4. Seite Nr. 38
Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter
Dienstag, den 1«. Februar 1839
Württemberg
Tagung -es Wiirtt. Landesobstbauoereins
Stuttgart, 13. Febr. Am Sonntag hielt im Saalbau Wulle der Wiirtt. Landesobstbauverein e. V. in Anwesenheit von Vertretern der Landesbauernschaft, der Behörden und befreundeter Verbände seine Hauptversammlung ab. Der überaus starke Besuch ließ das starke Interesse erkennen, das den Fragen des Obstbaues in Württemberg, der „Kernobstkammer" Deutschlands, entgegengebracht wird.
Vereinsvorstand A. Mauk erstattete den Rechenschaftsbericht über die zurückliegenden zwei Jahre. (Im vergangenen Jahr konnte wegen der Maul- und Klauenseuche keine Hauptversammlung stattfinden.) Als den wichtigsten Markstein in der Geschichte des wiirtt. Obstbaues bezeichnet« er die Gründung der Wiirtt. Obst- und Gemüsewirtschaft G.m.b.H. Er hob ferner die Bedeutung der Marktordnung in erntereichen und erntearmen Jahren für den Obstbauern hervor und betonte, datz mit Hilfe der Bezirksabgabsstellen im Obstrekordjahr 1937 ein Mehrerlös von 15 bis 20 Millionen RM. erzielt werden konnte. Auch in diesem Jahre sei, der Knospenbildung nach zu urteilen, wieder mit einer sehr günstigen Obsternte zu rechnen, wenn nicht der Frost einen Strich durch die Rechnung mache. Die jährlichen Durchschnittsernten in Württemberg könnten bei richtiger Spritzung und Pflege der Obstbäume mindestens verdoppelt werden. In den beiden letzten Jahren sei auf diesem Gebiete viel gearbeitet worden.
Die von Geschäftsführer Spindler erstattete Jahresrechnung wurde einstimmig genehmigt. Da der Verein sich künftig nicht mehr aus Einzelmitgliedern zusammensetzen darf, sondern nur noch aus Bezirks- und Kreisverbänden, wurde eine entsprechende Satzungsänderung einstimmig beschlossen. Der Verein führt künftig den Namen „Landesverband der Gartenbauvereine in Württemberg und Hohenzollern, Fachgruppe Obstbau (früher Württ. Eandesobstbauverein e. V.)".
Todesurteil gegen Hermann rechtskräftig
Stuttgart, 13. Febr. Die Justizpressestelle Stuttgart teilt mit: Der am 10. Februar dieses Jahres vom Schwurgericht Stuttgart wegen Raubmords zum Tode verurteilte Raimund Herr- Mann aus Stuttgart-Obertürkheim hat nach Rücksprache mit seinem Verteidiger am Samstag auf die Einlegung des Rechtsmittels der Revision verzichtet. Das Urteil des Schwurgerichts Stuttgart ist damit rechtskräftig geworden.
Stuttgart. 13. Febr. (DenKameradenfahrläs- 's6 erschossen.) Am Samstagabend hat ein 16 Jahre alter Wirtssohn in Stuttgart-Rotenberg seinen 15 Jahre Kameraden in fahrlässiger Weise mit einer Pistole erschossen. Der Täter zeigte seinem Kameraden aus einem Erdgeichogfenster der elterlichen Wohnung eine geladene Pistole, wobei sich der tödliche Schutz löste.
Kind tödlich überfahren. Am Samstagnachmit- in der Stammheimerstratze in Zuffenhausen ein sechs Jahre altes Mädchen von einem Personenkraftwagen angefahren und zu Boden geworfen. Das Kind erlitt vermutlich einen Schädelbruch und ist während der Einlieferung in ein Krankenhaus gestorben.
Todesfall. Am 9. Februar ist der wohl älteste aktive Schriftleiter Stuttgarts, Dr. Eugen Eörlach, im 83. Lebenslahr verschieden. Er ist weitesten Kreisen des Schwabenlandes bekannt geworden als Hauptschriftleiter der im Verlag Kohlhammer erscheinenden „Württ.-Hohenz. Kriegerzeitung" und des „Neuen deutschen Familienblattes", lieber ein halbes Jahrhundert hat er diese Blätter gestaltet und damit viel Anregung und Freude in ungezählte Häuser unseres Landes tragen dürren.
Zweimal verunglückt. Am Donnerstag vormittag wurde in der Eberhardstratze ein 27 Jahre alter Mann, als er die Fahrbahn überqueren wollte, von einem Stratzen-- Lahnzug gestreift und zu Boden geworfen. In diesem Augenblick fuhr ein Lastkraftwagen an dem Stratzenbahnzug vorder und erfaßte den Verunglückten mit dem Kühler. Mit .chweren Verletzungen mutzte der Mann in das Katha- ! rrnenhospital übergeführt werden.
