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Nr. 49
Montag, äen 27. Jebruar 1939
113. Jahrgang
Die Lage in Madrid verzweifelt
Ein Aufsatz von Dr. Goebbels
Paris, 26. Febr. Naturgemäß ist das Hauptaugenmerk der ^ Pariser Sonntagspresse wieder auf den spanischen Fragenkom- j plex gerichtet. Die Lage in Madrid wird fast von allen i Blättern als verzweifelt bezeichnet, und überall kann s man Gerüchte über die Demoralisierung der Madrider Vevölke- : rung lesen. j
2m Vordergrund der Pressebetrachtungen stehen aber natürlich ^ die nunmehr abgeschlossenen Besprechungen Senator Vörards mit : Außenminister Iordana. Mangels näherer Einzelheiten zeige» i sich die Blätter zu diesem Thema jedoch noch einigermaßen zu- ^ riickhaltend. Allgemein wird nur erwartet, daß im Laufe des Montags die de jure-Anerkennnng und die Botschafterernennung ; ausgesprochen werden dürfte.
Wie gewöhnlich ergehen sich die Zeitungen in verschiedenartig ^ gen Prophezeiungen über die Persönlichkeit, die für den frnnzö- § fischen Botschafterposten in Vurgos in Frage kommen dürfte. Die ! Namen Bsrard, Malvy und General Giraud treten überall auf, ! doch vereinigt Senator Bsrard nach Ansicht der Blätter ganz ^ entschieden die meisten Aussichten auf seine Person.
Was treiben die spanischen AnarchistenhänptNnge?
Der „Petit Paristen" will erfahren haben, daß das gesamte leitende Personal des spanischen Anarchistenverbandes, das sich ' nach Frankreich geflüchtet hatte und unter Bewachung interniert worden war, dieser Tage reißans genommen habe. Man ^ wisse zwar nichts Genaues darüber, wo sich die zahlreichen spani- - schen Anarchistenführer jetzt aufhielten, aber gewisse, von der > französischen Polizei ergriffene Maßnahmen ließen darauf schlie- s ßen, daß sie sich in verschiedene Gruppen aufgeteilt hätten und sich ! in Paris und den Pariser Vorstädten befänden.
Die Ratten verlassen das sinkende Schiff
In unterrichteten rotspanischen Kreisen der französischen ! Hauptstadt glaubt man zu wissen, daß Azana nach seinem Rück ! tritt im Laufe des Sonntags Paris verlasse« wird. Er werde ^ jedoch eine „Proklamation" herausgeben, in der er seine „Hal- ' tnng" zu rechtfertigen versuchen werde. 2m übrigen seien alle i Maßnahmen getroffen worden, damit das spanische Botschafts- ! gebäude in Paris endgültig am Montagabeird von seinen bis- ! herigen Insassen geräumt ist. !
Llnterbrrngungssorgen für 18 088 Häuptlings
Der Außenpolitik«! des dem Quai d'Orsay nahestehenden „Petit Parisien" ist im Besitz von Nachrichten, wonach die Negrin- ! „Negierung" in völligem Zerfall begriffen sei. Die Widerstände ! in der zentralspanischen Zone würden, so heißt es unter anderem, ? nur noch von kurzer Dauer sein, und in kurzer Zeit werde man ! sagen können, daß das marxistische Spanien einmal gelebt habe. Die roten „Führer" beschäftigten sich nur noch mit ihrem per- ! sönlichen Schicksal. Eine Abbeförderung von 10 OM „führenden" ! rotspanischen Häuptlingen würde ein neues, nicht leicht zu lösen- i des Problem aufwerfen. Bisher habe Frankreich die Flucht- ' lingslasten ganz allein getragen. Es sei aber nur recht und bil- ! lig, daß sich auch andere Länder an diesem Werk beteiligten. !
Moskau schäumt vor Wut
Wenn die Einnahme Kataloniens durch Franco und die Ber- !
bandlungen, die Paris mit Nationalspanien geführt hat, schon in Moskau dämmern ließen, daß das Ende bevorsteht, so haben erst die Pariser Kammerdebatte und die Ankündigung der Anerkennung Francos durch Daladier Moskau davon überzeugt, daß das Ende in der Tat da ist. Die Reaktion entspricht dem endgültigen Fiasko, das Moskau damit erlitten hat: Es schäumt vor Wut. In ihrem Pariser Bericht hebt die „Taß" hervor, wenn Daladier von einem Siege sprechen könne, so sei dies ein „Sieg über die Sicherheit und Unverletzlichkeit Frankreichs", denn von nun ab werde Franco eine ständige Bedrohung Frankreichs darstellen. Auch der Leitartikel der „Prawda" ist auf den gleichen Ton aügestimmt, wobei bemerkenswerterweisc das parteiamtliche Blatt Mm erstenmal von Spanien als dem Spanien Francos spricht und damit Nationalspanien mit dem staatlichen Begriffe identifiziert. Wenn auch zähneknirschend, so ist Moskau doch gezwungen, einzugestehen, daß die bolschewistische Sache endgültig erledigt ist.
