Bezugspreise: In der Stadt und durch Boten monatlich RM. 1.50, durch die Post monatlich RM. 1.40 einschließlich 18 Pfg. Beförderungs- srdiihr und zuzüglich 86 Pfg- Zustellgebühr. Preis der Einzelnummer 10 Pfg. Bei höherer Lewolt besieht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Zurückzahlung des Bezugspreises.

Amtsblatt

des Ivettes Salw ßüv Aasold and Umgebung

Nagoläer I^agblatt / Segrünäel 1827

Fernsprecher: Nagold 429 / Anschrift:Der Gesellschafter" Nagold. Marktstraße 14. Postfach 55 Drahtanschrift:Gesellschafter" Nagold / Postscheckkonto: Stuttgart 5113 / Bankkonto: Gewerbebank Nagold 856 / Girokonto: Kreissparkasse Calw Hauptzweigstelle Nagold 95 / Gerichtsstand Nagold

Anzeigen preise: Die Ispaltig, mm»Zeile «der deren Raum 6 Pfg., Familien-, Vereins- und amtliche Anzeigen sowie Stellengesuche 5 Pfg., Text 24 Pfg. Für da. Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Ausgaben und an vorgeschriebenrr Stelle kann keine Gewähr übernommen werden. Anzeigen-Annahmeschluh ist vormittag» 7 Uhr.

Nr. 140

Montag, äen 19. Juni 1939

113. Jahrgang

d will zu Deutschland

Dr. Gmbbels sprach zu den Danzigern Scharfe Abrechnung mit dem polnischen Größenwahn

Danzig, 18. Juni. Auf dem Luftweg von Berlin kommend ist Reichsminister Dr. Goebbels am Samstagabend in Danzig ein­getroffen, um an den Schlutzveranstaltungen der Eaukulturwoche teikzunehmen. Dem Minister wurde bereits auf dem Flughafen ein sehr herzlicher Empfang zuteil. Ganz Zoppot war auf den Beinen und bereitete Dr. Goebbels, die Straßen des reizvollen Badeortes umsäumend, als dem Sendboten des Reiches einen großartigen Empfang.

Von Zoppot aus traf Dr. Goebbels nach einer erneuten Ju­belfahrt durch das winkende und heilrufende deutsche Danzig vor dem im Festschmuck prangenden Staatstheater ein. Zusammen mit Gauleiter Förster betrat Reichsminister Dr. Goebbels dann das von einer erwartungsvollen Festfreude erfüllte Staats­theater, wo die gesamte Tanzgruppe des Deutschen Opernhauses Berlin mit allen Solokräften ein GastspielTanz in die Welt" gab. Mit begeistertem Beifall statteten die Zuschauer nicht nur den Tänzern, sondern auch ihrem umjubelten East den Dank für diesen hohen Kunstgenuß ab.

Unterdessen harrten Tausende vor dem Theater aus. Immer größer wurde der Zuzug derer, die hofften, den Minister nach der Vorstellung noch einmal zu sehen und ihm zujubeln zu kön­nen. Der ganze breite und lang gedehnte Platz vor dem Theater war schwarz von Menschen. Riesige Scheinwerfer, die an den Giebeln der Häuser am Zeughaus und am Stockturm angebracht worden find, tauchen diese nächtliche Demonstrationsversamm­lung in strahlende Helle. Nach der Theatervorstellung trat Reichsminister Dr. Goebbels zusammen mit dem Gauleiter auf den Balkon des Staatstheaters. Eine Welle der Begeisterung brandete ihm entgegen. Minutenlang dauerte es, ehe er den Ju­belsturin einzudämmen vermag.

Rede Dr. Goebbels

Reichsminister Dr. Goebbels hielt nun vor der Bevölkerung des deutschen Danzig folgende Rede:

Deutsche Männer und Frauen! Danziger! Ich komme aus dem Reich, um Euch dis Grüße des Führers und des deutschen Volkes zu überbringen. Ich stehe hier auf dem Boden einer deut­schen Stadt, vor mir Zehntausende deutscher Menschen und rings­um ungezählte Zeugen deutscher Kultur, deutscher Sitte, deut­scher Art und deutscher Baukunst.

Ihr Danziger sprecht die deutsche Sprache wie wir im Reich. Ihr entstammt derselben Rasse und demselben Volkstum. Ihr seid mit uns in einer großen Schicksalsge­meinschaft verbunden: Ihr wollt deshalb heim zum Reich. Eure Entschlossenheit Zur Rückkehr zur großen Mutter unseres gemein­samen Vaterlandes ist stark und unüberwindlich. Nur eine miß­günstige, neiderfüllte und verständnislose Welt kann den Ver­such machen wollen, sich diesen unaufhaltsame» Drang von Volk zu Volk zu widersetzen.

