5. Seite Nr. 141

Nagolder Tagbl«tt »Der Sesrlllchaster

Dienstag, den 2V. Juni 1939

Warngeheol Wer TschmOing

Besuch im Hauptquartier der chinesischen Zentralregierung

Die MUlionenstadt in wenige« Monate« verdreifacht

Von den gegenwärtigen Verhältnissen in der jetzigen chi­nesischen Hauptstadt Tschungking gibt der Bericht eines fran­zösischen Korrespondenten ein anschauliches, wenn auch leicht schön gefärbtes Bild.

Vor mehr als sechzehn Monaten mutzte die chinesische Zen­tralregierung nach dem Fall von Hankau nach einem ande­ren Regierungssitz Umschau halten. Ihre Wahl fiel aus Tschungking, einer in der Provinz Szetschuan gelege­nen Erohstadt, die damals rund eine Million Einwohner zählte. Diese Stadt lag damals nochweitab vom Schutz", in der Luftlinie etwa 800 Kilometer von Hankau entfernt. Hier sollte der neue Widerstand gegen die siegreich vordrin­genden japanischen Armeen organisiert werden.

Wie Hankau liegt Tschungking am Jang-tse-kiang. Als Handelsmittelpunkt der Provinz Szetschuan besorgte sie frü­her die Warenverteilung nach der im Süden gelegenen Pro­vinz Kueitschau, nach Hünnan und nach Osttibet. Nun wurde sie aus einmal der Zentralpunkt des chinesischen Wi­derstandes. In wenigen Monaten verwandelte sich ihr Bild völlig. War die eine Million zählende Einwohnerschaft Tschungkings schon bisher auf engstem Raum zusammenge­drängt, so ergab sich nun in kurzer Zeit eine so gewaltige Zusammenballung von Menschen, wie sie selbst für China ! bisher kaum vorstellbar war. Der Leib der Stadt schwoll auf. Tausende von Flüchtlingen aus den von Japan bereits besetzten oder gefährdeten Provinzen strömten Tag für Tag in die Stadt am Jang-tse-FIutz. In den Straßen staute sich der Verkehr. Die Häuser und Hütten füllten sich bis zum letzten Platz. Die Hotelzimmer wurden zu Massenquartie­ren. Es ging nicht mehr darum, allen Menschen ein Bett zur Verfügung zu stellen, sondern nur dafür zu sorgen, daß sie überhaupt ein Dach über dem Kopf hatten.

Nach zuverlässigen Schätzungen soll Tschungking heute rund drei Millionen Einwohner zählen. Das ist also das Dreifache der Zahl vor eineinhalb Jahren. In der Stadt haben sich sämtliche Ministerien der Zentralregierung nie­dergelassen, sämtliche zivilen und militärischen Verwal­tungsbehörden. Truppen sind in Tschungking und seiner Umgebung konzentriert, um für den weiteren Kampf aus­gebildet zu werden. Flüchtlinge und Verwundete bevölkern zu Tausenden die Straßen und der Zustrom hält weiterhin Tag für Tag an.

Auf den ersten Blick bietet die Stadt dem Fremden das Bild eines völligen Chaos, ein Eindruck, der sich später als irrig erweist. Hinter allem, was geschieht, wird eine pla­nende Hand sichtbar. Wenn die Zustände auch nicht mit nor­malen Verhältnissen verglichen werden können, so bezeugt doch die wenn auch provisorische Unterbringung eines Menschenstroms von zwei Millionen und ihre Ernährung eine beachtenswerte Organisationskunst. Die Ministerien mutzten freilich darauf verzichten, sich in modernen repräsen­tativen Gebäuden einzurichten. Sie sind zu einem grotzen Teil in alten Tempeln untergebracht worden, die in aller Eile für den neuen Zweck hergerichtet wurden. Auf den Steilufern, die den Jang-tse-kiang begrenzen, wurden in wenigen Monaten Notwohnungen und Baracken aus dem Boden gestampft. Die Beamten und Angestellten haben aus Gründen der Platzersparnis ihre eigenen Wohnungen und Zimmer aufgeben müssen. Ihr Arbeitsraum ist zugleich Wohn- und Schlafraum geworden.