Das scheinheilige Ziel der Demokratien
Der nationalspanische Sender Burgos weist in einer außenpolitischen Betrachtung auf die Pressemanövsr Englands und Frankreichs hin, die die bevorstehende Anetkennung Francos als eine „Gefälligkeit" der Demokratien hinzustellen versuchen. In Wirklichkeit, so meldet der Sender, wolle man mit diesen leeren Phrasen lediglich egoistische Zwecke verfolgen. Die Anerkennung sei eine unbedingte Notwendigkeit geworden, an der beide Staaten nicht mehr Vorbeigehen könnten. Negrin müsse sich bald ergeben, so heißt es dann abschließend, jedoch nicht auf Veranlassung Frankreichs und Englands, sondern ganz allein durch den Sieg der Nation alspnischen Waffen.
«Glücklicher Abschluß"
der spanisch-französischen Besprechungen
Paris» 26. Febr. Ein Sonderberichterstatter der Kavas-Agentur meldet aus Vurgos, daß der Abschiedsbesuch des Senators Bsrard beim nationalspanischen Außenminister General Jordan« am Samstagvormittag von 11.45 Uhr bis 12.55 Uhr gedauert habe. Im Verlauf dieser Besprechung sei ein Abkommen unterzeichnet worden, das sich aus drei Schriftstücken zusammensetzte. Anschließend habe General Iordana mit dem nationalspa Nischen Staatschef Franco telefoniert, um ihn von dem glücklichen Abschluß der französisch-spanischen Besprechungen zu unterrichten.
Parieiempfang beim Führer
München, 26. Febr. Die NSK. meldet: Am Samstagabend fand in den Räumen des Führerbaues am Königlichen Platz zu München der alljährliche große Parteiempfang beim Führer statt.
Auf diesem traditionellen Empfangsabend der Partei waren der Stellvertreter des Führers, die Reichsleiter mit den führenden Persönlichkeiten der Reichsleitung, die Gauleiter mit ihren Stellvertretern, die Obergruppenführer und Gruppenführer der SA., des NSKK. und des NSFK., die höheren Arbeitsführer und die Eebietsführer der HI. sowie andere führende Persönlichkeiten der NSDAP, mit ihren Frauen Gäste des Führers.
Vertrauensvolle deuts ch-französ. Beziehungen
Paris, 26. Febr. Außenminister Bonnet hielt am Sonntag im Rahmen einer radikalsozialistischen Parteiveranstaltung in Gour- don (Departement Lot) eine Rede, in der er sich eingehend mit der internationalen Lage befaßte und sich zu der in München eingeleiteten Politik der Zusammenarbeit und der europäischen Entspannung bekannte. Vonnet gab bei Behandlung der französisch-deutschen Beziehungen der Hoffnung Ausdruck, daß die französisch-deutsche Erklärung vom 6. Dezember die erste Etappe Mr Errichtung vertrauensvoller Beziehungen bedeute, die Frankreich mit Deutschland zu unterhalte« und zu entwickeln suche.
Bonnet unterstrich gleichzeitig die totale Solidarität zwischen Großbritannien und Frankreich, bestätigte hinsichtlich Spanien den Wunsch Frankreichs nach einem gutnachbarlichen Verhältnis und verkündete erneut in feinem Schlußwort, daß Frankreich nicht an sein Weltreich sich rühren kaffen werde, Frankreich werde seine Autorität und die gebietsmäßige Anversehrtheit seines Weltreiches nicht beeinträchtigen lagen. Hierüber dürfe ßch niemand wundern.
Berard nach Paris znrnckgekehrt
Senator Bsrard ist am Sonntagoormittag in Begleitung seiner Mitarbeiter mm Burgos kommend wieder in Paris eingr- troffen. Allen Fragen der Pressevertreter wich Bsrard mit der Bemerkung ans, daß eine Berichterstattung in erster Linie dem Ministerpräsidenten und Außenminister Vorbehalten sein müsse.