Heber Nacht ist nun Eure Stadt zu einem interna­tionalen Problem geworden. Ihr habt das vorher garnicht gewußt und auch garnicht gewollt. Was Ihr immer wolltet, was Ihr heute wollt und was Ihr in aller Zukunft wollen werdet, ist klar: Ihr wollt zum großen deutschen Reich gehören. Euer Wille ist verständlich, klar, eindeutig und, wie ich an Eurer Haltung feststellen kann» unerschütterlich.

Ihr habt nun das Pech, daß Eure schöne Stadt Danzig an der Weichselmündung liegt; und nach der Warschauer Theorie ge­hören Städte an Flußmündungen immer zu den Ländern, durch die diese Flüsse fließen. Darum gehört z. B. auch Rotterdam zu Deutschland, da es an der Rheinmündung liegt, und der Rhein ein deutscher Strom ist. Diese Beweisführung ist, wie Ihr zu­geben werdet, und wie die Welt auch weiß, lahm und sie ent­behrt nicht der Komik. Darüber ist man sich selbstverständlich auch in Warschau klar. Und weil man dort weiß, daß man Un­recht hat, deshalb schimpft man.

Die polnischen Scharfmacher fordern neuerdings von Deutsch­land Ostpreußen und Schlesien; Polens demnächstige Grenze soll nach ihnen die Oder sein. Man wundert sich, warum sie nicht die Elbe oder gar den Rhein für sich reklamieren, denn da treffen sie sich dann gleich mit ihren neuen Bundesgenossen, den Engländern, deren Grenze bekanntlich auch am Rhein fliegt. Die polnischen Chauvinisten erklären, sie wollten uns Deutsche in einer kommenden Schlacht bei Berlin zusam­menhauen. Ich brauche darüber überhaupt kein Wort zu verlie­ren. Zum Zusammenhauen gehören zwei, einer der zusammen­haut und einer, der sich zusammenhauen läßt. Wohin ich auch blicke, ich entdecke augenblicklich weder den einen noch den an­deren, wenigstens soweit dieses Ereignis sich bei Berlin abspiclen soll. Darum nehmen wir im Reich, wie Ihr das wohl auch tun werdet, diese polnischen Großsprechereien nicht ernst. Sie sind gewissermaßen politische Pupertätserscheinungen, die nach einer gewissen Zeit wieder von selbst verschwinden.

London will, wie der englische Außenminister Lord Halifax vor einigen Tagen noch vor dem Unterhaus erklärte, die Dan­ziger Frage in freundschaftlichen Verhandlungen bcigelegt wissen. Darum hat auch England Warschau einen Blankowechsel zur Verfügung gestellt und macht augenblicklich den Versuch, das Reich und Italien einzukreisen, um die Politik von 1914 aufs

neue auszunehmen. Aber man irrt dort, wenn man glaubt, ein schwaches, ohnmächtiges, bürgerliches Deutschland vor sich zu ha­ben. Das nationalsozialistische Reich ist nicht schwach, sondern stark. Es ist nicht ohnmächtig, es besitzt vielmehr augenblicklich die impouierendste Wehrmacht der Welt. Und es wird auch nicht von feigen Bourgeois regiert, sondern von Adrlf Hitler.

Deshalb halten wir die Redensarten in Warschau und in London für lauter K l o p f f e ch t e r e i e n, die mit vielen Wor­ten den Mangel an Macht und an Entschlossenheit verbergen sol­len. Und was bekümmert das Euch? Ihr Danziger wollt heim zum Reich! Aus der spontanen Begeisterung, die Ihr mir, als dem Abgesandten des Führers entgegenbringt, spricht die blutsmäßige Verbundenheit des Danziger Volkes mit un­serem Eroßdeutschen Reich, mit unserer deutschen Heimat, spricht aber auch die Entschlossenheit, komme was mag, dem gemein­samen Vaterland unverbrüchlich die Treue zu halten.

Es ist nicht das erste Mal, daß ich Euch so vor mir sehe. Vor meiner Erinnerung ziehen vorbei die großen Reichsparteitage, das Sängerbundes- und das Deutsche Turn- und Sportfest in Breslau und nicht zuletzt mein vorjähriger Besuch bei Tuch. Ich

will damit nur sagen, daßEuerEefühlderZusammen- gehörigkeit mit dem Reich nicht neueren Datums ist, wie das die englische oder französische Presse Euch zu unterstellen be­

liebt, sondern seit dem Tage in Euch lebendig ist, an dem Euch Las schwere Unrecht der Trennung vom Reich angetan wurde.

