7 . Seite Nr. 83

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter"

Samstag, den 8. April 1989

Ostern!

Von K. Hansen

In allen Knospen schwellen Blatt und Blüten, Von allen Türmen jubelt Elockenlang Das Auferstehungslied und Frühlingsmythen llmweben uns aus jedem frohen Gang.

Warm strömt das Licht. Es öffnet sich die Erde. Was Wintergrab war, schenkt uns neues Sein. Der Keim bricht auf. daß er ein Wesen werde. Und alles Wesen geht ins Ew'ge ein.

Kein Tod ist mehr. Die letzten Fesseln fielen. Der Freiheit Fahnen wehen stolz im Wind,

Auf Sonnenwegen geht's zu neuen Zielen.

Die deutscher Herzen heiße Sehnsucht find!

Zwei Osterzengnisse

Skizze von I. Martens

Die glücklichsten Stunden meines Lebens verdanke ich meinem schlechtesten Osterzeugnis. Sitzen gebUebe" war rch, und unten auf dem Wisch mrt dem Schulstempel und den amtlichen Unterschriften stand zu lesen. Schüler ha das Klassenziel glatt erreichen können, wenn er nicht so Diel Dummheiten im Kopf gehabt hätte " Womit der Herr Ordinarius natürlich hatte sagen wollen,wenn er Nicht jo viel Zeit für dumme Streiche übrig gehabt hatte .

Das entsprach durchaus den Tatsachen. Und ich nahm die Sache nicht weiter tragisch- Mein Vater aber, ganz Wurde und Autoritär, ganz der strenge Behüter meiner etwas leichtsinnigen Jugend, war außer sich. Erst gab es, ich war noch Tertianer, eine Tracht Prügel, dann sprach er drei qualvolle Tage kein Wort mit mir. und als es Karsamstag geworden war. teilte er mir mit harten Worten mit, daß für mich mit einem Osterei nicht zu rechnen sei.

Zum erstenmal in meinem Leben wurde mir bewußt, daß zwischen meinem Vater und nnr ein Verhältnis bestand, das uns gegenseitig entfremdete. Stille schlich ich mich in meine Kammer und weinte mich aus.

Meine Mutter, die hinzu kam, tröstete mich:Laß es dir eine Lehre sein, mein Junge. Es ist nur die Sorge um dich, die den Vater so streng macht. Sieh, er hat sich in der Welt eine angesehene Stellung errungen, er hat nie etwas an­deres gekannt, als seine Pflicht und seine Arbeit, und er möchte nun, daß du genau so ein prächtiger Mensch wirst, wie er einer ist. Er kann es nicht verstehen, wie man so unbekümmert sein kann wenn es heißt, sich die Wissens­grundlagen für das Leben anzueignen. Er ist streng und gerecht, weil er dich lieb hat."

Vater hat mich nicht lieb ..

Junge, was sagst du da?"

Hat er einmal mit mir gespielt, hat er einmal mit mir Drachen steigen lassen, wie es der Vater von Erwin tut? Hat er einmal erlaubt, daß ich mit Fritz hier im Haus so tollen darf, wie wir es bei Fritzens Vater dürfen, der so­gar oft noch mitmacht? Ist unser Frühstücks- oder Mittags­tisch etwas anderes als ein Katheder, vor dem der Herr Lehrer sitzt: Johannes tu dies! Johannes, das darfst du nicht! Was glaubst du, Mutter, was derHerr Pro­fessor" tun würde, wenn ich ihm im Garten einmal einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter geben würde: los, fang mich und würde lachend davonrennen, wie der Peter es mit seinem Vater machen darf?"

Johannes!" - .

Weiter sagte Mutter nichts, als vorwurfsvoll und be­trübt dieses eine Wort, meinen Namen.

Leise ging sie aus dem Zimmer. Daß sie Tränen in den Augen hatte, sah ich nicht.

Ich weiß auch nicht, wie ich in den nächsten Stunden in den Wald kam und nachher spät am Abend wieder nach Hause. Ich erinnere mich nur noch, wie Mutter noch an mein Bett trat, mir zärtlicher als sonst eine gute Nacht wünschte und daß ein seltsam gütiges Lächeln ihren Mund umspielte.

