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GroßLarnpf gegen den KarLoffelkaser !

Die Begründung für die Notwendigkeit der verschärften Ve- ! kämpfung des Kartoffelkäfers findet sich in einem Aufsatz von ! Ministerialdirigent Schuster vom Reichsernährungsministerium ! in derNS.-Landpost". 2m Jahre 1936 ist der Käfer erstmalig von Frankreich her bei uns eingebrochen. 1937 wurde er in , '5 Gemeinden festgestellt. Das Jahr 1937 hat nun einen über s Erwarten starken Einbruch des Schädlings gebracht. Er wurde «n rund 14 060 Stellen gefunden, die sich über ganz Westdeutsch­land bis zu Tiefen von 209 Kilometer landeinwärts verteilen. Begünstigt wurde der Einbruch durch das massenhafte Auftau- chen des Küfers in Frankreich und durch heftige Eewitterstürme mit Westwinden, die ihn offenbar Hunderte von Kilometern fortgeführt haben. Mitte Juli wurde mit 2900 Meldungen in einer Woche der Höhepunkt erreicht. Das jetzt festgelegte Ueber- wachungsgebiet umfaßt ganz Westdeutschland, soweit der Käfer nach menschlichem Ermessen verschlagen sein kann. Das Be­kämpfungsgebiet, in dem die vorbeugenden Vergiftungsmatznah­men durchzuführen sind, deckt sich mit dem Gebiet des vorjäh­rigen Befalls einschließlich einer Schutzzone von SO Kilometer Tiefe. Die Reichsregierung hat erhebliche Mittel bereitgestellt, aus denen nicht nur Spritzgeräte beschafft worden sind, sondern aus denen auch im Falle unbilliger Härten die Vekämpfungs- kosten auf das Reich übernommen werden können.

Sommerdienst im Reichsbahn-Kraftomnibusverkehr. Auf Grund der Verordnung des Führers über Herabsetzung der Höchstgeschwindigkeit von Omnibussen auf den Reichsautobahnen, den Straßen und innerhalb geschlossener Ortschaften muß der für den Sommerdienst 1939 in Aussicht genommene Fahrplan der Reichsbahn-Kraftomnibuslinien Frankfurt a. M.Stuttgart, MannheimStuttgart, StuttgartWiesensteig und Stuttgart Alm den geänderten Verhältnissen angepaßt werden. Der Som- anerdienst auf diesen Linien wird daher voraussichtlich erst ab 1. Juni 1939 durchgeführt werden können.

Mietsverhältnisse mit Juden

Nach dem Gesetz über Mietsverhältnisse mit Juden hat die Ge­meindebehörde eine Bescheinigung auszustellen, daß für die Zeit nach Beendigung des Mietsverhältnisses die anderweitige Unter­bringung des Mieters sichergestellt ist. Die Gemeinde soll da­durch in die Lage versetzt werden, für die planmäßige Lö­sung von Mietsverhältnissen mit Juden zu sor­gen, ohne daß eine Obdachlosigkeit dieser Familien eintritt. Zur Durchführung dieses Gesetzes sind jetzt gemeinsame Richtlinien des Reichsarbeitsministers und des Reichsinnenministers ergan­gen. Sie weisen darauf hin, daß danach in wesentlichem Umfang der Eemeindeleiter die Verantwortung für eine ordnungsmäßige Durchführung des Gesetzes trägt. Um die anderweitige Unter­bringung der 2uden durchführen zu können, soll zunächst der be­treffende Wohnraum ermittelt werden. In Gemeinden, in denen wegen ihrer Größe oder der Zahl der Juden ein lleberblick nicht ohne weiteres zu gewinnen ist, hält der Erlaß zunächst eine An­ordnung der Gemeindebehörde über die Pflicht zur Anmeldung dieses Wohnraumes für zweckmäßig. Dabei hätten nichtjüdische Hauseigentümer und Wohnungsinhaber den an Juden vermiete­ten Wohnraum anzumelden, jüdische Hauseigentümer den an Nichtjuden und Juden vermieteten sowie den eigenen Wohn­raum, leerstehende Räume und den nach dem Gesetz freiwerden­den Wohnraum. Aufgrund der Wohnraumerfassung soll die Ge­meindebehörde dann den Austausch der Wohnräume in die Wege leiten. Der Grundgedanken der gesetzlichen Regelung besteht darin, daß die Juden in bestimmten Häusern zusammen­gefaßt werden sollen. Die Gemeinde muß sich daher zunächst über die Frage schlüssig werden, welche der noch in jüdischen Eigen­tum stehenden Häuser für die Unterbringung jüdischer Familien in Anspruch genommen werden sollen. Dabei sollen zunächst zweckmäßig solche Häuser bevorzugt zu Judenwohnungen be­stimmt werden, die heute bereits überwiegend von Juden be­wohnt werden. Die Bestimmung dieser Häuser darf jedoch nicht ^ zu einer unerwünschten Ehettobilduug führen. Dör Erlaß sagt § weiter grundsätzlich, daß Eingriffe nicht erforderlich sind, wenn '

