärung und glücklichen Ausklang findet.
Es ist bekannt, daß durchgeseuchtes Vieh noch inonätelang den Ansteckungsstoff ausfcheiden und, mit anderem. Klauenvieh zusammengebracht, dieses anstecken kann. Tatsächlich find di« Reuverseuchungen der letzten Zeit meist auf Einstellung von frisch erworbenen Tieren zurückzuführen. Es ist daher die Neneinst e l l u n g von Klauentieren tunlichst zuunterlassen. Läßt sich eine Neueinstellung ausnahmsweise nicht umgehen, so ist darauf zu achten, daß für verseucht gewesene Gehöfte nur nachweislich durchgeseuchtes Vieh und für nicht verseucht gewesen« Bestände nur nachweislich unverseucht geblieben« Tiere erworben werde».
Besonders gefährlich und daher auf alle Fälle zu rnrterkasse» ist der Zukauf von Vieh, dessen Herkunft nicht bekannt ist oder das aus anderen deutschen Landesteilen eingeführt wurde, weil bei der Verschiedenartigkeit des Ansteckungsstosfes mit der Möglichkeit gerechnet werden mutz, daß ein anderer, in Württemberg bisher nicht ausgetretener Ansteckungsstoff eingeschleppt und zu einem neuen Seuchenzug Veranlassung bieten kann, wie es nach einer Pressemitteilung in einem Teil Deutschlands der Fall zu sein scheint.
Im übrigen hat jeder Viehhalter, insbesondere aber derjenige, der glaubt, auf Neueinstellung von Vieh bis auf weiteres rticht verzichten zu können, die Pflicht, unter Berücksichtigung vorstehender Erfahrungen in den kommenden Monaten sein Vieh einzeln täglich wiederholt zu besichtigen und auf Anzeichen der Maul- und Klauenseuche zu beobachten. Zeigen sich Erscheinungen wie Appetitlosigkeit, Fieber, Hochheben einzelner Füße oder gar Blasen am Flotzmaul, Nasenspiegel, Euter, so ist sofort (nicht erst nach Stunden oder noch später) Anzeige beim Bürgermeister oder unmittelbar beim zuständigen Oberamtstierarzt (ReKe- rungsveterinärrat) zu erstatten und die Abgabe von Milch alsbald einzustellen. Die amtstierärztliche Untersuchung nach der Anzeige ist kostenlos.
Gewinnauszug
2. Klasse 1. Deutsche Reichslotterie
Ohne Gewähr Nachdruck verboten
Auf jede gezogene Nummer sind drei gleich hohe Gewinne gefallen, und zwar je einer auf die Lose gleicher Nummer in den drei Abteilungen I, II und III
2. Ziehungstag 17. Juni 1939s
3 Gewinne zu 23 000 RM. 386770
6 Gewinne zu 5000 RM. 3 Gewinne zu 4000 RM. 6 Gewinne zu 3000 RM. 3 Gewinne zu 2000 RM. 27 Gewinne zu 1000 RM.
48383 288484 187430
142437 310228 77822
278943" 236265" 327440 ^33W37^ 204843
,-AjEewinne zu 500 RM. 2110 41133 38404 67671 138762 140540 164379 182862 19S283 201010 211101 211785 213286 246664 WON 388670 WZN 366748 ^042 360603 374127
203947 226022 244380
Zu 200 RM. 4623 24081 26518 31227 31372 3S22S 41939 48642 32957 37180 63534 66904 68703 68901 74393 78773 90020 90465 952S6 97828 96229 100484 101594 104398 109477 112162 114118 117022 122017 122672 124084 124885 123994 1262S0 132244 133168 144883 149708 130422 134791 162689 164472 168265 173239 180676 183493 190086 191437 192650 196015 197167 201092 215933 219488 222942 223763 226002 232194 238294 255305 260637 263618 267052 269143 280637 281808 283131 265386 286133 287460 287300 291836 294217 304999 307727 321687 322024 324373 339547 348135 349330 349395 350735 360517 365230 366953 368213 379063 379283 361172 384824 335762 386643 389243 393301 394964 3977SS Außerdem wurden 531 Gewinne zu je 150 RM. und 6546 Gewinne zu je 90 NM. gezogen.
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden gezogen
3 Gewinne zu 50000 RM. 396592 3 Gewinne zu 6000 RM. 364474 3 Gewinne zu 4000 RM. 309927 3 Gewinne zn 3000 RM. 217694
12 Gewinne zu 2000 RM. 10019 120349 170292 240456 21 Gewinne zn 1000 RM. 21965 60917 216111 238038 269781 266307 326404
78 Gewinne zu 500 RM. 9251 15252 37786 87645 89452 122220 132773 166100 210175 213777 226417 229068 237362 243249 245334 272763 276291 296839 300139 304060 313357 316621 334745 361405 391062 396163
316 Gewinne zu 200 RM. 2259 2362 3852 16599 20186 2069S
21265 24635 27493 33679 34065 358S3 36604 36092 43304 45391 49864 83006 67244 90626 91502 99342 103198 103326 103581 105035 105625 107147 108076 115034 116168 132798 138863 145297 146771 152062 166658 160031 161604 164364 172662 174725 160534 162798 166568 195870 200119 204419 206266 210891 211052 212853 213167 215679 217742 221823 222774 223260 224994 228297 230044 232439 232736 236835 242628 240019 249762 252188 255336 257967 268562 263154 270500 274687 275160 277494 279918 280963 283323 268759 294894 301290 306302 306432 313269 316212 316563 319921 322548 328602 329735 329994 341602 343222 356013 360142 361092 370265 373531 379389 361101 392240 393347 395240 395763 Außerdem wurden 564 Gewinne zu ie 150 RM. und 6498 Gewinne zn je 90 RM. gezogen.