Todesfall. Im Alter von 83 Jahren ist Theaterdirektor Theodor Brandt gestorben. Mit ihm ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten des Stuttgarter Theaterlebens von uns geschieden. Theodor Brandt, der 1855 in Wien als Sohn des aus Stuttgart stammenden Ingenieurs und späteren Eisenbahndirektors August Köstlin und seiner Gattin Therese, einer Nichte des Dichters Nikolaus Lenau, zur Welt kam, war in seiner Bühnenlaufbahn als erster Liebhaber und Bonvivant am Berliner Residenz- und Lessingtheater beschäftigt. Während der Theaterferien veranstaltete er im früheren Kurtheater Berg regelmässig Sommerspiele. Später wirkte er in Stuttgart am Schauspielhaus und am Reichssender Stuttgart.
Winzerhassen, Kr. Ludwigsburg, 13. Febr. (Der Gast alsDie b.) Ein junger Mann bezog bei einer Familie in Winzerhausen Quartier und ließ sich 10 Tage lang verhalten. Seine Angabe, datz er an der Reichsautobahn arbeite und zur Zeit Urlaub habe, war erlogen. Seine Absicht, die Familie zu bestehlen, hatte leider Erfolg. Als eines Tages niemand zu Hause war, durchsuchte er die Wohnung und fand einen größeren Geldbetrag, mit dem er verschwand.
Reichenbach a. F., 13. Febr. (Gewissenloser Kraftfahrer.) Schmiedmeister Kautter schickte seine beiden Buben mit einem Handwagen nach Ebersbach. Am Ortseingang von Ebersbach überholte sie ein Auto mit Anhänger, das mit Brettern beladen war. Das Auto fuhr - sehr schnell und wich nicht genügend nach links aus. i Der Anhänger kam ins Schwanken und die Bretter streiften den kurz vor der Schulentlassung stehenden Schüler Kurt Kautter mit solcher Wucht, daß der Junge besinnungslos zusammenbrach. Auf dem Weg zum Arzt ist der Knabe gestorben. Der schuldige Autofahrer entkam unerkannt.
! Schw. Hall» 13. Febr. (Städtisches.) In einer Sitzung : Mlt den Ratsherren brachte Bürgermeister Dr. Prinzing ! eine Denkschrift über den Ausbau und die Elektrifizierung j der Murrtalbahn zur Kenntnis. Ferner legte er Pläne für eine neue Doppelturnhalle und ein neues Schlachthausge- bäuds vor. Sodann gab der Bürgermeister bekannt, daß für die Haller Freilichtspiele 1939 vorgesehen sei, nach Möglichkeit das Hauptmannsche Stück „Florian Geyer" zur Auf- ! ftihrung zu bringen.
Aus dem GerichLssual
Nicht die richtige Art, sich schadlos zu Haltes Tettnang, 13. Febr. Wegen Diebstahls standen dieser Tage ern Friedrichshafener Handwerksmeister, seine Ehefrau und sein Geselle vor Gericht. Der angeklagte Handwerksmeister, der Inhaber eines Pachtgeschäfts ist, hatte es verstanden, durch seine Tüchtigkeit das Geschäft hochzubringen. Im Lause der Zeit hat er die Geschäftseinrichtung ausgebaut und erhebliche Summen in das Pachtgeschäft hineingesteckt. Da er nun von der Frau und der Tochter seines Hausbesitzers angeblich öfters schikaniert wurde, verfiel er auf den dummen Gedanken, sich durch Diebstähle aus dem Keller seines Hausbesitzers für sein in das Pachtgeschäft hineingestecktes Geld schadlos zu halten. Vom Juli 1935 bis zum März 1938 bestahl der Angeklagte den Hausbesitzer, indem er § wöchentlich zwei- bis dreimal in den Keller — der nur mit ei- . nem Riegel verschlossen war — eindrang, und Bier, Wein, Schnaps, Sprudel, Essig, und, wenn der Hausbesitzer gerade ge
schlachtet hatte, auch Fleisch entwendete. Von seinen Diebesgän- gen erzählte der Meister auch seinem Gesellen und seinem Lehrling, die er beide zum Stehlen anhiclt. Als eines Tages ein neuer Geselle eingestellt wurde, wurde auch dieser auf die günstige Gelegenheit, zu Vier und Wein zu kommen, aufmerksam gemacht. Der neue Geselle aber wollte davon nichts wissen, kündigte und deckte dem Hausbesitzer, der die Diebstähle wohl bemerkt, aber niemals an seinen eigenen Mieter als Täter gedacht balle, ,rt- les auf. Der Angeklagte gestand, Lebensmittel im Geiaiuna^t von 1290 RM. gestohlen zu haben. Das Amtsgericht Tettnang verurteilte daher den Handwerksmeister zu einer Gefängnisstrafe von vier Monaten, den Mitangeklagten Gesellen zu einer Gefängnisstrafe von zwei Monaten. Kimen die Ehefrau wurde das Verfahren auf Grund des Strasfr-ih-itrgesetzes eingestellt.
Sport
Gerätemannschaftskämpse in Nagold am 12. 2. 1839
Pfalzgrafenweiler 469 Punkte. Nagold 4SS5L Punkte, Alten- steiq nicht angetreten.
