Der G eseMckokter

Vezugspreise: In der Stadt und durch Boten monatlich RM. 1.5«, durch die Post monatlich RM. 1.40 einschließlich 18 Pfg. Beförderungs­gebühr und zuzüglich 36 Pfg. Zustellgebühr. -Preis der Einzelnummer 10 Pfg. Bei höherer Gewalt besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Zurückzahlung des Bezugspreises.

Amtsblatt

des Ivettes Lalw fmr Kasold und Llrrrgebrrug

Nagoläer üagblatt / Segrünäel 1827

Fernsprecher: Nagold 429 / Anschrift:Der Gesellschafter" Nagold, Marktstraß« 14, Postfach bb Drahtanschrift:Gesellschafter" Nagold ^Postscheckkonto: Stuttgart 5113 / Bankkonto: Eewerbebank Nagold 856 / Girokonto: Kreissparkasfe Calw Hauptzweigstelle Nagold 95 / Gerichtsstand Nagold

Anzeige »preis«: Di« Ispaltige mm-Zeil« oder deren Raum 6 Pfg., Familien-, Vereins- und amtliche Anzeigen sowie Stellengesuche 5 Pfg., Text 24 Mg Für da» Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Ausgaben und anvsrgeschriebener Stelle kann keine Gewähr übernommen werden. Anzeigen-Annahmeschlutz ist vormittag» 7 Uhr.

fk. 84

Dienstag, äen 11. April 1939

113. Jahrgang

Die Besetzung Tiranas

Truppentransport durch Flugzeuge

Rom, 1«. April.Agencia Stesani" veröffentlicht folgende Meldungen aus Tirana:

Aus dem Flughafen von Tirana ist ei» mit Flugzeuge« von Tarent aus dorthin befördertes Grenadicrregiment gelandet.

Die albanische Bevölkerung hat die italienischen Truppen mit Begeisterung erwartet und große Kundgebungen zu ihrem Em­pfang bereitet.

Zwölf Italiener gefallen

Rom, 10. April.Agencia Stefan!" gibt aus Durazzo folgende erste Liste der italienischen Verluste bekannt:

Bei den Zusammenstößen in Durazzo sind acht Matrosen ge­falle» und 34 verwundet worden. Von den Landungstruppen sind drei gefallen und neun verwundet worden. In Santi Qua­ranta ist ein Matrose gefallen und zehn Matrose» sind verwun­det worden.

Außenminister Graf Ciano in Tirana

Rom, 10. April. Wie die Stefani-Agentur meldet, traf der italienische Außenminister, Graf Liano, Samstag um 11 Uhr auf dem Flughafen von Tirana ein.

Graf Ciano, der am Freitag bereits die von Banden umla­gerte italienische Gesandtschaft überflogen und alsdann die Landung der italienische Truppen in Durazzo beobachtet hatte, wurde am Samstag bei seinem Eintreffen auf dem Flughafen von Tirana von dem deutschen und dem spanische» Konsul be­grüßt. Anschließend empfing Graf Ciano eine überaus zahlreiche Abordnung der bedeutsamsten albanischen Staatsmänner, Poli­tiker und Wirtschaftsführer. Der frühere Ministerpräsident Tharr dpi versicherte Graf Ciano im Namen des albanischen Volkes der Anhänglichkett Albaniens gegenüber dem Duce und dem fa­schistische« Italien, worauf Graf Ciano unter allgemeiner Be­geisterung erklärte, daß der Duce dem albanischen Volk im Nahmen des nationalen Lebens Ordnung, Wohlstand und Fortschritt sichern wolle.

Späterhin hielt Graf Ciano seinen tKnzug in die von italieni­sche» Truppen besetzte albanische Hauptstadt und nahm unter lebhafte» Kundgebungen der Bevölkerung die Parade über motorifierte Maschinengewehr- und Panzerwagenabteilungen ab, deren prächtige Haltung bei der Bevölkerung größte Bewunde­rung auslöste.

Im Namen des Duce hat Graf Ciano 100 000 Lire für die Armen von Tirana zur Verfügung gestellt.

