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Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter'

Freitag, de« IS. Mai 1S8S

Flucht nach Moskau j

Die Westmächte zwischen Furcht und Hoffen !

Seit Wochen werden nun schon die Fäden zwischen Lon­don und Moskau gesponnen, ohne daß bisher greifbare Er­gebnisse zustande kamen. Immer wieder reißt ein mühselig gespanntes Band, und unermüdlich versuchen namentlich die Engländer, es wieder zusammenzuknüpfen oder an einer neuen Stelle zu befestigen. Der aufsehenerregendste Zwi­schenfall im englisch-russischen Wechselspiel ereignete sich zweifellos in der vorigen Woche, als der langjährige Mos­kauer Außenkommissar Liitwinow-Finkelstein sang- und klanglos von der politischen Bühne abtrat. Seit jenem Tage schwanken England und mit ihm die gefolgstreuen Franzosen zwischen Furcht und Hoffnung. Kehrt Sowjet­rußland der Politik des unteilbaren Friedens und der Ein­kreisung den Rücken oder versucht es, auf die Westmächte zur Herstellung einer uneingeschränkten englifch-französisch- russischen Allianz einen Druck auszuüben? Zwischen diesen beiden polaren Anschauungen bewegen sich die englischen Hoffnungen und Aengste und treiben die Politiker zu den seltsamsten politischen Stilblüten. Eine derartige Merkwür­digkeit ersten Ranges war ohne Zweifel die schonungslose Abrechnung des alten Kriegstreibers Lloyd George mit den Zweideutigkeiten und Unvollkommenheiten der britischen Einkreisungspolitik. Was dieser englische Ministerpräsident des Weltkrieges der Regierung Chamberlain vorwarf, das war wenig geeignet, das britische Selbstgefühl zu stärken. Lloyd George rechnete Herrn Chamberlain auf dem Papiere vor, welche Kräfte sich bei einem gegenwärtigen Konflikte gegenüberständen, wenn England seine Earantieversprechen einhalten werde. Das Ergebnis mußte Engländer und s Franzosen aufs heftigste erschrecken, solange die sowjetrussi- jche Armee nicht mit von der Partie ist. i

t Die eigentliche Triebkraft der Abrechnung Lloyd Georges war deshalb auch nichts anderes als die Absicht, der engli­schen PolitikBeine zu machen", den Weg nach Moskau mit mehr Energie als bisher anzutreten. Nach dem Abschluß des deutsch-italienischen Militärpaktes wissen die Westmächte so­wieso keine andere Zuflucht als Moskau. Sie setzen alle Hebel in Bewegung, auch in den garantierten ! Staaten, also in Polen, Rumänien und der Türkei, ja so- § gar in dem 1918 so grausam geknebelten Bulgarien die s Ueberzeugung zu verankern, daß nur der große Koloß im Osten Rettung und Hilfe bringen könne, wenn es einmal ! Ernst mit der großen Auseinandersetzung werde. In An- i kara, Bukarest und Warschau jagten sich bis zu diesem Tage s Aussprachen mit den diplomatischen Vertretern der West- ^ Mächte und dem stellvertretenden russischen Außenkommissar ; Potemkin. Eine Unterredung zwischen dem polnischen i Außenminister Beck und Potemkin wird ebenso als erfolg- s versprechendes Zeichen einer Zusammenarbeit mit Sowjet- ! rußland gewertet wie die mögliche Entsendung Potemkins ^ in das verwaiste Genf, das immer mehr zu einem Jnstru- ^ ment der Machtpolitik Englands und Frankreichs gegen die j im Antikomintern-Abkommen zusammengeschlossenen Staa- ^ len wird.

