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skr. 22
Donnerstag, äen 26. Januar 1939
113. Jahrgang
Neue Warnung Mussolinis an Frankreich
Rom, 25. Jan. Zur außenpolitischen Aussprache in der französischen Kammer veröffentlicht die hochoffiziöse „Jnsormazione Diplomatica" folgende Verlautbarung:
In den verantwortlichen römischen Kreisen ist die außenpolitische Aussprache in der französischen Kammer aufmerksam verfolgt worden. Unter den vielen Reden hat eine besonderes Interesse hervorgerufen, nämlich die des Abgeordneten und früheren Frontkämpfers Lavier Vallat, der unlängst von dem Platz eines stellvertretenden Kammerpräsidenren beseitigt und durch einen richtigen Neger ersetzt worden ist. Vallat hatte den Mut, die Wahrheit über die absolut unbestreitbare und vollkommen erwiesene französische Einmischung in die spanischen Angelegenheiten zu sagen, eine von der Volksfront unter dem Vorsitz Blums noch vor dem tatsächlichen Ausbruch des Bürgerkrieges gewollte Intervention.
Es entspricht der ganzen Wahrheit, daß die ersten italienische Flugzeuge General Franco — und zwar auf seine Anforderung — viele Tage nach dem Eintreffen der französischen Flugzeuge geschickt worden sind. Es ist die volle Wahrheit und ist bereits geschichtlich dokumentiert, daß die ersten italienischen Freiwilligen im Winter 1936/37 in Cadiz gelandet sind, als bereits seit mehreren Monaten zahlreiche Brigaden in Frankreich rekrutierter und aufgestellter sogenannter Internationaler auf den Fronten von Katalonien und Madrid eingesetzt worden sind. Wenn also die französische Intervention nach Zeit und Umfang von Menschen und Material an erster Stelle steht, so hat die Sowjet- Intervention geradezu aufsehenerregende Ausmaße angenommen.
Der Abgeordnete Vallat hat mit seiner mutigen Rede den Interessen der Wahrheit und des Friedens gedient. Von seinem
Kollegen Jonathan ZarLo läßt sich nicht das gleiche sagen, der „unter Betonung des wesentlichen und entscheidenden Anteils, den die italienischen Freiwilligen an der letzten nationalspani- schcn Offensive auf Barcelona gehabt haben", die Gefahr unter- ürichen hat, die „für Frankreich aus der Anwesenheit italienischer Freiwilliger an der Pyrenäen-Front gebildet war".
In den verantwortliche« römischen Kreisen wird daraus hin- gcwiescn, daß diese Befürchtungen wahrhaft übertrieben sind und daß, wenn all das eine weitere französisch-sowjetrussische Intervention in die spanischen Angelegenheiten vorbereiten sollte, die Schlußfolgerungen, ja die Entscheidungen Italiens bereits in einer vorhergehenden vorweggcnommen worden find.
(Die „Jnsormazione Diplomatica" hat bereits am 15. Januar in einer Betrachtung über den Chamberlain-Vesuch zum Ausdruck gebracht, daß, „wenn in der nächsten Zeit eine weitergehende Intervention seitens der Negrin befreundeten Regierungen stattfinden sollte, Italien seine volle Handlungsfreiheit zurücknehmen würde, da dann die Politik der Nichteinmischung als abgeschlossen und bankerott zu betrachten wäre".)
Die Stunde vor dem Einmarsch
Eingehende Berichterstattung der englischen Presse
London, 25. Jan. Die Tatsache, daß die Truppen Francos einmarschbereit vor den Toren Barcelonas stehen, wird von den Londoner Abendblättern in großer Aufmachung verzeichnet.
„Evening Standard" überschreibt seinen Bericht: 80 000 Mann bereit zum Einmarsch nach Barcelona. Der Korrespondent des Blattes an der Barcelona-Front berichtet, daß Franco von drei Seiten zum letzten Schlag aushole. Franco hoffe jedoch, so hebt der Korrespondent hervor, daß Barcelona sich ohne sinn- losenWiderstand ergebenwerde. Franco wolle unter allen Umständen die Vernichtung der größten Industriestadt Spaniens vermeiden. Aus dem Bericht geht weiter hervor, wie sehnsüchtig die Bevölkerung von Barcelona auf den Einmarsch Francos wartet, da sie dem Hungertode nahe sei. Der Korrespondent meldet, er habe hinter den nationalen Linien Hunderte von Lastwagen mit Brot, Fleisch und sonstigen Lebensmitteln gesehen.