Die Ziehung der 3. Klasse 1. Deutsche Reichslotterie findet aM 11. und 12. Juli 1939 statt.
Ja, Herr von Friede! hat sich der diplomatischen Laufbahn zugewendet und ist seit dreiviertel Jahren einer deutschen Botschaft in Südamerika zugeteitt. Seinen Briefen nach hat er sich außerordentlich gut dort eingelebt, was wohl nicht zum geringsten Teil a conto der temperamentvollen, dunkelschönen Südländerinnen gehen dürfte. Freilich — daß es einem Paar solcher Glutaugen gelingen wird, das Herz Herrn von Friedels zu dauerndem Mitglühen zu entflammen, glaube ich nicht. Denn die tiefste Sehnsucht seiner Seele gilt nicht dem lodernden Brand einer Leidenschaft, sondern der stillen, steten Flamme eines echt deutschen Herdes. Und die Frau, die ihm dieses heilige Feuer einmal hüten soll, die wird dem Bilde gleichen müssen, das er auch heute noch als schönstes, deutsches Frauenbild im innersten Herzen trägt: Ditha.
Daß auch die kleine Lore und Gert Römer ein recht glückliches Ehepaar geworden sind, versteht sich von selbst
— etwas anderes dürfte am Schluß eines solchen Romans ja nicht stehen. Darüber, daß gewisse langschnäbelige Vögel noch immer einen großen Vogen um das Doktorhaus von B. machen, grämen sie sich vorerst nicht. Lore hat in den freien Stunden, die ihr die häuslichen Pflichten lasten, überreich damit zu tun, ihren Mann nach allen Regeln der Kunst zu verwöhnen und Gert findet es viel zu hübsch, so umsorgt und verhätschelt zu werden, als daß er es nicht erwarten könnte, seine Lore mit anspruchsvollen Babies teilen zu müssen. Davon, daß die Zeit noch kommen wird, wo Helles Kinderlachen die weiten Räume ihres Hauses füllen und durch die verschlungenen Wege des Gartens jauchzen wird, sind sie beide felsenfest überzeugt. In dieser frohen Gewißheit fühlen sie sich jung genug, geduldig auf diese letzte Erfüllung ihrer schönen Ehe warten zu können.
— Wahrhaft rührend ist es zu sehen, mit welch behutsamen, beseelten Händen Lore Haus und Garten pflegt. Ich glaube, sie fühlt sich in ihrer dankbaren Pietät nie eigentlich als die unumstrittene Herrin darin, sondern vielmehr immer noch als die treue Verwalterin dessen, was einst Franz Hormann und seiner Mutter teuer war.
Daß diese Mutter sich nicht entschließen konnte, ihre Räume auch weiterhin in Besitz zu halten und als dauernder, liebster Gast im Doktorhaus zu bleiben, war für Lore ebenso schmerzlich gewesen wie für Franz und Ditha die Eröffnung, daß Frau Hormann sie nicht nach N. begleiten würde. Aber die alte Dame hatte allen Bitten und Bestürmungen ein gütiges, festes Nein entgegengesetzt. „Nein, Kinder! Ich werde gern als Gast bei Euch sein, solange meine Gesundheit es erlaubt — bald hier, bald da und am allerliebsten dort," — sie hatte den beiden jungen Bräuten zugelächelt — „wo man mich gerade brauchen kann. Aber mehr dürft ihr nicht von mir verlangen. Nun Franz mich nicht mehr braucht, laßt mich meine alten Tage dort verbringen, wohin mein Herz mich zieht: in der Nähe meiner Toten."
So ist sie denn mit der alten treuen Martha nach München gezogen, in ein hübsches Häuschen in der Nähe des Waldfriedhofes, wo sie auf ihrem täglichen Spazierweg das Grab des toten Gatten besuchen und sich im stillen Totenhain den beiden Söhnen, die draußen in Feindeserde ruhen, nahe fühlen kann. Es ist etwas unendlich Schönes, Friedvolles um dieses Altern. Noch so fest mit beiden Füßen auf der Erde stehen, sich noch mit solch jungem Herzen freuen können an allem, was das Leben schön und lebenswert macht — und dabei doch mit soviel sicherem Frieden innerlich schon losgelöst sein von allen Ketten, die zur Erdenschwere zurückziehen, bereit jede Stunde dieses Leben in des Schöpfers Hand zurückzugeben — wer das auch einmal könnte! —
So bin ich nun zum Schluß gekommen. Lebt wohl für heute, Ihr Freunde, deren Lebensweg diese Blätter eine Strecke weit begleitet haben und habt Dank, daß ich von Euch erzählen durfte!
Lebt wohl aber auch Ihr, die Ihr in treuem Mitgehen und Mitlesen meinen Freunden und vielleicht auch mir Freund geworden seid!
Ich grüße Euch alle, alle von ganzem Herzen.
, Ilse Lindner»
Ende.