Am Ostermorgen stand ein funkelnagelneues Fahrrad Zur mich im Garten. Vater, der selbst ein leidenschaftlicher

Nadler war. machte vie! Ausflüge mit mir, er hatte auch sonst manche unvergeßliche Stunde zu gemeinsamem frohen Erleben für mich, ich hatte keine Zeit für dumme Streiche mehr, hatte einen Kameraden, wie ich nnr besser keinen wünschen konnte, war bald der besten einer in der Klasse und wurde regelmäßig versetzt. Und Mutter war glücklich.

Vor Verdun erhielt Vater von mir die Nachricht, daß ich das Abitur bestanden hatte und mich sofort als Kriegs­freiwilliger melden würde. Acht Tager später fand er den Ehrentod.

*

Später, als mir Mutter viel von Vater erzählen mußte, verriet sie mir auch, was damals den gefürchteten Ostertag zu einer Freude und einem neuen Glück in unserer kleinen Familie gemacht hatte. Sie hatte beim Suchen in einer alten Kiste auch die Schulzeugnisse des Vaters gefunden. Und da war eins darunter, das war fast genau so wie meines gewesen:Der Schüler hätte das Klassenziel glatt erreichen können, wenn er nicht so viel dumme Streiche rin Kopf gehabt hätte!"

Das Zeugnis hatte Mutter ihm in ihrer gütigen Art gezeigt, hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, daß er trotz­dem ein ganz hervorragend tüchtiger Mann geworden sei, dumme Streiche seien meistens ein Beweis für die un- aebändigte und in falsche Bahnen gelenkte Lebensfreude, Folgen des Fehlens eines wirklichen Kamera/en; und ein junger Mensch brauche nicht nur Schulmeister, sondern auch einen Menschen, und es könne doch wohl nichts Schöneres geben, als wenn der beste Kamerad der eigene Vater sei. Stille, wie es seine Art war, war Vater hinausgegangen und hatte noch schnell das Fahrrad für mich gekauft.

Die beiden schlechten Zeugnisse, die so viel Glück brach­ten, sind noch heute mein kostbarstes Heiligtum.

Die Kürassierstiefel

und andere Erinnerunge an den Alt-Netchskanzier

Von PeterPurzelbaum.

Im September 1883 traf der rumänische Staatsmann Bratianu in Gastein ein, um mit dem Fürsten Bismarck über die sogenannte Donaufrage zu verhandeln. Bratianu machte dabei den Versuch, sein Land aus den lästigen Bin­dungen des Londoner Protokolls zu lösen. Doch Bismarck parierte in überaus geschickter Weise.

Ich werde Ihnen", sagte er zu Bratianu,eine alte ru­mänische Anekdote erzählen, die Sie vielleicht selbst noch nicht kennen. Die Geschichte ereignete sich zu jener Zeit, als die Walachei noch unter der Tllrkenherrschaft schmachtete. Irgend eines Vergehens wegen wurden ein Zigeuner vor den Pascha geschleppt und von diesem kurzerhand zum Tode verurteilt. Die Exekution sollte sogleich mit einem Strick am nächsten Baume vollzogen werden, und schon war man bereit, den armen Teufel aufzuknüpfen, da schrie ein Esel in der Nähe. Verwundert rief der Zigeuner aus:Das ist ja ein merkwürdiges Land, wo die Esel schreien bei uns zu Hause reden sie."

Der Pascha ließ den Zigeuner sofort vor sich bringen und fragte:Was redest du da für ein dummes Zeug? Willst du etwa behaupten, daß Esel sprechen können?"

Oo ja, Herr und ich erbiete mich, dem Esel, der da ge- schrien hat, binnen Jahresfrist das Sprechen beizubringen."

Schön", erklärte der Pascha,du sollst deine Kunst be­weisen, doch gelingt es dir nicht, so ..." Damit machte er das Zeichen des Hängens. Dann gab er den Befehl, den Zigeu­ner mit dem Esel in ein Gehöft zu sperren, beide gut zu be­wachen und reichlich mit Nahrung zu versorgen.

