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Nr. 38

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Dienstag, den 1t. Februar 1938

Vorwände der MandatsmWe

Blendwerk politischer Vorurteile

RSK. Ein entscheidendes Hindernis für eine baldige L ö- ßnngdesKolonialproblemsistfürdie verpflich­teten Staaten England und Frankreich offenbar die Frage, ob eine konstruktive Lösung eine Beeinträchtigung ihres all- ! gemeinen Prestiges bedeutet. Die Untersuchung dieser Frage ! aus ihren sachlichen Kern hin erscheint angesichts der Be- ! deutung der kolonialen Angelegenheit für die Befriedung j der Welt von hervorstechendem Wert zu sein. Denn jede un- ! voreingenommene Einsicht hat noch allemal zur Klärung ! und Aufhellung verworrener Verhältnisse beigetragen. j

Ans allerdings scheint ein Prestigeverlust, d. h. ein Ver- s lsst des Ansehens eines Staates von Ehre, niemals in der > Aufrechterhaltung und Züchtung eines künstlichen Blend- ! werks alter politischer Vorurteile zu sein, wenn die natio- ' nale 5?reibeit und Unnachaiebiakeit eines Volkes durch Be- s drohung seiner Lebensgrundlagen in Gefahr gebracht wer- ^ den. Unter diesem Gesichtspunkt dürfte dieRückgabedes j deutschenKolonialbesitzesfürdiein Frage kom- ^ menden Völker, wenn man ihren sonstigen Besitzstand ins . Auge fast, allerdings keinen Verlust ihres Pre- i stiges bedeuten, weil keine Bedrohung ihrer Existenz- i grundlage vorliegt. !

Im Gegenteil: England ist heute die erste Kolonial- s macht der Erde. Beginnend mit der Festsetzung in Neufund- ! land im Jahre 1393 haben die Engländer wenige Rück­schläge abgerechnet, z. B. Verlust der Neu-Englandstaaten , im nordamerikanischen Freiheitskrieg ihren Kolonialbe- i fitz fortdauernd vermehrt, so daß sie heute unter Einschluß j der Völkerbundsmandate über eine Fläche von insgesamt j 34,9 Millionen Quadratkilometer verfügen ! mit 15 Menschen auf dem Quadratkilometer, das ist eine z Ländermasse, die mehr als dreimal so groß ist wie Europa. >

Die zweite Stelle unter den Kolonialreichen nimmt j Frankreich ein, dessen Kolonialbesitz einschließlich der ! > Völkerbundsmandate jetzt einen Umfang von 12,3 Millionen erreicht hat, mit neun Menschen je Quadrat­kilometer. Es bietet somit seiner Bevölkerung ein derart riesiges und ergiebiges Betätigungsfeld auch nach Abzug der deutschen Gebiete, daß die Franzosen auf unabsehbare > Zeit völlig unabhängig gestellt sein könnten.

Hingegen hat Deutschland lediglich 583 000 Quadratkilo­meter Heimatland und keinen Fußbreit Kolonialbesitz. Un­ser Kolonialland, das einst rund 3 Millionen Quadratkilo­meter betrug, und heute zum größten Teil von England in Verwaltung genommen ist, reicht somit nicht im entfernte­sten an den Umfang des französischen oder gar des engli­schen Besitzes heran. Eine Rückgabe dieses bescheidenen deut­schen Gebietes ist, gemessen an den riesigen Ländermassen Englands und Frankreichs, die jeweils von 46 Millionen Engländern und 42 Millionen Franzosen beherrscht werden, keine Schmälerung und Bedrohung der Le­bensgrundlagen dieser beiden Völker. Auch Frankreichs Kolonialbesitz wird nach der Rückgabe immer noch die riesigen Ausmaße von der Größe Europas haben.

Daß die Staatsmänner heute nun einen einmal in der Vergangenheit gemachten Fehler zu korrigieren haben wer­den, bedeutet keineswegs einen Verlust des allgemeinen An­sehens des betreffenden Staates, sondern dürfte vielmehr ein Beweis sein für tiefere Einsicht und wahren Friedens­willen.

