Nnoolv-r Taaülotl Der G"icllfchaster'

Samstag den 25. Februar 1939

7 . Seite Nr. 48 __-

Straffen und Munition empfangen zum Exerzierdienst. Der Uvaudee kommt nicht eine Sekunde zur Ruhe. Auf ihm lastet die Verantwortung für all dies wie am Schnürchen abrollende morgendliche Durcheinander. Aber, als es Zeit wird zum Raustreten", ist alles in bester Ordnung. Das gesamte Revier der ersten Kompanie glänzt vor Sauberkeit und Ordnung.

Auf dem Hofesteht" die Kompanie. Wir bewundern noch einmal die Vielseitigkeit und Zweckmäßigkeit der Ausstat­tung einer modernen Infanteriekompanie, die mit ihren schweren und leichten MG., ihren leichten und schweren Granatwerfern, ihren Gewehren und Handgranaten durchaus in der Lage ist, eine Eefechtsaufgabe selbständig durchzuführen, da sie mit ihren Flach-- und Steilfeuerwaffen heute jeden Feind fassen und nie- . derkämpfen kann.

46 voll" brüllt der Man« am linken Flügel. Aha, der Hauptfeldwebel stellt die Stärke fest. Der Kompanieoffizier er­scheint. Der Hauptfeldwebel meldet. Ruckartig fliegen die Köpfe nach rechts. Dann noch einige Kommandos: Die Rekruten rücken ab ins Gelände, diealten Leute" zum Unterricht, die Komman­dierten und Kranken ein kleines Häuflein verdrücken sich sonstwie.

Unterricht! Oh, du vielgeschmähter Unterricht seligen Angedenkens, du Anlaß schier unerschöpflicher Witze! Der Kompanieoffizier unterrichtet über taktische Begriffe: Abwehr, Verteidigung, hinhaltender Widerstand, Hauptkampffeld, Wi- derstandslinie. Schnell fliegen Frage und Antwort hin und her. Der Sandkasten im Unterrichtszimmer gibt theoretischen Be­griffen plastische Gestalt, Flink huschen die Augen über die Land­schaft des Sandkastens, suchen hier einen günstigen Platz für An MG.-Nest, dort für eine B.-(obachtungs)Stelle. Nein, das ist nicht mehr der alte Unterricht! Hier werden angehende Un­terführer geschult. Geschlafen wird hier nicht!

Dann geht's hinaus ins Gelände. Wir sehen die Rekruten beim Entfernungsschätzen, beim schulmäßigen Angriff, beim Einbruch in eine Stellung. Alles ist mit wahrem Feuereifer bei der Sache. Aber die scharfen Augen der Unteroffiziere finden doch roch manches, was noch besser werden muß. Trotzdem, der Ee- -amteindruck dieser jungen Soldaten ist zweifellos ausgezeich­net.

Wo aber sind inzwischen unserealten Leute" geblieben? Die müssen doch auch hier irgendwoBesetzen einer Stellung" üben. Aha, da hinter jenen Büschen tauchen sie ja auf. Ich freue mich! Gut getarnt ist halber Dienst", das haben wir seiner Zeit auch schon gewußt.Alter Mann ist doch kein D-Zug!" Jetzt aber zeigen sie uns die verschiedensten Formen des Nahkampfes, und da sehen wir, daß sie ihr Soldatenhandwerk aus demff" ver­stehen: vom Entwaffnungsgriff und wechselnden Gebrauch von Gewehr und Handgranate bis zum Vorwärtsstürmen mit feu­erndem ME. Alles Sachen, wo es auf den Bruchteil einer Se­kunde ankommt.

Nun ist Schluß!Abrücken" hat der Kompanie-Chef befohlen. Der nächste Dienst heißt: Mittagessen. Der war uns damals auch schon immer der liebste, obwohl wir ja nicht so üppig waren. Königsberger Klops mit Salzkartoffeln und Gurke" gab es da­mals höchstens am höchsten Feiertag. Aber geschmeckt hat es fa­belhaft. Und jetzt kommen wir auch ins Gespräch miteinander. In der Kompanie sind viele Rheinländer, frische, geweckte Bur­schen, stets zu einem harmlosen Streich aufgelegt. Dort sitzen auch einige Sudetendeutsche, darunter ein paar, die schon in der tschechischen Armee gedient haben. Sie erzählen bereitwil­lig. Nur manchmal, wenn sie auf die Behandlung und die Zu­stände in der Tschecho-Slowakei zu sprechen kommen, werden ihre Lippen hart und schmal. Aber sie sind glücklich, jetzt deut­sche Soldaten und unter Kameraden zu sein. Die Nachrichten von zu Hause lauten gut, und sie freuen sich schon auf den ersten Urlaub. Später, beim Exerzieren, zeigen sie uns die Griffe in der tschechischen Armee. Es sind gute Soldaten; nur den Rekru­ten unter ihnen merkt man ein wenig dasFehlenvonHJ. und Arbeitsdienst an. Aber sie werden es schon schaffen. Der feste Wille ist da.

