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fk. 84
Dienstag, äen 11. April 1939
113. Jahrgang
Die Besetzung Tiranas
Truppentransport durch Flugzeuge
Rom, 1«. April. „Agencia Stesani" veröffentlicht folgende Meldungen aus Tirana:
Aus dem Flughafen von Tirana ist ei» mit Flugzeuge« von Tarent aus dorthin befördertes Grenadicrregiment gelandet.
Die albanische Bevölkerung hat die italienischen Truppen mit Begeisterung erwartet und große Kundgebungen zu ihrem Empfang bereitet.
Zwölf Italiener gefallen
Rom, 10. April. „Agencia Stefan!" gibt aus Durazzo folgende erste Liste der italienischen Verluste bekannt:
Bei den Zusammenstößen in Durazzo sind acht Matrosen gefalle» und 34 verwundet worden. Von den Landungstruppen sind drei gefallen und neun verwundet worden. In Santi Quaranta ist ein Matrose gefallen und zehn Matrose» sind verwundet worden.
Außenminister Graf Ciano in Tirana
Rom, 10. April. Wie die Stefani-Agentur meldet, traf der italienische Außenminister, Graf Liano, Samstag um 11 Uhr auf dem Flughafen von Tirana ein.
Graf Ciano, der am Freitag bereits die von Banden umlagerte italienische Gesandtschaft überflogen und alsdann die Landung der italienische Truppen in Durazzo beobachtet hatte, wurde am Samstag bei seinem Eintreffen auf dem Flughafen von Tirana von dem deutschen und dem spanische» Konsul begrüßt. Anschließend empfing Graf Ciano eine überaus zahlreiche Abordnung der bedeutsamsten albanischen Staatsmänner, Politiker und Wirtschaftsführer. Der frühere Ministerpräsident Tharr dpi versicherte Graf Ciano im Namen des albanischen Volkes der Anhänglichkett Albaniens gegenüber dem Duce und dem faschistische« Italien, worauf Graf Ciano unter allgemeiner Begeisterung erklärte, daß der Duce dem albanischen Volk im Nahmen des nationalen Lebens Ordnung, Wohlstand und Fortschritt sichern wolle.
Späterhin hielt Graf Ciano seinen tKnzug in die von italienische» Truppen besetzte albanische Hauptstadt und nahm unter lebhafte» Kundgebungen der Bevölkerung die Parade über motorifierte Maschinengewehr- und Panzerwagenabteilungen ab, deren prächtige Haltung bei der Bevölkerung größte Bewunderung auslöste.
Im Namen des Duce hat Graf Ciano 100 000 Lire für die Armen von Tirana zur Verfügung gestellt.
Zog« nach Griechenland geflüchtet
Rom, 10. April. Die Agentur Stesani verbreitet aus Tirana eine Meldung, in der es heißt:
beiden Staaten, diese gute» Beziehungen aus fester und dauerhafter Grundlage weiter zu entwickeln, aber gerade in diesen Tagen habe sich das traurige Doppelspiel Zogus und seiner Regierung enthüllt. Während General Sereggi in Rom verhandelte, ließ Zogu die Verbrecher aus den Gefängnissen frei, damit sie die Italiener im Lande verfolgen könnten. Die Verantwortlichkeit Zogus und seiner letzten Minister müsse genau sestgestellt bleiben. Die alten Systeme der ottomanischen Herrscher seien in Zogu wieder lebendig geworden, und die von ihm in Sold genommenen Verbrecherbanden erinnerten an die Janit- scharen vergangener Jahrhunderte. Das Volk aber sei nicht auf seiner Seite. Daß er die Terrorbanden gegen die italienischen Kolonisten losgelaffen Habe, verurteile Zogu vor allem moralisch.