^ Es stellt der Elastizität der englisch-französischen Politik ! ein schlechtes Zeugnis aus, daß sie außer der Flucht nach z Moskau kein Allheilmittel gegen die zunehmenden Span- ^ nungsn in Europa mehr weiß. Ganz abgesehen von der ! weitgehenden Bindung, ohne die Sowjetrußland nicht be- , reit zu sein scheint, die ihm zugedachte Rolle im Spiel der s Westmächte zu übernehmen und die für England eine au- ! ßerordentliche Beschränkung der Bewegungsfreiheit und da­mit vielfältige Gefahren in sich birgt, hilft auch die Allianz mit Sowjetrußland nicht über die wirklichen Kernprobleme der gegenwärtigen gespannten Lage hinweg. 2m Fernen . Osten betrachtet das japanische Kaiserreich die Versuche i zur verstärkten Einbeziehung Sowjetrutzlands in die Front ' der westlichen Demokratien mit aufmerksamen Augen. Mit viel Verständnis und Zustimmung würdigte die japanische ; Presse den deutsch-italienischen Militärpakt, der wirksamer ! als alle Reden und Warnungen den Willen der Antiko­minternstaaten unterstrich, sich gegen jede Bedrohung und Einschnürung gemeinsam mit den schärfsten Mitteln zur Wehr zu setzen. Der Militärpakt von Mailand hat Europa nach dem Willen der Engländer und Franzosen endgültig in § zwei sich gegenüberstshende feindliche Blocks geteilt. Es war

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Karl Götz erzählt

Wieder Träger des Volksdeutschen Schrifttumspreises

In Stuttgart wurde zu Friedrich Schillers Todestag dem Buche des Stuttgarter Ratsherrn und Schriftstellers Karl EötzBrüder über dem Meer" der Volksdeutsche Schrist- tumspreis zuerkannt. Dieses neue Werk des bekannten Dich­ters und Ratsherrn des Auslandsdeutschtums, der auch 1933 den Preis erhielt, ist aus Aufzeichnungen auf einer Ame­rikareise entstanden. Es geht den deutschen Auswanderer­strömen überall in der Welt nach und wurde so eine Art deutsches Schicksalsbuch. Wir bringen aus dem Buche einen Abschnitt:Ln der Cityhall von Eureka".

Am Abend war die Cityhall von Eureka voller Männer und Frauen. Auf den Lichtbildern, die ich zeigte, waren deutsche Tä­ler und Waldberge zu sehen. Ich hörte, wie einer der Männer zu seinem Nachbarn sagte:Das ist schlechtes Land zum Farmen". Dann kam ein Weingärtnerdorf, dessen kleine Häuser sich in engen Gassen aneinanderlehnten. Ich ließ den Leuten Zeit, sich ihre Gedanken zu machen. Die Männer beugten sich vor und sa­hen genau hin. Dann drehten sie die Köpfe und flüsterten mit­einander, und in dem dunklen Saal sah man immer wieder eine nach der Leinwand weisende Hand. Ei aber auch! Daß die Men­schen in einem solchen Orte Luft bekommen! Wenn sie sich breit im "sten, fuhren sie wohl mit dem Ellbogen in ihres Nachbarns FeHer. Das nächste Dorf, das sich an einer Straße entlang in einem Tal hinzog, konnte eher gelten. Da waren wenigstens kleine Erasgärten zwischen den Häusern, und man sah Scheunen und Ställe. Aber überall die Hügel! Da war doch ungut mit dem Pfluge hinzukommen.

Auf dem nächsten Bild war dies besser. Das Dorf lag aus einer Ebene. An der Straße standen Obstbäume. Um die Häu­ser waren weite Höfe mit Linden und Brunnen. Aber wie man an den Ackerstreifen vor den Obstbäumen sah, waren die Stücke so schmal, daß die Nachbarn beim Pflügen sicher hinüber und herüber reden konnten.

So. Und nun kamen die Bilder der Dörfer alle noch einmal. Denn aus allen diesen Dörfern in der Pfalz, im Elsaß, im Ba­dener Land und in Schwaben waren ihre Vorvordern nach Ruß­land gezogen, als der Zar Alexander seine Länder am Schwar­zen Meer mit Deutschen füllen wollte.