SswZelherrschaft in der Provinz Smkmng
Tokio, 26. Febr. (Ostasiet-Tcenst des DRV.) Einer Meldung ans Kyolo zufolge steht oie chinesische Provinz Sin- kiang jetzt völlig unter der Herrschaft der Sowjets. Etwa 10 000 sowjetruffische Soldaten befinden sich in der Provinz: Scharfschützenbrigaden und mechanisierte Einheiten liegen in Arumtschi und Hana. Sowjetkonsuiate wurden in zahlreichen
Städten errichtet. Das wirtschaftliche Aebergemicht der Sowjets wurde erzielt durch Errichtung von Sowjetkooperativen in verschiedenen Zentren. Kaschgar erfreut sich der ganz besonderen „Aufmerksamkeit" der Sowjetbehörden. Die Zollverwaltung in Singfinghsia, der Grenzstadt zwischen den Provinzen Sinkiang und Kansu, befindet sich jetzt auch in den Händen der Sowjets.
Die 10 000 Mann Sowjettruppen sollen angevucy vte Unterstützung von 20 000 chinesischen Soldaten unter General Scheng Tzetsai besitzen. Wahrscheinlich sind aber auch größere Kon» ringente, vor allem mohammedanümer Truppen, vorhanden, die der Sowjetunion feindlich gesinnt sind.
Entschließungen des „PsMschen Dolksrates"
Tschungking, 26. Febr. Dc» „Politische Volksrat" Chinas nahm in seiner letzten Sitzung drei Entschließungen zur „Demokratisierung der T s ch i a n g k a i s ch e k-R eg i e r un g an. Nachdem die Zusammenarbeit mit den Sowjets bereits längere Zeit offensichtlich ist, soll damit China, wie aus der Begründung zu den Entschließungen hervorgeht, in den „Block der demokratischen Weltmächte" eingereiht werden. Der Volksrat macht sich dabei die bekannten Argumente zu eigen, die am lautesten ans dem amerikanischen Sprachrohr der Demokratie" schallen.
Man will damit, das unterstreicht die Begründung dieser Entschließungen, nichts anderes bezwecken, als sich für den „Eckstein einer demokratischen Regierung in China" die Sympathie und Hilfe der Demokratien der Welt sicherp. Weiter bezwecke« die Beschlüße, die nach Ansicht des chinesischen Volksrates gefährliche Entwicklung Chinas zum totalitären Staat, was „einen aufs höchste unerwünschten Einfluß auf die Zukunft der chinesischen Nation" haben würde (?) zu verhindern.
Reichsminister Dr. Goebbels rui össcntiicht im „Völkischen Beobachter" einen Aussatz: „Krieg in Sicht?", in dem er n. a. aussührt:
Wer in diesen Tagen und Wrchcn die ausländische Hetz- urü> Lügenpresse durchblättert, konnte leicht auf den Gedanken kommen, daß Europa am Rande eines neuen Weltkrieges steht. Dabei ist es allgemein bekannt, daß sich in der internationale» Lage selbst seir der Führer-Ncd: re m 30. Januar vor dem Desb-' schen Reichstag nichts wesentliches geändert hat. Der Führer , hat in dieser Rede zwar die deutschen Koloniaiforderungen aufs neue erhoben. Aber das ist kein Moment, das eine allgemeine Nervosität erzeugen könnte. Daß Deutschland seine Kolonien zu- riickfordert, ist wohl hinlänglich bekannt, und daß diese Forde- ! rung noch einmal von der autoritativsten Stelle aus vor de« deutschen Volk und vor der ganzen Welt erhoben woroen ist, er»
; härtet nur noch mehr die Tatsache, daß das Reich keineswegs ge»
! willt ist, von ihr abzulassen. Das aber mutzte von jedem Ver- ! nünftigen und billig Denkenden erwartet werden. Auch daß s mittlerweile im Spanien-Konflikt ein grundlegender Wandel eingetreten ist, kann den Kenner der Dinge nicht überraschen.
Es mutzte das über kurz oder lang eintreten, und die Demokratien haben nur wieder einmal, wie bei allen großen weltpolitischen Vorgängen der vergangenen Jahre, das zweifelhafte j Vergnügen, hinter der Entwicklung herhinken zu müssen, s Wozu also der Lärm? Was wollen diese Demokratien eigentlich? Man könnte fast auf den Gedanken kommen, als erhöben sie sporadisch ein lautes Geschrei, um damit gewisse Min- ! derwertigkeitskomplexe abzureagicren. Das wäre verständlich, l denn sie haben in den letzten Jahren, wie mau so sagt, immer l zwischen den Stühlen gesessen. Es fehlt also den westeuropäische«
! Demokratien offenbar an dem nötigen Instinkt, um die inter- ' nationale Lage richtig beurteilen zu können. Denn die Pro- ! bleme, die gelöst werden mußten wurden niemals mit ihnen,
! sonder« zum Teil ohne sie und zum. Teil gegen sie gelöst. Aber ! was die Hauptsache ist. sie find gelöst worden; und zwar find sie gelöst worden, weil es die innere Dynamik der europäischen Situation erforderte.