Auch in verkehrstechnischer Hinsicht sind in den letzten Mo­naten viele Neuerungen geschaffen worden. Die Regierungs­stadt, die noch vor wenigen Jahren nur eine einzige Stratze besaß es war die Schiffahrtsstratze den Jang-tse-kiang abwärts, ist jetzt mit allen wichtigen Städten Restchinas auf das engste verbunden. Flugzeuge stellen dabei eines der hauptsächlichsten Verkehrsmittel dar. In der Stadt selbst wurden fünf neue Stratzen gebaut, in denen jetzt täglich 10 000 Verkehrs- und Lastwagen zirkulieren. Nach aus­wärts führen Flugstrecken nach Hanoi in Französisch-Jndo- china nach Yünnan-fu. Mandalay und Sian. Tausende von

Kulis arbeiten daran, die Stadt auch durch drei Eisenbahn- > linien mit den wichtigsten Städten Restchinas zu verbinden, > Projekte, die in zwei Jahren verwirklicht sein sollen. i

Das Auffallendste aber, was der Stadt ein typisches Ge­präge gibt, ist, daß in ihr sich zwei grundverschiedene Welten begegnen: das alte traditionsgebundene China und die neue Welt der Technik. In den engen gewundenen Stratzen, durch die Kulis eiligen Laufes ihre Sänften tragen, dröhnt das Hupen modernster Autos. Flugzeuge brummen über der Stadt, in der das Trinkwasser durch Wasserträger in die einzelnen Häuser geschafft werden mutz. Chinesen eilen durch die Stratzen, die nach der neuesten europäischen Mode gekleidet sind, dazwischen watscheln Frauen, die sich wegen ihrer nach alter Tradition verstümmelten Füße nur hum­pelnd vorwärts bewegen können.

Daß in diesem Gewirr von drxi Millionen auf engstem Raum zusammengedrängter Menschen dennoch ein Befehl regiert, wird deutlich, wenn die Alarmsirenen ihr Warn­geheul anstimmen. In wenigen Minuten sind dann die Stratzen leer. Die Menschen fluten, angetrieben von Polizi­sten, die den Revolver gezogen haben, in die engen Häuser hinein. In diesen Minuten der Angst und des Schreckens gleicht Tschunking einer toten Stadt. Der Lärm, der in allen Städten Chinas viel lauter erdröhnt als in europäischen, ist auf einmal verstummt. Bis dann die Sirenen ankündigen, daß die Fliegergefahr vorüber ist. Kurz darauf bietet Tschungking das alte Bild einer von Lärm erfüllten, engen Großstadt, die durch das Gesetz des Krieges zu einem Rie- sen-Moloch aufgeschwemmt wurde.

Der Handel

ia den Fremdenkouzessione«

Geschichte der internationalen Niederlassungen Wer ge­winnt den Währungskrieg im Fernen Osten?

Die Blockade von Tientsin hat die ganze Welt in ihren Bann gezogen. Während allgemein die Absperrung der in­ternationalen Niederlassungen in dieser größten Hafenstadt Nordchinas auf politische Kampfmotive zurückgeführt wird, vergißt man allzuleicht die wirtschaftlichen Ursa­chen, die gleichfalls bei den japanischen Entschlüssen eine Rolle spielen. So hat ein Sprecher des japanischen Außen­ministeriums erklärt, ein Zweck der Blockade liege auch in der Ueberwachung der Währung. Diese Erklärung fand ihre Bestätigung in den Meldungen, wonach an den Straßen­sperren das Durchgangspublikum auf Zahlungsmittel un­tersucht wird und ungesetzliche Zahlungsmittel beschlag­nahmt werden. Nur wenn sich die ausländischen Banken zur Zusammenarbeit mit der unter Japans Einfluß stehende« nordchinestschen Zentralbank bereitfinden, kann mit einer Milderung der Absperrungsvorschriften gerechnet werden. Nichts erscheint mehr geeignet, den wirtschaftlichen Charak­ter der Absperrung der Fremdenkonzessionen von Tientsin zu unterstreichen als diese Nachrichten. Es ist eigentlich auch ganz natürlich, daß die Entwicklungen in Tientsin auf wirt­schaftliches Gebiet hinübergreifen, denn letzten Endes ent­standen die Fremdenniederlassungen und Vertragshäfen ja aus den Wunsch und das Drängen der handeltreibenden Kaufleute aus aller Welt.

