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Ragolder Tagblatt »Der Gesellschafter* *

Freitag, de» 29 Dezember 19»

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GeNndelles Weltbild

Geschnhtlicher Sin« und Bedeutung des Jahres 183S

I.

Mit festem Glauben und unerschütterlicher Kraft trat ANser Volk den Weg ins Jahr 1939 an. Nach Lösung der österreichischen und der sudetendeutschen Frage regten sich bereits wieder der Neid und die Mißgunst der alten Feinde Deutschlands in der Welt. Das Klingen der Aexte und Spaten und das Dröhnen der Bstonmaschinen am Weft - wall, der zu Beginn des Jahres 1939 seine Vollendung Lurch den Ausbau der Linien in den Räumen von Saar­brücken und Aachen fand, gaben nicht nur dem deutschen Volke, sondern der ganzen Welt Kunde von dem unerschüt­terlichen Willen des Führers, sein Werk des Neuaufbaues eines freien und lebensfähigen deutschen Volksreiches von niemandem bedrohen zu lassen.

Der Schritt zum Frieden im Osten

Noch nie im Verlaufe der Geschichte war ein so gewal­tiges und umwälzendes Werk wie der Wiederaufbau des nach innen und außen zerfallenen Deutschen Reiches so sorgfältig und verantwortungsbewußt nach außen hin mit allen nur erdenkbaren Friedenssicherungen geschützt worden, wie dies Adolf Hitler seit dem Jahre 1933 getan hat. Selbst mit den Urhebern des Versailler Schanddiktats, mit England und Frankreich, kam es durch die Initiative des Führers zu Vereinbarungen, die der Erhaltung und Siche­rung des Friedens dienten. Nichtangriffs- und Freund- jchaftspnkte mit einer Anzahl europäischer Staaten ergänz­ten dieses Werk.

2m Zeichen dieser Arbeit am Schutz der Reichsintereffen und an der Sicherung des Friedens stand gleich zu Jahres­beginn ein Ereignis, das der Ausgangspunkt für die wei­tere Entwicklung der gesamteuropäischen Politik im Jahre 1939 werden sollte. Am 5. Januar empfingder Füh­rerde »polnischen Außenmini st erBeck und bei dieser Gelegenheit machte er ihm das großzügige einmalige Angebot einer Lösung jener Probleme, die einer Befriedung an der deutschen Ostgrenze noch im Wege standen: Heimkehr Danzigs ins Reich, exterritoriale Auto- und Eisenbahnver­bindung durch den Korridor, ähnliche Verbindung Polens auf Danziger Gebiet, endgültige Anerkennung und. Garan­tie der Grenzen, also Verzicht auf die Rückgliederung der übrigen abgetrennten Gebiete im Osten! Dieses in der Ge­schichte wohl einzig dastehende Angebot wurde von Polen nicht nur nicht angenommen, sondern mit immer stärker und frecher werdenden Provokationen beantwortet. In Warschau gewann eine größenwahnsinnige Militärclique einen wachsenden Einfluß auf die Außenpolitik.

Wiederherstellung der geschichtlichen Sendung Böhmens

und Mährens

Zur gleichen Zeit wie im Osten zeigten sich aber auch an der Südostgrenze des Reiches Zeichen einer beunruhigen­den, ja gefährlichen Entwicklung. Die nach dem Abkommen von München und nach der Heimkehr des Sudetenlandes gemachten Versuche zu einer friedlichen und freundschaft­lichen Zusammenarbeit mit der von der Benesch-Clique be­freiten Tschechoslowakei wurden immer aussichtsloser. Agen­ten und Hetzer störten die ruhige innere Entwicklung dieses Staates und versuchten zudem wieder, eine neue Front­stellung gegen das Deutsche Reich herbeizuführen. Der Ne­gierung in Prag fehlte es an Kraft und an gutem Willen, um diesem Treiben Einhalt zu gebieten, und so kam es zu Zerfalls- und Auflösungserscheinungen, die die ganze Hohl­heit dieses künstlichen Staatsgebildes offenkundig werden ließen. Die Slowaken und die Ukrainer versuchten, sich von der ihnen aufgezwungenen Herrschaft Prags zu befreien, und die tschechischen Machthaber wußten dieser naturgesetz­lichen Entwicklung nicht anders als durch neue brutale Ge­waltakte gegen Deutsche, Slowaken und Ukrainer zu be­gegnen. Damit hatten die Tschechen endgültig ihre Un­fähigkeit zur Staatsbildung und Staatsführung bewiesen und als sich am 14. März die Slowakei selbständig erklärte, war das Ende des Staates nach nur löjährigem Bestehen nicht mehr aufzuhalten. Staatspräsident Hacha fuhr nach

