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Der Massenüberlrttt

Bisher überschritten 168666 Flüchtlinge die französische Grenze Die Reserven der Bank von Spanien wurden

geraubt

Paris, 7. Febr. Nach Meldungen von der Prenäengrenze sind bisher rund 108 000 Flüchtlinge aus Katalonien auf fran­zösisches Gebiet Lbergetreten. Das Eros der rotspanischeu Ar­mee, deren Ankunft an der französischen Grenze schon seit zwei Tagen erwartet wird, dürfte erst am Mittwoch am sogenannten Lol de Perthus eintressen. Dagegen steht heute noch bei Bourg- Madame der Massenübertritt von 34 MI roten Milizen und der 28. Division, die sich vor de« tzkrannahen General Francos in d« Gebirgshöhen zwischen Puigcerda und Andorra geflüchtet hatte», bevor. 1000 Schwerkriegsvcrletzte, die sich in vollkommen verwahrlostem Zustande befanden und seit mehreren Tagen nicht mehr verpflegt worden waren, scheinen die jämmerliche Vorhut dieser aufgelösten Armee zu sein.

Aus der 30 Kilometer langen Straße, die die Grenzstadt Per- thus mit Argeles verbindet, ereigneten sich in der vergangenen Nacht schreckliche Szenen. 1V OVO bolschewistische Flüchtlinge konn­te» sicht mehr rechtzeitig vor Hereinbrechen der Dunkelheit nach Argeles befördert werden und mußten die ganze Nacht unter freiem Himmel kampieren. Auf drei an der Straße gelegene Dörfer setzte ein wahrer Sturm nach allen möglichen Un- terrnustsstlitten ein, und der Bevölkerung bemächtigte sich wegen d«ses Aeberfalls der rabiaten Flüchtlinge mitten in der Nacht eine wahre Panik.

Die Zollbehörden in Perthus haben am Dienstag vormittag eine Kolonne von 11 Lastkraftwagen angehalten, die mit G»ld- und Silberbarren beladen waren. Dieser Transport wurde von rotspanischen Karabinieri begleitet, die erklärten, es handle sich um die Reserven der Bank von Spanien im Werte von mehreren hundert Millionen Franc.

Die Zahl der Kraftwagen, die in Lerbere eingetroffen sind, die Kriegsmaterial mit sich führten, ist bereits aus etwa 500 «»gewachsen. Alle Wagen sind mit Artillerie- und Flakmunition hach beladen. Auch eine Reihe von 155-Millimeter-Eeschützen und ileichte Artillerie sind nach Frankreich gekommen Im Lauft des Tages werden mehr als 1000 Lastkraftwagen mir Kriegsmaterial erwartet.

Von Rosas bis Port Vou, vo» Port Bon bis Ccrbere, von Gerbere bis Argeles sind die Straßen bedeckt von Wagen, Last­kraftwagen und marschierenden Flüchtlingen mit oder ohne Uni­forme«. Aeberall herrscht eine heillose Anordnung, so daß Lre Verwirrung immer mehr wächst. Menschen und Wagen sind vollständig durcheinander gewürselt. Alle Kolonnen machen - inen außerordentlich müden, zerlumpten und niedergeschlagenen Eiudruck.

Besetzung des Nestgeöietes in Katalonien

Wlbao, 7. Febr. Der »ationalspanische Heeresbericht bestätigt, dah i« Abschnitt Seo de llrgel die uationalspanischen Truppen die Grenze von Andorra erreichten, wo sie die Na­tionalflagge hißte«. Die Offiziere der nationalen Abteilungen tauschte» Grüße mit de» Erenzbeamten von Andorra aus. Nörd­lich »oo Eerona wurde die Stadt Sarria erobert. Das gesamte SDmfer des Ter-Flusses bis an die Küste ist in nationalspani- 'chem Besitz. An der Küste find die Ortschaften Palafrugel und