Zog« nach Griechenland geflüchtet

Rom, 10. April. Die Agentur Stesani verbreitet aus Tirana eine Meldung, in der es heißt:

beiden Staaten, diese gute» Beziehungen aus fester und dauer­hafter Grundlage weiter zu entwickeln, aber gerade in diesen Tagen habe sich das traurige Doppelspiel Zogus und seiner Regierung enthüllt. Während General Sereggi in Rom ver­handelte, ließ Zogu die Verbrecher aus den Gefängnissen frei, damit sie die Italiener im Lande verfolgen könnten. Die Ver­antwortlichkeit Zogus und seiner letzten Minister müsse genau sestgestellt bleiben. Die alten Systeme der ottomanischen Herrscher seien in Zogu wieder lebendig geworden, und die von ihm in Sold genommenen Verbrecherbanden erinnerten an die Janit- scharen vergangener Jahrhunderte. Das Volk aber sei nicht auf seiner Seite. Daß er die Terrorbanden gegen die italienischen Kolonisten losgelaffen Habe, verurteile Zogu vor allem moralisch.

Corriere della Sera" erklärt, die militärische Besetzung Al­baniens durch die italienischen Streitkräfte bilde einen Teil des Programms zur Konsolidierung der adriatischen Lage, die immer mehr einen der Hauptpunkte der italienischen Politik darstelle. Die italienischen Interessen und die zivilisatorische Entwicklung Albaniens stünden in engster Beziehung zueinander. Albanien -verdanke es der ständigen politischen Aktion Italiens, wenn es seine Einheit gegen die bekannte Begehrlichkeit der Nachbar­staaten bewahren konnte. Albanien werde zur Ordnung - -e,

lehren, in die große Ordnung des imperialen Italiens. Der adriatische Friede forderte dieses tatkräftige Einschreiten, dessen Ergebnis zweifellos Vorteile für Italien, für die Befriedung des albanischen Volkes und für die endgültige Regelung der italienischen Interessen im nahen Balkan-Orient bringen werde.

Keine jugoslawischen Maßnahme»!

Nom, 10. April. Die jugoslawische Gesandtschaft in Rom hat dem halbamtlichenEiornale d'Jtalia" Erklärungen abgegeben, in denen es u. a. heißt: Die von ,einem Teil der ausländischen Presse verbreiteten Nachrichten über Maßnahmen, die Jugoslawien im Zusamenhang mit den Vorgängen in Albanien getroffen haben soll, sind nicht richtig. Die jugoslawische Regierung ist mit der italienischen Regierung fortwährend in Fühlung.

Dank Italiens an die jugoslawische Regierung

In Belgrad erfährt man von italienischer Seite, daß der hie­sige italienische Gesandte Jndelli im Aufträge des Duce der jugoslawischen Regierung den besonderen Dank für ihre Hal­tung in der albanischen Frage aussprach.

Gleichzeitig verlautet in gut unterrichteten politischen Kreisen Belgrads, daß der Duce noch eine besondere Depesche an die jugoslawische Regierung geschickt habe, von deren Inhalt diese äußerst befriedigt sei.

Für Albanien beginnt eine große Zukunft

Eine Proklamation General Guzzonis Tirana, 10. April. Der Oberbefehlshaber der italienischen Truppen hat an das albanische Volk eine Proklamation gerich­tet. General Euzzoni betont darin, daß italienische Soldaten für eine Mission des Friedens und der Zusammenarbeit nach Alba­nien gekommen seien und bereits die wichtigsten Zentren de- Landes besetzt hätten. Er verlange rwn der albav's^-n kerung vollkommene Disziplin und fordere sie zur Zusammenar­beit auf in der Ueberzeugung, daß sie die Aktion Italiens unter­stützen werde. Er sei ermächtigt, der Bevölkerung folgende feier­liche Versprechung abzugeben:

»Die öffentlich« Ordnung, die Achtung des Privatbefitzes und die frei« Ausübung der Glaubensbekenntnisse, di« Ehre und die edle Tradition des albanische« Volks werde« garantiert. Al- banie« wird eine neue Aera der Arbeit und der Gerechtigkeit» des Wohlstandes und des Fortschrittes kenne» lerne». Wer sich diesem Programm, das de« Wünschen des albanische« Volkes entspricht, widersetzen sollte, setzt sich den schwersten Strafen aus. Diejenigen aber, die versuchen sollten, feindselige Handlungen gegen die Italiener zu unternehmen, wiirden unerbittlich dem Standrecht unterworfen. Albaner! Der König und Kaiser und der Duce wollen euer Bestes. Kehrt unter dem Schutze des Lik- torenbündels ruhig zu eurer Arbeit zurück! Für Albanien be­ginnt mit dem heutigen Tage eine groß« Zukunft."

