s. Seit« Nr. 13

Raaolder TagblattDer Gesellschafter"

Montag, den 16. Januar 1939

Deutschland-Italien

das Kernstück des abendländischen Kulturkreises

Berlin, 12. Jan. Anläßlich des Beginns der deutsch-italieni­schen Sendereihe im Rundfunk hielt Reichsminister Dr. Goebbels eine Ansprache, in der er u. a. folgende Ausführungen machte: Amerika ist von einem Italiener entdeckt worden, Bücher und Zeitungen kann man drucken, weil der Deutsche EutenLerg die Buchdruckerkunst erfand, die drahtlose Telegraphie ist mit den? Namen des Italieners Marconi für alle Zeiten verknüpft. Die ersten Explosionsmotoren schufen die Deutschen Benz und Daim­ler. Automobile und Flugzeuge sind ohne sie nicht zu denken. Diesel erfand den Diesel-Motor, die deutschen und italienischen Ingenieure entdeckten den Rundfunk und damit das Zeitalter der Technik.

Die alte und die neue Welt haben sich all dieser Summen von Leistungen bemächtigt und leben davon. Die Kulturwelt ist ohne diese Leistungen unvorstellbar. Aus dem Zusammenwir­ken Deutschlands und Italiens find im letzten Jahrtausend auf allen Gebieten der Kunst und der Wissenschaft Glanzleistungen der abendländischen Kultur hervorgegangen. Der Block Deutsch­land-Italien war während eines Jahrhunderts das Kernstück des abendländischen Kulturkreises, und die geistrg-schöpserische Strah­lung dieser tausendjährigen europäischen Basis wirkte in allen Zeiten entscheidend auf alles Kulturleben der Welt. Auch die Staatsform und die staatsbildenden Ideen entsprechen dieser Basis und entsprangen dem schöpferischen Geist desselben Kraft­feldes, das heute politisch von der Achse Rom-Berlin bestimmt ist. Monarchie, Demokratie, Sozialismus, Nationalsozialismus, autoritäre Staatsform, wo wurden diese Inhalte anders be­stimmt, erdacht und erlebt als innerhalb dieses Kraftfeldes.

Die Rundfunk-Achse Rom-Berlin dient in erster Linie der geistigen Vertiefung einer Freundschaft, die ihre ge­staltende politische Kraft nicht zusetzt aus einer stolzen geschicht­lichen Vergangenheit schöpft. Die Rundfunk-Achse Rom-Berlin will darüber hinaus das deutsche und das italienische Volk in feiner positiven Mitarbeit an einer neuen und wirklichen euro­päischen Kämpfergemeinsamkeit unterstützen. Die Rundfunk-Achse Rom-Berlin vertiefte das gegenseitige Verstehen unserer Völker zum Siege einer europäischen Aufbauarbeit, die das wahre Fundament des Friedens schafft.

Anschließend betonte der italienische Botschafter in Berlin, Attolico, u. a.: Von zwei großen befreundeten Führern geleitet, nähern sich unsere Völker ebenso sehr auf weltanschaulichem und politischem Gebiet wie auch in allen Teilen der Kultur einander. Das kürzlich in Rom unterzeichnet« Kulturabkommen bestimmt die Grundlage« für eine harmonische, fruchtbare und immer in­tensivere Austauschtätigkeit. Zu diesem Austausch trägt nun in einem regelmäßigen Rhythmus auch das modernste und schnellste Propagandamittel bei: Der Rundfunk, der allen und überall, in den großen Weltstädten wie in den einsamen Dörfern, in den überfüllten Versammlungen wie in den kleinsten Heimstätten die Musik und die Stimmen des Vaterlandes und der ganzen Welt vernehmbar macht.