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die Juden freiwillig als Mieter oder Untermieter in selbstge­wählte jüdische Häuser und Wohnungen ziehen wollen. Einer solchen freiwilligen Durchführung des Gesetzes sollen nach Mög­lichkeit keine Hindernisse in den Weg gelegt werden. Von Juden freiwerdende Wohnungen in nichtjüdischen Häusern sollen nach Möglichkeit deutschen Volksgenossen zur Verfügung gestellt wer­den, die bisher in jüdischen Häusern wohnten. Das freie Ver­mietungsrecht der Vermieter bleibt jedoch unberührt, wie anch deutsche Volksgenossen nach dem Gesetz nicht gezwungen sind, ihre Wohnungen in jüdischen Häusern aufzugeben. Bei Juden fremder Staatsangehörigkeit darf eine Bescheinigung über die anderweitige Unterbringung nur mit Zustimmung des Reichs­arbeitsministers ausgestellt werden.

Das Saxonettenrad»

der große Bruder des Fahrrades

Das Motorrad ist seinerzeit die logische Fortentwicklung des Fahrrades geworden. Heute sind im Großdeutschen Reich über 1,6 Millionen Krafträder im Verkehr. Es ist längst aus dem Stadium des Sportfahrzeuges hinausgewachsen und dient heute in erster Linie dem reinen Verkehr. Daneben hat aber das Fahrrad seine Bedeutung trotz der außerordentlichen Zunahme der Krafträder nicht nur beibehalten, sondern seine Stellung eher noch weiter gefestigt. Nur wenigen dürfte bekannt sein, daß es zur Zeit in Deutschland schätzungsweise 20 Millionen Fahr­räder gibt. Ein Blick in die Straßen vor Arbeitsbeginn zeigt jedem Beobachter, daß gerade das Fahrrad heute noch das Ver­kehrsmittel des Arbeiters und Angestellten für die Fahrt zur Arbeitsstätte ist. Durch die Jndustrieumlagerung bezw. durch die Errichtung geschlossener Siedlungen hat heute allerdings ein großer Teil der arbeitenden Volksgenossen einen verhältnismäßig weiten Weg zur Arbeitsstätte zurückzulegen. 23 Kilometer sind dabei keine Seltenheit. Das bedeutet also täglich die lleber- windung einer Strecke von 30 Kilometer, eine nicht geringe An­strengung für den arbeitenden Volksgenossen. Viele haben des­halb sich bereits ein Motorrad zugelegt, um einmal schneller und dann ohne zu große körperliche Anstrengung die Arbeitsstätte zu erreichen und nach Feierabend wieder nach Hause zu gelangen. Allerdings bewegt sich der Preis für ein Motorrad vielfach in Grenzen, die noch manchen von der Anschaffung abhalten und ihn lieber bei der Benutzung des Fahrrades bleiben läßt.