Ans diesem Hause, das mit dunklem Giebelgebälk und mit Nelkenstöcken auf den Fensterbrettern nun im Bilde stand, war

nicht der Wunsch Deutschlands und Italiens, zu der Allianz­politik der Vorkriegszeit zurückzukehren. Allein die Verblen­dung auf der anderen Seite ließ ihnen keine Wahl. Daß zahlreiche europäische Staaten für diesen Zusammenschluß zwei der kräftigsten und am besten organisierten Völker der Welt Verständnis haben, beweisen die jüngsten Ereignisse der europäischen Politik: der Austritt Spaniens aus der Genfer Liga und der Besuch des Prinzregenten Paul von Jugoslawien in Rom.

Man geht nicht fehl, in der Annahme, daß Europa am Vorabend wichtiger Entscheidungen steht. Dieses Gefühl ha­ben alle Nationen. Es drückt sich ebenso sehr in den aufge­regten Kommentaren und Reden in Groß-Britannien und Frankreich aus wie in der Entschlossenheit des deutschen Vol­kes und der ihm verbündeten und befreundeten Nation, den kommenden Dingen ruhig und vertrauensvoll ins Gesicht zu schauen. Deutschland kennt keine Furcht und bangt auch nicht um die Zukunft. Das deutsche Eeschäftsleben geht ruhig sei- ' nen Gang, der Bauer bestellt vertrauensvoll seinen Äcker. Angst und Kriegspsychosen, in England und Frankreich an der Tagesordnung, breiten sich nur in den Staaten aus, die ein schlechtes Gewissen haben und die ihrer Regierung be­greiflicherweise mißtrauen. Kein Franzose und kein Eng­länder ist sicher, ob sich die Regierungen in Paris und Lon­don nicht mit Angriffsabsichten, mit der Entfesselung eines Weltkrieges unter gewissen Umständen tragen. Sie wissen auch, daß die Kräfte zu solch einem Angriff keineswegs aus­reichen, den Sieg zu garantieren. Deutschland dagegen ver- ! traut dem Friedenswillen und der Friedenspolitik des Füh- § rers und der Kraft seiner Wehrmacht wie der Stärke seiner ! Befestigungen. Es beabsichtigt nicht, die Westmächte zu über- j fallen, es fürchtet aber auch nicht ihren Angriff, gleichviel i ob die Flucht nach Moskau gelingt oder fehlschlägt.

Zürich erwartet vier Millionen !

Besucher! >

Schweizerische Landesausstellung gM -ine« Querschnitt der - Eidgenossenschaft ^

Durch Vundespräfident Dr. Etter wurde dieser Tage die § Schweizerische Landesausstellung 1939 in Zürich feierlich er- ' öffnet. ;

Am Ausfluß der Limmat aus dem Züricher See liegt die ! größte Stadt der Schweiz, Zürich, die als Handels-, Finanz- ! und Industriezentrum für den Bundesstaat erhebliche Be- ; deutung hat. Auf diesem uralten helvetischen Kulturboden ist nunmehr die Schweizerische Landesausstellung 1939 er- : standen. Zürich ist bestrebt, durch zahlreiche Sonderveran­staltungen seinen Gästen Anregungen zu bieten. Insgesamt - die Ausstellung bleibt bis zum Herbst geöffnet werden s vier Millionen Besucher aus aller Welt erwartet. Diese ! Ziffer entspricht der gesamten Einwohnerschaft der Schweiz, s 2m ganzen sind auf dem Ausstellungsgelände, das mehrere ^ tausend Quadratmeter umfaßt und allein 28 Verpflegungs- " stätten a«fweist, rund 4500 Menschen beschäftigt. Ein Frei- ^ lichttheater bringt jede Woche ein Festspiel zur Aufführung, eins große Budenstadt dient der Volksbelustigung und von ; einem hochgezogenen Krankorb aus kann man einen weiten ! Rundblick über das bunte Leben und Treiben genießen. j