Berlin zum Führer und legte das Schicksal des tschechischen ^ Volkes in besten Hände. Die Errichtung des Protekto - ratsBöhmen und Mähren im Rahmen des Eroß- ! deutschen Reiches, die Schaffung des selbständigen slowaki- ; lchen Staates unter dem Schutze Deutschlands, sowie die > militärische Besetzung der Karpatho-Ukraine durch Ungarn i und damit die Wiederherstellung der Nordgrenze des alten , Stephans-Reiches bildete den Abschluß dieses wuchtigen s Aktes im erregenden Schauspiel der Neugestaltung Europas.

! Die Heimkehr des Memellandes

: So war das Gesetz des Ewigen Reiches der Deutschen wie-

: der zum Durchbruch gekommen. Es bestimmte den in Fluß ' gekommenen Gestaltwandel Europas und es führte dazu,

! daß die Probleme, die gelöst und als Gefahrenherde be- ! seitigt werden mußten, fast von selbst ihre Lösung fanden.

! So stark war die außenpolitische Dynamik des Deutschen ! Reiches, die dem Weltgeschehen des Jahres 1939 das Ee- ! präge gab. bereits geworden! Ein Beispiel hierfür ist dis ^ Rückkehr des Memellandes: Wenige Tage nach der Errich- l tung des Protektorats, in der Nacht vom 21. zum 22. März,

. teilte die litauische Regierung mit, daß sie beschlossen habe,

. das Memelgebiet an das Deutsche Reich zurückzugeben. And ! als der Führer am 23. März an Bord des vor Meine! lie- i genden PanzerschiffesDeutschland" das Gesetz über die ! Wied< .reinigung des Memellandes mit dem Deutschen I Reich erließ, wurde damit wieder eine der unerträglichen i und folgenschweren Vergewaltigungen des Versailler Dik- s tats friedlich und zum Wohle aller Beteiligten liquidiert.

s England treibt zum K- ' g

! Diesem Gesetz zur Wiederherstellung vernünftiger und l gesunder Verhältnisse in Europa suchten sich nun mit ver- ^ stärkter Macht die plutokratischen Mächte in England ent- s gegenzustemmen. Noch hoffte man in London, dem gewal- s tigen europäischen Umwandlungsprozeß Einhalt gebieten s zu können, wobei man wieder auf die alte skrupellose Me- ! thode der britischen Politik, andere für Englands Jnter- i essen kämpfen und sterben zu lassen, baute. Schon zu Beginn ' des Jahres zeigten sich Ansätze zu einer Wiederholung der j aus der Zeit vor dem Weltkriege bekannten Einkrei- : sungspolitik und im Laufe des Monats März wurde ! es ganz deutlich, daß die englische Diplomatie am Werke ! war, einen neuen Einkrestungsring um Deutschland zu ' legen. In seiner Rede in Wilhelmshaven am 1. April er- j teilte der Führer den Kriegshetzern und Einkreisungspoli- ! tikern eine deutliche und energische Warnung; aber in Lon- s don wollte man nicht mehr darauf hören. In der polnischen s Regierung hatte man bereits den ersten willfährigen Knecht ! der englischen Politik gefunden und so konnte Chamberlain s bereits am 31. März im Unterhaus eine zunächst einseitige ; Beistandserklärung für Polen und Rumä- ! nien abgeben, die dann am 6. April anläßlich des Lon- ! doner Aufenthalts des polnischen Außenministers durch s einen zweiseitigen Beistandspakt zwischen England und ! Polen abgelöst wurde. Damit nahm das Verhängnis seinen ^ Lauf; denn mit diesem Pakt gab England Polen einen i Freibrief in die Hand, der es ermächtigte, ohne Skrupel ! und Hemmungen zum Kriege zu treiben und dabei der lln- - terstützung und Rückendeckung Englands sicher zu sein. Eine s frevlerischere Intrige gegen den Frieden war wohl noch nie ! eingefädelt worden!