Da flüsterte der Bruder des Zigeuners dem Geretteten ins Ohr:Was hast du dabei gewonnen, Janczi, daß du Unmögliches übernimmst denn nie wird der Esel sprechen j lernen." i

Viel Hab' ich gewonnen", flüsterte der Zigeuner zurück, j nämlich ein ganzes Jahr. In dieser Zeit sind drei Fülle ! möglich: entweder sterbe ich selbst, oder es stirbt der Pascha, , oder es stirbt der Esel. In jedem dieser drei Fälle werde - ich nicht gehängt.? !

Lasten Sie doch", fuhr Bismarck zu Bratianu fort,die

IWck k3im sdMiüerl «erüeil!

Donausrage ein Jahr ruhen. Es wird sich wahrend dieses Jahres noch Wichtiges entscheiden."

Als Anton v. Werner sein berühmtes GemäldeDie Kai­serproklamation zu Versailles" malte, mußte er natürlich versuchen, Bismarck zu einer Sitzung für das Bild zu ge­winnen. Dazu hatte der Kanzler zwar keine Zeit, aber er lud den Künstler mehrfach zur Tafel ein und stellte ihm Weiteres in Aussicht.

Bei einer dieser Gelegenheiten konnte Werner ihn mehr­fach zeichnen.Damit war aber", so erzählt Anton v. Wer­ner einmal einem Freunde,für mein Bild immer noch nicht viel zu machen. Der Ablieferungstermin der 22. März 1877, der 80. Geburtstag Kaiser Wilhelms I., rückte im­mer näher, und ich wurde immer dringender. Die Frau Für­stin versprach, ihr möglichstes zu tun.

Endlich drei oder vier Tage vor dem letzten Termin wird mir die Fürstin Bismarck gemeldet. Ich stürzte aus dem Atelier aus die Straße hinunter und sehe, wie sich aus dem vor der Tür haltenden Wagen der Arm der Fürstin heraus­streckt und mir die beiden mächtigen Kürassierstiefel ihres hohen Gemahls entgegenreicht das war alles!"

Ein andermal erzählte Anton v. Werner, wie er die Auf­gabe löste, die Mitglieder des Berliner Kongresses 1878 in einem größeren Eruppenbilde darzustellen.

Bismarck hatte ihm gestattet, zum Studium der Diploma­ten vor Beginn der Sitzungen anwesend zu sein. Graf St. Vallier meinte dazu, er studierte die Herrenwie die wilden Tiere im Zoologischen Garten."

lieber die äußere Gestaltung der Schlußsitzung, in der die Verträge unterzeichnet wurden und deren historische Bedeu­tung nun im Bilde festgehalten werden sollte, hatte Werner einige Wünsche, die Graf Herbert Bismarck seinem Vater übermittelte. Erstens sollten die Herren in Uniform erschei­nen, da das Zivilkostüm zu charakterlos für ein solches Bild wäre; zweitens sollten die Verträge nicht an einem hufei­senförmigen Sitzungstisch, sondern an dem kleineren Kar­tentisch unterzeichnet werden, und drittens hätte Werner auch Tyras, denReichshund" gern mit verewigt.

Nur Punkt eins und zwei wurden von Bismarck geneh­migt; gegen Punkt drei sprach, daß die Dogge gelegentlich unbeabsichtigt dem Vertreter Rußlands, dem Fürsten Eort- schakow, zwischen die Beine gefahren war und den alten Herrn zu Fall gebracht hatte.

Mit dem Reichshund sollte Werner später seine eigenen Erfahrungen machen.

Ich bin gewohnt", so erzählte er,mit dem Malstock zu arbeiten. Als der Fürst einmal, begleitet von seiner Dogge, in mein Atelier trat und den Stock in meiner Hand be­merkte, rief er mir zu:Um Himmels willen, legen Sie den Stock weg Tyras springt Ihnen sonst an die Kehle!"

Recht angenehm für einen harmlosen Maler!" lachte Werner und kam dann auf sein Bild zu sprechen, das Bis­marcks und Napoleons Zusammentrefsen aus der Straße von Donchery verewigt.