Weiter wird in dem Bericht eindringlich geschildert, welch unsinnige Verwüstung die spanischen Bolschewisten auf dem Rückzug angerichtet haben. Um Barcelona sehe es aus wie auf den Schlachtfeldern von Flandern. Nicht eine einzige Brücke sei ganz gelassen worden. Sämtliche Hauptstraßen seien ausgerissen, die Felder verwüstet, Bauernhöfe eingeäschert, Fabriken in die Luft gesprengt.
Auch Solsona bese^'
Vurgos, 25. Jan. Den neuesten Frontbcrichtcn zufolge haben die nationalen Truppen am Mittwoch auch im Nordabschnitt der katalanischen Front einen bedeutenden Erfolg errungen. Die wichtige Stadt Solsona, der letzte stärkere Stützpunkt der Bolschewisten an der Pyrenäenfront, wurde von den Nationalen besetzt.
Vor Barcelona sind die nationalen Streitkräste damit beschäftigt, die völlige Einkreisung der Stadt im Westen und Nord- westen zu vollenden.
Acht KriegsmaleriaWMen unversehrt öbernommeu
Saragossa, 25. Jan Die Truppen Francos setzten die Operationen an allen Frontabschnitten fort. Nach dem Fall Sal- sonas, einer Kreisstadt von 15 000 Einwohnern an der Straße Manresa—Andorra, sind die nationalen Truppen im Begriff, Barcelona völlig einzukreisem
Zu der Einnahme der wichtigen Kreisstadt Manresa wird noch bekannt, daß der nationale Angriff derart überraschend erfolgte, daß den Roten keine Zeit zur Zerstörung der Stadt blieb. So fielen den nationalen Truppen acht große Kriegsmaterialfabriken mit vollständigem Inventar in d>e Hände. Als die Fabriken besetzt wurden, liefen die Maschinen teilweise noch.
Bonnei verweigert Aufnahme
von 150 008 Sowjetspaniern
Paris, 25. Jan. Im Anschluß an den letzten Bettelbesuch del Vayos bei Außenminster Bonnet am Dienstag verlautet, daß der Sowjetausschuß von Barcelona an Frankreich das Ersuchen gerichtet habe, 15Ü0V0 Flüchtlinge auf französischem Boden zu beherbergen. Bonnet habe im Namen der Regierung die Gründe auseinandergelegt, warum Frankreich nicht in der
Ausbildungskurse in Italien
KV WO Mann zum 1. Februar einberusen
Rom, 25. Jan. Nach einer amtlichen Meldung sind zunächst 60 000 Mann von der Jahresklasse 1901 aus den 1. Februar für einen Ausbildungskursus einberusen worden.
Lage sei, eine Scrartig hohe Zahl von Menschen bei sich auszunehmen. Man will wissen, daß in französischen Regierungskreisen geplant werde, dieses Flüchtlingsproblem zu einer „internationalen Frage zu machen, damit Frankreich nicht allein die Kosten für die Aufnahme der sowjetspanischen Flüchtlinge zu tragen habe.
Der „Paris Midi" betont in diesem Zusammenhang, daß Außenminister Bonnet auf die Notwendigkeit der französischen Sicherheit hingewiesen habe, der man augenblicklich alles unterordnen müsse, und dies einen Massenzustrom von spanischen Kriegsteilnehmern, die sich einer Niederlage entziehen wollten, verbieten würde.
Das eiiegeLreiste Barcelona
Vor der Einnahme — Kämpfe in den Vorstädten Bilbao, 25. Jan. In den Abendstunden des Dienstags erreichten die nationalen Truppen die unmittelbare Umgebung der katalanischen Hauptstadt. Sie stehen nur noch einen Kilometer von der Süd grenze der Stadt entfernt und haben bereits die ersten Häuser des Stadtteiles Sans erreicht. Das Fort Mont- juich liegt unmittelbar vor den nationalen Truppen, ihr Jn- santeriefeuer erreicht bereits die Pferderennbahn sowie den Stadtteil Las Corts. Verschiedene Stratzenziigc des Vorortes Hospitalet sind schon im Besitz der Nationalen. Eine Division des Armeekorps General Mgues nimmt unmittelbar vor Barcelona eine Linksschwenkung vor und umgeht die Stadt im Westen. Der Vorort Sarria liegt bereits im ME.-Feuer dieser Abteilung.