Das Exerzieren ist vorbei. Es folgt der Dienst auf der Stube: Gewebrreinigen und die berühniteVeschäftigungsstunde". Das ist noch genau wie bei uns damals. Was gehört doch alles dazu, bis ein Soldat wirklich fertig ist. Davon macht sich ja so ein Zivilist gar keinen Begriff.

Aber schließlich ist es doch so weit. Nein in den Ausgeh-Anzug, abgemeldet und dann los! Wartet da nicht schon jemand an der Ecke? Natürlich! Wozu ist man denn auch Soldat! Das war so, ist so und wird auch wohl so bleiben. Dr. R.

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Rauh, herzlich u ehrlich - das ist derSA-Mann" die Kampfzeitung für jeden Deutschen!

Stets vorrätig in der Buchhandlung Zaiser, Nagold.

Baut Flachs!

Preiserhöhung für Flachsftroh gewährleistet Rentabilität

Im Jahre 1933 wurden im Reich etwa 5600 Hektar Flachs angebaut. Württemberg hatte an dieser wirtschaftlich gesehen verschwindend kleinen Fläche keinen Anteil. Im Jahre 1937 waren es rm Reich dank einer großen Ausklärungs- und Propa- gandaarbert schon 56 000 Hektar, davon entfielen auf unseren Gau 2700 Hektar. 1938 ging die Anbaufläche im Reich auf 46 000 Hektar, in Württemberg auf 3400 Hektar zurück. Wenn man als durchschnittlichen Ertrag eines Hektars 35 Doppelzentner Strohslachs und 7 Doppelzentner Leinsaat annimmt, so ergibt das aus 50 000 Hektar 175 000 Tonnen Strohflachs, aus denen bei 20prozentiger Faserausbeute 35 000 Tonnen Faser und 35 000 Tonnen Leinsaat gewonnen werden können. Der Gesamt­wert einer solchen Flachsernte liegt zwischen 40 und 5 0 Mil­lionen R M. Dadurch wird aber die deutsche Devisenwirt­schaft nicht nur um diesen Betrag entlastet, sondern mit dieser Eigenerzeugung kommt die deutsche Leinenindustrie, wenn auch nicht ganz, so doch zu einem guten Teil aus.

In diesem Jahre nun, in dem erneut an alle Bauern und Landwirte der Ruf zum Flachsanbau ergeht, hat sich die Landes- bauernschafr Württemberg das Ziel gesteckt, eine Anbaufläche von 3000 Hektar zusammenzubringen. Wohl sind seit dem letzten Jahre die Leutesorgen der Bauern nicht geringer geworden, sic dürften aber gerade beim Flachsbau Lei weitem nicht so schwer ins Ge­wicht fallen, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat. Dean einmal genügt es schon, wenn der einzelne Bauer oder Landwirt eine auch nur bescheidene Fläche es wird in der Regel nicht mehr als 1 v. H. der gesamten Ackerfläche verlangt mit Flachs bebaut. Zum anderen bedarf der Flachs, der im März und April ausgesät wird, nur verhältnismäßig wenig Pflege, vor­ausgesetzt allerdings, daß er auf einen möglichst unkrautfreien Acker kommt.