Als der Kanzler das Bild betrachtete, gab er über diese« historischen Augenblick folgende Erklärung:Bei meiner Kurzsichtigkeit erkannte ich Napoleon erst, als ich seinem Wagen schop ganz nahe war. Er war ausgestiegen und stand mit drei Offizieren am Schlage. Ich parierte mein Pferd, um abzusitzen dabei war mir der Revolver zwischen die Beine gerutscht ich griff danach, und bei dieser Bewegung wurde der Kaiser weiß wie eine Kalkwand. Gerade so, wie Sie ihn hier gemalt haben, stand Napoleon vor mir. Ich war in Wirklichkeit aber wohl etwas höflicher, als ich hier aussehe."

Eine Weile betrachtete Bismarck das Bild noch, um dann fortzufahren:

Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich an jenem Morgen in der Eile, mit der ich abgeritten bin, die Schärpe angelegt habe und dann bitte, lieber Herr v. Werner, legen Sie mir auch das Bandelier um ich möchte nicht als inkorrekter Soldat auf die Nachwelt übergehen."

Roman von Klara Laidhausen.

Ilrheberrechtsschutz durch Verlagsanstalt Manz, Regensburg, llä. Fortsetzung. Nachdruck verboten.

Wie mein Leben mußte Ditha denken. Erst leuchtend rot, ganz in Licht getaucht, und jetzt still und grau. Nicht ganz dunkel oh nein, aber ohne Sonne!

Sie schauerte leicht zusammen.Es ist kühl geworden!" sagte sie leise, und in ihrer Seele klagte es schmerzlich nach: La, es ist kühl geworden!

Besorgt griff Doktor Römer nach den Rudern und trieb das Boot mit kräftigen Schlägen dem Ufer zu, von dem aus Luzern nun schon im Lichterschein entgegenwinkte. Schwei­gend, wie sie gekommen waren, legten sie auch den Heim- weg zurück; erst als schon die hohen Bäume ihres Parkes m Sicht kamen, schob Ditha ihre Hand, die leicht auf des Arm gelegen war, mit warmem Druck in seine Rechte.Mein lieber Freund ich danke Ihnen, daß Sie mich so ruhig sprechen ließen! Es hat mir gut getan. Die Eegensworte, die mir Frau Bürklin heute sagte, hatten nnch m tiefster Seele aufgewühlt. Ich glaubte überwunden zu haben und mußte plötzlich erkennen, daß alle Wunden neu zu bluten und alle Sehnsucht neu zu brennen begann. Das machte mich so häßlich . «

Doktor Römer unterbrach sie rasch:Ich bat Sie schon einmal, nicht mehr davon zu sprechen, Ditha!"

Und Sie bleiben mein Freund, mein treuer Gehilfe «ie bisher, Gert?" Flehend sah sie zu ihm auf.

Mit bitterem Lächeln küßte er ihre Hand.Ihr Freund und Gehilfe, ja da ich Ihnen mehr nicht sein darf!"

Nicht bitter sein, Kollege!" bat Ditha.Es tut mir so weh, daß ich Ihnen nicht mehr bieten kann. Aber selbst, n enn ich könnte und wollte, wäre das, was ich noch zu geben l itte, nicht viel zu wenig für Sie? Nein. Gert. Sie ver-

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dienen ein Herz, das Ihnen ganz und ungeteilt entgegen­schlägt, ein Mann wie Sie taugt nicht zum Lückenbüßer für einen anderen. Sie werden ein Glück finden, das Ihrer würdig ist, eine Frau, die Ihre Liebe weit, weit mehr ver­dient als ich! Ich werde Gott alle Tage darum bitten." Mit stillem Leuchten hingen ihre Augen an dem Hellen Fenster ihres Hauses, hinter dem sie Lores lieben, dunklen Kopf über ein Buch oder eine Handarbeit gebeugt wußte. So sah das Glück aus, um das sie für den Freund beten wollte!

Er aber fragte zögernd:Und Sie, Ditha?"