Wie bereits bekannt gegeben, wurde am Sonntag die Rückrunde der Geräte-Mannschaftskämpfe ausgetragen. Wieder ist es Pfalzgrafenweiler gelungen, den Sieg mit 4'/l Punkten Vorsprung an sich zu bringen. Obwohl Nagolds Mannschaft unter Führung ihres bewährten Leiters Fritz Strauß, in wesentlich besserer Verfassung antrat, als bei der Vorrunde in Pfalzqrafenweiler, konnte sie, auch diesmal vom Pech verfolgt, den Sieg nicht erringen. Beiderseits wurden schöne Leistungen gezeigt. Ausschlaggebend für den Sieg war die größere Sicherheit der Turner aus Pfalzgrafenweiler. Wenn Nagolds Mannschaft den Sieg auch nicht auf ihre Seite bringen konnte, ist es dennoch als ein Erfolg für den VfL. Nagold anzusprechen, wenn dieser Kampf mit einer Mannschaft beschickt werden konnte. Dies jedoch ist einzig und allein das Verdienst unseres nimmermüden technischen Leiters Fritz Strauß. Als ältester Turner überhaupt erreichte er in der Einzelwertung die höchste Punktzahl und hat damit wieder einmal unter Beweis gestellt, daß er der richtige Mann am richtigen Platz ist.
Es wäre im Interesse der Aktiven sehr zu wünschen, daß derartige Veranstaltungen in Zukunft besser besucht würden. Dies würde viel dazu beitragen, die Leistungen noch zu steigern und das Interesse am Geräteturnen hineinzutragen in die, diesem schönen Sport noch fernstehenden Kreise.
Nagolds Mannschaft kämpfe in folgender Besetzung: Strauß, Fritz: Kappler. Walter: Walz. Wilhelm: Mast. Otto.
Beste Einzelturner waren: 1. Fritz Strauß, Nagold 122)4 Punkte: 2. Walter, Kappler, Nagold 122 Punkte: 3. Karl Raufer. Pfalzgrafenweiler 121)4 Punkte: 4. Karl Lampart, Pfalzgrafenweiler 118)4 Punkte.
Gestorbene: Friedrich Ereule. Waldmeister a. D., 78 I., Breitend erg / Johannes Schnaible, 79 I.. Emberg / Josefine Singer, geb. Stehle. Alt-Rößleswirtin, 62 I.. Altheim bei Horb / Christian Beilharz sen., Bäckermeister, 57 Jahre, Mitteltal.
Das Wetter
Veränderlich, wechselnd bewölkt mit Regenschauern, di« ab 8VÜ Meter in Schnee übergehen. Temperaturen weiter zurückgehend, in den Niederungen jedoch vorerst noch über null Grad.
Druck und Verlag des „Gesellschafters": G. W- Zaiser, Inhaber Karl Zaiser: Verantwortlicher Schriftleiter: Fritz Schlang: Anzeigeuleiter: Karl Zaiser: sämtliche in Nagold. Zurzeit ist Preisliste Nr. 7 gültig.
DA. I. 39: 28S0 _
Unsere heutige Nummer umfaßt 8 Seiten.
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Z SonderverailMuvgderSA.-Standattei 80 Tübingen I
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V ^ourrad Drrehev-NühtreD
Z am Mittwoch, den 13. Februar, 20Ahr. im Löwensaal D
Z Preise der Plätze: I. 1.-RM., II. V.80RM, III. 0.50 RM. D
Z Karten sind bis heule adend in der Buchhandlung Z
D Elser zu haben. -
Z Zu der Veranstaltung verkehrt ein Sonderzug der Reichs- D Z bahn von Alten steig und zurück. Die Abfahris- Z
Z zelten werden noch bekanntgegeben. 263 Z
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Türschild«
Bon 12.30 bis 13.30 Uhr geschlossen
empfiehlt s. W. Zaiser, Nagold.
Emmingen, den 12. Februar 1939
^ 358
Todes-Anzeige
Nach kurzer, schwerer Krankheit ist unser lieber Sohn und Bruder
Geich Nenz
im Alter von 26 Jahren im Kreiskrankenhaus Nagold unerwartet rasch verschieden.
In tiefem Leid:
Die Eltern: Kourad Renz, Schreiner
und Frau Paultne geb. Dreher und die Geschwister.
Beerdigung Mittwoch l3.45 Uhr.
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Eisenfäffer
mit Rollreifen kauft gegen Kasse
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Die Fässer können von mir abgeholt werden.
In der Tierzuchthalle in Herkeilherg findet
am Freitag, den 17. Februar 1839 eine
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statt. Austrieb über 188 Farren «ad eiae Anzahl Kalbinnea.
Beginn der Sonderkörung: Donnerstag, den 16. Febr., nachmittags 13 Uhr.
Beginn der Versteigerung: Freitag, d-n 17. Februar, vormittags 10 Uhr.
Aus Sperr- und Beobachtungsgebieten ist der Zutritt verboten. 3
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