„Corriere della Sera" erklärt, die militärische Besetzung Albaniens durch die italienischen Streitkräfte bilde einen Teil des Programms zur Konsolidierung der adriatischen Lage, die immer mehr einen der Hauptpunkte der italienischen Politik darstelle. Die italienischen Interessen und die zivilisatorische Entwicklung Albaniens stünden in engster Beziehung zueinander. Albanien -verdanke es der ständigen politischen Aktion Italiens, wenn es seine Einheit gegen die bekannte Begehrlichkeit der Nachbarstaaten bewahren konnte. Albanien werde zur Ordnung - -e,
lehren, in die große Ordnung des imperialen Italiens. Der adriatische Friede forderte dieses tatkräftige Einschreiten, dessen Ergebnis zweifellos Vorteile für Italien, für die Befriedung des albanischen Volkes und für die endgültige Regelung der italienischen Interessen im nahen Balkan-Orient bringen werde.
Keine jugoslawischen Maßnahme»!
Nom, 10. April. Die jugoslawische Gesandtschaft in Rom hat dem halbamtlichen „Eiornale d'Jtalia" Erklärungen abgegeben, in denen es u. a. heißt: Die von ,einem Teil der ausländischen Presse verbreiteten Nachrichten über Maßnahmen, die Jugoslawien im Zusamenhang mit den Vorgängen in Albanien getroffen haben soll, sind nicht richtig. Die jugoslawische Regierung ist mit der italienischen Regierung fortwährend in Fühlung.
Dank Italiens an die jugoslawische Regierung
In Belgrad erfährt man von italienischer Seite, daß der hiesige italienische Gesandte Jndelli im Aufträge des Duce der jugoslawischen Regierung den besonderen Dank für ihre Haltung in der albanischen Frage aussprach.
Gleichzeitig verlautet in gut unterrichteten politischen Kreisen Belgrads, daß der Duce noch eine besondere Depesche an die jugoslawische Regierung geschickt habe, von deren Inhalt diese äußerst befriedigt sei.
Für Albanien beginnt eine große Zukunft
Eine Proklamation General Guzzonis Tirana, 10. April. Der Oberbefehlshaber der italienischen Truppen hat an das albanische Volk eine Proklamation gerichtet. General Euzzoni betont darin, daß italienische Soldaten für eine Mission des Friedens und der Zusammenarbeit nach Albanien gekommen seien und bereits die wichtigsten Zentren de- Landes besetzt hätten. Er verlange rwn der albav's^-n kerung vollkommene Disziplin und fordere sie zur Zusammenarbeit auf in der Ueberzeugung, daß sie die Aktion Italiens unterstützen werde. Er sei ermächtigt, der Bevölkerung folgende feierliche Versprechung abzugeben:
»Die öffentlich« Ordnung, die Achtung des Privatbefitzes und die frei« Ausübung der Glaubensbekenntnisse, di« Ehre und die edle Tradition des albanische« Volks werde« garantiert. Al- banie« wird eine neue Aera der Arbeit und der Gerechtigkeit» des Wohlstandes und des Fortschrittes kenne» lerne». Wer sich diesem Programm, das de« Wünschen des albanische« Volkes entspricht, widersetzen sollte, setzt sich den schwersten Strafen aus. Diejenigen aber, die versuchen sollten, feindselige Handlungen gegen die Italiener zu unternehmen, wiirden unerbittlich dem Standrecht unterworfen. Albaner! Der König und Kaiser und der Duce wollen euer Bestes. Kehrt unter dem Schutze des Lik- torenbündels ruhig zu eurer Arbeit zurück! Für Albanien beginnt mit dem heutigen Tage eine groß« Zukunft."
* —. -
Auch Koritza besetzt
Mit einer neuerlichen Flugaktton haben die italienischen Truppen Montagvormittag Koritza, die Hauptstadt der südöstliche» Provinz Albaniens, an der jugoslawischen Grenze besetzt.
Drei leichte Breda-Flugzeuge hatten in den Morgenstunden Tirana verlassen und eine Abteilung Grenadiere nach dem Flugplatz von Koritza gebracht. Eine halbe Stunde später landeten die Flugzeuge unter begeisterten Kundgebungen der Bevölkerung. Die Apparate kehrten sofort nach Tirana zurück, um weitere Truppenteile nach Koritza zu bringen.