Indem ich diesem Unternehmen den reichsten Erfolg wünsche, schätze ich mich glücklich, daß die heutige Veranstaltung es mir, der ich die Ehre habe, im nationalsozialistischen Deutschland das faschistische Italien zu vertreten, gestattet, auf den Wellen des Aethers meinen Gruß dem starken deutschen Volk zu entbieten, das nach dem glücklichen Abschluß eines durch gewaltige, wahr­haft geschichtliche Ereignisse gekennzeichneten Jahres das neue Jahr unter der Führung Adolf Hitlers und damit feines Ge­schickes begonnen hat."

*

Das für das Kulturleben der beiden Nationen so bedeutsame Ereignis wurde mit einem Festkonzert begonnen und im Rah­men dieser Veranstaltung auch durch Ansprachen des italienischen Botschafters, Exz. Attolico, des Reichsministers Dr. Goeb­bels und des Reichsintendanten des großdeutschen Rundfunks, Dr. Elasmeier, in seinem Wert gebührend gewürdigt. Das Festkonzert, weihevoll eingeleitet durch die Nationalhymnen des Dritten Reiches und des faschistischen Imperiums, wurde über die deutschen und die italienischen Sender zu dem Millionenheer der Hörer diesseits und jenseits der Alpen getragen, die Ansprachen auch in der Uebersetzung. Unter den zahlreichen Ehrengästen, die den Saal füllten, sah man auch Staatssekretär Hanke, den Vor­fitzenden des Verwaltungsrats der Reichsrundfunkgesellschast.

«Verbrecherische Gesinnung"

Die deutschfeindlichen Anschläge von holländischen Zeitungen scharf verurteilt

Amsterdam, 13. Jan. Die allgemeine Entrüstung in Deutsch­land gegen die Anschläge auf die Wohnung des Konsularbeam­ten in Amsterdam und das Eesandtschaftsgebäude in Den Haag hat in Holland stärksten Eindruck gemacht. Die holländischen Blätter bringen eingehende Wiedergaben der deutschen Presse­stimmen, in denen dieser Entrüstung eindeutig Ausdruck verlie­hen wird. Jetzt finden auch die holländischen Blätter Worte, in denen sie das Verbrecherische dieser Anschläge in das richtige Licht rücken.

So schreibt derNieuwe Rotterdamsche Courant", derartige Taten seien auf das entschiedenste zu verurteilen, denn sie seien feige, ebenso wie es feige sei, einen Brief zu schreiben, in dem Beamte mit Mord and Brand bedroht werden. Es sei ein Zei­chen einer verbrecherischen Gesinnung, wenn jemand sich an der Sicherheit und dem Eigentum von Auslandsbeamten vergreife, die in Holland nur ihre Pflicht täten und die nach der Regelung des Völkerrechtes daher Anspruch auf besondere Gastfreundschaft und besonderen Schutz hätten.

DerTelegraaf" schreibt, jeder anständige Holländer werde es verurteilen, wenn auf Wohnungen oder Dienstgebäude der Vertreter einer Nation, mit der Holland freundschaftliche Be­ziehungen unterhalte und weiter unterhalten wolle, geschossen werde. I« ähnlichem Sinne sprechen sich auch andere Blätter aus.

Die polizeilichen Untersuchungen nach den Tätern der An­schläge in Amsterdam und dem Haag werden fortgesetzt. Der hol­ländische Außenminister Patijn hat Amsterdam besucht, um sich an Ort und Stelle über den Anschlag auf die Wohnung des deutschen Konsularbeamten unterrichten zu lassen.