Chinas Handel mit dem Ausland war bis 1838 auf Kan­ton beschränkt und wurde monopolisiert. Bis zum Frieden von Nanking im Jahre 1842 vollzog sich ein wirtschaftlicher Austausch auf dem Seewege über Kanton auch nur unter hemmenden Bedingungen. Auf dem Landwege über Mai­matschin gab es nicht weniger Hemmnisse. Erst als mit dem Opiumkrieg die Engländer die Oeffnung der ersten Handels­häfen erzwangen, änderte sich dieser Zustand. Im Laufe des 19. Jahrhunderts schloffen zahlreiche europäische Staaten dann Handelsverträge und Niederlaffungsverträge, durch die sich die handeltreibenden Nationen Europas Sonder­rechte in den wichtigsten chinesischen Handelsstädten sicherten. Dies war der Anfang der Geschichte der internattonalen Niederlassungen, um deren Bestand und Rechte seitdem viele Jahrzehnte bis auf den beutiaen Taa Mücken Jaoan.

Bestellt denGesellschafter"

China, Len europäischen und amerikanischen Nationen so heftig gerungen wird. Schon 1900 zählte China 33 Ver­tragshäfen. Zu ihnen sind später noch manche andere« Ha­fenstädte, namentlich im Innern des Landes, hinzugetreten.

Die internationalen Niederlassungen, die gegenwärtig von Japan zur Zielscheibe des Angriffs ge­macht werden, wurden von den nationalbewutzten Chinesen auch unter Marschall Tschiangkaischek stets als aufreizendes Beispiel für die Unterjochung und Bedrückung der Selb­ständigkeit angesehen und als solche bekämpft. Die Vor­rechte politischer und wirtschaftlicher Natur, die andere Na­tionen sich in chinesischen Hafenstädten verschafft und ge­sichert hatten, empfanden alle Chinesen stets als Demüti­gung. Immer wieder unternahmen sie deshalb den Ver­such, sie abzuschaffen bzw. in ihren Rechten einzuschränken. Die-Macht dazu reichte allerdings fast niemals aus. Was aber den Chinesen aus Machtlosigkeit niemals vergönnt war, nämlich die Frage der Fremdenrechte ernsthaft zur Debatte zu stellen, das greift nun Japan an Chinas Stelle auf. Es blickt dabei auf eine geschichtliche Tradition zurück. Auch dem Reich der ausgehenden Sonne wurde 1854 von den Vereinigten Staaten aufgezwungen, feine Häfen Shimoda und Hakodate und dann später bis 1869 Yokohama, Naga­saki, Niigata, Kobe und Osaka den Ausländern zu öffnen. Erst 1899 gelang es den Japanern, die Aufhebung der den Fremden in diesen Häfen zugestandenen Vorrech te dur chzu- setzen. ^

Es ist gewiß ein Treppenwitz der Wellpolitik, daß die Chinesen gegenwärtig gerade die von ihnen bekämpften in­ternationalen Niederlassungen zum letzten Stützpunkt ihres politischen und wirtschaftlichen Einflusses in den von Japan besetzten Gebieten ausersehen haben und mit Engländern, Amerikanern und Franzosen gegen den Vorstoß Japans Front machen. Man kann daran ermessen, bis zu welcher Tiefe die nationalen Leidenschaften und der Haß der An­hänger Tschiangkaischeks gegen Japan aufgerllhrt find. In Tientsin und weiter in ganz Nordchina kommt hinzu, daß ein furchtbarer Währungskrieg zwischen den streitenden Parteien entbrannt ist. Einer der Stützpunkte der chinesi­schen Währung, des sogenannten Standard-Dollars, sind die internattonalen Niederlassungen, namentlich die Konzession von Tientsin. Japan hat schon vor einiger Zeit gemeinsam mit der provisorischen Regierung in Peking neues Geld, den sogenannten Peking-Yuan in Umlauf gesetzt und die Be­völkerung angehalten, die Standard-Dollars Tschiangkai-^ scheks gegen den Peking-Yuan umzutauschen. Die auf diese" Weise in japanische Hände geratenen chinesischen Standard- Dollars wurden nach großen Finanzplätzen geschafft und dort gegen Devisen eingetauscht. Zwar zögert die Bevölke­rung Nordchinas mit dem Eintausch, da der neue Peking- Yuan nicht frei, d. h. nicht jederzeit gegen ausländische Währungen einwechselbar ist, wie der von den angelsächsi­schen Bankiers gestützte Standard-Dollar. Immerhin ge­lang es den Japanern dennoch, etwa die Hälfte der in den um Tientsin gelegenen nordchinestschen Provinzen umlau­fenden Standard-Dollar durch den Peking-Yuan zu verdrän­gen.

