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Nr. 296
Montag, äen 18. Dezember 1939
113. Jahrgang
Durch eigene Sprengung vernichtet
Die uruguayische Regierung verweigerte dem „Admiral Graf Spee" weiteren Aufenthalt
DRV. Berlin, 17. Dez. Die zur Wiederherstellung der Seefähigkeit des Panzerschiffes „Admiral Graf Spee" benötigte Zeit wurde von der uruguayischen Regierung verweigert.
Der Führer und Oberste Befehlshaber hat unter diesen Umwänden dem Kapitän zur See Langsdorfs den Befehl gegeben, das Schiff durch Sprengung selbst zu vernichten. Die Durchfüh- ruug dieses Befehls erfolgte außerhalb der uruguayischen Hoheitsgewässer.
„Exeier- bei de» Falklandsinseln
Sn schwer beschädigtem Zustand auf hoher See gesichtet
» Buenos Aires, 17. Dez. Aus Bahia Vlanca in Argentinien verlautet, daß es dem englischen Kreuzer „Exeter" offenbar gelungen ist, einen Teil des eingedrungenen Wassers zu lenzen und mit der Flut wieder freizukommen. Er sei in schwerbeschädigtem Zustand und mit Navigationsschwierigkeiten kämpfend auf hoher See gesichtet worden. Obwohl bereits Betten für 200 Schwerverletzte bereitgestellt waren, sei der englische Kreuzer derart mitgenommen, daß er ein Anlaufen in einem argentinischen Hafen anscheinend vermeiden wolle und es oorziehe zu de» Falklandsinseln zu fahren. . '
So Kümpfen deutsche Seeleute!
Die dreimonatige Kreuzfahrt des „Admiral Graf Spee".
Der Kommandant schildert die Zusammenarbeit gegen einen mehrfach überlegenen Feind
Montevideo, 17. Dez.
Ein deutscher Pressevertreter weilte längere Zeit an Bord des Panzerschiffes „Admiral Gras Spee", wo ihm der Kommandant, Kapitän zur See Langsdorfs, im Kreise seiner engsten Mitarbeiter über die nun schon mehr als ein Vierteljahr dauernde Kreuzfahrt des Panzerschiffes und über das Seegefecht nähere Angaben machte. Wie die tausendköpfige Menge am Kai, so kann man auch an Bord selbst wenig Merkmale erkennen, die darauf schließen lasten, daß das Panzerschiff soeben ein schweres Gefecht bestanden hat.
Lieber ein Vierteljahr war das Schiff unterwegs, mehr als drei Monate von aller Welt abgeschlossen, über 100 Tage, Tag und Nacht, jede Sekunde alarmbereit, jede Sekunde einsatzbereit, gegen einen überlegenen Gegner anrennen zu müssen. Drei Monate lang hat „Admiral Graf Spee" die englische Schiffahrt mehrerer Weltmeere beunruhigt. Die ganze Zeit über hetzte unablässig ein Rudel englischer Schiffe hinter dem Panzerschiff her. Solche Leistung deutscher Einheiten auf den Weltmeeren ist nie hoch genug einzuschätzen, da sie vollkommen von jeder Heimatbasis abgeschnitten sind und in der Welt kein einziger Stützpunkt vorhanden ist. Keine Werft, keine Reparaturwerkstätte, kein Hafen, und wenn er auch nur einer seelischen Entspannung der Besatzung dienen würde! Und diese Besatzung hat nunmehr noch nach monatc- langem Kampf und ebenso langer Alarmbereitschaft am La Plata einen mehrfach überlegenen englischen Gegner zurechtgewiesen!