London zittert vor

Neue Muilitionsfuude und Verhaftungen

London, 7. Febr. Das Londoner Stadtviertel Stepney wurde Dienstag früh durch mehrere Explosionen in dem Elektrizitätswerk des Bezirks in Helle Aufregung versetzt. Gleich­zeitig mit der Explosion ging in weiten Teilen der Stadt das Licht aus. Man nahm zunächst an, daß es sich wieder um ein Bombenattentat gehandelt hätte. Diese Vermutung scheint sich jedoch nicht zu bestätigen. Ein Vertreter des Elektrizitätswerkes erklärte jedenfalls, daß die Explosionen nach den bisherigen Er- mfttlssge» kaum auf Bomben zurückzuführen sein dürften.

Während der Nacht ist W der Polizei gelungen, in einem von Iren bewohnten Haus in London eine erhebliche Menge von Munition zu beschlagnahmen. Auch sonst hat die Polizei verschie­dene Haussuchungen vorgenommen und dabei wiederum zwei Personen als verdächtig verhaftet. Besondere Vorsichtsmaßnah­men hat man am Dienstag bei Beginn der neuen Eerichts- sitzungsperiode in dem Gericht Old Daily getroffen. Das ganze Gericht wurde von einem starken Polizeiaufgebot in Uniform ge- -chiitzt. In New Castle hat man auf Grund neuer Informationen die Bewachungen an allen Kraftwerken, Brücken und Muni­tionsfabriken aus Furcht vor möglichen Vombenattentaten ver­doppelt.

In einem Warenhaus im Zentrum Londons brach am Diens-- ftagvormittag ein Grotzfeuer aus. Sämtliche umliegenden Feuerwehren wurden alarmiert, dennoch wurde das Warenhaus schwer beschädigt, ehe die Feuerwehren das Feuer eindämmten. Ob dieser Brand irgendwie mit den jüngsten Attentaten in Lon­don und ganz England in Zusammenhang gebracht werden kann, steht noch nicht fest.

Anfang mit Schwierigkeiten

Palästina-Konferenz durch Chamierlain eröffnet

London, 7. Febr. Die Palästina-Konferenz wurde am Diens­tag morgen durch Premierminister Lhamberlain im St. James- Palast eröffnet. Schon die Eröffnungssitzung brachte augenfällig die Schwierigkeiten zum Ausdruck, vor die sich die Konferenz gepellt sieht. Chamberlain mußte, da die arabischen Delegierten die Vertreter der jüdischen Agentur nicht anerkennen und sich geweigert haben, mit ihnen zu verhandeln, vor zwei Er­öffnungssitzungen sprechen der der Araberver­treter und der der I u d en. Außerdem gingen der Eröffnungs­sitzung noch Schwierigkeiten innerhalb der Araberabordnung vor­aus. Die Abordnung der Araber aus Palästina, die Anhänger des Mufti sind, drohte nämkich, der Eröffnungssitzung fernzu- Lleiben, falls Vertreter der arabischenNationalen Verteidi­gungspartei" der Sitzung beiwohnen sollten. Diese Partei ist «ine kleine arabische Gruppe, die den Aktivismus der Araber rn Palästina ablehnt und glaubt, mit reinen Behandlungsmetho­den die arabischen Ziele erreichen zu können. Das Kolonial­ministerium hat vergeblich versucht, die Gegensätze zwischen den Leiden arabischen Parteien auszugleichen. Das scheint aber nicht gelungen zu sein, denn in letzter Minute hat sich herausgestellt, daß 'dieNationale Verteidigungspartei" auf ihre Teilnahme an der Eröffnungssitzung verzichtet hat.