Da sah sie ihm mit dem vollen, klaren Blick ins Auge, den er immer an ihr kannte und etwas von der alten ruhi­gen Sicherheit klang durch die feste Antwort:Ich habe meinen Beruf, Kollege, und dort" ihre Hand wies zur Klinik hinübermeine Kinder! Leben für andere ist das nicht das höchste, reinste Glück? Ich werde mich wieder­finden!" In aufrechter, zuversichtlicher Haltung stand sie vor dem Gefährten und ein starker, zielbewußter Wille leuchtete ihm aus ihren schönen Augen entgegen.

Da beugte er sich mit stillem Gruß nochmals über ihre Hand und ging. Ditha aber streckte beide Arme in die Zweige eines mächtigen Fliederbaumes, der den Eingang des Hau­ses überschattete und barg das Gesicht in die zarten weißen Dolden. Glück? Ja aber ein stilles, kühles Glück! Die heiße Sehnsucht in ihrem Herzen ließ sich nicht so leicht zur Ruhe zwingen, und der Flieder duftete so berauschet süß die ganze Nacht unter den Fenstern ihres Zimmers.

Bleicher als sonst, mit leichten Schatten unter den Augen trat Ditha am nächsten Morgen in das Frühstücks­zimmer, wo Lore schon am Kaffeetisch auf sie wartete. Ditha liebte das ruhige Stündchen am Morgen, ehe ihr reiches Tagewerk begann und sie schlüpfte dafür gern ein wenig früher aus den Federn. Auch Lore hielt sich für diese Zeit von allen übrigen Verpflichtungen des Haushalts frei, um Ditha bedienen und ihr Gesellschaft leisten zu können. Erst wenn gegen einhalb acht Uhr die Morgenpost kam. die der

jungen Chefärztin meist ziemlich viel zu lesen und zu sichten brachte, entfernte sie sich in ihrer ruhigen, taktvollen Arft Heute hielt ein halberstickter Ausruf der Freundin sie zurück.Bleib, Lore, sieh doch nur, ein Brief von Ilse und aus B. Kannst Du das begreifen? Sie sie ist bei Franz!"

Besorgt sah Lore auf Ditha. Ihre Bläste hatte sich noch vertieft und die Hand, die den silbernen Brieföffner hielt, zitterte heftig. Von einer ungeheueren Erregung vorwärts- gepeitscht hetzten die Augen über die Zeilen. Mit bangem Herzen verfolgte Lore das wechselnde Mienenspiel der Freundin, das eine ganze Skala von Empfindungen wieder­spiegelte. Doch ihre Sorge wich bald dem Gefühl einer großen, freudigen Erwartung, als sie sah, wie Dithas Züge mehr und mehr von dem Widerschein einer unendlichen inneren Freude durchsonnt wurden, während ihre Augen sich langsam mit Tränen füllten, die sichtlich Tränen der Freude waren.

Nun ließ Ditha das Blatt sinken und ein heißes Auf­schluchzen schüttelte ihren Körper. Im Nu kniete Lore neben ihrem Sessel und schlang zärtlich beide Arme um sie:Es ist eine gute Nachricht, Ditha, nicht wahr?"

Da schmiegte diese aufatmend die tränennaste Wange in das weiche, dunkle Haar der Freundin und sagte mit glückbebender Stimme mehr zu sich selbst als zu ihr:Dis beste, Lorle! Franz liebt mich noch!"

Lore erwiderte nichts, jedes Wort wäre banal gewesen angesichts des übermächtigen Empfindens der Gefährtin. Eie begnügte sich damit, den Arm fester um Ditha zu schlie­ßen. Heilige Morgenstille ging durch das Zimmer. Nur vom Garten herauf klang das sehnsuchtsvolle Lied der Am- sein und dazwischenhinein das fröhliche Jubilieren all der andern gefiederten, liebes- und frühlingsseligen Sänger­scharen in den lichtdurchfluteten Raum, in welchem zwei Frauenseelen still versonnen dem Flügelkchlag eines fernen, heißbegehrten Glücke» lauschten. Ob es jemals näherkom­men, sich erfüllen würde?,

sFortsetzung folgt.)