Keine Engherzigkeit bei Vorname«

Der Reichsinnenminister hat in einem Erlaß die Richtlinie« über die Führung von Vornamen ergänzt. Er erklärt, daß häu­fig bei der Anwendung der Richtlinien zu engherzig verfahren werde. Grundsätzlich stehe es den Eltern frei, welche Vornamen sie für ein Kind auswählen. Sie unterliegen dabei keinen an­deren Beschränkungen als in den Richtlinien enthalten sind. Die Vorschrift, daß Kinder deutscher Staatsangehöriger grundsätzlich nur deutsche Vornamen erhalten sollen, habe mitunter dazu ge­führt, daß die Standesbeamten langwierige Ermittlungen über die Herkunft einzelner Vornamen angestellt haben. Dies sei nicht beabsichtigt. Vornamen, die bisher im deutschen Volke gebräuch­lich waren, seien auch in Zukunft zugelassen. Insbesondere seien viele nordische Vornamen auch im deutschen Volke immer ge­braucht worden. Als nichtdeutsche Vornamen seien daher in der Regel nur solche nordischen Vornamen anzuwenden, die sich nicht zwanglos in die deutsche Sprache einstigen, wie es bei den Bei­spielen der Richtlinien der Fall sei. Auch bei der Prüfung, ob ein besonderer Grund die Wahl nichtdeutscher Vornamen recht­fertigt, sei großzügig zu verfahren. Wenn ein Kind den nicht­deutschen Vornamen des Vaters oder der Mutter erhalten solle, so sei dies zulässig, ohne daß erst die Familienüberlieferung geprüft werde. Ebenso reichten nicht nur verwandtschaftliche, son­dern auch enge freundschaftliche Beziehungen zu einem Auslän­der hin, um die Wahl eines nichtdeutscheu Vornamens zu recht­fertigen.

O kleine Sterne im Eezwc-ig der Birken, Eisblauer See mit welkgebräuntem Rohr, Reglose Schatten im metall'nen Wasser, Nachtschwarzer Erlenstamm im Ufermoor.

Wildentenzug vor kalter Abendröte,

O Wälder voll Unendlichkeit,

O Frühling, Frühling Schrei der Wanderenten, Mond, der sich rundet, ferne, ferne Zelt.

Jngeborg Tetzlaff-Mößner.

Ab kommender Ernte sind die Preise für Flachsstroh, die von den Rösten an den Erzeuger gezahlt werden, um rund 40 v. H. erhöht worden. Unter Berücksichtigung dieser erhöhten Preise können sich je nach Ausfall der Ernte folgende Erträge je Hektar ergeben: Bei einem Ertrag von 60 Doppelzentner und einer Be­wertung von 17 RM. ein Gesamterlös von 1020 RM > bei einem Ertrag von 50 Doppelzentner und einer Bewertung von 15.50 RM. ein Gesamterlös von 775 NM. und bei einem Ertrag von 40 Doppelzentner und einer Bewertung von 13.50 NM. ein Gesamterlös von 540 RM. Zum Vergleich sei erwähnt, daß der Ertragswsrt bei Weizen etwa 600 bis 800, bei Kartoffeln 800 bis 1000 RM. je Hektar beträgt Dies ist ein Beweis dafür, daß der Ertrag beim Flachsbau, richtige Sortenwahl, Düngung, Pflege und Ernte vorausgesetzt, keineswegs hinter dem anderer Kulturarten zurückstcht, sondern diesen unter Umständen sogar übertrifft. Nicht zu unterschätzen ist auch die Tatsache, daß der Flachs für praktisch alle Feldfrüchte, insbesondere aber für Ge­treide, eine ausgezeichnete Vorfrucht darstellt. Sehr geschützt wird vom Bauern seit altersher die Leinsaat, die besonders zur Jung­viehaufzucht wertvoll ist. Leinkuchen stellen bekanntlich ein hoch­wertiges Kraftfutter dar. Der Absud des Leinsamens ist sei. altersher ein bewährtes Heilmittel Liesert der Flachsbauer den Leinsamen an die Mühle, so kann er dadurch zum Selbstversorger mit Oel werden und dafür die Mehnanbaufläche einsparen. Lie­fert er den Flachs mit Samen an die Röste, so erhält er ein Be­zugsrecht aus Leinkuchen. Bei Ablieferung von Strohflachs wird ihm ein Bezugsschein für Leinengewebe im Betrag von 10 v. H, des Verkaufswertes des Strohflachses gewährt.

In Württemberg gibt es eigentlich kein Gebiet, in dem der Flachs nicht vorwärts kommt, mit Ausnahme reiner Moorböden, auf denen sich der Hanfanbau lohnender erwiesen hat. Wir haben sogar einige Gegenden, wie z. B. den Schwarzwald, die Alb und das Aalbuch, die als vorzügliche Flachsanbangebiete gelten. Wenn also in den nächsten Tagen und Wochen die Orts­bauernführer oder besonders beauftragte Ortsflachswerber von Hof zu Hof gehen, so darf erwartet werden, daß kein Bauer es rundweg ablehnt, sich in die Flachsanbauliste einzutragen. Schon heute haben zahlreiche Ortsbauernschaften die ihnen Angewiesene Anbaufläche erreicht, verschiedene haben sogar ihren Anbau über die vorgesehene Fläche hinaus erhöht. So wie der deutsche Bauer und Landwirt sich schon bisher dem Rufe der Erzeugungsschlacht nicht verschlossen hat, so wird er auch hier nicht zurückstehen, wenn es gilt, durch den Flachsbau eine nationalpolitische und volks­wirtschaftliche Aufgabe von höchster Wichtigkeit erfüllen zu helfen.