Obwohl dieser Eedankengang zu einfachen und nüchter­nen Schlußfolgerungen führt, so beweist der Blick in die Weltpresse doch, daß sie kein Ohr für ein offenes und wahres Wort besitzt. Das zwingt allerdings dazu, den Motiven ei­ner solchen Haltung nachzugehen. Wir sehen tagtäglich den Einsatz eines ungeheuren Propaganda- und Nachrichtenap­parates, mit dem man sich bemüht, die Dinge zu komplizie­ren, d. h. sie so darzustellen, als ob eine Rückgabe der deut­schen Besitzungen aus nationalen englischen und französi­schen Gründen nicht möglich sei, und zwar unter der schein­heiligen, immer wieder angebrachten These, daß die soge­nanntenDiktatoren" die ganze Welt zu verspeisen beab­sichtigten, wogegen man sich natürlich zur Wehr setzen müsse. In Wirklichkeit aber ist seit den Zeiten des Weltkrieges in den Völkern, mit denen wir keine lebenswichtigen Inter­essengegensätze haben, außer den Kolonialforderungen, noch i niesovie lg eh etztwordenwieseitdernatio- nalsozialistischen Machtübernahme und im­

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8l«e heitere Geschichte um Liebe und Fagv in uns um München von Hans Wagner

UrbeberreKtsschutz durch Verlagsanstalt Manz. Regensburg. 24. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)

An Stimmung war an diesem Abend im Haus Huber nicht mehr zu denken. So viel sich die Mama auch Mühe gab, so sehr der Herr Huber seine prima Zigarren anpries und dabei wüst auf den infamen Vogel schimpfte, der Gast blieb einsilbig, auch dann noch, als das Hannerl viel freundlicher zu ihm wurde und ihn immer wieder ins Gespräch zu ziehen versuchte. Denn leid tat dem Mädel der so übel behandelte Gast schon, wenn es auch andererseits von der Notwendig­keit ihres Tuns und dessen Berechtigung überzeugt war.

Der Herr Doktor wartete nur darauf, daß sich ein passen­der Grund zum Gehen bot. Und wie er den gefunden zu haben meinte, verabschiedete er sich. Doch kaum war er zur Tür hinaus, als der Herr Huber in seiner Eigenschaft als pster ksmilms und Haushaltungsvorstand die rätselhaften Vorgänge aufzuklären sich bemühte und sich mit der Miene eines Großinquisitors an die Tochter wandte.

Wia kannst denn du dem Jockl so ebbs einlernen, Han­nerl? So ebbs Hab i do no net erlebt. Wia sich a Tochter so ebbs herausnehmen kann! Wia's ihre alten Eltern nur so ebbs antuan kann, dös entartete Kind! Jeden Wunsch Ham ma ihr erfüllt, alles hats durchsetzen dürfen, was's nur wollen hat. Und wann nachat d'Eltern no eahnerne Pflicht luan und an Mann ins Haus laden, wia's koan bessern und reichern überhaupt gar net finden könnan, da kimmts Ma­del mit so aner Bosheit daher. Aber dös oane sag i dir, du mißratene Tochter, du, wanns jetzt nix wird mit mein G'schäft, da muaßt du mirs dersetzen, was i sonst verdient hätt. Kannst nachat schaun, ob's d' no jeden Tag mit'm Wagerl umanandakutschiern kannst."

Jetzt krieg ich auch noch die Schuld," heuchelte das Han­nerl. -

mer mit der unverhohlenen Absicht, uns und Italien zu be­kriegen.

..A"ENhin ist die Tatsache, daß das englische und fran­zösische Volk nicht völlig gegen uns verhetzt sind, ein Be­weis dafür, daß diese Völker noch so gesund sind und in­stinktmäßig erkennen, wo die Grenze zwischen berechtigten und unberechtigten Interessen liegt. Feindseliges Gefühl und feindselige Absicht werden so sieht es der ruhige Beobach­ter genährt in den politischen Zentralen des Weltju­dentums und seiner Trabanten. Der Grund liegt darin, daß das Weltjudentum seine parasitären Weltherrschafts­plane bedroht sieht.

Es ist für uns heute recht aufschlußreich zu erkennen, wie in der Behandlung des Kolonialproblems zum ersten Male auf das deutlichste bestätigt wird, daß die Interessen des englischen und französischen Volkes einerseits und die Inter­essen des Weltjudentums andererseits, die bisher scheinbar E'"k^so gut zusammenfielen, plötzlich auseinanderklaffen. Eine Verquickung mit den jüdischen Weltherrschaftsplänen batBehandlung dieser Frage auszuscheiden. Es han­delt sich hier vielmehr uin die Abtragung einer Ehrenschuld an ein großes Kulturvolk.