Seid nun überzeugt, daß jeder in Deutschland Eure Wiiusche kenut, diese Wünsche im tiefsten Herzen teilt und mit der glei­chen unbedingten Treue zu Euch steht, mit der Ihr dem Groß- deutsche« Reich auhängt. Was wir also im Reich wollen, das ist ebenso klar, wie das, was Ihr wollt. Der Führer hat es in sei- ner letzten Reichstagsrede ganz unmißverständlich zum Ausdruck gebracht, als er sagte:Danzig ist eine deutsche Stadt und sie «ill zu Deutschland-. Das sollte die Welt doch, wie man meine» möchte, verstanden haben, llud die Welt müßte auch aus ver­gangenen Erfahrungen wisse«, daß der Führer keine leer« Worte spricht. Sie befindet sich jedenfalls in einem sehr gee. jährlichen Irrtum, wenn sie glaubt, daß er vor Drohungen rückschreckt oder vor Erpressungen kapituliert. Davon kann über­haupt keine Rede sein. Darum dürft Ihr, deutsche Männer und Frauen von Danzig, getrost in die Zukunft schauen. Das «atio- «alsozialistische Reich steht an Eurer Seite, wie Ihr zu ihm steht.

Die ganze Welt schaut nun voll Spannung auf diese nächtliche Volkskundgebung, die Ihr auf diesem weiten Platz veranstaltet, (Fortsetzung siehe Seite 2)

Rückwirkungen der Vorfälle in Tientsin

Unterbrechung in den Moskauer Paktverhandlungen

London, 18. Juni. Nach aus Moskau eingetroffenen Berichten ist am Samstag in den Paktverhandlungen eine Unterbrechung eingetreten, die von beiden Seiten, vor allem von den britischen Unterhändlern, dazu benutzt wird, Mittel und Wege zu ergrün­den, um die augenblicklichen Schwierigkeiten in den Paktver­handlungen zu überwinden. Es wird im Zusammenhang hiermit bestätigt, daß sich das eigentliche Verhandlungsthema in Moskau überhaupt nur noch um die Frage der gegenseitige« Rückver­sicherungen im Fernen Osten dreht. Es ist vom sowjetrussischen Standpunkt aus verständlich, daß Moskau sich natürlich in die Front der britischen Einkreisungspolitik nur dann einreihen lassen will, wenn es seinerseits entsprechende Garantien in Ost- afien von Seiten Englands erhält. England will das hat der bisherige Verlauf der Moskauer Verhandlungen genau erken­nen lassen, und entspricht auch vollkommen der britischen Men­talität unter allen Umständen zu vermeiden, sich in dieser Hinsicht irgend wie festzulegen, weil es die Rückwirkungen in der öffentlichen Meinung der Welt und vor allem in Japan fürch­tet. Aus diesem Grunde versuchen die britischen Unterhändler krampfhaft, die mündlichen Verhandlungen in Fluß zu halten und sich, wenn irgend möglich, nicht durch die Ueberreichung von Noten und präzisierten Standpunkten stören zu lassen.

Die Verhandlungen in Moskau haben sich also auf den Fernen Osten konzentriert. Die baltischen Staaten sind kein Hin- derms mehr, denn hier wäre England skrupellos bereit, die Moskauer Formeln anzunehmen. Es wäre ihm gleichgültig, wie darüber in erster Linie die Staaten, die wirklich neutral bleiben wollen denken. Ehre und Freiheit besonders der klei­neren Völker waren ja für England stets Begriffe, die sich aus­gezeichnet als politische Vorwände verwenden ließen, die es aber niemals wirklich zu respektieren gewillt war. Japan ist jedoch kein kleiner Staat, sondern eine Weltmacht. Verpflichtungen ge­gen Japan, besonders in Verbindung mit der Politik der Sow­jetunion sind eine außerordentlich ernste Sache. Es ist daher ab­zuwarten, wie die Oeffentlichkeit in England und auch in Frank­reich die Nachricht aufnehmen würde, daß London und Paris mit Moskau im Fernen Osten durch dick und dünn gehen. Es ist auch abzuwarten, wie weit London überhaupt imstande wäre, mit seinen Machtmitteln kriegerische Konflikte an die Moskau of­fenbar denkt im Fernen Osten auszutragen.

