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Nr. 83

Zamslag, äen 8. April 1939

113. Jahrgang

Italienische Trnppe« besetzen Albanien

Gegenmaßnahme gegen bedrohliche anti-italienische Maßnahmen

Rom. 7. April. Zur Lage in Albanien verbreitet dieAgen- zia Stefani" am Freitag früh um 8.56 Uhr folgende amtliche -Meldung:

2» de» letzte« Tage« und wahrend 5er Besprechungen zwischen -er italienischen Regierung und König Zog» für Le« Abschluß eines neue», engere« Vertrags kam es in Tirana und ander» wäris zu bedrohlichen Kundgebungen von bewaffnete« Bande«, die die persönliche Sicherheit der in Albanien «»süffige» Ita­liener schwer gefährdete«.

Donnerstagmorgen haben unsere Kriegsschiffe von Durazzo und Baloua viele Hunderte italienischer Staatsangehöriger, dar» »nter Frauen und Kinder, «ach Italien zurückgebracht. Don­nerstagabend find von Brindisi und Bari italienische Truppen­kontingente nach Albanien ausgefahre«. Gleichzeitig ist das er­ste Flottengeschwader ausgefahre«» das Freitag früh längs der albanische» Küste zwischen Santi Quaranta und S. Giovanni di Medua kreuzt. Das Flotteugeschwader A ist mobilisiert worden.

Italienische Truppen in Albanien^zlyndet

- Eine amtliche Verlautbarung besagt:Die Landung der ita­lienischen Truppen in den Häfen von Santi Quaranta, Valona,

Durazzo und S. Giovanni di Medua hat Freitag früh bei Ta­gesanbruch stattgefunden. Es ist nirgends eine nennenswerte Reaktion zu verzeichnen, es sei denn in Durazzo, wo ein Ver­such des Widerstandes sofort «iedergeworfen wurde.

Bon Durazzo aus haben die italienischen Truppe« de« Vor­marsch in das Jnnere begonnen. Die Bevölkerung bleibt ruhig und freundlich. 460 Flugzeuge des italienische« A-Geschwaders überfliegen Albanien mit dem Befehl, keine bewohnten Zentren zu beschießen und die Bevölkerung zu schonen

Bier albanische Städte besetzt

Rom, 7. April. Nach einer amtlichen Mitteilung der Agenzia Stefani von Freitagnachmittag 16.20 Uhr find die vier Städte Santi Quaranta» Valona, Durazzo und San Giovanni di Me­dua von de» italienischen Truppen vollständig besetzt worden, i

Eine vom albanischen König Zog« entsandte Mission von Bevollmächtigten, bestehend aus dem Wirtschaftsminister Gera und einem hohen albanischen Offizier, in Begleitung des italie­nischen Militärattaches Eabrielli bei General Euzzoni, hat den Oberbefehlshaber der italienischen Truppen, um eine Audienz nachgesucht, um ihm einige Vorschläge des Königs­

Britisch-polnisches Bündnis

London, 7. April. Premierminister Chamberlai« gab am Don­nerstag auf eine Anfrage nach dem Stand seiner Verhandlun­gen mit de« polnischen Außenminister Beck bekannt, daß Groß­britannien und Polen bereit seien, ei« Abkommen von dauern­dem und gegenseitigem Charakter abzuschließen» das die gegen- Mirtige zeitweilige und einseitige Zuficherung Englands am Po­len ersetzen solle. Vorläufig habe Beck die Zuficherung gemacht, daß sich die polnische Regierung verpflichtet sehen würde, der britischen Regierung so zu helfen, wie diese es vor kurzem den Polen zugesagt habe.