Die Engländer haben ja ein leichtes Spiel mit ihrer Ricsen- fkotte, ihren zahlreichen zusammengeraubten Stützpunkten, wie in Südamerika zum Beispiel die Malvinen, mit ihrem regelmäßigen Anlaufen von neutralen Häfen zur Ergänzung der Lebensmittel und zur Entspannung ihrer Schiffsbesatzungen. Demgegenüber „Admiral Graf Spee": Heber drei Monate in mehreren Weltmeeren ohne Ruhe, ohne Pause mit dem Wechsel des Klimas von der Antarktis bis zu den tropischen Zonen. In dieser Kreuzfahrt ohne Unterbrechung, ohne Ausspannung, hat „Admiral Graf Spee" die Weltkriegstradition der heldenhaften „Emden" fortgesetzt. Die englische Flotie wurde überall geschädigt, was die zahlreichen Versenkungen beweisen. Die englischen Angaben bestätigen selbst, daß der versenkte Schiffsraum über 50 000 Tonnen beträgt. Allein damit wäre der Weltkriegserfolg der „Emden" fast erreicht. Die Zahl der versenkten Handelsdampfer erhöht sich auf neun. Die Kapi- ftäne dieser versenkten Schiffe sind gerade ausgeschifft worden.
6 Schisfskapitäne, 9 Chefingenieure, 25 Offiziere und 21 Matrosen, die sich als britische Untertanen als Gefangene an Bord des „Admiral Graf Spee" befanden, wurden dem britischen Konsul in Montevideo übergeben.
Der Einsatz des „Admiral Graf Spee" erreichte seinen Höhepunkt in der Mündung des La Plata, einer wahren Hochburg der Herrschaft der Engländer! Hier allein belief sich der versenkte englische Schiffsraum auf mehr als 10 000 Tonnen. Diese Zahl ist der schönste Beweis dafür, wie stark Deutschland in Englands eigenes Herrschaftsgebiet durchbrach. Es folgte der Kampf gegen drei englische Kreuzer, der mit der Außergefechtsetzung des englischen schweren Kreuzers „Exeier" endete und die Einfahrt des deutschen Panzerschiffes in Montevideo brachte. Die Feuerprobe war für Schiff und Besatzung hart, da sie nach mehr als vierteljährigem Kampf ! und Abgeschnittenseins von der Heimat bestanden wurde. Trotz- > dem wurde sie heldenhaft bestanden. Ohne Zahl sind die Bei- j hnele des persönlichen Einsatzes jedes Mannes der Besatzung j und der wunderbaren Zusammenarbeit gegen den mehrfach überlegenen Engländer. Der Kommandant, Kapitän zur See ' Langsdorfs, stand persönlich während des Gefechtes frei auf i dem Vormarsstand, auf dem höchsten Punkt des Eefechtsturmes, wobei er einmal von einem Granatsplitter leicht am Kopf und
einmal leicht an der Schulter getroffen wurde. Durch einen gewaltigen Einschlag wurde er zu Boden geworfen. Er lasst« sich wieder auf und leitete de« Kampf zu Ende.
Nie vergessen wird in der deutschen Geschichte das Beispiel des Leutnants zur See Eriegat. eines der 36 Gefallenen, werden. Beide Beine waren ihm abgeschosten. da fragte er, wie es um das Gefecht stünde. Glücklich strahlte sein Gesicht auf, als ihm milgeteilt wurde, daß der „Exeter" außer Gefecht gesetzt sei. Auf dem Eefechtsoerbandsplatz lehnte er Hilfe ab mit der Bemerkung: „Erst die anderen, dann ich; denn bei mir hat's doch keinen Zweck mehr". Leutnant zur See Eriegat ist eine Stunde später verschieden.
So ließen sich noch zahlreiche weitere Fälle deutschen Heldentums anführen. Schwerverwundete ließen sich nicht vom. Gefechtsplatz tragen. Der verletzte Bordflieger, den Kameraden fortbringen wollten, rief ihnen zu: „Laßt mich liegen! Schießt weiter!" Zahlreiche Leichtverletzte „meldeten sich überhaupt erst am nächsten Tage mit ihren Verwundungen. In der Zwischenzeit harrten sie im Dienste aus.
36 Tote, SV Verletzte
Berlin, 17. Dez. Nach den beim Oberkommando der Wehrmacht «ingetroffenen Meldungen find bei dem Seegefecht im Südatlantik 36 tapfere Besatzungsmitglieder des Panzerschiffes „Admiral Graf Spee" den Heldentod gestorben. Die Zahl der Schwerverletzten beträgt sechs, die der Leichtverletzten 53. Die Angehörigen der Gefallenen und der Schwerverletzten sind bereits benachrichtigt worden.