s Nach den dramatischen Ereignissen der letzten Märztage hatte Reichsaußenminister von Ribbentrop am 21. März Polen noch einmal an das vom Führer gemachte Angebot erinnert und den polnischen Außenminister zu einer Be­sprechung nach Berlin eingeladen; die Antwort war die am 26. März überreichte Ablehnung des deutschen Angebotes und die demonstrative Reise Becks nach London statt nach Berlin. Nach diesen Ereignissen konnte es nur eine Ant­wort geben und die gab der Führer in seiner großen Reichs­tags-Rede am 28. April, in der er feststellte, daß die eng­lische Regierungeinen Krieg Englands gegen Deutschland nicht mehr als eine Unmöglichkeit sondern im Gegenteil als ein Hauptproblem der englischen Außenpolitik auffaßt" und in der er weiter angesichts der neuen Sachlage aus dem englisch-polnischen Beistandspakt die einzig mögliche Schluß­folgerung zog. daß dadurch das deutsch-englische Flotten­

abkommen und der deutsch-polnische Freundschastsverlrag außer Kraft gesetzt und gegenstandslos geworden seien.

! Die Schicksalsfrage Europas

s Damit war zunächst eine klare politische Sachlage ge- ! schaffen, die den von London und Warschau eingelegtere« j Aktionen Rechnung trug. Offen blieb zunächst nur die ? Frage: Wird dieser Schicksalskampf nach dem immer wieder bekundeten Willen des Führers weiter zur Neugestaltung j auf friedlichem Wege führen oder muß der große Wasfen- ; gang angetreten werden?

Noch erlebte Europa einen friedlichen Sommer. Aber die englische Diplomatie ruhte auch in dieser Zeit nicht. Am 13. April wurde die einseitige englische Garantie- ? erklärung auch auf Griechenland erstreckt und ! gleichzeitig wurden Verhandlungen mit der Türkei auf- s genominen, die am 12. Mai zu einer englisch-türki- j schenGarantieerklärung und später zum Abschluß ! eines englisch-französisch-türkischen Beistandspaktes führten. ! Zweck dieser englischen Aktionen war. auch die politische i Schütterzone des Mittelmeerraumes in die wachsende euro- ! päifche Krisr einzubeziehen und damit den geplanten Ein- - kreisungsring auch um den zweiten Partner der Achse Ber- ! lin-Rom zu legen Die Unterzeichnung des deutsch- i italienischenFreundschafts-undVllndnis- ! paktes am 22. Mai nahm allerdings den Kriegstreibern ! die letzte Hoffnung auf eine Spaltung der Achse. So arbei- ! tete England mit Hochdruck auf einen Präventivkrieg hin,

; während Deutschland unbeirrt durch dieses Treiben, aber s stets auf sorgsamster Wacht seiner friedlichen inneren Auf- ; bauarbeit nachging. Auch nach außen hin verfolgte es diese s Friedenspolitik weiter, die zunächst zum großzügigen deutsch- i rumänischen Wirtschaftsabkommen und am 7 Juni zum Äb- ! schluß von Nichtangriffspakten mit Dänemark, Estland und ^ Lettland führte.

! Die Verständigung mit Sowjetrußland

^ Der Angelpunkt der ganzen englischen Einkreisungspolitik § war mittlerweile Moskau geworden. Die großkapitalisti- s schen, plutokratischen Beherrscher Englands buhlten monate­lang um die Gunst und Mithilfe des antikapitalistischen Rußland beim beabsichtigten lleberfall auf Deutschland. Die ganze Schwäche und politische Würdelosigkeit des einst so stolzen England zeigte sich in den erniedrigenden vierzehn vergeblichen Bettelgängen, die der englische Abgesandte Strang während eines siebenwöchigen Aufenthaltes in den Kreml machte. Und als er trotz alledem nichts ausrichtete, ! schickte man noch eine Militärmission nach Moskau, die aber ? keine bessere Aufnahme fand und auch keine würdevollere ; Haltung einnahm. Als am 19. August die Nachricht vom ! Abschluß eines deutsch-russischen Handels- und Kreditabkom- ! mens veröffentlicht wurde, wollte man in London die Be- , deutung einer einzigartigen Niederlage noch immer nicht er­kennen. Die alle Welt überraschende erste Reise des Reichs- ! außenministers nach Moskau und die nach wenigen Stun- ! den einer aufrichtigen Aussprache erfolgte Unterzeichnung ! eines deutsch-russischen Nichtangriffs- und Konsultativpaktes ließen dann aber in der ganzen Welt erkennen, daß Eng- ! lands Einkrcisungspolitik an der entscheidenden Stelle ge-

> scheitert war.