Die britische Regierung ist auf der Palästina-Konferenz durch Premierminister Lhamberlain, Außenminister Lord Hali- s a x, Kolonialminister Macdonald und den llnterstaatssekre- tär im Außenamt, Butler, vertreten Auf englischer Seite wer­den in erster Linie Macdonald und Bulker die Berbcmdlunaen

Nagold-r TagblattDer Gesellschafter"

Paks vou den nationalen Truppen befreit worden. In diesem Abschnitt allein wurden 2000 Gefangene g ein acht. 2m Abschnitt Bergt wurden fünf und im Abschnitt Sorena sieben neue Orte erobert. Die nationale Luftwaffe bombardierte am Montag mi­litärische Ziele in den Häfen von Alicante und Lartagend, wo­bei sie einen sowjetspanischen Kreuzer und einen Zerstörer beschädigte. Bei einem lleberfall auf den Flugplatz von Villajuiga wurden 11 sowjetspanische Flugzeuge zerstört. Ein Sowjetflieger wurde abgeschossen.

französisch-englische

Vermittlungsversuche in Spanien

Nachdem sich in Katalonien das Schicksal der Moskauan­hänger vollzieht, entdecken die Pariser und Londoner Po­litikmacher wieder ihr geschäftiges demokratisches Herz und suchen nun in anderer Richtung noch einen Trumpf gegen Franco auszuspielen. Sie sprechen und schreiben von Waf­fenstillstand und Frieden und wenn nicht alles täuscht, wol­len auch die Diplomaten in Burgos eine Karte dieser Art ins Spiel werfen. Das Spiel ist aber aus. Franco hat seine Kriegsziele in Barcelona erreicht, die spanische Bolschewi­stenarmee ist zerschlagen und geflüchtet. In Frankreich hat man die Leute interniert, die man großgezogen und seit Jahren unterstützt hat. Nun will man sich auf andere Weise einmischen. Aber der Sieger hat zu bestimmen und nicht die Besiegten und ihre Helfer in Paris und London. Selbstver­ständlich erwägt man nun auch, Franco anzuerkennen, nach­dem einerote" Regierung nicht mehr vorhanden ist und die Bonzen geborgen in den westlichen Demokratien sitzen. Es wird auch nicht mehr viel zu überlegen geben, denn das Schicksal Madrids und Valencias hat sich in Katalonien er­füllt. Ein neuer Widerstand wird auch dort überrannt wer­den. Es ist allmählich eine reichlich nachhftrkende Erkennt­nis, zu der man sich in Paris aufschwingt, daß es außer Franco in Spanten eine rechtmäßige Regierung nicht mehr gibt. Nun will man in Burgos den Eeldsack spielen las­sen, wie folgende Meldungen beweisen.

Zu Berichten, wonach die britische und französische Regierung bereits Vorschläge für einen Waffenstillstand er­halten hätten, schreibtDaily Telegraph", es sei vielleicht etwas verfrüht, von einem solchen Schritt zu reden, da die britische Re­gierung immer noch leine Mitteilung darüber erhalten habe, welche Politik die sowjetspanischen Machthaber nach dem Zu­sammenbruch in Katalonien verfcckgen wollen. Es sei jedoch wahrscheinlich, daß sowohl London wie Paris in den kommenden Tagen in Burgos aktiv sein würden. Beide Regierungen könn­ten Franco, gestützt auf ihren konkurrenzlosen Geld­sack, sehr wertvolle Dienste anbieten. Das Blatt fährt fort, man habe sowohl in London wie in Paris die Frage erörtert, ob es jetzt aus praktischen Erwägungen nicht wünschenswert sei. Franco als spanische Regierung anzuerkennen, um die Zusam­menarbeit mit Burgos einen Schritt näher zu bringen. Ein sol­cher Schritt würde offenbar die Einstellung der Feindseligkei­ten zur Voraussetzung haben.Daily Mail" schreibt, England und Frankreich würden General Franco in naher Zukunft als die einzige Autorität in Spanien anerkennen. In London sei man jetzt realistisch und betrachte Francos militärischen Sieg in Spanien so gut wie vollständig. Auch Madrid müsse jetzt die Nutzlosigkeit seines Widerstandes einsehen.

Bombenanschlägen

rühren. Die ersten Verhandlungen, die am Dienstag begannen, fanden zwischen Vertretern der britischen Regierung und den Delegierten der Mufti-Partei sowie den Abgeordneten der ara­bischen Staaten statt.