*
Geldspenden und LiebesgaLensendungen für die tapferen Matrosen
Buenos Aires, 17. Dez. Die deutsche Kolonie in Buenos Aires hat in stolzer Begeisterung und tiefer Dankbarkeit für die Matrosen des stolzen Panzerschiffes „Admiral Graf Spee" bis jetzt über 30 000 argentinische Pesos gesammelt. Tausende von Zeitungen, Zeitschriften und Bücher und sonstige Liebesgaben sind nach Montevideo abgegangen. Hunderte von Volksgenosten haben es sich nicht nehmen lasten, am Begräbnis der tapferen deutschen Seeleute teilzunehmsn oder auch lediglich nach der -uruguayischen Hauptstadt zu fahren, um ourch ihre Anwesenheit ihre Verbundenheit mit der Heimat und ihren tapferen Söhnen auszudrücken. Das Deutschtum am La Plata und in ganz Südamerika blickt in diesen Tagen voller Stolz auf die tapferen Matrosen der neuen deutschen Kriegsmarine.
Schwere Verluste auf dem britischen Kreuzer „Exeter"
18V Verletzte, darunter über 15V Schwerverletzte
Die Verwundeten müssen an Bord bleiben, damit die Welt
das zusammengeschossene englische Kriegsschiff nicht zu sehen bekommt
DNB. Buenos Aires, 17. Dez. Vier britische Aerzte und zehn Krankenschwestern verließen Buenos Aires über Montevideo. um sich nach den Malvinen (Falkland-Znseln) zu begeben. Diese Sanitätskolonne, die zehn Liter Blut für Transfusionen, ferner Medikamente und sieben Sanitätsautos mit sich führt, wird auf der englischen Station Puerto Stanley dringend gebraucht, um die Schwerverletzten auf dem englischen
Kreuzer „Exeter" zu pflege«. Ferner hat die britische Botschaft 18V Bette« und Matratzen für das Marinehospital auf den Malvinen gekauft und verschifft. Die britische Brutalität gegenüber den eigenen Leuten aus Prestigegründen ist ungeheuerlich. Ueber 15V Schwerverletzte wüsten auf dem langsam fahrenden Kreuzer, der schwere Schlagseite hat, die mühsame Seereise aushalt««» lediglich um zu vermeide«, daß die Bevölkerung irgendeine» argentinischen Hafens das jämmerlich zusammengeschostene Schiff sehen könnte. Das unmenschliche Verhalten dürfte die Zahl der Todesopfer an Bord der „Exeter" unnötig erhöhen.
Wehrmachlsbericht vom Samstag
Berlin, 18. Dez. Das Oberkommando -er Wehrmacht gibt bekannt:
Keine besonderen Ereignisse.
Heeresbericht vom Sonntag
Britische Luftangriffe auf Norderney und Sylt erneut gescheitert. — Deutsche Aufklärungsflieger über der Nordsee.
Berlin. 17. Dez. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
An der Westfront keine nennenswerten Kampfhandlungen. ^
Die Luftwaffe führte Aufklärungsflüge über den Nordseegebieten durch.
Versuche britischer Bombenflugzeuge, in der Nacht vom 18./17. 12. die Inseln Norderney und Sylt au- zugreifen» scheiterten. Eine Anzahl Bomben sielen in die See.
Erfolgreiche Stoßtruppunlernehmen im Mosel-Gebiet
Eingebrachte Gefangene ermöglichten wichtige Aufschlüsse über den Feind.
Berlin, 17. Dez. Am Samstag stieß ein Stoßtrupp im Grenzgebiet ostwärts der Mosel südwestlich Mandern vor und geriet in ein zeitweise recht heftiges Gefecht mit der Besatzung von sechs feindlichen Unterständen. Bei diesem Unternehmen, in das auch die Artillerie eingriff» wurden dem Gegner erhebliche Verluste zugefügt, während die eigenen Verluste gering waren. Zwei Mann des Stoß, trupps werden vermißt. Die erngebrachten Gefangene» ermöglichten wichtige Aufschlüsse über die Feindlage.
Englische Flugzeuge über der Deutschen Bucht
.Einflug in größter Höhe. — Keinerlei Erfolg der Briten.