Für diese Kreise dürfte das seit kurzem in der Serienfabri­kation hergestellte motorisierte FahrradSaxonette" ein Ver­kehrsmittel sein, das bei seinem verhältnismäßig niedrigen An­schaffungspreis von zur Zeit 238 RM. und den niedrigen Be­triebskosten gewissermaßen den Platz zwischen Fahrrad und Mo­torrad einnimmt. Es hat äußerlich daher im großen und ganzen die Fahrradform beibehalten. Der Motor, der eine Leistung von 1,2 PS. entwickelt, ist am Hinterrad um die Torpedo-Frei- lauf-Vremsnabe angebracht. Die Höchstgeschwindigkeit beläuft sich auf 30 Kilometer Das gesamte Rad ist nur 30 Kilogramm schwer. Vor allem bei der Landbevölkerung dürfte das motori­sierte Fahrrad erhöhte Bedeutung erlangen. Dieses gilt vor allem auch deshalb, weil es wie ein Fahrrad auch auf verhält­nismäßig schlechten Wegen benutzt werden kann. Diese Eigen­schaften eröffnen zugleich große Exportaussichten vor allem nach den Gegenden, in denen der Wegebau noch nicht so weit fortgeschritten ist, wie beispielsweise in Südosteuropa. Um nach dort die Ausfuhr zu fördern, soll in Kürze unter Schirmherr­schaft des Reichsverkehrsministers, der die Entwicklung des Saxonettsrades mit großer Aufmerksamkeit verfolgt, eine Zu­verlässigkeitsfahrt mit dem motorisierten FahrradSaxonette" von Berlin über Prag, Budapest, Belgrad nach Bukarest unter­nommen werden. Schon jetzt ist die Ausfuhr verhältnismäßig gut angelaufen. Das Saxonetterad wurde bereits nach Frank­reich, Italien, Dänemark, Schweden, Holland, Belgien und Süd­amerika exportiert.

Dienstag, den 16. Mai 1939

I Buntes Allerlei

Kleine Winke für den Haushalt

j Holt man nach dem Winter die Rohr- oder Korbmöbel wieder ^ hervor, so werden sie meist staubig und schmutzig geworden sein, l Man bürstet sie dann mit starkem Sodawasser kräftig ab, spült sie mit klarem Wasser nach und läßt sie im Freien trocknen. Da­durch werden sie nicht nur gesäubert, sondern das Geflecht zieht sich auch zusammen und wird wieder fester, so daß die Möbel an Aussehen und Haltbarkeit gewinnen. Hat man Silberzeug abgewaschen, so soll man es in ein Gefäß mit kochend heißem Wasser stellen, dem man ein wenig Ammoniak zugesetzt hat; das Silber bleibt dann lange blank. Aus Seiden- und Wollstof­fen kann man Kaffeeflecke entfernen, wenn man sie mit reinem Glyzerin betupft. Sie sind dann in lauwarmem Wasser ohne Seise nachzuwaschen.

Ist Schminken Hexerei?

In den Modekreisen von Paris wird gegenwärtig wieder die Frage erörtert, ob die Schminke zur Verschönerung eines Franen- ! gesichtes beitragen kann. Ein findiger Jurist hat herausgefunden, ! daß diese Frage nicht nur eine ästhetische, sondern auch eine juri- ? stische Seite in sich birgt. Er beruft sich dabei auf ein Gesetz, das im Jahre 1770 in Frankreich seine Gültigkeit erlangte. Darin wird das Schminken als eine Hexerei erklärt, die von den Ge­richten verfolgt werden müsse.Wenn irgend eine Frau", so heißt es in dem Gesetz,irgend einen Mann durch Schminke, durch Parfüms, durch künstliche Zähne und falsche Haare als Ehegatten gewinnt, so soll sie wegen Hexerei verfolgt werden, und die Heirat ist null und nichtig." Dieses Gesetz ist zwar im Jahre 1903 geringfügig abgeändert worden, in großen Zügen besitzt es aber noch heute seine Gültigkeit. Allerdings ist in de» letzten Jahrzehnten kein Franzose an die französischen Gerichte herangetreten, um seine Frau wegen Hexerei zu verklagen, wenn sie sich geschminkt oder parfümiert hatte.

Kinder-Rekord in Schweden

Den Rekord der größten Kinderzahl in Schweden hält jetzt anerkanntermaßen eine Familie mit Namen Svensk, in der zu 16 lebenden und gesunden Kindern jetzt noch ein 17. gekommen ist. Da die Vevölkerungsfrage Schweden große Sorge verursacht 200 000 Familien haben überhaupt keine Nachkommen, so ist dieses stolze Ergebnis einer einzigen Familie von der schwe­dischen Oesfentlichkeit ganz besonders lebhaft begrüßt worden. Die kinderreiche Familie, einfache Bauersleute, wohnt in Arbera in der nördlichen Seeregion Schwedens, wo drei Viertel des Jahres hindurch Nebel, Regen und Schnee herrschen. Zehn von ^ den Kindern helfen schon tüchtig bei den Feldarbeiten mit.