Aus dieser Auslassung Chamberlains mutz man also entneh­men, datz es ihm geglückt ist, den polnischen Außenminister Beck für Englands imperialistische Ziele einzuspannen. Lhamberlain kündigte auch an, daß einAbkommen entworfen würde, das dem gegenseitigen Beistand im Falle irgendeiner direkten oder indirekten Bedrohung der Unabhängigkeit eines von beiden Ländern zum Gegenstände haben werde. Es sei aner­kannt worden, datz gewisse Angelegenheiten unter Einschluß einer präziseren Definition der verschiedenen Umstände, unter denen die Notwendigkeit für einen solchen Beistand sich ergeben könnte, erst eine weitere Prüfung erfordere. Abschließend teilte Cham- berlain mit, man sei übereingekommen, datz die erwähnten Ab­machungen keine der beiden Regierungen daran hindern sollten, Abkommen mit anderen Ländern im allgemeinen Interesse der Konsolidierung des Friedens zu schließen.

Tlazu schreibt derDeutsche Dienst" unter der Ueberschrift: Hysterische Politik":

Bekanntlich ist Deutschland seit geraumer Zeit bestrebt, das deutsch-polnische Verhältnis durch eine bilaterale Lösung ge­wisser Fragen auf eine dauerhafte Basis zu stellen und dieses Verhältnis auf der Grundlage des deutsch-polnischen Freund­schaftsabkommens vom Jahre 1934 zu konkretisieren. Nicht nur in Polen, sondern auch in England weiß man ganz genau, datz Deutschland niemals die Absicht gehabt hat, Polen anzugreifen, seine Souveränität oder die Integrität seines Staatsgebietes zu beeinträchtigen. Aus die Versuche Deutschlands, das deutsch-pol­nische Verhältnis auf eine solche endgültige dauerhafte Basis zu stellen, hat Polen seltsam reagiert. Anstatt aus dem Wege der von dem polnischen Marschall Pilsudski eingeleiteten Politik ei­nes Ausgleichs mit Deutschland weiterzuschreiten und mit besten Kräften einer auch von Deutschland angestrebten definitiven Lösung zuzustimmen, und damit ein für alle Mal alle Schwie­rigkeiten zwischen beide» Ländern zu beseitigen, erfolgte der erstaunliche, unvernünftige AktderMobilisierungpol- »ischer Streitkräfte gegen Deutschland. Damit nicht genug, schwenkte man blindlings in die aggressive englische Kriegspolitik gegen Deutschland ein und machte sich damit zum Werkzeug von Kräften, die einen deutsch-polnischen Ausgleich nicht nur nicht wünschen, sondern diesen mit allen Mitteln zu Hintertreiben versuchen.

Neuerdings scheint es nun, datz Polen i.m Begriff ist, auf dieses englische Spiel vollkommen hineinzu­fallen. Es wäre damit nicht das erste Objekt einer solchen lediglich britischen Interessen dienenden englischen Einflüsterung von einer angeblich drohenden deutschen Gefahr. Jedenfalls ist durch diesen neuen hektisch anmutenden englischen Versuch, nun­mehr auch Polen gegen Deutschland aufzuwiegeln und ihm ein ausschließlich gegen Deutschland gerichtetes aggressives englisches Militärbündnis aufzudrängen, im Zusammenhang mit der un­

erhörten Verhetzung der gesamten englischen öffentlichen Mei­nung der klare Beweis einer bewußten kriegstreiberischen Po­litik der englischen Regierung gegen das Deutsche Reich erbracht. England ist schon oft in seiner Geschichte ein gefährlicher Ratge­ber gewesen und hat mit Vorliebe kleinere Nationen für seine imperialistischen Ziele eingespannt. Hat Beck vielleicht ähnlich empfunden, wenn er zummindesten zögerte, mit einem unter­schriebenen Abkommen aus London nach Warschau zurückzuge­hen?

Wie dem aber auch sei, mit dem Abschluß eines Bündnisses ge­gen Deutschland würde Polen ohne weiteres an der von der englischen Regierung verfolgte» aggressiven Kriegspolitik mit­schuldig. Deutschland aber bleibt trotz aller dieser hysterischen Mache, trotz des Lärms banaler Erklärungen und juristischer Spitzfindigkeiten in souveräner Ruhe auf der Position seiner unerschütterliche« Wacht, treibt eine Politik der Vernunft »«- stellt sich mit eiserner Entschlossenheit gegen solche von England nnd seinen Trabanten geführte Unruhe und de« Friede» bedro­hende» Machenschaften.