! Außenpolitische Daten LS3S

Januar

Deutschland:

5. Der polnische Außenminister Beck auf dem Obersalzberg.

7. Reichswirtschaftsminister Funk in Rom.

! 18. Deutsch-türkisches Kulturabkommen.

, l6. bis 18. Ungarischer Außenminister Graf Csaky in Berlin.

l8. Mitteilung an England über den Ausbau der Kriegsmarine. ! 21. Tschechoslowakischer Außenminister Chvalkowsky in Berlin.

! 24. Deutsch-spanisches Kulturabkommen.

> 25. bis 27. von Ribbentrop in Warschau.

! 30. Der Führer vor. dem Eroßdeutschen Reichstag.

! Ausland:

i 1. bis 6. Reise des Ministerpräsidenten Daladler nach Korsika, Algier u. Tunis. l2talienfeindliche Kundgebungen in Tunis.)

uakicsLir-kcctiiSLcrwrr ouncn vLkrcLL c>L«/ek nLisrcir (48. Fortsetzung.)

Verrücktheit!" knurrte der Vorsitzende.Können Sie sich ^ vorstellen, daß ein Mensch seinen Bruder anzeigt, wenn er eine Ahnung hat, wo der Täter zu suchen ist? Das wäre das Ungeheuerlichste, was mir in meiner Praxis ocrgekom- men wäre Der Vater des Ermordeten sucht meines Erach­tens lediglich seinem Rachegefühl gegen den Mörder Genüge zu tun. er will das Verbrechen gesühnt haben Lediglich das. Mag er seinen Stiefbrüdern wegen der Verkaufs­geschichte seinerzeit gram sein, das würde meines Erachtens bestimmt keine Veranlassung sein, sich so ich finde keinen Ausdruck für ein solches Benehmen "

Sie haben recht, Herr Vorsitzender. Der Kommerzienrat ist sicher ein anständiger Mensch."

Bestimmt sprach er es aus

Staatsanwalt Dr. Wallung trat zu den beiden.

Sehr eifrig in der Debatte, meine Herren?"

Das wird Sie kaum wundern. Herr Staatsanwalt. Ich staune über Ihre Sicherheit. Der Fall ist meines Erachtens doch so geartet, daß er einem ernsten Juristen wirklich un­ruhige Stunden machen kann "

Der Vorsitzende sprach sehr ernst. In seinen Worten klang ein abweisender Untertan mit.

Der Staatsanwalt setzte sich und stemmte beide Ellenbogen auf den Tisch.

Herr Vorsitzender, darin kann ich Ihnen nicht verpflich­ten. Dieser Fall ist ein so klarer, wie er mir in memer ganzen Praxis noch nicht vorgekommen ist Zweifeln Sie an der Schuld? Schließlich sind wir doch Juristen und soll­ten froh sein, wenn uns ein so lückenloser Beweis zur Ent­lastung unseres juristischen Gewissens zur Verfügung steht " Und das Menschliche? Tscha, Herr Vorsitzender, etwas Robustheit muß uns schon zur Seite stehen, wenn wir unse­ren Weg unbeschwert gehen wollen."

Der Vorsitzende lächelte ernst, und ein bitterer Ton lag in seinen Worten:

Das ist eben der Unterschied in unseren Anschauungen. Herr Staatsanwalt. Sie haben ein juristisches Gewissen, rvir kämpfen um das Menschliche."

Der Staatsanwalt verbeugt« sich leicht.

Dann werden Sie es sehr lchwer in Ihrem Amte ge­habt haben und noch haben."

Das ist wahr, Herr Staatsanwalt, bitterschwer. Ein Richter darf es schließlich auch nicht anders erwarten."

Herr Elchler-Hochheim stand mn dem Iustizrat Leverkom, dem Verteidiger der Brüder, zusammen.

Er hörte der erregten Auseinandersetzung, die von vielen Gesten begleitet war, ohne zu unterbrechen, zu.

So sind Ihre Hoffnungen recht mäßige. Herr Iustizrat?"

Leider, leider, Herr Eschler. Sie machen es einem aber wirklich zu schwer, die Iungens! Was glauben Sie, wie mich Klaus Michael angefahren hat. als ich ihm sagte, er sollte erklären, daß er gewußt habe, daß Ihr Fräulein Nichte tatsächlich eine so enorm reiche Erbin ist. Angebrüllt hätte er mich am liebsten. Er hat es sich dann schließlich verbeten. Ueberhauvt hat er mir untersagt, zu versuchen, ihm durch irgendwelche juristische Kniffe helfen zu wollen. Auskünfte gibt er nach wie vor kaum und ja, er hält sich völlig un­schuldig und das genügt ihm."