Ministerpräsident Lhamberlain eröffnete die Konferenz mit einer Ansprache an die arabischen Vertreter, in der er hervor­hob, dis Tatsache, daß die Vertreter aller arabischen Länder zu­gegen seien, bedeute aus englischer Seite Anerkennung der Tat­sache, daß zwischen der arabischen Welt eine Gleichheit von Inter­essen und Gefühlen bestehe. Der Kolonialminister habe vor dem Unterhaus erklärt, die britische Regierung gehe in diese Ver­handlungen unter den Verpflichtungen hinein, die ihr das Mandat auserlege. Das seien Verpflichtungen sowohl Arabern wie auch Juden gegenüber. Die Regierung sei weiter gebunden mit ihren Verpflichtungen gegenüber Parlament, Gen­fer Liga sowie Amerika. Dennoch könnten auch Argumente vor- aebracht werden, wie die Mandatsform abzuändern sei. Die Er­örterungen sollten umfassend, offen und frei sein. Entsprechend diesen Verpflichtungen wolle England die Erörterungen nicht damit beginne», daß es selbst eine Disknssionsbafis anbiete. Auch wolle es seine eigenen Ansichten nicht eher äußern, bis Arabern und Juden in getrennten Verhandlungen Gelegenheit gegeben sei, ihre Sache vorzubringen. Die britische Regierung bedauere die unglücklichen Vorkommnisse in Palästina und hoffe, daß Friede und Wohlstand bald wieder hergestellt sein würden. Dis englische Politik sei eine Friedenspolitik. Seine besondere Methode, den Frieden herzustellen, sei eine wahre Ver­ständigung, und der erste wahre Schritt zu einer solchen Ver­ständigung sei die persönliche Fühlungnahme. Das Problem, vor das die Palästina-Konferenz gestellt sei, sei schwierig; oft habe man es unlösbar genannt. Aber je schwieriger das Problem, um so mehr sei er, Lhamberlain, von der Bedeutung der persön­lichen Fühlungnahme überzeugt.

Prinz Mohammed Abdul Mo nein, der Führer der ägyptischen Delegation, dankte namens der arabischen Vertreter für den Empfang durch die britische Regierung und brachte die Hoffnung zum Ausdruck, daß die Konferenz zu einer fairen und angemessenen Lösung des Problems führen werde.

Hiermit schloß die Eröffnung der Palästina-Konferenz, soweit die Araber an ihr beteiligt waren. Während die Araber den St. James-Palast verließen, betraten die jüdischen Dele­gierten, an der Spitze Chaim Waizmann, den Palast durch einen anderen Eingang. Man hatte es peinlichst vermieden, daß selbst beim Hinaus- oder Hineingehen die Delegationen mitein­ander in Berührung kamen.

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3n Palästina geht der Kamps weiter

Jerusalem, 7. Febr. Während in London Araber und Jude« unter strengster Vermeidung jeder unmittelbaren Berührung der unversöhnlichen Gegner zur Konferenz mit dem Mandatsinhaber Lusammenkommen, dringt aus Palästina selbst nach wie vor das Echo der Schüsse und der Schreie von ihren Dörfern vertriebener arabischer Frauen und Kinder. Am Dienstag wurde bei Durch- suchungsaltionen in den Döfern Alfaluja (Südpalästina) und Arrama im nördlichen Erenzbezirk insgesamt OS Araber fest- genomme«. Einer wurdeauf der Flucht" erschossen, bei sechs solle» Feuerwaffen und Munition gefunden worden sein! Auf der Straße JaffaJerusalem ist eine Landmine unter einem Inden-Lastwagen explodiert. Das Fahrzeug und mit ihm der Fahrer sind verbrannt.