Erklärung des polnischen Außenmirtisters

London, 7. April. Vor Vertretern der ausländischen Presse äußerte der polnische Außenminister Oberst Beck, die Erklärung Chamberlains im Unterhaus sei gemeinsam von ihm und dem englischen Ministerpräsidenten formuliert worden und stelle so­mit gleichzeitig eine polnische Erklärung dar. Beide Regierungen seien von dem Wunsch nach Frieden und Versöhnung unter Be­rücksichtigung der berechtigten Interessen aller Mächte beseelt. Die Erklärung bringe zum Ausdruck, datz beide Regierungen sich für berechtigt halten, die Solidarität ihrer Ideen und Auffassun­gen festzustellen. Er sei daher bezüglich einer dauernden und in­timen Zusammenarbeit optimistisch. Auf eine Frage, wie er sich die Auswirkung der polnisch-englischen Vereinbarung auf die deutsch-polnischen Beziehungen vorstelle, erklärte Beck u. a., die polnische Regierung habe nicht die Gewohnheit, sich widerspre­chende Verpflichtungen einzugehen. Er sehe in der neuen Er­klärung nur sine Erweiterung der bisherigen polnischen Politik, die auf der Basis der gegenseitigen Verpflichtungen uyd ihrer vollen Respektierung beruhe.

Auf eine Frage über die Rückwirkung der politisch-englischen Vereinbarung auf die polnisch-sowjetrussischen Beziehungen er­klärte Beck, die polnisch-fowjetrussischen Beziehungen beruhte» auf dem Nichtangriffspakt von 1932 und der Definition des An­greifers im Londoner Protokoll von 1933.

Oberst Beck von London abgereift

Der polnische Außenminister Oberst Beck hat am Freitagnach­mittag die Rückreise von London nach Polen angetreten.

London vertieft die Kluft"

Mailand, 7. April. DieStampa" stellt fest, daß nach den er­sten deutschen Urteilen zu schließen, auch ein zweiseitiger Pakt die Gefahr in sich trage, der Anfang eines Einkreisungs­planes zu sein. DieGazzetta del Popolo" erklärt ebenfalls, daß Deutschland den Pakt zwischen London und Warschau mit dem größten Mißtrauen begegne. Für dasRegime Fascifta" stellt das Abkommen einen Beweis für die an greifen de« Absichten Englands dar.Resto del Carlono" folgert knapp und eindeutig: London vertieft die Kluft, die Europa teilt.

Zogu zu unterbreiten. Diese Vorschläge find nach Rom über­mittelt worden.

Italienischer Aufruf an die Albaner

Rom, 7. April. Vor der Landung der italienischen Truppen haben die italienischen Flugzeuge über das gesamte albanische Gebiet Hunderttausende von Flugblätter« mit folgendem Jnbalt abgeworfen:

,,Albanier! Die italienischen Truppen, die heut« auf Eurem Boden landen, sind die Truppen eines Volkes, dem durch Jahr­hunderte hindurch stets Euer Freund war und es auch bewiesen hat. Leistet keinen unnötigen Widerstand, der zerschlagen würde. Hört nicht auf Eure Regierung, die Euch ins Elend stürzt und Euch nur einem unnötigen Blutvergießen preisgeben will. Die Truppen Seiner Majestät des Königs und Kaisers können und werden solange bleiben, als es zur Wiederherstellung der Ord­nung, der Gerechtigkeit und des Friedens notwendig sei« wird."

Zurückhaltung in Paris

Paris, 7. April. In politischen Kreisen legt- man eine offen­sichtliche Zurückhaltung in dor-Beurteilung des italienische« Vor­gehens in Albanien an den Tag. Immerhin wird darauf hinge­wiesen, datz die französischen Interessen in Albanien gering, seien. Ministerpräsident Daladier hatte eine Unterredung mit Außenminister Vonnet, de/ seinerseits nacheinander den sowjet­russischen. den türkischen und.dey amerikanischen Botschafter em­pfangen hatte.