Achmed Zog« hat noch die Nationalbank geplündert
Ein nach Bari gekommener Angestellter der Albanischen Rationalbank hat erklärt, daß Exkönig Zogu aus der Staatskasse 400 000 albanische Goldfranken mitgenommen habe, die zur Deckung der Banknoten dienten. Da dieses Geld nicht Privateigentum des Königs ist, sondern Staatseigentum war, müsse man von einem Diebstahl sprechen. Glücklicherweise sei da» in Umlauf befindliche Papiergeld in Höhe von 24 Millionen durch Metallreserven der Bank von Italien gedeckt.
London völligWberrascht
König Zog« und die Regierungsmitglieder haben eingesehsn, baß sie nicht länger in Tirana bleiben können. Im Morgengrauen des Samstag bemerkte man lebhafte Tätigkeit im Königspalast, und gegen 5 Uhr morgens verließ ein langer Zug von Wagen Tirana in Richtung Elbasan.
König Zogu von Albanien ist mit Ministern und Gefolge in Florina eingetroffen. Bereits am Vortage war dort seine Gattin angekommen.
Verschwendung an Zogus Hof —
das Volk aber hungerte!
In einem Aufruf, den der albanische Präfekt Khodeli über den Sender Bari an seine Landsleute richtete, heißt es u. a.:
Die jetzigen Ereignisse find die Folge einer verhängnisvoelln und unaufrichtigen Politik König Zogus. Seit langem hoffte das albanische Volk, auf Grund des moralischen und materiellen Beistandes Italiens, das bis heute in Albanien große Summen angelegt hat, auf bessere Tage. Aber diese Gelder haben, anstatt für die Entwicklung des Landes Verwendung zu finden, nur die Taschen einiger Weniger gefüllt, au deren Spitze Zogu stand. Sein Leben war ein Leben des Luxus' und ebenso das aller Prinzen und Prinzessinnen sowie des ganzen Hofes. Die Staatskasse und die Privatkasse Zogus wurde» eins. Seine Ausgaben kannten weder Maß noch Grenzen. Es genügt, an die Millionen zu erinnern, die für die Diamanten und Edelsteine der Prinzessinnen, für ihre Auslandsreisen usw. vergeudet wurden, während das Volk Hunger litt. Selbst die ausländischen llnterstützungsgelder für die Armen wandelten in die Taschen des Königs. Albanier. Ihr werdet nun sehen, daß Mussolini als wahrer Freund des albanischen Volkes ein geeintes, unabhängiges und lebensstarkes Albanien schaffen wird. Die italienischen Truppen, die in Albanien gelandet sind, haben die Mission, die Ordnung, den Frieden und die Gerechtigkeit zu bringen, die das Regime Zogus zerstörte.
Zogus ttauriges Doppelspiel
Mailand, 10. April. Zur Klarstellung der Ereignisse in Albanien schreibt „Popolo d'Jtalia", die Tatsache, das König Zog» auf der einen Sette Verhandlungen zur Erneuerung der Freund- schasts- und VLndnispakte mit Italien eingeleitet hatte, gleichzeitig aber den bedrohlichen Kundgebungen gegen die in Albanien ansäßigen Italiener freien Lauf Neß, habe ein abwegiges Spiel innerer und internationaler Friedensstörungen enthüllt.
Die Freundschaft Italiens hätte es Albanien ermöglicht, die Wohltaten der Ruhe und des beginnenden zivilisatorischen Fortschrittes zu genießen. Italien beabsichtigte im Interesse der
London, 10. April. Die Landung der Italiener in Albanien hat die amtlichen Kreise Londons völlig überrascht. Lord Halifax hat alle Minister, die sich in erreichbarer Nähe befanden, nach London berufen.
Nach der Ministerbesprechung, die am Samstag morgen stattfand und etwa zwei Stunden dauerte, wurde eine Verlautbarung herausgegcben, in der es u. a. heißt, daß die anwesenden Minister einen Bericht über die Informationen, die die Regierung gegenwärtig über die Lage in Albanien besitzt, gehört hätten Die Lage sei bezüglich der wichtigen Faktoren noch einigermaßen dunkel. Man habe daher Vorkehrungen getroffen, damit die in Frage kommenden Minister vorerst in London oder in der Nähe Londons verbleiben. Es sei bisher keine weitere Sitzung festgelegt worden.