Eschler-Hochheim schüttelte den Kopf.

Sie müssen es aber doch versuchen!"

Was?"

Ihn überrumpeln Ich bin überzeugt, daß er. wenn der Vorsitzende die Frage an ihn richtet, vielleicht doch ja sagt. Es muß versucht werden."

Gut. Ich tu's. Aber Erfolg? Ich verspreche mir nichts Gar nichts."

Könnte ich Klaus Michael noch einmal sprechen?"

Ganz unmöglich, völlig ausgeschlossen."

Versuchen Sie es mit Werner Michael, daß er auf Klaus einwirkt. Stellen Sie den Brüdern doch vor. daß es sich nicht nur um sie selber, sondern auch um das Lebensglück meiner Nichte handelt."

Es wird nichts nützen. Ueberhaupt, seitdem Klaus Michael die Tatsache, daß Ihre Nichte so enorm reich ist, weiß, ist er gänzlich verändert. Schroffer und härter. Einen Tag wurde er geradezu heftig."

Der Industrielle sann und suchte nach einem helfenden, rettenden Gedanken. Hanna, sein geliebtes Töchterchen. stand vor seinem geistigen Auge, und er empfand das un­geheure Weh mit, das sie trug.

Wir müssen einen Freispruch durchbringen, Herr Justiz­rat, wir müssen, denn sie sind unschuldig."

Ich glaube an die Schuldlosigkeit der Brüder, aber an den Freispruch ? Die Geschworenen machen es aus und Staatsanwalt Dr. Wälfung wird ihnen die Köpfe heiß machen."

Staatsanwalt Wälfung?"

Ja, Herr Eschler, der Mann, den wir am meisten z« fürchten haben. Er haßt die Brüder, denn er war zwei Wochen der Verlobte von Frau Maya von Syrtinghall. Sie kennen die schöne Frau nicht? Zur Erklärung: Frau von Syrtinghall hat nach oierzehntägiger Brautschäft die Ver­lobung gelöst, denn sie liebt Werner Michael."

Aha so enträtselt sich der Fall."

Ja. Uebrigens unterhält Werner Michael seit der Ent- lobung keinerlei Beziehung zu der schönen Frau."

Der Industrielle schüttelte den Kopf.

Wie das Leben spielt Haß, immer wieder regiere« Haß und Liebe."

* *

*

Die Verhandlung ging weiter.

Sie brachte zunächst die Vereidigung und Vernehmung des Zeugen Kerpen.

Nachdem die Personalien verlesen und geprüft waren, begann die Vernehmung.

Sie waren Zeuge jenes Austritts auf dem Deutschmeister- Sportklub-Platze?"

Ja."

Wollen Sie uns den Hergang schildern."

Gern! Erich Michael stand mit seinen beiden Klub­freunden, Graf Edward Carnills und Alfred Seyssing zu­sammen und war mit seinen Freunden beschäftigt, die auf dem Platze befindlichen Deutschmeister zu glossieren. Spe­ziell weibliche Mitglieder des Deutschmeister wurden durch­gehechelt. Seine spöttischen Reden ärgerten mich, aber ich fand keinen Grund zum Einschreiten., denn die Spöttereien hielten sich in erlaubten Grenzen. Plötzlich trat Klau« Michael zu mir Ganz plötzlich stand er an meiner Seite. Da deutete Erich Michael auf Fräulein Hanna Eschler. die sich mit stud. Hetzer unterhielt und sagte: Kind, guckt euch die Hanna Eschler an. die Geliebte meines netten Onkels Klaus. Die werde ich mir auch noch kaufen Na ja, es bleibt ja in der Familie "

Die Zuhörer rückten vor Spannung mit den Stühlen.

Und dann

Klaus Michael trat vor und faßte Erich Michael an der Brust. Er sagte zwar erbittert, aber doch völlig ruhig: Ihre unverschämte Aeußerung werden Sie sofort zurücknehmen!! Erich Michael lachte: Ich denke nicht daran. Onkelchen. Da schlug ihn Klaus Michael mit einer Ohrfeige zu Boden."

Ich mache Sie auf Ihren Eid aufmerksam. Besinnen Sie sich genau auf alles, was gesprochen wurde," sagte der Vorsitzende.

Ich weiß es noch wie heute(Fortsetzung folgt.)