Die eigentliche Ausstellung eröffnet ein Pressepavillon, , der den Werdegang einer Zeitung von der Nachricht bis zur verkaufsfertigen Ausgabe zeigt. 2n der AbteilungVolk und Heimat" zeigen laufende Photobänder den Schweizer bei seiner Arbeit, beim Heuen, auf dem Pferdemarkt, der § Börse oder an der Werkbank. Ueberlebensgroße Kopfbilder . verkörpern die verschiedenen Volkstypen. Da steht man den ' Bundespräsidenten neben der Dienstmagd, den Melker ne- s ben dem Soldaten und den Holzknecht neben dem Weinbau- s ern. Darstellungen über Geburten und Sterblichkeit lassen ! erkennen, wie das Schweizervolk innerhalb von hundert Jahren von zwei auf vier Millionen herangewachsen ist. Auch ^ die Gefahren der lleberfremdung jeder achte Schweizer heiratet eine Ausländerin sind nicht zu unterschätzen. Brauchtum und Volkstum sind auf der Ausstellung in zahl- reichen Originaldokumenten, Masken und Gerätschaften vertreten.

EineEhrenhalle der Eidgenossenschaft" enthält neben der Schweizerfahne und der Fahne des Roten Kreuzes eine

s Konrad Schuhmacher ausgezogen, dessen Nachfahre« mm in Da- j kota waren. Einer von denen saß in dem Saal. Er stand auf,

! kam langsam durch den mittleren Gang auf das Bild zu und ! setzte sich dann auf einen leeren Stuhl in der vordersten Reihe.

° Er hatte den Namen des Dorfes niemals gehört. Es waren schon fünfzig Jahre her, daß sein Vater aus Rußland fortgezo- ' gen war. Sie feierten in den Städtchen Dakotas jetzt goldene Jubiläen; dazu brachten auch die englischen Blätter das ganze Jahr über eine Seite Pioniergeschichten in deutscher Sprache. - Auch seines Vaters Geschichte kam ins Blatt. In Rußland hatte s das Dorf Glückst«! geheißen. Das wußte er wohl. Aber das gar alte Dorf in Deutschland, das hatte auch sein Vater nicht mehr s gewußt, wie wohl in ganz Eureka kaum einer den Namen des - Dorfes würde sagen können, aus dem seine alten Väter in Deutschland einstmals weggezogen waren.

Wie einmal im Saale alles ganz ruhig war, fragte der Mann sin der ersten Reihe:Wie habt Ihr aber ausgefunden, daß wir , aus diesem Dorfe und aus diesem Hause sind?" Ich stieß mit dem Zeigestab auf den Boden, und da schob der Mann am Ap­parat ein neues Glasbild nach. Und dieses Bild zeigte die Seite eines alten Buches.In diesem Buche ist eingetragen, daß Kon­rad Schuhmacher aus diesem Dorfe nach Rußland gezogen ist. Es ist Jahr und Tag angegeben, und alle seine Kinder sind mit Na­men aufgeführt. Das jüngste hieß Martin." Und nun fiel das Bild einer anderen Vuchseite auf die Leinwand.Hierauf ist be­urkundet, daß Martin Schuhmacher in Elückstal, aus dem Dorfe Mössingen im Württembergischen stammend, die Geburt eines Sohnes Jakob angezeigt hat. Und im selben Buche, freilich erst dreißig Jahre später, ist verzeichnet", und das war jetzt vorne im Bilde zu sehen,daß Jakob Schuhmacher aus der Gemeinde Glückst«! fortgezogen ist nach Amerika. Dabei ist beurkundet: Ls hat in diesen Zeiten ein groß Wandern nach Amerika ange­fangen". Jakob Schuhmacher aber war der Vater des Mannes in der vorderen Reihe.

> Und nun stand das alte Haus wieder im Bilde, dann die große Stube in dem Haus, wo die Leute um den Tisch saßen , j und mit den Löffeln in die große Schüssel fuhren, dann der hohe eiserne Ofen, an dem an hölzernem Gestänge Wäsche hing; dann ^ die Küche, dann das Eeschirrbrett, dann der Herd; dann ein ; Krug, wie sie ihn auf das Feld Mitnahmen, dann die Schüsseln . und Pfannen, dann eine Kammer mit Betten und einem ! Schrank, auf dessen Tür Blumen gemalt waren; und nun Kinder ! und Kinderkleider und Schürzen und Lätzchen; dann die Frauen ^ im Sonntagsstaat, dann Hauben und Bänder; hernach die Män-

große Plastik, die einen kampfbereiten Schweizer darsteltt, der den Militärrock anzieht. Der Wehrgedanke ist über­haupt auf der ganzen Ausstellung überaus stark betont. Es gibt daher auch einen eigenen Pavillon für das Armeewe­sen. Ein riesiges Wandgemälde zeigt hier die Porträts gro­ßer Schweizer mit den wichtigsten Eeschichtsdaten der Eid­genossenschaft, den Schlachten bei Dörnach, an der Calven, Sempach und Neuenegg.