Die englische Presse hat dieser Tage einige Kolonialer- klarungen britischer Politiker gebracht, die allesamt besa­gen, daß Englands Ehrenschuld an uns endlich abgetragen Eideti müsse. Das gleiche gilt von Frankreich. Diese Ehren­schuld muß wieder gut gemacht werden, nicht nur aus Au- sl^o/icksbedürfnissen, sondern im Interesse einer tieferen Einsicht und der ausgleichenden Gerechtigkeit. Diese Dinge kann man nicht länger gehen lassen wie sie wollen. Es muß bald zugepackt werden. Hat unsere Forderung nicht den Cha­rakter einer begründeten Eigentumsklage? Das heißt: Sind

wir nicht die wahren Eigentümer, die von den nicht vereq»- tigten Besitzern das uns gehörende Gut herausverlangen?

Wir haben unsere Kolonien durch Kaufverträge und Abkommen einst zu rechtmäßigen Eigen in Be­sitz genommen. Ein rechtsgültiger Verlust dieses Eigentums ist niemals eingetreten. Wir haben diesen Besitz verloren unter zwangsweisen Umstunden, unter Bruch der Kongo- Akte und unter der brutalen Gewalt in Versailles, wo völ­kerrechtliche Verpflichtungen gebrochen wurden. Auf dem Washingtoner Capitol, am 8. Januar 1918, hatte Wilson, der am 6. April 1917 in den Weltkrieg eingetreten war, vor dein Kongreß das Programm der neuen Weltordnung ver­kündet und im Punkt 5 seine 14 Grundsätze für den von ihm angeblich erstrebten Frieden gesagt, daß einunbefangener und absolut unparteiische rAusgleich aller ko- lonialenAnsprllche"zu erfolgen habe. Wir sind nach alledem dierechtmäßigen Eigentümer geblie­ben, die lediglich den Besitz, d. h. die tatsächliche Herv- schaftsgewalt verloren haben.

Was aber tut ein Mann von Ehre, wenn eine Eigen­rumsklage gegen ihn in allen Punkten begründet ist und :n Aussicht steht und er sich obendrein in der glücklichen Lage befindet, die Sache, die er herausgeben soll, ohne Ve- einträck'tiguna seiner eigenen Lcbensiubitanz tatsächlich zu übergeben vermag? Wir glauben jedenfalls nicht, daß er sich aus einem falsch verstandenen Prestige gegen die billige Forderung sperrt.

Und so scheint es uns auch auf dem hier in Frage stehen­den Felde so zu sein, daß es sich hier nicht uin eine Prestige-, sondern in erster Linie um eine Ehren frage handelt.

W. F. K.

Zug der Deutschen in die Welt

Van Adali Armin Schönbera

Wenn Sizilien unter dem Imperium der Normannen auch 150 Jahre seine kühne Kraft in die damalige Welt hinausstrahlte, so vollendete es sich doch erst ganz, als die Hohenstaufen in den Süden zogen, um das gewaltige M't- telmeer deutscher Nation zu schaffen. Friedrich ll., der nicht nur die deutsche Kaiserkrone und die Krone des Orients trug, erfüllte die Mittelmeersehnsucht der Deutschen am vollkommensten.

Während im Norden der Bamberger Reiter erstand und Walther von der Vogelweide sang, führte der Staufer das Werk seiner normannischen Vorfahren im Süden zur Voll­endung. In dem Dom zu Palermo, der mit seinen Spitz­bögen, Strebepfeilern und nordischen Türmen das magische Wechselspiel von Nord und Süd auf dieser Insel widerspie­gelt, steht sein Purpursarg vor dem seines Großvaters Ro­ger und überragt ihn, nicht weil er größer, sondern schöner, reifer und reicher ist.

Deutsche wandern nach Uebersee

Einstmals in später Zeit werden Jahrhunderte kommen, denen wird die Binde von den Augen genommen. Das Meer öffnet sich, und ein großes Land wird erstehen, ein neuer Schiffer wird neue Erden sehen, dann ist's um die äußerste Thule geschehen!" Diesen Vers Senecas trug sich Kolumbus in seine Naturgeschichte des Plinius ein, ehe er mit seinen erbärmlich kleinen Schiffen auf große Fahrt ging.