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^ Wissenswertes Zahlen-Allerlei

i Vor kurzem wurden mehrere tausend Schafe per Flugzeug über ! die Karakum-Wüste südlich des Aralsees befördert. Die 500 Kilo- ? meter lange Strecke wurde in drei Stunden zurückgelegt, und s man vermied den beschwerlichen Weg durch die Wüste, bei dem ^ man vor allem Mühe gehabt hätte, das nötige Wasser für die j Tiere zu beschaffen.

> Die Brasilianer lieben den Kaffee sehr und trinken mehr ! Tassen Kaffee täglich als die schlimmsten Kaffeeschwestern irgend ; eines anderen Landes. In den Großstädten sindFliegende

Kaffeeküchen" eingerichtet worden, die den Angestellten großer i Firmen täglich 10- bis 15mal dampfend heißen Kaffee bringen, i *

In einer australischen Schäferei gibt es einen Arbeiter, der an einem achtstündigen Arbeitstag WO Schafe zu scheren vermag- Ein Arbeiter, der in dieser Zeit weniger als 180 Schafe lchert,

' wird nicht für voll angesehen. Die größte Leistung im Schaf­scheren soll eine Zahl von 337 Schafen in neun Stunden >,ei«.

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^ Die heißesten Sterne sollen eine Temperatur von etwa 70 OOO

> Grad haben, sind also zwölfmal so heiß wie die Sonne.

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Roman von Klara Haidhausen.

Nrheberrechtsschntz durch Verlagsanstalt Mauz, Negensburg.

4K. Fortsetzung. Nachdruck verboten.

Assessor von Friede! schwamm in einem Meer von Wonne über das gute Gelingen des Abends. Mit strahlendem Lächeln nahm er den wohlverdienten Tribut des allgemei­nen Beifalls entgegen, der ihm in zahllosen Varianten von allen Seiten gezollt wurde. Mit stets gleichbleibender Lie­benswürdigkeit empfing er hundert Anerkennungen und erwiderte tausend Artigkeiten, drückte herzhaft all die kräf­tigen Männerhände, die sich ihm entgegenstreckten und küßte noch mehr zarte, weiche, duftende, die schönen Frauen gehörten.

And fand dazwischenhinein immer wieder einige Minu­ten, das zu tun, wozu sein Herz ihn trieb, nämlich sich seiner schönen Nachbarin zu widmen. Auch jetzt hob er ihr wieder sein Glas entgegen:Sie müssen trinken, Schneewittchen, damit Sie in die richtige Stimmung kommen Sie find noch immer so sehr still. Gefällt es Ihnen denn wirklich auf diesem ersten Fest, das Sie bei uns mitmachen?"

Lächelnd hob Ditha ihr Glas an das seine.Aber ge­wiß, Herr Assessor! Sorgen Sie doch nicht um mich! Es gefällt mir wirklich sehr, sehr gut, wenn ich es auch in meiner stillen Art nicht so ganz zeigen kann."

Er sah ihr mit einem eigenen Blick in die Augen: Schneewittchen sehnt sich von der Seite ihres Prinzen weg ins stille Zwergenhaus?"

Er sagt Zwergenhaus und meint Doktorhaus fühlte str wie recht er doch hatte! Doch schüttelte sie mit liebem Lächeln den Kopf. ,^DH nein! Ich bin nur derartige große Festlichkeiten so gar nicht gewöhnt. Außerdem ist es eine Eigenart von mir, die ich wohl kaum mehr oblegen werde. Ich war schon als Kind immer dann am stillsten, wenn die

anderen am lautesten lärmten. Hoffentlich empfinden Sie als mein Nachbar diese Schwerfälligkeit nicht störend!"

Es lag ein Anflug ganz, ganz feiner Koketterie in dem Ton dieser Frage, der Assessor Friedel entzückte. Ach, was entzückte ihn denn nicht an ihr! Wie gern hätte er ihr jetzt schon gesagt: Du, Du kannst ja gar nicht anders sein, als Du bist! Du bist nicht nur die Schönste im Land, Du bist auch die Feinste von allen! Und stärker als je empfand er es in diesem Augenblick, daß er sie gerade um dieser Feinheit willen liebte, die auch im Strudel des Vergnügens wie ein Hauch von Unberührbarkeit um sie lag. Und er wußte: Wenn er je eine Frau gefunden hatte, die dem Ideal ent­sprach, das er von seiner künftigen Gattin vor Augen hatte, dann war es dieses Mädchen.