Gleichfalls dem vaterländischen Gedanken ist eine Verbin­dungsstraße gewidmet, die mit den einzelnen Kantonats- wappen und den bunten Fähnchen sämtlicher 1500 Schweizer Gemeinden geschmückt ist. 2n der Abteilung für Elektrizi­tätswirtschaft ist neben einem großen Wasserbaumodell und Riesengeneratoren der kleinste Motor der Welt besonders erwähnenswert. Es handelt sich hier um ein kleines techni­sches Wunderwerk von nur einem Sechstel Gramm Gewicht, das dennoch aus 48 Einzelteilen zusammengesetzt ist. Der Li­liputmotor, der kaum sogroß" wie ein Streichholzknopf ist, ist an einem Globus beschäftigt, den er trotz seiner schwachen Kräfte in ständiger Drehung erhält.

Ein breiter Raum jeder vierte Schweizer ist Bauer ist auf der Ausstellung der Landwirtschaft Vorbehalten. Be­sonders berücksichtigt sind auf diesem Gebiet natürlich die Käserei, sowie Butter- und Milchgewinnnng. Auch der Weinbau ist nicht vergessen. Durch Druck auf einen Knopf kann man auf einer Landkarte jeden Ort aufleuchteu lassen, an dem eine bestimmte Weinsorte gewonnen wird. Ebenso wird dem Problem der Jnnenkolonisation besondere Auf­merksamkeit geschenkt. Weitere Pavillons enthalten die Er­zeugnisse der Schweizer Ilhrenindustrie, Juwelen. Parfüms und die neuesten Modeschöpfungen. 2m Vordergrund der Ausstellung steht natürlich die Werbung für die eigenen Landeserzeugnisse, wendet sich doch auch die Schweiz immer mehr der Autarkie zu, wgs gerade auf wirtschaftlichem Ge­biet besonders augenfällig in Erscheinung tritt.

Das Beamtentum in Lee Reichsidee

Berlin, 10. Mai Auf der Haupttagung beim Genralappell der deutschen Beamten in Frankfurt a. M. sprachen, wie die NSK. meldet, am Mittwoch Reichsamtsleiter Universitätsprofessor Dr. Alfred Bäumler und der Staatssekretär im Reichsfinanzmini­sterium Dr. Roland Freisler. Prof. Dr. Bäumler zeigte in seinem Vortrag die Erundzüge der historischen Wandlung vom Reichsgedanken zur Staatsidee auf, um abschließend darzustellen, inwieweit sich aus dem Zusammenschluß beider die das heutige deutsche Beamtentum bestimmenden Wesensmomente ergeben. Staatssekretär Dr. Freisler stellte an der Entwicklung des germanisch-preußisch-deutschen Amtsträgertums dar, welcher Wille das Beamtentum im Großdeutschen Reich Adolf Hitlers beseelt. Als Gefolgsmann wird der Beamte Diener des Volkes selbst sein. Entscheidend für ihn ist nur der Wille des Führers, dessen autoritäre Aeußerungen sind Leuchtfeuer, die ihm Rich­tung der Reichserkenntnisse weisen. Er braucht dazu Fachkennt­nisse. Sie müssen heute auf ein Höchstmaß der Vollkommenheit gesteigert werden, denn die Arbeit des Beamten findet ein reales Ergebnis nur in seiner Leistung. Fachkenntnis bilden aber kein Sonderbereich, das man von politischen Grundanschau­ungen durch eine chinesische Mauer trennen könnte. Darum hat das nationalsozialistische Beamtentum kein Ideal der Neutra­lität, sondern das Ideal mutigen einsatzbereiten Kämpfertums.