Welche Rolle die Erfordernisse dieses Währungs­krieges bei der Blockade von Tientsin spielen, das kann sich jeder leicht errechnen. Die von Japan für ungesetzlich erklärten Standard-Dollars können natürlich in der Frem­denstadt von Tientsin weiter als Zahlungsmittel verwendet werden. Der Peking-Yuan dagegen ist dort bei weitem nicht so begehrt, da er nicht ohne weiteres in wertvolle De­visen verwandelt werden kann. Die Absperrung und Devisen­kontrolle kann also den Japanern dabei helfen, den Wäh­rungskrieg erfolgreich sortzusetzen, indem sie dem chinesi­schen Dollar einen seiner letzten Stützpunkte rauben. Es spricht für die moralische Stärke der japanischen Position, daß sie das Banner einer selbständigen astatischen Wirt- schaftsgrotzmacht aufpflanzen konnte. Jede Beeinträchtigung der Fremdenrechte findet, auch wenn nationale Chinesen sie aus taktischen Gründen mißbilligen, doch stets ihre inner­liche grundsätzliche Zustimmung.

Zum erstemal auf Fahrt

Jugend lernt die Heimat kennen Reibungslose Durch­führung der Fahrt Die Elter« können unbesorgt sein

NSK. In diesen Wochen beginnt der neue Fahrtensom­mer der Hitlerjugend. Viele hunderttausend Jungen und Mädel ziehen nun wieder über die Straßen der Heimat, um auf Fahrt frische Kraft und neue Eindrücke zu sammeln, unter ihnen sind auch die Pimpfe und Jungmädel, die erst kurze Zeit in den Reihen der HI. stehen und nun zum erstenmal auf Fahrt mit den Kolonnen der Jugend gehen.

Das Wandern der Jugend ist heute kein planloses Herum­ziehen mehr, kein sinnloses Hin und Her, kein zielloses Freibeutern mit dem Rucksack und wildes Streifen durch die Gegend", das bei der Millionenzahl der heute wandernden Jugend auch leicht zu einer Landplage werden könnte, wie es das schon einmal gewesen ist, sondern ein in bestimmte Bahnen gelenktes Fahrtenwesen, das seine eigenen Gesetze entwickelt hat aus dem Wesen der Jugend und den bei den Fahrten vergangener Jahre gesammelten Erfahrungen.

Heute braucht keine Mutter mehr sorgend hinter ihrem Jungen herzuschauen, wenn er als Zehnjähriger stolz zum erstenmal auf Tagesfahrt geht, um sich die Schönheiten der Heimat und die Größe Deutschlands zu erwandern. Be­ruhigt können die Eltern ihn mit seinen Kameraden hin­ausziehen lassen, denn eine bis ins feinste entwickelte Or­ganisation sorgt mit umsichtiger Hand für sein leibliches Wohl. Das eigentliche herrliche Erlebnis der Fahrt aber mit ihren täglichen Wundern wird niemand seinen Kindern entgehen lassen wollen.

Der Junge, der da marschiert, weiß nichts von den langen sorgfältigen Vorbereitungen und Schwierigkeiten der Or­ganisation, die eine solche Fahrt im einzelnen erfordert. Aber schon der Vater ahnt ihre Vorzüge, wenn er weiß, daß die Fahrt für seinen Jungen auf Heller und Pfennig genau, sagen wir eine Mark und zehn, kostet und ihm nicht eine Phantafiesumme genannt wird, deren Stichhaltigkeit sich erst nach beendeter Fahrt Herausstellen soll. Schon Mo­nate vor Fahrtbeginn sitzen die verantwortlichen HJ.-Füh- rer über Pläne, Karten und Berechnungen gebeugt, planen und verwerfen, schreiben und rechnen, zeichnen und schließen Verträge ab. Sie zerbrechen sich den Kopf über die Strecken­führung der Fahrt, um nicht anderen Fahrtengruppen ins Gehege zu kommen, und kalkulieren zum hundertsten Male den Preis pro Kopf der teilnehmenden Jungen. Die Fahrt mutz dem Jungen wirklich etwas bieten, sie muß reibungs­los vonstatteu gehen und darf nicht zu teuer sein. Das sind Fragen, deren Löiuna mit der Grobe der Kakrtteilnekmior-