*. -

Auch Koritza besetzt

Mit einer neuerlichen Flugaktton haben die italienischen Trup­pen Montagvormittag Koritza, die Hauptstadt der südöstliche» Provinz Albaniens, an der jugoslawischen Grenze besetzt.

Drei leichte Breda-Flugzeuge hatten in den Morgenstunden Tirana verlassen und eine Abteilung Grenadiere nach dem Flugplatz von Koritza gebracht. Eine halbe Stunde später lan­deten die Flugzeuge unter begeisterten Kundgebungen der Bevöl­kerung. Die Apparate kehrten sofort nach Tirana zurück, um weitere Truppenteile nach Koritza zu bringen.

Achmed Zog« hat noch die Nationalbank geplündert

Ein nach Bari gekommener Angestellter der Albanischen Ra­tionalbank hat erklärt, daß Exkönig Zogu aus der Staatskasse 400 000 albanische Goldfranken mitgenommen habe, die zur Deckung der Banknoten dienten. Da dieses Geld nicht Privateigentum des Königs ist, sondern Staatseigentum war, müsse man von einem Diebstahl sprechen. Glücklicherweise sei da» in Umlauf befindliche Papiergeld in Höhe von 24 Millionen durch Metallreserven der Bank von Italien gedeckt.

London völligWberrascht

König Zog« und die Regierungsmitglieder haben eingesehsn, baß sie nicht länger in Tirana bleiben können. Im Morgen­grauen des Samstag bemerkte man lebhafte Tätigkeit im Kö­nigspalast, und gegen 5 Uhr morgens verließ ein langer Zug von Wagen Tirana in Richtung Elbasan.

König Zogu von Albanien ist mit Ministern und Gefolge in Florina eingetroffen. Bereits am Vortage war dort seine Gattin angekommen.

Verschwendung an Zogus Hof

das Volk aber hungerte!

In einem Aufruf, den der albanische Präfekt Khodeli über den Sender Bari an seine Landsleute richtete, heißt es u. a.:

Die jetzigen Ereignisse find die Folge einer verhängnisvoelln und unaufrichtigen Politik König Zogus. Seit langem hoffte das albanische Volk, auf Grund des moralischen und materiellen Beistandes Italiens, das bis heute in Albanien große Summen angelegt hat, auf bessere Tage. Aber diese Gelder haben, anstatt für die Entwicklung des Landes Verwendung zu finden, nur die Taschen einiger Weniger gefüllt, au deren Spitze Zogu stand. Sein Leben war ein Leben des Luxus' und ebenso das aller Prinzen und Prinzessinnen sowie des ganzen Hofes. Die Staats­kasse und die Privatkasse Zogus wurde» eins. Seine Ausgaben kannten weder Maß noch Grenzen. Es genügt, an die Millionen zu erinnern, die für die Diamanten und Edelsteine der Prin­zessinnen, für ihre Auslandsreisen usw. vergeudet wurden, wäh­rend das Volk Hunger litt. Selbst die ausländischen llnterstützungsgelder für die Armen wandelten in die Taschen des Königs. Albanier. Ihr werdet nun sehen, daß Mussolini als wahrer Freund des albanischen Volkes ein geeintes, unabhän­giges und lebensstarkes Albanien schaffen wird. Die italienischen Truppen, die in Albanien gelandet sind, haben die Mission, die Ordnung, den Frieden und die Gerechtigkeit zu bringen, die das Regime Zogus zerstörte.

Zogus ttauriges Doppelspiel

Mailand, 10. April. Zur Klarstellung der Ereignisse in Alba­nien schreibtPopolo d'Jtalia", die Tatsache, das König Zog» auf der einen Sette Verhandlungen zur Erneuerung der Freund- schasts- und VLndnispakte mit Italien eingeleitet hatte, gleichzei­tig aber den bedrohlichen Kundgebungen gegen die in Albanien ansäßigen Italiener freien Lauf Neß, habe ein abwegiges Spiel innerer und internationaler Friedensstörungen enthüllt.

Die Freundschaft Italiens hätte es Albanien ermöglicht, die Wohltaten der Ruhe und des beginnenden zivilisatorischen Fortschrittes zu genießen. Italien beabsichtigte im Interesse der

London, 10. April. Die Landung der Italiener in Albanien hat die amtlichen Kreise Londons völlig überrascht. Lord Halifax hat alle Minister, die sich in erreichbarer Nähe befanden, nach London berufen.