Der Fremdenverkehr im November 1938

Weiteres Ansteigen

Berlin, 13. Jan. Nach Mitteilung des Statistischen Reichs­amtes sind im November 1838 in 1133 wichtigen Fremdenver­kehrsorlen des Deutschen Reiches (einschließlich Ostmark und zum Teil auch Sudetenland) 1,57 Millionen Fremdenanmeldungen und 4,51 Millionen Fremdenübernachtungen gezählt worden oder 14 v. H. und 19 v. H. mehr als im November 1937. Auf den Fremdenverkehr aus dom Ausland entfielen im Berichtsmonat 70 515 Meldungen und 238 417 Uebernachtungen. Damit hat der

Fremdenverkehr aus dem Ausland die vorjährige Höhe fast wie­der erreicht. Gegenüber dem November 1937 sind die Fremden­übernachtungen in den Großstädten um 15 v. H. aus 1,93 Millio­nen, in den Mittel- und Kleinstädten um 22 v. H. auf 855 000 und in den Bädern und Kurorten um 19 v. H. auf 1,54 Millionen gestiegen.

RlmbüberfaL jugendlicher Verbrecher

Kaufmann medergeschossen Die Täter verhaftet

Waidhofeu a. d. Thaya (Niederdonau), 13. Jan. Mittwoch früh drangen drei Jugendliche mit vorgehaltenen Pistolen und dem RufHände hoch!" in das Geschäft eines Kaufmanns in Karlsteiu ein. Der Kaufmann und dessen anwesende Wirtschaf­terin ließen sich jedoch durch die Burschen nicht einschüchtern. Während sich der Kaufmann dem Angriff zur Wehr setzte, lief die Frau zum Fenster und ries laut um Hilfe. Die jugendlichen Verbrecher begannen nun zu feuern und streckten den Kaufmann durch einen Bauchschuß nieder, während ein auf die Frau ab­gefeuerter Pistolenschuß fehlging. Bevor noch die alarmierten Nachbarn zu Hilfe eilen konnten, hatten die Vurschen einen Geldbetrag in Höhe von 150 RM. geraubt und die Flucht in der Richtung zur Reichsgrenze ergriffen. Einer umfassenden Fahn­dungsaktion gelang es, die Grenze abzuriegeln und die Flüch­tigen in einem Walde zu verhaften. Der durch einen Bauchschuß schwerverletzte Kaufmann wurde in das Allgemeine Kranken­haus nach Waidhofen gebracht. Er ist so schwer verletzt, daß kaum Hoffnung besteht, ihn am Leben zu erhalten. Die drei Verbrecher wurden dem Landgericht in Krems a. d. Donau ein- geliefert.

Großer Neinfall Judas in Südamerika

Buenos Aires, 13. Jan. Südamerika wird immer mehr das Schauspiel zur jüdischen Einwanderung. Allein iu Bolivien lie­gen 6000 Zulassungsanträge vor. Die Juden versuchen dabei be­sonders krampfhaft im Handel, für den sich ja seit jeher die jüdische Presse in erster Linieinteressiert", Fuß zu fassen, was allerdings vielfach wenig Gegenliebe bei der einheimischen Be­völkerung findet. Die einzelnen Regierungen sind deshalb be­müht, den jüdischen Zustrom in die Landwirtschaft abzuleiten. So beabsichtigt Paraguay, künftig von jeder einwandernden jüdischen Person über 14 Jahre 1000 Eoldpesos zu erheben, die nur zurückerstattet werden, wenn der betreffende Jude oder die Jüdin das Land endgültig wieder verlassen oder von ihnen eine dreijährige Beschäftigung in der Landwirtschaft in Paraguay nachgewiesen wird. Die Zahl der jüdischen Einwanderungs­anträge in Paraguay beläuft sich augenblicklich auf 5000.

Trotz dieser recht deutliche» Abwehrmaßnahme gegen jüdische Vorherrschaft und Anmaßung geben sich die Juden alle Mühe, in Argentinien einen Boykott der totalitären Staaten anzuzet­teln. Dabei haben sie aber einen großen Reinfall zu verzeichnen, da sich der erst unlängst gebildeten Abwehrfront gegen diese Machenschaften jetzt weitere 50 Großsirmen angeschlossen haben.