Kurze Sportrundschau

Deutsche Erfolge Sei den Akademischen Weltwinterspielen. Bei den VI. Akademischen Weltwinterspielen bei Lillehammer in Norwegen war Harro Cranz rm Torlauf der Männer der weit­aus schnellste Läufer und holte sich den Weltmeistertitel. Bei dem Torlauf der Studentinnen eroberte Lisa Hoferer-München den ersten und die Jnnsbruckerin Helga Eödl den zweiten Platz. Bei der Kombinationswertung der Studentinnen (Absahrts- und Torlauf) errang Helga Eödl den Weltmeistertitel.

Dauerlauf-Meisterschaft erneut verlegt. Die für Sonntag, 26. Februar, angesetzte schwäbische Skimeisterschaft über 50 Kilo­meter Dauerlauf ist wegen ungenügender Schneeverhältnisse von Königsbronn abgesagt worden. Die Veranstaltung findet vor­aussichtlich am 12. März zusammen mit einer Fachwarte- und Obmännertagung auf dem Schliffkopf im schwäbischen Schwarz­wald statt.

Gute Leistungen der wiirttembergischen HI. Beim 2. Kampf­tag der Reichswintersportkämpfe der HI. habe« die württem- bergischen Teilnehmer außerordentlich günstige Erfolge erzielt, die die Leistungen des Vorjahres bedeutend übertreffen. Der 2. Kampftag stand im Zeichen der Abfahrtsläufer. HJ.-KIasse A Mittelgebirgsgruppe: 5. Gerhard Enders, Bann 119 Stuttgart, mit 4:56 Minuten. Klasse B: 12. Erich Alois Bauer, Bann 120 Ulm, mit 5:30 Minuten. BdM. Klasse A: 8. Else Jauß, Unter­gau 119, mit 6:20 Minuten, 10. Ilse Walter, llntergau 119, mit 6:30 Minuten. Im Sprunglauf des Jungvolkes gab es ebenfalls gegenüber dem Vorjahr wesentlich bessere Leistungen. Dabei konnten die schwäbischen Pimpfe sehr gut abschneiden. Es gab folgende Platzierungen: 20. (8. in der Mittelgebirgsgruppe) Ganzer, Tailfingen, Note 63,25; 24. (9. in der Mittelgebirgs- gruppe) Geiser, Freudenstadt, Note 50. Im Eisschnellauf der HI. Klaffe A über 1000 Meter verbesserte sich der Stuttgarter Merz. Er kam mit der Zeit von 2,21 Minuten auf den 16. Platz. Im Eishockey verlor die Mannschaft des Gebietes Württemberg das erste Vorrundenspiel gegen die Mannschaft des Gebietes Bayerische Ostmark mit 5:1 Toren.

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Me heitere GesSiKte um Liebe unv Fagü in und um MiilMev von Haus Wagner

Urbeberreckitsschutz durch Verlagsanstalt Manz. Negensburg. 84. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)

Ich dank dir für den Wunsch, aber das mit dem Glück­lichwerden, ich glaub, in meinem Falle hat es damit noch Zeit. Vor dem Assessor Hab ich ja jetzt ein paar Tage Ruhe, weil er nach Berchtesgaden gefahren ist. Aber nun macht mir die Reise vom Karl schon wieder neue Sorge."

Tu das nicht, Hannerl, der kommt schon wieder, er hat ja alle seine Sachen da gelassen, sogar den Hund und das Gewehr. Wenn er für immer fort wäre, dann hätte er doch wenigstens seinen Hund mitgenommen, an dem er doch so hangt. Aber sieh mal her, Hannerl, die beiden Bücher hat mir der Bernd mitgebracht, die soll ich lesen, hat er ge- mernt, damit ich nicht gar so dumm sei, wenn ich zu ihm aufs Land käme."

Das Hannerl griff nach den Büchern.Die praktische Landsrau, ein Lehrbuch für Landfrauen und ländlich-haus- wirtschaftliche Lehrlinge von Gertrud Kreuzer-Lampe," las >re auf dem einen, auf dem anderen:Sofiensruh, wie ich mir das Landleben dachte und wie ich es fand, von Sofie Jansen."

Die mußt du mir schon auch mal zum Lesen geben," bat das Hannerl.