Mittwoch, den 8. Februar 188«

Zwei Millionen Arbeitslose rn England

Bittere Bemerkungen der englisch»» Presse

London, 7. Febr. Das Anwachsen der englischen Arbeits­losen; ab) über die 2-Mllionen-Grenze hinaus veranläßt einen Teil Är Londoner Frühblätter zu bittereu Betrachtungen. Daily Herald" (marxistisch) schiebt die Schuld der Regierung zu.Daily Expreß" schreibt, es sei eine Schande, daß es in Großbritannien zwei Millionen Arbeitslose gebe.Daily Mail" fragt, wie es denn möglich sei, daß es zum erstenmal seit drei Jahren in England zwei Millionen Menschen gebe, die ohne Ar­beit seien. Der Grund sei in der politischen Unklarheit zu suchen, der Handel und Industrie stark zurückgeworfcn habe.

Die Londoner Arbeitslosen setzten am Montag abend ihre drastischen Kundgebungen fort. Diesmal hatten sie sich die Halle des Grosvenor-Hotels ausgesucht, in dem gerade ein Essen stattfand, an dem der Luftschutzminister Sir John Anderson teil­nahm. Die Arbeitslosen legten sich in der Halle des Hotels auf den Boden und verlangten im Sprcchchor. mit dem Minister zu verhandeln. Dann wiederholten sie immer wieder im Thor:An­derson schlemmt, mährend wir Hangern."

Die englische Arbeitslojenzisfer hat jetzt die L-Millionen-Grenze überschritten. Aus der amtlichen Mitteilung des Arbeitsministe- riums geht hervor, daß am Stichtag des 16. Januar 1039 die Ge­samtzahl der britischen Arbeitslosen sich auf 2 039 026 belief, das heißt 207 684 mehr als am 12. Dezember 1938 bezw. 211 419 mehr als am selben Tage des Vorjahres

Me Verlogenheit des Mörders Grünspan

Paris, 7. Febr. Der Mörder des Gesandtschaftsrates s»r> Rath, der Jude Herschel Grünspan, wurde am Montag de» ÄW- tersuchunzsrichter vorgefuhrt, um einen Widerspruch in sei»» Aussagen zu klären. Bei seiner ersten Vernehmung hatte -oc nämlich gestanden, seine Verwandten im Anschluß an eine Aus­einandersetzung verlassen zu haben. Später hatte er erklärt, «« auf die Straße gegangen zu sein, um frische Luft zu schöpfen. A» Montag entschuldigte er seine erste Aussage mit derstarken Gr-' müdung" am Ende des ersten Vernehmungstages. Er mntztk sich dabei allerdings Vorhalten lassen, daß er trotz seiner angÄd-! lichen Ermüdung zur Zeit der Taö sehr genau beobachtet hattL! daß er auf dem Wege zu seinem Hotel an einem WasfengeschW vorbeigekommen sei.

Ausschluß vou Juden aus der italienischen Wehrmacht

Rom, 7. Febr. Das Amtsblatt veröffentlicht das Durchfik»- rungsgesetz über den endgültigen und mit sofortiger Wirkung mr Kraft tretenden Ausschluß der jüdischen Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften aus der italienischen Wehrmacht und der Fa­schistischen Miliz.

Zwei Todesurteile im Halleschen Eifen-ahniWer-Prozch

Halle a. Saale, 7. Febr. Im Prozeß gegen die fünf Eisenbahnräuber Krybus, Edelhoff, Seidel, Spott und Zimnwr- mann wurde am Dienstag gegen 3 Uhr morgens nach 18stüttdigar Verhandlung das Urteil verkündet. Sämtliche Angeklagten wur­den des gemeinschaftlichen Verbrechens nach Paragraph 31S 1 und 3 StGB, in Tateinheit mit schwerem Raub und versmg- tem Mord schuldig erkannt. Es wurde erkannt gegen die An­geklagten Krybus und Edel hoff auf Todcsstraj^. Jegen Seidel auf lebenslängliches Zuchthaus, gegen SpoS und Zimmermann auf zwölf Jahre Zuchthaus. Die Ehrenrechte wurden den ersten drei Angeklagten auf Lebenszeit, den bekda» letzten auf zehn Jahre aberkannt.