London wieder geschäftig ^

London, 7. April. Aufgrund der albanischen Vorgänge spra­chen am Freitagvormittag der französische Botschafter Corbin, der italienische Geschäftsträger, der polnische Botschafter und der rumänische Gesandte im Forign Office vor, wo sie Lord Halifax antrafen.

Rom, 7. April. Heber eine Besprechung des englische» Bot­schafters am Freitag mit Ciano wird folgende amtliche Verlaut­barung ausgegeben:Der italienische Außenminister hat den englischen Botschafter Lord Perth empfangen, der ihm eine die Lage in Albanien behandelnde Note überreichte. Graf Ciano hat Lord Perth entsprechende Erklärungen und Zusiche­rungen gegeben."

Im englischen Unterhaus hat man pcy natürlich auch schon da­mit beschäftigt. Chamberlain erklärte: Großbritannien habe keine direkten Interessen in Albanien.Aber wir haben ein allgemeines Interesse am Frieden in der Welt". Er lehne es jedoch ab, im voraus aus einen Protest gegen eine Verletzung des status quo in Albanien sich sestzulcgen, da es eine hypothe­tische Frage sei.

Hierzu schreibt der Deutsche Dienst u. a.: Wir fragen: Was geht es England an, welche Schritte Italien am Adriatijchen Meer im Rahmen seiner vertraglichen Abmachungen zur Anf- rechterha'tung. der Ruhe und Ordnung und zur Wahrung und Vertretung sei.:-r vitalen Interessen unternimmt und unterneh­men könnte? Das Mlttelmeer bedeutet für England einen See­weg, für Italien aber das Leben! Wenn irgendwo vitale Inter­essen Italiens vorherrschen, dann am Adriatischen Meer!

Warum Italien in Albanien eiumarschiert

Erklärungen der italienischen Presse

Rom, 7. April. Zur italienischen Intervention t« Al­banien betont die römische Presse in ihren erste« Komment«, ren, daß die vom Duce beschlossenen militärischen Maßnahme« ^m Schutze der ungeheuren wirtschaftliche« Interessen nnd -er Notwendigkeit der Sicherung der unbestreitbare» Bormachtstek- luug Italiens in der Adria dienen.

Popolo di Roma" erklärt, in der bestehenden internationalen Spannung, bei der es fast den Anschein habe, als betrachtete« sich bereits alle Völker im Kriegszustand, stelle das Vorgehen ^talrens ei«e «otwendige Seldstverteidiguugsmaßnahme Lar. Für Italien sei im Kriegsfälle der sichere Besitz der kau» 75 Kilometer von der italienischen Küste entfernte« albanische« Gebiete eine Lebensfrage. Das Blatt weist sodann a»f die An- ruhen hin, unter denen Albanien seit seinem Bestie« immer ge­litten hat, und betont, die jüngsten drohenden antiitalieaische« Kundgebungen bewaffneter Bande« rechtfertigten vollauf das Vorgehen Italiens.

Da» Mittagsblatt desGiornake d'Jtalia schildert die Ent­wicklung der italienisch-albanischen Beziehungen und hebt die ungeheure» Leistungen Italiens zur Erschließung des Landes hervor. De« Aufschwung der letzte« Jahre habe Albanien einzig nnd allein Italic« z« verdanken. Mit der Hilfe Italiens habe Albanien bereits große Fortschritt« gemacht. Es bleibe aber noch viel zu tun. Mit der Hilfe und unter dem Ansporn des faschi­stischen Italiens werde Albanien zu ei«em reichen, befriedeten Kulturland werden. Nunmehr befinde sich Albanien auf dem Wege seiner Wiedergeburt und werde an der Seite Italiens in eine neue Phase seiner Geschichte «»treten.