Es geht um Ostafien!

Die wahren Hintergründe der Schwierigkeiten in de« englisch-sowjetrussischen Verhandlungen

London, 17. Juni. Wir erhalten über die Hintergründe der Schwierigkeiten in den englisch-sowjetrussischen Verhandlungen von einer höheren Stelle aus maßgeblichen Kreisen in Londo« folgende interessante Aufklärung, die sich mit den Meldungen, die wir außerdem von anderer Seite in London sowie aus Mos­kau vorliegen haben, deckt.

Die Frage der Garantie der baltische« Staaten besitzt nur untergeordnete Bedeutung. England ist bereit, wenn notwendig die baltische» Staaten nicht nur gegen ihren Willen zu garantieren, sondern sogar unter gewissen kowiet-

russtsche« Zusicherungen ganz zu besetze«. Dies aber ist nicht die entscheidende Forderung Sowjetrußlands. Die sowjetrusfi- sche» Unterhändler verlange» vielmehr vor alle» eine bindende englische Zusicherung für de» Fall, daß Sowjet­rußland im Zuge der Erfüllung seiner Beistandsverpslichtuug« in Konflikt mit Deutschland gerate« sollte, außerdem überhaupt eine bindende englische Erklärung für die Unterstützung Sowjetrußlauds im Falle eines Konfliktes mit Japan. Auch dazu soll die englische Regierung sich im Prinzip bereit erklärt haben; sie soll jedoch unter keinen Umständen ge­willt sein» diese ihre Zusicherungen schriftlich zu skizzieren. Daher versucht sie auch die sowjetrusfischen Bedenken durch die Absen­dung Strangs nach Moskau zu zerstreuen, um durch ihn «och ein­mal mündlich die entsprechenden britischen Zusicherungen abgeb« zu lassen. Molotow soll jedoch bedingungslos auf eine klare un­eindeutige schriftliche Skizzieruug der britisch« Beistandsver- pslichtungen in Ostafien bestehen. Man fürchte nun in London, sich durch ei» Vekanntwerde« einer solchen Verpflichtung schwere« Rückschlägen in Ostafien auszusetzen bezw. sich durch ein solches Dokument- in eine unhaltbare Abhängigkeit Sowjetrußland gegen­über zu begeben.

Wie einleitend bemerkt, ist diese Nachricht nunmehr von zwei anderen Seiten, die als genau unterrichtet anzuiehen sirü>, be­stätigt worden.

Moskau schweigt

Moskau, 17. Juni, lleber die Unterredung am Freitag zwi­schen Molotow und den britisch-französischen Unterhändler« wird in der Sowjetpresse nur ein knappes Communiqu« verbreitet, da» allein die Tatsache der Begegnung selbst verzeichnet und im Unterschied zu der Verlautbarung über die erste Unterredung keinerlei Andeutung über den Inhalt der Bespre­chungen macht. Die Blätter beschränken sich auf die WiÄwrgabe dieses amtlichen Textes ohne jede eigene Stellungnahme; auch die hiesigen amtlichen Stellen bewahren absolutes Stillschweigen.

Gsfeneus BssprsHrmgen in Athen beendet

Strikte Neutralitätspolitik Griechenlands

Athen, 18. Juni. Die Besprechungen zwischen dem griechisch« Ministerpräsidenten Metaxas und dem rumänischen Außenmini­ster Ecksencu sind beendet. Damit ist auch Eafencus Reise abge­schlossen. Die griechischen Kreise haben Gafencu gegenüber ihr« Besorgnisse und ihr Mißvergnügen über die Ent­wicklung der Valkanentente nicht verborgen, da sich die Tür­kei, ohne die Mitglieder der Valkanentente zu unterrichten, militärisch und politisch an England band und dadurch die Balkanentente ihren ursprünglichen Charakter ver­lor. Hinsichtlich Jugoslawiens und seiner Haltung zu den Achsenmächten scheint man in Athen der Auffassung zu sein, daß es einem Lande möglich sei, seine freundschaftliche» Beziehun­gen wirtschaftlicher und politischer Art mit großen und kleinen Nachbarn auszubauen, ohne deswegen alte Verpflichtungen zu vergessen und alte Freundschaften zu verleugnen. Die Bespre- chungen Gafencus und Metaxas haben Bulgarien gegen­über zu einer gemeinsamen Haltung geführt, nach denen Rumä­nien und Griechenland zu territorialen Zugeständ» nissennichtbereitscien.