Kleine Nachrichten ans Mer Wett

Dr. Goebbels sprach vor den Leitern der NeichspropagÄn- daämter. Am Dienstag versammelten sich die Leiter der Reichspropagandaämter in den Räumen des Reichsministe­riums für Volksausklärung und Propaganda zu einer Ar­beitstagung, bei der eine Reihe von Referaten über wich­tige Tagessragen gehalten wurde. Im Mittelpunkt der Ta­gung stand eine Rede des Reichsministers Dr. Goebbels. D« Minister gab einen umfassenden Ueberblick über die po8i- sche Lage.

Niederlage Leon Blums in der Kammer. Die Kam»» setzte am Dienstag die Aussprache über das Amnestiegesetz fort. Ministerpräsident Daladier stellte zur Annahme d« radikalsozialen Gegenvorschlages, der individuelle Amnestie­maßnahmen vorsieht, die Vertrauensfrage, während Las« Blum aus der Annahme des sozialdemokratischen Amnestre- entwurfes bestand. Die Abstimmung erfolgte nach Einzel­teilen des Gegenvorschlags. Artikel i und Artikel 2 wurÄ« Mit 334 aeaen 260 Stimmen angenommen.

Nsichsminister Dr. Goebbels übermittelte dem Bildhauer Professor Joseph Thorak zu dessen 30. Eeburstag herzlich gehaltenes Glückwunschtelegramm.

Bon König Georg empfangen. Die Mitglieder des I«- ternationalen Beratungskomitees, das zur Zeit in LondvO. tagt, um den nächsten WeltkongreßFreude und Arbeit" vorzubereiten, wurden am Dienstag mittag von König. Georg Vl. im Buckingham-Palast empfangen, linier deü Mitgliedern befand sich auch Reichsleiter Dr. Ley.

Familiendrama im Elsaß. Ein furchtbares Families- drama wurde in Wittenheim ber Mülhausen im Elsaß aH- gedeckt. Ein 44jähriger polnischer Grubenarbeiter, Vat» von vier Kindern im Alter von 0 bis 15 Jahren, hatte wegen seiner Haltung gelegentlich des Generalstreikver­suchs im November einen Ausweisungsbefehl erhalten. Die letzte Frist war abgelaufen. Als die Nachbarn niemand« aus der Familie sahen, benachrichtigten sie die Polizei, die die Wohnungstür öffnen ließ. In der Küche lag die 38j8h- rige Frau des Arbeiters mit zerschmettertem Schädel, im Schlafzimmer fand man die vier Kinder nebeneinander ebenfalls tot auf. Sie waren alle mit einem Handbeil er­schlagen worden. Von dem Mörder fehlt jede Spur.

Folgenschwere Explosion. Eine Gruppe von Hitlerjung« und BDM.-Mädel fanden unter der Brücke, über die die Reichsstraße SchönbergTroppau führt, zwei etwa hand­große Behälter aus einem durchsichtigen Material mit ei­nem Metallreifen. Die Kinder nahmen die beiden Büchs«, ohne zu ahnen, daß es sich mm hochexplosive Sprengkörp« handelte, die offenkundig von tschechischen Soldaten unt» die Brücke gelegt worden waren. Unterwegs wurde der Ver­such gemacht, die Metallbereifung zu lockern. Plötzlich er­folgte eine Explosion. Der 14jährige Rudolf Weiß wurde von dem Sprengkörper buchstäblich zerrissen. Die übrig» Kinder wurden bis auf einen Jungen, der sich von den a«- deren getrennt hatte, um einen Handwagen zu holen, krrch die Wucht der Explosion meterweit sortgefchleudert und mehr oder minder schwer verletzt. Man brachte sie soHAt ins Krankenhaus nach Mährisch-Schönberg, wo der ILflkP- rige Josef Appel seinen Verletzungen erlag. Mer JrmW« und ein Mädchen befinden sich noch im Kranken ha»s.