Kannst dir gleich eins mitnehmen," riet die Freundin, weißt, ich komme jetzt so nicht recht zum Lesen. Morgen muß ich ja nach Regensburg fahren, die Tante Mathild hat mich auf ein paar Tage eingeladen und Mutter meint, ich müßte unbedingt hinfahren. Zum Samstag bin ich ja auf jeden Fall wieder da."

Jetzt verläßt du mich auch noch, nun Hab ich gar nie­

mand die ganze Zeit hindurch. Aber gelt, länger als bis zum Samstag bleibst du nicht aus?"

Ach wo, ich fahr jo nicht gern. Vielleicht komme ich sogar früher zurück."

Am folgenden Morgen hätte es die Hilde bald ver­schlafen. Recht beeilen mußte sie sich,.um überhaupt noch zum Zug zu kommen. Und von Glück konnte sie reden, daß sie der Schaffner noch schnell in einen Durchgangswagen zweiter Klasse hineinschob mitsamt ihrem Koffer. Dann setzte sich der Zug auch schon in Bewegung.

Verzeihung!" sagte Hilde, kaum daß sie in eins der Abteile getreten war, denn sie hatte ihren Koffer ein wenig unsanft einem darin sitzenden Herrn auf den Fuß gestellt.

Ja was ist denn das?" fuhr sie erstaunt in ihrer Rede fort, und der Herr gegenüber, den sie gerade ungewollt aber trotzdem schmerzhaft mißhandelt hatte, machte einen vergeblichen Versuch, sich in den Gang des Schnellzugs­wagens zu verdrücken.Jetzt bleibens nur da, Herr Neu­bauer."

Ja richtig, der Jäger Neubauer war es, der da gesessen hatte. Aber heute sah er ganz anders aus. Statt dem strapa­zierten Lodenrock trug er einen eleganten grauen Reise­anzug und sah in dem schon viel mehr wie einer aus, der sich einen Revierjäger halten kann, als umgekehrt.Wart nur, mein Lieber, jetzt tratz ich dich ein bisserl," nahm sich die Hilde vor, als sie die Verlegenheit ihres Reisegefährten bemerkte.

Wo wollen Sie denn hin, Herr Neubauer?" eröffnete sie das Gefecht.

A ganz a dringende Abhaltung hält i halt," versuchte der zu retten, was zu retten war,da Hab i zu Haus alles liegen und stehn lasten müssten."

Und elegant sind Sie heut, Herr Neubauer, gar nicht zum Wiedererkennen."

So schlimm wirds net grad sein."

Hätt ich gar nicht gedacht, daß Sie auch Maßanzüge tragen."

An Maßanzug? Dös is koa Maßanzug net. Dös is so­gar a ganz a billiger. Aus'm Ausverkauf, Verstehens. Vom Knagge k Peitz Hab i mir den g'holt."

Da haben Sie aber wirklich preiswert eingekauft. Er ist wirklich sehr schön, der Anzug, und er sitzt, als wenn ihn der teuerste Münchner Schneider gemacht hätt."

Wann Sie dös sagn, nachat muaß's scho sei' Richtigkeit Ham, i selber kann dös net so beurteilen. I Hab ihn mir aa nur ang'schafft für hoh'n Feiertag und so, Wissens, alleweil möcht ma aa net in seine alten Lumpen drinnat stecken."

Da haben Sie schon recht. Und da haben Sie sich auch gleich in die zweite Klasse gesetzt, damit der Anzug für die hohen Feiertage recht gut erhalten bleibt, gelt? Aber was haben Sie denn da oben im Gepäcknetz? Dort neben Ihrem hocheleganten Koffer. Das ist doch ein Gewehr» futteral, wollen Sie denn aus die Jagd fahren?"

S'könnt sein, daß sich a Gelegenheit bietet, i woaß dös aber no net g'wiß."

Das peinliche Verhör wurde unterbrochen, weil der Beamte die Fahrkarten sehen wollte. Erft nahm er die von der Hilde, dann die vom Jäger.

In Berlin und Stettin umsteigen," meinte er es mit dem Karl gut.

Aber der verübelte dem freundlichen Beamten diesen Rat im geheimen ganz gewaltig.Hättest halt dein Mäui g'halten, Rindviech, damischs!" wetterte er für sich, un­willkürlich in der Äusdrucksweise bleibend, die ihm bisher im Verkehr mit den beiden Münchnerinnen durch seine Jägerrolle auferlegt worden war.

Da wollen Sie wohl recht weit fahren, wenn Sie zwei­mal umsteigen müssen?" examinierte ihn die Hilde grausam weiter.

(Fortsetzung folgt.)