Berlin, 17. Dez. Samstagnacht, in der Zeit von 2V bis 2 Uhr, flogen einige englische Kampfflugzeuge in die Deutsche Bucht in größter Höhe ein. Ein Flugzeug flog in Richtung auf die Insel Norderney und warf weit außerhalb des Wirkungsbereiches der deutschen Abwehr vier Bomben kleinen Kalibers in See, ohne irgend welche« Schaden anzurichte«.
Ueber eine Million Tonnen Zchiffsverluste
Die Bilanz des Seekriegs — Unvermindert schwerste Verluste bei Fahrten nach England
Berlin, 17. Dez. Auf Grund englischer Teilgeständniste und übereinstimmender Berichte in der neutralen Presse find in der zweiten Dezemberwochr (8.—14. Dezember) in den englische« Gewässern wenigstens 32 englische oder nentrale Handelsschiffe mit einer Gesamttonnage von 119 324 Tonnen zu Grunde gegangen. Darunter befinden sich 24 englische Dampfer mit einer Gesamttonnage von 97 771 Tonne» und acht neutrale Schiffe mit zusammea 21 553 Tonne«.
Dazu kommt eine Reihe weiterer Schiffe mit „unbekannten Namen", die entweder Minen zum Opfer sielen oder durch „Zusammenstöße", „Feuer", „Riffe" und „Sandbänke" zerstört wurden.
Ferner wurde in der zweiten Dezemberwoche der Untergang von drei englischen Zerstörern mit einer Gesamttonnage von 4085 Tonnen zugestanden.
Da in der ersten Dezemberwoche der Untergang von wenigstens 121 727 Tonnen (Handelsschiffe) bekannt wurde, betragen die Verluste in beiden Dezemberwochen wenigstens 241051 Tonnen, ohne Einrecknung der Zerstörer. Damit nähert sich die Mindestziffer der seit Kriegsbeginn im Zusammenhang mit der englischen Handelsschiffahrt gesunkenen Dampfer einer Million, zumal in der Zeit vom Kriegsbeginn bis 29. November wie bereits mitgeteilt — der Untergang von mindestens 735 768 Tonnen sicher war.
Einschließlich der von London vor einigen Tagen zugegebenen Verluste der englischen Kriegsflotte in Höhe von 74 045 Tonnen — die wirklichen Verluste sind zweifellos höher —
beläuft sich der verloren gegangene Schiffsraum der englischen Kriegsflotte und der Handslsschiffahrt von und nach englischen -Häfen bis 14. Dezember auf wenigstens 1 050 864 Tonnen.
Zwei englische Tanker mit zusammen 18 880 Tovnen gesunken
London, 17. Dez. Zwei Tankdampfer, die „Atheltemplar" (8939 Tonnen) aus Liverpool und die „Jnoerlane" (9141 Tonnen) aus Dublin, sind in der Nacht auf Samstag in der Nordsee auf Minen gelaufen und gesunken. Die lleberlebenden wurden noch in der Nacht in einem Hafen der Nordostküste England» an Land gebracht.
Die „Jnverlane" ist in Brand geraten, so daß nnr siebe«. Mitglieder der Mannschaft gerettet werden konnten. Das Schiff, ist sehr schnell gesunken. Von der „Atheltemplar" werden zwei Mann vermißt. Die anderen Mitglieder der 40köpfigen Besatzung wurden gerettet. Des weiteren teilt die Admiralität mit, daß der Fischerdampfer „James Ludford", der als Minensucher verwendet wurde, auf eine Mine gelaufen und gesunken ist. Die beiden Offiziere und 15 Matrosen find ums Leben gekommen.
Amsterdam, 17. Dez. Der „Telegraaf" berichtet über neue Schifssnntergänge in der Nacht zum Samstag. So hat der holländische Frachtdampfer „Pennland" die Besatzung des griechischen Dampfers „Eermaine" (5270 Tonnen) im Atlantischen Ozean an Bord genommen. Das Schiff ist gesunken. Die „E:r- maine" hatte SOS.-Zeiche« gesandt, muß aber kurz darauf untergegangen sein.
Die niederländische Presse berichtet ferner, daß der norme-