USA.-Justiz wieder um einen Luden reicher. Die von Präsident Roosevelt vorgenommene Ernennung des Luden Frankfurter zum Mitglied des Obersten Vun- desgerichts der Vereinigten Staaten wurde am Don­nerstag trotz mehrfacher Einsprüche durch den Justizaus­schuß des Senats einstimmig bestätigt, nachdem Frankfurter persönlich vor dein Ausschuß erschienen war und die gegen ihn vorgebrachten Beschuldigungen, Kommunist zu sein, als unzutreffend erklärtes!).

Suezkanal und Suezkanal-Gesellschaft

Wer beherrscht den Suezkanal? Diese Frage wird wohl jedermann mitEngland" beantworten. Soweit die politische Herrschaft über den Kanal in Frage kommt, stimmt das auch, nicht aber, wenn es sich um den Kanal als wirt­schaftliches Unternehmen handelt. Ln diesem dominiert näm­lich Frankreich. Das erklärt sich aus der geschichtlichen Entwicklung. Der Erbauer des Kanals, der Franzose Les- seps, hatte ja in erster Linie gegen englische Widerstände anzukämpfen, um zuerst seinen Plan, dann den Bau selbst durchzusetzen. In der von ihm begründeten Suezkanal-Ee- sellschaft war englisches Kapital nur wenig vertreten. Ein großes Aktienpaket besaß der ägyptische Khedive. Von die­sem, der ständig in Geldschwierigkeiten war, übernahm es schließlich England. Die Mehrheit blieb aber nach wie vor in französischer Hand. Von den 32 Direktoren der Gesell­schaften sind nicht weniger als 19 Franzosen, 10 sind Eng­länder, 2 Aegypter und 1 Holländer.

Die Suezkanal-Eesellschaft ist nicht Besitzerin des Kanals. Gebietsmäßig gehört dieser zu Aegypten. Sie hat nur eine Konzession für den Betrieb des Kanals, und zwar läuft diese Konzession im Lahre 1968 ab. Danach fällt der Kanal an Aegypten zurück. Die Eeschäftspolitik des Unternehmens ist besonders von englischer Seite aus schon oft stark kriti­siert worden, denn es ist kein Zweifel, daß die Kanalgebüh­ren erheblich ermäßigt werden könnten, wenn die französi­sche Mehrheit auf ihre überhobenen Dividendenansprüche verzichten wollte. Die Verschiedenheit des englischen und französischen Standpunktes wird verständlich, wenn man sich die Tonnagezahlen der verschiedenen Nationalitäten ansieht, die 1937 den Kanal passierten. Es hatten zu ver­zeichnen: England 17,25 Mill. Tonnen, Italien 3,87 Mill. Tonnen, Deutschland 3,31 Mill. Tonnen, Holland 2,80 Mill. Tonnen, Frankreich 1,82 Mill. Tonnen, Norwegen 1,66 Mill. Tonnen usw. Frankreich steht also erst an fünfter Stelle.

Ein sehr großes und nach der Eroberung Abessiniens im­mer stärker werdendes Interesse an dem Kanal hat Italien (selbstverständlich auch Deutschland). Es ist daher verständ­lich, daß Italien eine Aenderung verlangt. Als zweitwich­tigster Benutzer des Kanals hat es nicht den geringsten Ein­fluß auf die Kanalverwaltung. Französischerseits ist man gern bereit, ihm einen Sitz in der Verwaltung zu geben, aber es leuchtet ein, daß Italien damit auf keinen Fall zu­frieden sein kann. Die Italiener fordern vielmehr, daß diese vielleicht wichtigste Wasserstraße der Welt als gemeinnützige öffentliche Gesellschaft betrieben werden soll, nicht mehr aber als private Kapitalgesellschaft. Das Kapital ist in den fast 70 Lahre seit der Eröfsnung des Kanals in Form von Dividenden längst mehr als einmal wieder herausgeholt werden.

Diese Frage wird sicher nicht von heute auf morgen gelöst werden, aber sie gehört ohne Zweifel auch in den Kreis jener Fragen der internationalen Politik, die zur Lösung drängen, denn schließlich ist jede Seefahrt treibende Nation daran interessiert.