HI.-Ausbildurrgswerk für Architektur und Technik

Berli«, 10. Mai. Ilm für die technischen, handwerklichen und künstlerischen Berufe einen ausreichenden, befähigten und ge­schulten Nachwuchs aus den Reihen der HI. zu sichern, hat, wie der RJP. meldet, der Jugendführer des Deutschen Reiches, Bal­dur von Schirach, die Errichtung einesHJ.-Ausbildungs- werkes für Architektur und Technik" angeordnet, für das er zu­sammen mit dem Eeneralinspektor für das deutsche Straßen­wesen, Dr. Tod t, und dem Eeneralbauinspektor für die Reichs­hauptstadt und Beauftragten für das Bauwesen der NSDAP-, Professor Speer, die Schirmherrschaft übernommen hat.

Die drei Schirmherren des neuen Werkes haben dazu folgen­den Aufruf erlassen:Der Kampf um die Freiheit und Ge­schlossenheit unseres völkischen und geistigen Lebensraumes ver­langt in immer steigendem Maße den Einsatz aller schöpferisch be­fähigten Kräfte unseres Volkes.

ner in hohen Stiefeln, Lederhofen und geschlossener schwarzer Weste. Es waren alles Schuhmacher-Kinder und -Frauen und -Männer, Vettern und Basen, die alle in dem alten Dorfe leb­ten. Nun kam die Scheune; dann das Tor mit dem Gebälk dar­über; dann Bilder vom Pflügen und Säen und Eggen, vom Heumachen und Kartoffellesen, vom Kornschneiden und Earben- binden und Heimführen von Weinlesen und Obstschütteln, vom Dreschen und Krauthobeln, aber auch von Maieustecken, von Kirchweih und Metzelsuppen. >

Wie die Bilder alle gezeigt waren und wie ein passendes Wort zum Abschluß gesagt war, gingen die meisten nicht aus dem Saal. Sie kamen nach vorne und umringten mich in einem großen Vogen. Es zeigte sich, daß sie alle Bilder nochmals sehen wollten. So hatten es die Alten oft erzählt. So war es gewe­sen. Und manche der Dinge hatte man ja auch weiter beibehalteu bis nach Dakota.

Es fing nun ein langes Fragen und Antworten an, und wir mußten tatsächlich den Apparat nochmals einschalten und Bild um Bild nochmals durchschieben. Immer wieder trat dann einer der Männer an die Leinwand, zeigte auf dem Bild auf dies und jenes und erzählte dazu. Wie die Bilder der Talhänge, der Gär­ten und der engen Dörfer, der Häuser und Stuben so zusammen­klangen zu Heimeligkeit und Eeborgensein, und wie man aus den Bildern von Arbeit und Feierabend das Glück der Heimat spürte, da verstanden sie langsam, daß man von den Alten hatte sagen hören, sie hätten in der Steppe, obwohl sie Land genug gehabt hatten und ebenes Land dazu, worüber der Plug leicht aekab- rcn war, doch oft den Tag nicht mehr ansehen mögen, weil sie fast vergangen seien vor Heimdenken in ihr altes Dorf.

Wie sie dann doch endlich gehen wollten, kam ein junger Far­mer, dem das Deutsche schwer ging, und fragte, ob man nicht auch das Dorf finden könnte, woraus seine Leute fortgcgangen waren, uno ov es nicyr möglich wäre, das Haus aufzunehmen und so, wie auf den Bildern, auch die Vettern und Basen, die in diesem Torfe noch lebten. Denn wifDn, woher man komme, und bestehen können vor seinen Kindern, wenn sie einen fragten, dies wäre ihm wohl eine Weizenernte wert, wenn all dies um solch ge­ringen Preis zu erkunden wäre.

Wie ich alles, was von ihm zu wissen nötig war, in mein Buch einschrieb, kamen auch die anderen. Dies Aufschreiben, so viel war zu sehen, würde noch lange dauern. Deshalb schalteten sie den Apparat nochmals ein, und langsam fielen alle die Bil­der nochmals auf die Leinwand, zum dritten Male.