zahl immer schwieriger wird. Wenn sich nach tagesmüdem Marsch abends die Jugendherberge L für dieeigentlich" nur 20 Mann starke Gruppe, die aber auf 21 Jungen an­gewachsen ist, weil im letzten Augenblick noch ein Fahrt- .teilnehmer hinzukam, öffnet und der Herbergsvater doch gleich mit 21 Portionen warmen Essens anrückt, dann ist das der vorsorgenden Arbeiten des Fahrtführers zuzuschrei­ben, der nach den Erfahrungen der vergangenen Zeit mit allen Möglichkeiten und Zwischenfällen rechnen gelernt hat.

Vor Antritt der Fahrt mutz jeder Junge und jedes Mädel eine Gesundheitsbescheinigung vorlegen, um eins Beteiligung schwächerer Teilnehmer auszuschließen und körperliche lleberanftrengungen zu verhindern. Dann hält der Fahrtführer Ausrüstungsappelle ab, bei denen er vor «llem auf das vorschriftsmäßige PackenderTornister sieht, deren Gewicht nach den streng zu beobachtenden Vor-

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schristen der Reichsjugendführung für Pimpfe nicht mehr als 2,5 Kilogramm und für Hitlerjungen nicht mehr als 5 Kilogramm betragen darf. Da gilt es dann, auf engem Raum möglichst sinnvoll nur das Nötigste zu verstaue«. Neben demKulturbeutel", der die Mittel zur täglichen Körperpflege enthält, müssen eine Ersatzgarnitur Wäsche. Bade- und Turnhose, Schlaffack und Wetterschutz imAffen" untergebracht werden. Hier kann schon die Mutter in kluger Voraussicht helfend eingreisen. Im übrigen ist die Fahrten­gruppe stets zu erreichen, da die Fahrtstrecke vorher genau sestgelegt ist, so daß die Eltern ohne weiteres Post an die für die einzelnen Tagesabschnitte angegebenen Stationen nachschicken können.

Eine hervorragende Rolle auf der Fahrt spiM die Ver­pflegung. Kürzlich erst hat die Reichsjugendführung Lehrgänge für Lagerköche und Jugendherbergsmütter ab­gehalten, in denen den Teilnehmern von HJ.-Aerzten und Fachkräften der Ernährungswissenschaft theoretisch und praktisch die neuesten Unterweisungen in der modernen Küche gegeben wurden. Es ist klar, daß die Fahrt mit Mar­schieren, frischer Lust und täglich neuen Eindrücken ganz besonders stark auf den Appetit des Jugendlichen wirkt, und die Wachstumsreize eine dementsprechende Unterstützung durch eine gesunde, der Fahrt angepaßte Ernährung finden müssen. Ganz ausgeschaltet sind aus dem Fahrtprogramm selbstverständlich Nikotin und Alkohol, die im Jahre der Eesundheitspflicht zum besonderen Feind der Jugend erklärt worden sind. Gerade hier hofft die Hitlerjugend weit­gehende Unterstützung von seiten des Elternhauses im In­teresse der eigenen Kinder zu finden.

Was aber können die Eltern zum Gelingen einer Aahrt beitragen, wie können sie das Erlebnis der Fahrt für ihren Jungen oder ihr Mädel von sich aus vertiefen? Jeder grö- tzeren Fahrt geht von seiten der HI. eine Aufklärung vor­aus, die den Teilnehmer vorbereitend in das Wesen von Landschaft und Menschen des Fahrtenzieles einführt, um ihn nicht ohne alle Kenntnisse in ein geschichtlich und kul­turell interessantes, landschaftlich reizvolles oder durch die besonderen Sitten und Gebräuche charakteristisches Gebiet seiner größeren Heimat zu führen. Dies ist zum guten Teil aber auch SacheinnererVorbereitung jedes ein­zelnen Jungen und Mädels, und hier können Vater und Mutter, die ihr Kind am besten kennen, vielleicht aus eige­nem Wissen oder Erleben unterstützend eingreifen. Die Fahrt soll ja nicht nur ein reibungslos verlaufender Er­holungsaufenthalt mit steter Luftveränderung für den Teil­nehmer sein, sondern auch, und vor allem auch, durch das persönliche Erleben von Land und Leuten der verschiedenen deutschen Gaue zur Erhöhung der Heimatliebe beitragen.

H. Gloth.