Nach der Ministerbesprechung, die am Samstag morgen statt­fand und etwa zwei Stunden dauerte, wurde eine Verlautba­rung herausgegcben, in der es u. a. heißt, daß die anwesenden Minister einen Bericht über die Informationen, die die Regie­rung gegenwärtig über die Lage in Albanien besitzt, gehört hät­ten Die Lage sei bezüglich der wichtigen Faktoren noch einiger­maßen dunkel. Man habe daher Vorkehrungen getroffen, damit die in Frage kommenden Minister vorerst in London oder in der Nähe Londons verbleiben. Es sei bisher keine weitere Sitzung festgelegt worden.

*

Geteilte Aufnahme iu der englischen Presse

London, 10. April. Die Landung italienischer Truppen in Al­banien, über die die Blätter zum Teil in sensationeller Aufma­chung berichten, hat in London eine geteilte Aufnahme gefun­den. Während einige Zeitungen die übliche angelsächsischeEnt­rüstung" heucheln und die berechtigten italienischen Lebensinter­essen mit eiserner Stirn ignorieren, sind einige wenige Blätter einigermaßen sachlich in ihren Stellungnahmen und geben zu, daß es sich im Grunde um eine rein italienische An­gelegenheit handelt. Gewisse Blätter beurteilen die Be­setzung Albaniens als eine Antwort der Achsenmächte auf die britischen Bemühungen um eine sogenannteAntiangriffsfront".

Paris schaut aus London

Paris, 10. April. In der französischen Presse findet selbstver­ständlich das italienische Vorgehen zur Wahrung lebenswichtiger und alter Interessen Lei den Blättern kein Verständnis, obwohl man andererseits auch in Paris zugeben mutz, daß keinerlei Handhabe auf Grund von Pakten oder Verträgen vorhanden ist, um ein unmittelbares Einschreiten dritter Mächte zu recht- fertigen. In diesem Zusammenhang wird allerdings die Gen­fer Liga genannt, doch gibt man sich über die Zuständigkeit und den Einfluß dieses aus dem Aussterbeetat stehenden Insti­tuts wohl kaum noch Illusionen hin. Man stirbt deshalb nach anderen Gesichtspunkten, wo sich eine rechtliche Handhabe zu ei­

nemProtest" gegen die italienische Unternehmung bietet, und glaubt, diese in dem englisch-italienischen Vertrag über die Bei­behaltung des Status quo im Mittelmeer finden zu können. Ei­niges Erstaunen löst in der Pariser Morgenpresse diereser­vierte Haltung" Jugoslawiens aus: eine Reihe von Blättern lassen durchblick-n baß Juaolta-"ien sogar heimlich eine Art Vereinbarung mit Italien getroffen habe» könnte. Fast allge­mein bringt man auch die italienische Aktion gegen Albanien mit den englischen Einkreisungsbemühungen in Zusammenhang. 2m übrigen ist festzustellen, daß die französische Presse eine ge­wisse Zurückhaltung übt und offensichtlich einen Wink aus Lon­don über diesem Ereignis gegenüber einzunehmende Haltung ab­wartet.

Ostersonntags-Besprechungen in England

Chamberlain aus Schottland z»rück

London, 10. April. Premierminister Revill« Lhamberlai» kehrte am Ostersonntagmorgen aus Schottland nach London zn- rück. Er begab sich nach seiner Ankunft sofort nach Downing Street 10 »nd hatte mit Außenminister Lord Halifax ein« mehr­stündige Aussprache, über deren Ergebnis nichts mitgeteilt wurde.

Vor dieser Anssprach« hatte Lord Halifax den franzöfifche« Botschafter Lorbin und den griechischen Gesandten in Londmr empfangen. Lord Halifax begab sich am Nachmittag in Beglei­tung des Unterstaatssekretärs im Außenamt, Tadogan, in da» Gebäude des Reichsverteidigungsausschusses. Dort hatte er Be­sprechungen mit dem Chef des britische» Eeneralftabes, Gort, und dem stell». Chef des Admiralstabes, Admiral Eunningha». lieber das Ergebnis dieser Besprechungen wurde ebenfalls kema Mitteilung herausgeaebe».

»

Geschäftiger Ostersonntag avch in Paris

Paris, 10. April. Am Ostrrsonntagnachmittag trat der Stän­dige Ausschuß für die Landesverteidigung unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten «nd Landesverteidigung?- Ministers Daladier zusammen. Anwesend waren der Kriegsma­rineminister. der Luftfahrtminister, der Generalissimus Same-