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Geteilte Aufnahme iu der englischen Presse
London, 10. April. Die Landung italienischer Truppen in Albanien, über die die Blätter zum Teil in sensationeller Aufmachung berichten, hat in London eine geteilte Aufnahme gefunden. Während einige Zeitungen die übliche angelsächsische „Entrüstung" heucheln und die berechtigten italienischen Lebensinteressen mit eiserner Stirn ignorieren, sind einige wenige Blätter einigermaßen sachlich in ihren Stellungnahmen und geben zu, daß es sich im Grunde um eine rein italienische Angelegenheit handelt. Gewisse Blätter beurteilen die Besetzung Albaniens als eine Antwort der Achsenmächte auf die britischen Bemühungen um eine sogenannte „Antiangriffsfront".
Paris schaut aus London
Paris, 10. April. In der französischen Presse findet selbstverständlich das italienische Vorgehen zur Wahrung lebenswichtiger und alter Interessen Lei den Blättern kein Verständnis, obwohl man andererseits auch in Paris zugeben mutz, daß keinerlei Handhabe auf Grund von Pakten oder Verträgen vorhanden ist, um ein unmittelbares Einschreiten dritter Mächte zu recht- fertigen. In diesem Zusammenhang wird allerdings die Genfer Liga genannt, doch gibt man sich über die Zuständigkeit und den Einfluß dieses aus dem Aussterbeetat stehenden Instituts wohl kaum noch Illusionen hin. Man stirbt deshalb nach anderen Gesichtspunkten, wo sich eine rechtliche Handhabe zu ei
nem „Protest" gegen die italienische Unternehmung bietet, und glaubt, diese in dem englisch-italienischen Vertrag über die Beibehaltung des Status quo im Mittelmeer finden zu können. Einiges Erstaunen löst in der Pariser Morgenpresse die „reservierte Haltung" Jugoslawiens aus: eine Reihe von Blättern lassen durchblick-n baß Juaolta-"ien sogar heimlich eine Art Vereinbarung mit Italien getroffen habe» könnte. Fast allgemein bringt man auch die italienische Aktion gegen Albanien mit den englischen Einkreisungsbemühungen in Zusammenhang. 2m übrigen ist festzustellen, daß die französische Presse eine gewisse Zurückhaltung übt und offensichtlich einen Wink aus London über diesem Ereignis gegenüber einzunehmende Haltung abwartet.
Ostersonntags-Besprechungen in England
Chamberlain aus Schottland z»rück
London, 10. April. Premierminister Revill« Lhamberlai» kehrte am Ostersonntagmorgen aus Schottland nach London zn- rück. Er begab sich nach seiner Ankunft sofort nach Downing Street 10 »nd hatte mit Außenminister Lord Halifax ein« mehrstündige Aussprache, über deren Ergebnis nichts mitgeteilt wurde.
Vor dieser Anssprach« hatte Lord Halifax den franzöfifche« Botschafter Lorbin und den griechischen Gesandten in Londmr empfangen. Lord Halifax begab sich am Nachmittag in Begleitung des Unterstaatssekretärs im Außenamt, Tadogan, in da» Gebäude des Reichsverteidigungsausschusses. Dort hatte er Besprechungen mit dem Chef des britische» Eeneralftabes, Gort, und dem stell». Chef des Admiralstabes, Admiral Eunningha». lieber das Ergebnis dieser Besprechungen wurde ebenfalls kema Mitteilung herausgeaebe».
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Geschäftiger Ostersonntag avch in Paris
Paris, 10. April. Am Ostrrsonntagnachmittag trat der Ständige Ausschuß für die Landesverteidigung unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten «nd Landesverteidigung?- Ministers Daladier zusammen. Anwesend waren der Kriegsmarineminister. der Luftfahrtminister, der Generalissimus Same-