Die 4. Navarra-Brigade unter General Alonso Dega eroberte die Stadt Mario rell, ein wichtiger Knotenpunkt an der Hauptstraße Jgualada -Barcelona mit 5000 Einwohnern. Die Bevölkerung war vom Eindringen der Nationalen völlig überrascht. Sie war noch fast vollzählig zurückgeblieben, da das Erscheinen der Nationalen keineswegs so schnell erwartet wurde. Als die Soldaten Francos in die Stadt einrückten, stürzte die Bevölkerung in dichten Mengen auf die Straßen und umarmte ihre Befreier mit unbeschreiblicher Begeisterung. Rach der Eroberung Martorells rückten die Truppen gleich weiter und kreuzten widerstandslos denLlobregat-Flutz, genau in östlicher Richtung vorstoßend. Da diese Kolonne dabei ist, Barcelona nördlich zu umgehen, wird die Einkreisung der Stadt in kürzester Zeit vollzogen sein. Das Feuer der nationalen Artillerie macht jeden Schiffsverkehr im Hafen von Barcelona unmöglich.
Frankreichs Grenze wird gesperrt
Sammellager für Frauen, Kinder und Greise Paris, 25. Jan. Wie aus politische« Kreisen am Dienstag- abeud verlautet, schaffe der schnelle Vormarsch General Fraucos in Katalonien auch für die französische Regierung ein heikles Problem, da sich eventuell eine große Zahl geflüchteter Rotmili- ze« an der französischen Grenze einstellen könnte. Schon seit mehreren Tagen befaßten sich di« amtlichen Stellen mit dieser Frage. Die französische Regierung habe die Sowjetspanier wisse« lassen, daß es ihr unmöglich sei, eiue größere Zahl von Flüchtlinge« in Frankreich auszunehmen. An der Grenze seien daher Maßnahmen getroffen worden, um ein Eindringen der bolschewistischen Söldner auf französisches Eebist zu verhindern. Di« frau-
Sarinaeei i» Berlin
Berlin, 25. Jan. Der italienische Staatsminister Farinacci traf am Mittwoch vormittag auf dem Anhalter Bahnhof iu Berti« ein, wo er von einer jubelnden Menschenmenge begeistert begrüßt wurde. Dem alten Mitkämpfer des Duce und Mitbegründer der faschistischen Bewegung wurde ein herzlicher Empfang zuteil. Zum Empfang hatten sich auf dem mit Flaggen »es Reiches und des faschistischen Imperiums geschmückten Bahnhof von deutscher Seite u. a. eingefunden: Gauleiter Streicher und im Auftrag der Gauleitung Berlin Eaupropagandaleiter Wächtler sowie höhere Offiziere der deutschen Wehrmacht. Von italienischer Seite waren anwesend Botschaftsrat Graf Magistrati, der Landesgruppenleiter des Fascio in Deutschland, Graf Rug- geri, und der Leiter des Fascio in Berlin, Oberleutnant Savini. Der Gast schritt, nachdem er von Gauleiter Streicher herzlich willkommen geheißen worden war, unter den Klängen der italienischen Königshymne und der Eiovinezza die Front der das Gewehr präsentierenden SA.-Standarte „Feldherrnhalle" ab. Farinacci nahm bei Beginn seines Deutschland-Besuches, der ihn auch zur Stadt der Reichsparteitage und nach München führen wird, Gelegenheit, mit einigen Worten für den herzlichen und freundlichen Empfang zu danken und den deutschen Kamcca- dcn seinen brüderlichen Gruß zu entbieten.
Farinacci vom Führer empfangen
Frühstück bei Dr. Goebbels
Berlin, 25. Jan. Der Führer empfing am Mittwoch nachmittag in Gegenwart von Gauleiter Streicher den zur Zeit in Berlin weilenden Vorkämpfer des Faschismus, Staatsminister Farinacci.