Das glorreiche Jahr der Entdeckung und Eroberung West­indiens ging wie ein Alarm durch die alte Welt. Der Mittelmeertraum der Deutschen was ausgeträumt. Blieb auch der Glanz dieses Reiches, so gehörte er doch bald der Vergangenheit an. Die deutsche Sehnsucht, die von der welt­offenen Zeit der Hanse genährt wurde, ging in die Neue Welt. Mächtige Kaufmannsfümilien schloffen in Augsburg mit Kaiser Karl einen Vertrag, der den Welfern das von Amerigo Vespucci entdeckte Venezuela und den Fuggern die ganze wsstamerikanische Küste von der Magalhaesstraßs bis Peru zusicherte.

Am 24. Februar 1529 lagen vor Coro vier stolze Schiffe, von denen die Lilienbanner der Welser flatterten. An die­sem Tage trat Deutschland mit den beiden größten Kolonial­mächten der damaligen Welt, den Spaniern und den Portu­giesen, in Wettstreit. Die Deutschen eroberten, erforschten, zuerst ohne festen Plan und dann mit einer genialen kolo-

Wer solls denn nachat g'wesen sein? D'Mama wohl? Oder gar i selber?"

Dem Hannerl schoß ein ganz kühner Gedanke durch den Kopf, eine Erklärung erfand sie plötzlich, die in ihrer Neu­heit auf sie selber überraschend wirkte.

Ja freilich," Hub sie an,weißt du denn nimmer, wie du gestern und vorgestern, und auch schon die Tag' vorher mit der Hedi hier herinnen gespielt hast? Den alten Pantoffel, den dir die Hedi zerbissen hat, als sie noch ganz klein war, hast herumgeschmissen und gesagt: .Fang an Has, Hedi!' And wie die Hedi hingesprungen ist, hast ihn geschwind weg­gezogen und den Hund ausgelacht: ,Da is er g'wesen der Has, da is er g'wesen. Jetzt such den Has!' And hast den Pantoffel wieder fortgeworfen. Und so hast du die arme Hedi immer getrotzt, aber der Jockl hat sich halt deine Worte gemerkt und heut grad zur Unzeit dahergeplärrt. Aber na­türlich: Das Hannerl hat den Vogel aufgehetzt. Das Han­nerl ist schuld. Immer s'Hannerl. Meinst, ich hätt die zwei Tag in der Wohnung herumgewirtschaftet wie närrisch, mit der Mama und der Rosl, wenn ich auch nur das geringste gegen den Besuch gehabt hätt? Wenn das der Fall gewesen wär, da hätt ich halt vorgeschützt, ich wär krank, und hätt mich ins Bett gelegt, statt daß ich arbeite wie ein Dienstbot."

Immer mehr ereiferte sich das Hannerl und glaubte fast selber an das Gesagte, immer kleiner wurde der Herr In­quisitor, und ganz still und kleinlaut wurde er, wie nun auch noch die Mama das Wort ergriff.

Alles, was recht is," erkannte sie an,aber fleißig is's schon g'wen, unser Hannerl, da tuast ihr schon unrecht. Aber dös kommt davon, alleweil mit dem Hundsviech umananda Hetzen und a Gaudi machen, daß d'Hundshaar nur so im ganzen Haus umananda fliegen. Und nachat is dös as Han­nerl g'wen, wann sich d'Folgen einstelln."

Nachdem so der Herr des Hauses seinen Teil abbekommen hatte, kam auch die Hedi an die Reihe:Und alleweil hat ma an Aerger mit dem Hundsviech! Was nur der Herr Doktor denken soll von uns' Um d'Hedi draht sich schon's ganze Haus. Mei liaber Jockl dagegen..."

So ziehen immer Deutsche in die Welt, so treibt seit Jahrhunderten die Sehnsucht nach der Ferne deutsche Men­schen aus der Heimat in die Welt: Sie glauben nicht, daß alles anders in der Fremde sei, sie träumen von dem Glück, das sie daheim nicht fanden und unter fremdem Himmel suchen wollen, sie leiden an der gefährlichen Krankheit, an der deutschen Krankheit, die Fernweh heißt.

So leben Deutsche über den Erdball verstreut, so geht feit Jahrhunderten die Sehnsucht deutscher Menschen aus der Welt in die Heimat zurück. In fernen Ländern wohnen Deutsche, die sich sehnen und oft, wenn abends die fremde Sonne versinkt, die Hände zuckend ausstrecken und sich atem­los Vorbeugen, von Heimweh beklommen verwirrt.