Aber trotzdem er schon fest entschlossen war, die entschei­dende Frage zu tun direkt wagte er sie nicht. Wovon er bei jeder anderen Frau bis jetzt überzeugt gewesen war, nämlich, daß sie mit beiden Händen zugreifeu würde nach dem, was ein Joachim von Friedel zu bieten hafte bei diesem Mädchen wußte er es nicht. Er hatte Angst der reiche vornehme, verhätschelte Assessor Friedel hatte regel­rechte Angst vor einem Korb! Wer ihm das einmal gesagt hätte!

Er würde Franz bitten, für ihn zu sondieren, gleich heute noch, wenn sich die Gelegenheit dazu bot das war wohl das einzig Richtige. Wenn sie ihm nur erlaubte, treu und zart um sie zu werben mehr wollte er vorerst ja gar nicht verlangen.

Ditha war weit entfernt davon zu ahnen, welch bedeu­tende Pläne sich im Kopfe ihres liebenswürdigen Nachbars formten. Sie hörte auch kaum mehr, was er auf ihre scherz­hafte Frage erwiderte und war froh, als er wieder von anderer Seite in Anspruch genommen wurde. Ihre Blicke flogen sehnsüchtig ans andere Ende der Tafel hinunter. Dort war einer, denHre stille Art verstand, einer, der wie sie empfand und wußte, daß in dem Schweigen zweier Men­schen, die sich gut sind, tausendmal mehr liegen kann als in langen und lauten Gesprächen.

Aber er hatte heute keine Zeit für sie, war, seit sie zu­sammen das Künstlerzimmer betreten hatten, nicht mehr von der Seite Eva Rottsteins gekommen. Sie schienen sich sehr gut zu unterhalten, die beiden. Immer wieder klang das aufreizend Helle Lachen der Komtesse herauf und wenn sie ihr Glas gegen das Franz Hormanns hob, lockten ihre schillernden Äugen voll betörender, gefährlicher Süße.

Wie schön sie war in dem schweren Kleid aus mattrosa Seide Ditha gestand es sich immer wieder bewundernd ein der verkörperte Frühling. Ein Kind fast noch mit den gelösten blonden Locken und dem Rosenkranz um die weiße Stirn. Ob Franz wohl wußte, wie gefährlich dieses kinderjunge Geschöpf war? Ob er in ihren Augen das Wissen las, das so gar nichts mehr mit Kindlichkeit zu tun hatte das Wissen um Weibesmacht und Weibeswaffen dem sinnenhörigen Mann gegenüber? Gab es wohl über­haupt einen Mann, der vor so viel äußerem Reiz und so viel Entgegenkommen, Blick und Urteil nüchtern genug be­wahrte, um Wert und Unwert noch unterscheiden zu können?

Freilich, so oft Dithas Augen an diesem Abend die bei­den auch schon gesucht hatten nie hatte sie gesehen, daß FraNz wärmer und herzlicher zu Eva Rottstein gewesen wäre, als die Umstände dies eben geboten. Er war auf­merksam, heiter, ein guter Gesellschafter mehr nicht. Wohl aber geschah es öfter, daß auch seine Augen über den Tisch heraufkamen, öfter, daß wie von einem Magnet zusammen­gezogen ihre Blicke sich trafen und einen Herzschlag lang ineinanderruhten wie heute im Stübchen der Mutter ein leises, innig warmes Grüßen von einem Herzen zum andern. Dann kroch die Flamme der Eifersucht, die in beiden glühte, wieder eine Zeitlang beschämt in sich zusammen. Dann sagte sich Franz Hormann: Nein, sie steht viel zu hoch, um sich mit dem Assessor in eine aussichtslose Liebelei einzulassen, sie ist keine Frau, die sich in kleinen, nichtigen Gefühlchen veraus­gabt. Was an Liebesfähigkeit in ihr ruht, wird ganz und ungeteilt nur dem Manne gehören, dem sie sich fürs Leben zu eigen gibt.

(Fortsetzung folgt.)