Der italienische Staatsminister Roberto Farinacci und Gauleiter Julius Streicher folgten am Mittwoch mittag einer Einladung von Reichsminister Dr. Goebbels zu einem Frühstück in seinem Ministerium, an dem auch Italiens Botschafter Exz. Attolico, Gesandter Graf Magistrati und Generalkonsul Major Renzetti teilnahmen. Dr. Goebbels hieß in einer kurzen Ansprache Exz. Farinacci als einen der energischsten und kompromißlosesten geistigen Bannerträger des Faschismus' auf das herzlichste willkommen. Die Träger der nationalsozialistischen Bewegung in der Reichshauptstadt seien zusammengekomme», um in ihm in erster Linie einen der hervorragendsten Faschisten zu begrüßen und es werde in diesem Kreise leicht sein, die Brücke des gegenseitigen Verständnisses zu schlagen. Staatsminister Farinacci dankte Dr. Goebbels in herzlichen Worten und verwies auf den engen Freundschaftsbund zwischen Nationalsozialismus und Faschismus, der nicht allein in Protokollen und schriftlich festgelegten Verträgen seinen Niederschlag findet, der darüber hinaus ein wahrer Bund des Geistes und des Herzens sei.
von Ribbenlrop in Warschau
Warschau, 25. Jan. Mit dem fahrplanmäßigen Nvrdexpreß trafen am Mittwoch nachmittag 16.68 Uhr der Reichsautzen- minister von Ribbentrop und Frau von Ribbentrgp sowie die Herren der Begleitung des Reichsministers zu dem angekündig- ten Staatsbesuch in der polnischen Hauptstadt ein. ^
Zur Begrüßung des Reichsaußenministers waren auf dem mit den Hoheitszeichen und Fahnen des Reiches geschmückten Bahnhof außer der deutschen Botschaft mir dem Botschafter von Moltke an der Spitze, dem stellv. Landesgruppenleiter der NSDAP, für Polen, Gesandtschaftsrat Dr. Krümmer, dem Militärattache Oberst Himer und dem Luftattache Oberst Gerstenberg und dem italienischen Botschafter di Valentino sowie dem ungarischen Gesandten de Hory erschienen. Von polnischer Seite waren Außenminister Oberst Beck mit seiner Gattin, die Frau von Ribbentrop Blumen überreichte, der Berliner polnische Botschafter Lipski, der Stadtpräsident von Warschau, Starzynski, und andere Mitglieder des polnischen Außenministeriums anwesend.
Eine Kompagnie der Polizeiverfügungstruppe erwies dem Reichsaußeuminister die militärischen Ehren. Vom Bahnhof begab sich der Reichsaußenminister mit seiner Gattin in Begleitung des polnischen Außenministers und Frau Beck zum Palais Blanc, einem neben dem Rathaus und in der Nähe des polnischen Außenministeriums gelegenen Renaissance-Schlößchen, wo er während seines Warschauer Aufenthaltes wohnt.
zopscye Regierung habe lediglich gestattet, Kinder, Frauen uud Greisen, falls sie sich an der Grenze eiufinden sollten, den llebrr- tritt zu ermöglichen. Aber auch bei ihnen könnte es sich nur um eine beschränkte Anzahl handeln. Die Regierung habe aber vor- geschlagen, mit den nationalen Behörden wegen Einrichtung einer neutralen Zufluchtszone in Verbindung zu treten.
Paris, 25. Jan. Nach den iu den frühen Morgenstunde« in Paris vorliegenden Meldungen liegt Barcelona seit Dienstag unter dem Fener der nationale« Artillerie und Infanterie. Auf Seiten der nationalspanifchen Truppen befürchtet man, daß ein Teil der Zivilbevölkerung versuchen wird, ihnen entgegen z« eilen, was die Durchführung der militärischen Pläne behindern würde. Non den vorgeschobenen Stellungen aus beobachtet man Rauchsäulen in den verschiedensten Vierteln der Stadt, über deren Ursprung man noch keine Feststellungen machen konnte. Die ausländischen Journalisten haben, begleitet von der Zensurverwaltung, Barcelona verlassen, um sich in Gerona oder Fi- gueras «iederzulassen. Bei Perthus an der französisch-katalanischen Grenze hat das Personal der schwedischen Gesandtschaft die Grenze überschritten, ebenso auch zahlreiche ausländi- scheJonrnalistenundVeamte. Alle versichern, daß der größte Teil der Bevölkerung Barcelona nicht verlassen, sonder« den Einmarsch der Truppen General Francos abwarten werde.