Deutschland hat daher überall die Spuren seines Zuges in die Welt der fremden Erde aufgedrückt. Ern Drittel Deutsche lebt darum außerhalb der deutschen Grenzen, und deshalb besitzt auch Deutschland die meisten großartigen, aber auch tragischen Kapitel seiner Auslands- und Kolonial- Eeschichte.

Die alte Mittelmeersehnsucht

Die Sehnsucht nach dem Süden ist das älteste Fernweh der Deutschen, das allen sichtbar überliefert wurde. In wie viel Mittelmeerstädtchen kann man die deutsche Geschichte verfolgen! Von Ravenna aus regierte im fünften Jahr­hundert der Ostgote Theoderich jenes germanisch-deutsche Reich, das seinen Mittelmeertraum verwirklicht und sogar die Provence und Sizilien besaß.

In dieser erhabenen Zeit entstanden hier gewaltige Dome mit wunderbaren Mosaiken, wuchsen wuchtige germanische Türme in den seidenblauen Himmel. Die Backstein-Basiliken Ravennas, ihre trotzigen Türme, ihre Sarkophags in den Grab-Mausoleen und ihre Palast-Torsi sind die Malsteine des deutschen Schicksalsweges aus dem rauhen Norden in den bestrickenden Süden. Wenn das Eotenreich auch nach dem Tode Theuderichs des Großen zusammenfiel, so hat es sich doch über alle Zeit hinweg seine Denkmäler gesetzt und lebt in ihnen geheimnisvoll weiter.

Obwohl die Goten die Verwirklichung ihrer südlichen Sehnsüchte nur fünf schmale Jahrzehnte halten konnten, starb mit ihrem Reich keineswegs der deutsche Traum vom Süden. Er kehrte wieder in den Zügen der Langobarden, er trug die Franken ins Licht des Mittelmeers, und er wurde von den deutüben Kaisern verwirklicht.

Dessen Erwähnung riß aber doch den Herrn Huber aus seinem Zustand der Passivität.

Akkrat z'wegn dein Jockl Ham mir Blamagen. An Hals umdrahn sollt ma eahm, dem Bluatsvogl. Da is a Hund do no a bessers E'schöpf, der plärrt wenigstens net eini zu Unzeit. Liaba Hab i jeden Tag zwoamal as E'wand voller Hundshaar, als no a oanzigs Mal so a Blamagen. Muaß scho denkt Ham, der Herr Doktor, mir Ham an Vogl extra abg'richt, daß er dös dahersagt, grad wo du von der Jagd o'g'fangt hast.

I gib mir alle Müh, daß i'n ins Haus bring, und dei Vogl, der miserablige, der ekelt mir an künftigen Schwie­gersohn davon. Kann si's Hannerl halt bei dein Jockl be- schwern, wanns amal a alte Jungfer wird.

I Habs satt, i geh fort, i muaß jetzt a Halbe trinken, daß i mein Aerger abi schluck."

Kein Wunder, daß der Herr Alois Huber nach der vie­len Aufregung und der langen Rede Sehnsucht nach einer Halben hatte oder auf mehrere. Blitzschnell war er ver­schwunden, ehe seine Frau auch nur Zeit fand, gegen dieses Vorhaben schärfsten Protest einzulegen.

Dem Hannerl tat es ja ein wenig leid, daß es zu dieser Auseinandersetzung kommen mußte, aber dann dachte sie sich:

In Wirklichkeit haben sie beide recht, der Papa, daß der Jockl die Schuld trägt, und die Mama, die die Schuld auf den Papa schiebt. Die zwei Habens ja erst ausgetüftelt, daß ich den Hanswursten heiraten soll. Wären sie nicht auf die unsinnige Idee gekommen, hätt ich auch den Jockl nicht ab- richten brauchen. Jetzt bin ich wenigstens nicht die einzige, die sich wegen dem Deppen von Doktor herumärgern muß.

Aber jetzt will ich schaun, daß ich von den guten Sachen ein wenig zur Seite bringen kann. Ein paar Zigarren, ein Flascherl Wein und ein bisserl Braten für meinen, nicht für euren Neubauer."

Die Mama, die inzwischen am Weinen Gefallen gefun- nen hatte, schluchzte immer noch unentwegt in ihr Tafchen- tüchl, so daß sie gar nicht merkte, wie über Erwarten erfolg­reich des Hannerls Raubzug verlief.

(Fortsetzung folgt.)