Die Demokratien hätten das alles viel billiger habe» können, und zwar ganz, wenn ste rechtzeitig begriffen hätten, worum es sich dabei überhaupt handelte, und die Machtstellung der autoritären Staaten richtig eingeschätzt hätten. Das aber j war keineswegs der Fall und scheint auch heute noch nicht der i Fall zu sein. Nun mit einem Male eicheben ste ein großes ! Kriegsgeschrei. Sie erklären, ihre Völker müßten ungeheure nationale Opfer auf sich nehmen, um ihre Rüstung in Ordnung M bringen, damit sie sich nicht weiterhin die lleber- , griffe der autoritären Staaten gefallen zu kaffen brauchten.
Was solldas heißen? Man ist also offenbar entschlossen,
> die autoritären Staaten in einem geeignet erscheinenden Augen- ! blick niedsrzuschlageu, wenn diese Rüstungen überhaupt noch ! einen Sinn haben sollen. Denn wir wollen ja bekanntlich von § den Demokratien gar nichts. Ein ideologischer Krenzzug der ! autoritären Staaten gegen die Demokratien gehört in das Reich ! der Fabel. Wir wollen sie nicht angretfeu. Wir wollen sie nicht Mm Nationalsozialismus bekehren. And trotzdem bedrohen wir sie! Sie verlangen von uns eine Geste der Freundschaft oder der Bereitschaft zu internationaler Zusammenarbeit.
Nun heißt das, die Dinge auf den Kopf stellen. Die Demokratien haben Deutschland von 1918 bis 1933 in einer Art und Weise gequält, gedemütigt und gepeinigt, wie das in der Weltgeschichte einzig dastehend ist. Soweit Deurschland seine hoffnungslose Lage ändern konnte, verdankt es das ausschließlich seiner eigenen Kraft, dem Mut und der Weitsicht seiner Führung und der Disziplin und der Entschlossenheit seines Volkes. Die Demokratien aber haben nicht einen Finger gerührt, um uns in unserer verzweifelten Lage Erleichterung zu schaffen. Au wem also wäre es, eine Geste der Freundschaft oder der Bereitschaft zu internationaler Zusammenarbeit zu machen? An Deutschland oder an den demokratischen Staaten?
Sie wiegen sich in der Hoffnung, daß es irgendwann doch noch einmal gelingen könnte, Zwiespalt zwischen die deutsche Führung und das deutsche Volk zu säen. Das wäre auch die einzige Möglichkeit, Deutschland aufs neue uiederzuschlagen und zu demütigen. Vor ein paar Tagen hat ein großes englisches Blatt bei der Besprechung der deutschen Nachrichtessendungen im englischen Rundfunk die Katze aus dem Sack gelassen. Das „News Chronicle" schrieb am 20. Februar, daß es bei der Fortsetzung dieser Sendungen möglich sei, „einen Keil zwischen das deutsche Volk und seine Herrscher, die es im Dunkeln M halten suchen, zu treiben".
Das also ist gemeint! And in dieser kühnen Hoffnung treffen sich die Feinde des deutschen Volkes im Ausland mit der kleinen Clique von Intellektuellen und gewerbsmäßigen Neinsagern im Lande selbst. Sie bilden, so hart dieses Urteil klingen mag, zusammen die Internationale der Reichsfeindschaft. Aber so leicht, wie sie es in der Vergangenheit hatten, haben sie es nun nicht mehr. Denn die Führung des Reiches steht auf der Wacht und ist entschlossen, radikal alle Tendenzen auszurotten, die der Freiheit und der Ehre des deutschen Volkes abträglich sein könnten.
Wie weit diese internationale Hetze geht und zu welchen absurden Konsequenzen sie führt, das legt Reichsminister Dr. Goebbels dann an einer Fülle instruktiver Beispiele dar.
Er fährt dann fort: Die Völker selbst werden in furchtbarste Unruhen und Nervenkrisen hineingestürzt, nur damit verantwortungslose Journalisten etwas zu schreiben haben und ebenso verantwortungslose Staatsmänner die Augen ihrer Völker mit boshaften Schlagworten von den innerpolitischen Sorgen ab- rmd >. zu angeblichen anßenpolitischen Gefahren hinlenken könne».