Der Erfinder des Kupfertiefdrucks gestorben

Heidelberg, 13. Jan. Der Erfinder des neuzeitlichen Kupfer­tiefdrucks, Ernst Rollfs, ist iu Heidelberg im Alter von nahezu 80 Jahren gestorben.

Ernst Rollfs wurde am 18. März 1859 in Siegfeld bei Sieg­burg als Sohn des Kommerzienrats Ernst Rollfs geboren. Er besuchte in seiner Jugend das Siegburger Gymnasium und in Düsseldorf die Oberrealschule, um sich dann dem Chemiestudium zuzuwenden. Nach Beendigung des Studiums und der praktischen Ausbildung wurde er 1891 Teilhaber der väterlichen Kattun­fabrik in Siegburg. Schon bald begann er hier seine Versuche, für den Kattundruck eine verbesserte Form der Druckwalzenher- stellung zu finden. Nachdem er nm., in einer bekannten Lehr- und Versuchsanstalt in Frankfurt reproduktionstechnische Stu­dien betrieben hatte, war seinen weiteren Arbeiten in Siegburg bald Erfolg beschicken; im Jahre 1899 erhielt er die beideil ersten Patente auf Tiefdruckwalzen. Nachdem mit dem neuen Verfahren zuerst Kattundrucke hergestellt wurden, erkannte Ernst Rollfs jedoch durch einen glücklichen Zufall, daß das Verfahren für den Papierdruck ganz besonders geeignet war. Aus den ersten Arbeiten in Kupfertiefdruck auf Kattun und Papier, in einer und mehreren Farben, entwickelte sich dann der neuzeitliche ma­schinelle Kupfertiefdruck, der seinen Siegeslauf über die ganze Welt antreten konnte. Der Siegburger Erfinder, durch dessen Arbeiten und die seiner Mitarbeiter das Neuzeitliche Tiefdruck- verfahren die ihm heute zukommende große Bedeutung gewinnen konnte, gründete im Jahre 1906 die Deutsche Photographur AE. in Siegburg. die in ganz großem Ausmaße Kupfertiefdruck-Er­

zeugnisse iu alle Welt vertrieb. Im Jahre 1907 wurde die erste Dreifarben-Tiefdruckmaschine geschaffen. Die im Jahre 1912 er­richtete Lehranstalt in der Siegburger Photogravur wurde von Schülern aus aller Herren Länder besucht. Als der Weltkrieg, oer Zusammenbruch und die Inflation im Jahre 1922 zur Aus­lösung der Photogravur AE. führten, zog sich Ernst Rollfs nach Mariarachdorf im Westerwald zurück und verbrachte hier feinen Lebensabend.

Das Pressefest 1939

Stuttgart, as. Jan. Am 4. Februar steigt das vom Reichs­verband der Deutschen Presse, Landesverband Württemberg, ver­anstaltete Pressefest 1939, von dem man heute schon mit Fug und Recht behaupten darf, daß es das gesellschaftliche und künstlerische Ereignis des diesjährigen Veranstaltungswinters sein wird. Die Räumlichkeiten des Stadtgartens werden den äußeren Rah­men der repräsentativen Veranstaltung bilden. In sämtlichen festlich geschmückten und zum Teil mit witzigen Zeichnungen nnd Karikaturen unserer schwäbische« Pressezeichner ausgestalteteu Räumen wird sich ein künstlerisch auf höchster Stufe stehendes Programm entwickeln. Eine Reihe von hervorragenden Film­größen hat ihr Erscheinen zugesagt, ferner werden beliebte Büh­nenkünstler der Württ. Staatstheater an diesem Abend auf dem Gebiete der Oper, der Operette und des Balletts einen künstleri­schen Wettstreit ausfechten mit ihren Berufskameraden von de« Stadttheatern Ulm und Heilbronv. Auch Männer der Presse werden mit Leistungen auf ihrem ureigensten Gebiet an die ihnen nicht ganzungewohnte" Öffentlichkeit treten.

Reutlingen, 13. Lan. (Mutscheltag ".) Reutlingen ist nicht nur die Stadt der Färber und der Gerber, sondern auch die Stadt der Bäcker. Davon zeugen die verschiedenen, auch auswärts bekannten Neutlinger Spezialitäten. Eine davon ist die Mutschel, ein mürbes weißes Brot, das mit seinen acht Zinken, dem Kranz und den Runenornamenten dis aufgehende Sonne versinnbildlicht. Diese Mutschel wird nur einmal im Lahr, am Mutscheltag gebacken, der jeweils am Donnerstag nach dem Erscheinungsfest bei Würfelspiel und Wein in fröhlicher Ausgelassenheit gefeiert wird. Auch Heuer waren wieder alle Wirtschaften und Kaffees gut be­sucht. Auch Carl Struve vom Reichssender Stuttgart weilte in Reutlingen, um für den Tonbericht der Woche am Sams­tag eine lebendige Darstellung dieses uralten und urwüch­sigen Reutlinger Brauches zu erhalten. Rund 40 000 Mut- lcheln sind in diesem Lahr von den Neutlinger Bäckern ge­backen worden. Der Versand nach auswärts bat eine weitere Steigerung erfahren.

Aalen, 13. Jan. (Fasching.) Ln einer Sitzung der Ver­kehrsvereins Aalen unter Vorsitz von Bürgermeister Dr. Schübel wurde beschlossen, auch Heuer wieder einen Volks­fasching mit großem Umzug abzuhalten. Sofort wurden über 30 Festwagen und Fußgruppen gemeldet.

Aus dem Gerichtssi al

lleble Vergeltung der Gastfreundschaft

Stuttgart, 13. Jan. Das Stuttgarter Schöffengericht verur­teilte den 21jqhrigen Willy Hartwig in Stuttgart-Wangen, ge­bürtig aus Oslo und norwegischer Staatsangehöriger, wegen einfachen und schweren Diebstahls zu zwei Jahren Gefängnis. Der Angeklagte, der wegen schweren Diebstahls und Betrugs schon vorbestraft ist, stahl dem Vater eines Freundes in Stutt­gart-Wangen teils während er die Gastfreundschaft des Hauses genoß, teils durch Einsteigen in die Wohnung über die Kücken- veranda oder durch das Abortfenster in fünf Fällen insgesamt 875 Mark. Das Geld verjubelte er in Gesellschaft junger Bur­schen in Nachtlokalen. Nachdem er am 11. November in Wangen einen 23jährigen jungen Mann zu einem Nachtbummel nach Stuttgart eingeladen und mit ihm Tanzdielen und andere Sekt­gelegenheiten besucht hatte, fuhr er mit ihm an andern Mor­gen nach Hamburg, wo St. Pauli und die Reeperbahn besucht und Damen zum Mithalten eingeladen wurden. Als die beiden nach zwei Tagen wieder in Stuttgart eintrafen, hatten sie von 450 Mark Diebcsgeld gerade noch 2 Mark übrig. Acht Tage später war ein 20jähriger Bursche der Genosse Hartwigs beim Verpulvern der Diebesbeute. Die beiden machten in Stuttgart eine Zeche von über 50 Mark und übernachteten dann noch großartig in einem Hotel. Während Hartwig eine Gefängnis­strafe von zwei Jahren erhielt, wurden die beiden jungen Män­ner von der Anklage der Hehlerei freigesprochen. Beide versi­cherten, von dem unredlichen Erwerb des Geldes nichts gewußt, sondern der Erklärung Hartwigs geglaubt zu haben, daß er von seinem Großvater in Oslo einiges geerbt habe. Die» könnt» ihnen nicht widerlegt werden.